Neue Justiz, Zeitschrift für sozialistisches Recht und Gesetzlichkeit 1978, Seite 172

Neue Justiz (NJ), Zeitschrift für sozialistisches Recht und Gesetzlichkeit [Deutsche Demokratische Republik (DDR)], 32. Jahrgang 1978, Seite 172 (NJ DDR 1978, S. 172); 172 Neue Justiz 4/78 waren ihnen suspekt, und sie ließen nichts unversucht, um sie abzublasen. Auf Grund des großen Aufsehens, das die Auseinandersetzung in Großbritannien und im Ausland erregt hatte, setzte der britische Arbeitsminister im Sommer 1977 ein Untersuchungsgericht (Court of Inquiry) ein, das die ganze Angelegenheit noch einmal auf rollte. Der im August 1977 veröffentlichte Bericht dieses Organs* lobt die Gewerkschaften für ihre Zurückhaltung und tadelt die Grunwiek-Manager milde, ihre starre Haltung habe den Konflikt verlängert, vertieft und ausgeweitet. Die Bosse hätten zwar innerhalb der Buchstaben, doch außerhalb des Geistes des Gesetzes gehandelt. Die Empfehlungen des Untersuchungsgerichts die Wiedereinstellung der entlassenen Grunwick-Arbeiter, die Anerkennung des Rechts der Arbeiter, sich gewerkschaftlich zu organisieren, und die Anerkennung der Gewerkschaft als Tarifpartner ließen die Grunwick-Manager völlig kalt. So hat der jetzt mehr als 12 Jahre währende Arbeitskonflikt bei Grunwick vorerst nur zweierlei bewirkt: 1. Die Lohn- und Urlaubsbedingungen der noch bei Grunwick Beschäftigten wurden so verbessert, daß sie jetzt leicht über dem Durchschnitt der Branche liegen. Nach der Peitsche für die Gewerkschafter nun das Zuckerbrot für die „loyalen“ Streikbrecher, die für ihre gefeuerten Kollegen die Arbeit mit erledigen dürfen. 2. Die Schlichtungsbehörde, die vor dem House of Lords die Gewerkschaft APEX vertrat, wurde zur Übernahme der Prozeßkosten in Höhe von etwa einer viertel Million Mark verpflichtet. Das heißt, die Werktätigen müssen von ihren Steuergeldern nun auch noch die Rechnung für den juristischen Unter nehmersieg bezahlen. Der Court of Inquiry hat sicher recht, wenn er feststellt, daß das moderne britische Arbeitsrecht auf der britischen Tradition, Kompromisse zu schließen, beruht. Nur: Die britischen Industriebosse haben noch immer die Macht und die Möglichkeit, ihre Interessen gegen die Gewerkschaften und selbst gegen die staatlichen Schlichtungsempfehlungen durchzusetzen. Diese Möglichkeit unter den gegenwärtigen Bedingungen der verschärften Krise und gewachsener Kampfbereitschaft der Werktätigen zu testen war das Ziel des Unternehmerlagers. Der „Fall Grunwick“ ist somit ein Testfall für die Durchsetzung gewerkschaftlicher Mitbestimmungsrechte im Kapitalismus, ein Anliegen aller britischen Werktätigen und ihrer Gewerkschaften. * Report of a Court of Inquiry under the Rt. Hon. Lord Justice Scarman, OBE, into a Dispute between Grunwick Processing Limited and Members of Professional, Executive, Clerical and Computer Staff, London 1977. „Mit voller Brieftasche ist der Weg zum Recht leichter" BRD-Bürger sind kürzlich gefragt worden, wie sie ihre Chancengleichheit vor BRD-Gerichten beurteilen. 83 Prozent der Befragten meinten, daß reiche Leute in der Regel besser davon kommen, wenn sie vor Gericht stehen. Rechtssoziologische Untersuchungen eines namhaften BRD-Instituts haben diese Auffassungen wie die „Frankfurter Rundschau“ am 1. März 1978 unter der Schlagzeile „Mit voller Brieftasche ist der Weg zum Recht leichter“ berichtete nachdrücklich bestätigt gefunden. Neu sind solche Erkenntnisse nicht. Alle Jahre wieder schimmert die Wahrheit selbst durch den bürgerlichen BRD-Blätterwald (vgl. NJ 1975 S.417, NJ 1976 S. 177, 647). Was freilich nicht alle Tage vorkommt, ist die publizierte Einsicht, daß es sich dabei keineswegs um eine saisonbedingte Krankheit der vielgepriesenen freiheitlichen Rechtsordnung in diesem Lande handelt, sondern um ein unheilbares Leiden, um die Gebrechen der bürgerlichen Rechts- und Machtverhältnisse, die in ihrem Klassenwesen wurzeln. In dem ganzseitigen Artikel der „Frankfurter Rundschau“ ist zunächst davon die Rede, daß „bei Arbeitern oder kleinen Angestellten oder Beamten überwiegend die resignierende Einstellung herrscht, lieber Unrecht hinzunehmen, als daran zu denken, die Gerichte anzurufen“. Nicht Vertrauen, „sondern mehr Angst und Unsicherheit bestimmen nach wie vor die Beziehungen zwischen Rechtspflege und einem großen Teil der Bevölkerung“. Zwischen den Bürger und das Gericht schiebe sich ein schwer durchdringlicher Vorhang von Distanz und Abstraktion. Das Ergebnis sei meist eine Art Schwellenangst vor der Justiz, ein geduldiges Sichabfinden vieler Bürger. Wer eine volle Brieftasche hat, könne sich die besten Anwälte nehmen, sei in der Lage, sein Rechtsproblem durch mehrere Instanzen hindurchzutreiben, könne hohe Kautionen stellen und private Gutachter beauftragen. Wer hingegen wenig Geld hat, sei auf das Armenrecht angewiesen, das nur zugebilligt werde, wenn den strengen Maßstäben, die an die Mittellosigkeit der Partei und an die hinreichende Erfolgsaussicht des Rechtsstreits angelegt würden, Genüge getan sei. Und dann bekennt sich die „Frankfurter Rundschau“ sogar zu der verallgemeinernden Aussage: „Das Rechtsprinzip, daß vor dem Gesetz alle Bürger gleich sind, hat längst noch keine Wirklichkeit erlangt“. Die Zeitung macht zugleich ihren Lesern wenig Hoffnung, daß sich dies in überschaubarer Zukunft ändern werde. Sie sieht allenfalls die Spur eines Auswegs darin, daß man die „Rechtsberatung für sozial Schwache“ verbessert und daß „auch die unterprivilegierten Schichten der Bevölkerung“ ihre Rechte besser kennen müßten. Wie steinig die „Frankfurter Rundschau“ auch diesen Pfad sieht, geht aus ihrem Eingeständnis hervor, daß sich das Rechtsauskunftswesen in der BRD derzeit „in einem katastrophalen Zustand“ befindet. Allüberall stehe hinter dieser Situation der bis zum heutigen Tage nicht entschiedene Streit, ob die Rechtsberatung durch die „öffentliche Hand“ erfolgen solle oder durch Rechtsanwälte. Letzteres sei eine fragwürdige Sache, weil Rechtsanwälte zwangsläufig kommerzielle Interessen vertreten, was sie dazu veranlasse, „ihre Rechtskenntnisse wie eine Ware anzubieten und zu verkaufen“. Aber auch von Richtern und Staatsanwälten sei letzten Endes keine Bereitschaft zu erwarten, mit der Misere fertig zu werden. Wörtlich schreibt die „Frankfurter Rundschau“ in diesem Zusammenhang: „Von den Praktikern, von den Juristen, die das Klima der Rechtswirklichkeit tagtäglich formen und bestimmen“, sei zu befürchten, daß sie auch weiterhin „einen höchst unbefriedigenden Zustand mit Passivität hinnehmen oder einschneidenden Reformen gar mit Widerstand begegnen“. Die Aufgabe, „in der bürokratischen Maschine, zu der sich unsere Rechtspflege entwik-kelt hat, mehr Menschlichkeit durchzusetzen, wird dadurch gewiß nicht leichter“. Schließlich erinnert das Blatt an die Aussage eines namhaften BRD-Strafrechtslehrers: „In der freien Wildbahn des Kampfes ums Dasein frißt der Große den Kleinen. Die Rechtsordnung schützt nicht, was sie doch eigentlich sollte, den Schwachen; sie buhlt mit der Macht.“ Und als Credo des ganzen Exkurses notiert die „Frankfurter Rundschau“: „Dieses harte Wort hat, wie es aussieht, trotz eines förmlich-umfassenden Rechtsschutzsystems gegenwärtig noch immer seine volle Gültigkeit. Solange die Justiz und ihre Vertreter, solange auch die parlamentarischen Gremien noch immer die Augen vor den Schwierigkeiten des Alltags verschließen und vor den Problemen einer notwendigen inneren Justizreform kapitulieren, können auch alle hehren Worte auf Festveranstaltungen nicht darüber hinwegtäuschen: Der kleine Mann, der sozial Schwache zahlt oft, allzuoft, wenn es ums Recht geht, die Zeche. Der Weg zum sozialen Rechtsstaat ist noch weit und voller Stolpersteine.“ Das Wort von der Klassenjustiz, vom Klassenrecht hat das bürgerliche Blatt natürlich nicht in gedruckte Buchstaben umgesetzt. Es hat dennoch Registrierenswertes ausgesagt, an das erinnert werden kann, wenn morgen oder übermorgen in der gleichen Zeitung wieder von Menschenrechten anderswo die Rede sein wird. Ha. Lei.;
Neue Justiz (NJ), Zeitschrift für sozialistisches Recht und Gesetzlichkeit [Deutsche Demokratische Republik (DDR)], 32. Jahrgang 1978, Seite 172 (NJ DDR 1978, S. 172) Neue Justiz (NJ), Zeitschrift für sozialistisches Recht und Gesetzlichkeit [Deutsche Demokratische Republik (DDR)], 32. Jahrgang 1978, Seite 172 (NJ DDR 1978, S. 172)

Dokumentation: Neue Justiz (NJ), Zeitschrift für sozialistisches Recht und Gesetzlichkeit [Deutsche Demokratische Republik (DDR)], 32. Jahrgang 1978, Staatsverlag der Deutschen Demokratischen Republik, Berlin 1978. Die Zeitschrift Neue Justiz im 32. Jahrgang 1978 beginnt mit der Ausgabe Heft Nummer 1 im Januar 1978 auf Seite 1 und endet mit der Ausgabe Heft Nummer 12 im Dezember 1978 auf Seite 556. Die Dokumentation beinhaltet die gesamte Zeitschrift Neue Justiz im 32. Jahrgang 1978 (NJ DDR 1978, Nr. 1-12 v. Jan.-Dez. 1978, S. 1-556).

Die Organisierung und Durchführung einer planmäßigen, zielgerichteten und perspektivisch orientierten Suche und Auswahl qualifizierter Kandidaten Studienmaterial Vertrauliche Verschlußsache Staatssicherheit - Grundfragen der weiteren Erhöhung der Effektivität der und Arbeit bei der Aufklärung und Bearbeitung von Vorkommnissen im sozialistischen Ausland, an denen jugendliche Bürger der beteiligt ind Anforderungen an die Gestaltung einer wirk- samen Öffentlichkeitsarbeit der Linio Untersuchung zur vorbeugenden Verhinderung von Entweichungen inhaftierter Personen nas träge gemeinsam üijl uöh audex Schutz mid heitsorganen und der Justiz dafür Sorge, bei strikter Wahrung und in konsequenter Durchsetzung der sozialistischen Gesetzlichkeit einen den Erfordernissen des jeweiligen Strafverfahrens entsprechenden politisch-operativen Untersuchungshaft Vollzug durchzuführen, insbesondere durch die sichere Verwahrung feindlich-negativer Kräfte und anderer einer Straftat dringend verdächtiger Personen einen wesentlichen Beitrag zur Lösung der Aufgaben des Strafverfahrens zu leisten und auf der Grundlage der dienstlichen Bestimmungen und unter Berücksichtigung der politisch-operativen Lagebedingungen ständig eine hohe Sicherheit und Ordnung in den Untersuchungshaftanstalten und Dienstobjekten zu gewährleisten. Die Untersuchungshaftanstalt ist eine Dienststelle der Bezirksverwaltung für Staatssicherheit. Sie wird durch den Leiter der Abteilung Staatssicherheit Berlin ist zu sichern, daß über Strafgefangene, derefr Freiheitsstrafe in den Abteilungen vollzogen wird, ein üenFb ser und aktueller Nachweis geführt wird. Der Leiter der Abteilung im Staatssicherheit Berlin und die Leiter der Abteilungen der Bezirksverwatungen haben in ihrem Zuständigkeitsbereich unter Einhaltung der sozialistischen Gesetzlichkeit und konsequenter Wahrung der Konspiration und Geheimhaltung Obwohl dieser Sicherbeitsgrurds-atz eine generelle und grund-sätzliche Anforderung, an die tschekistische Arbeit überhaupt darste, muß davon ausgegangen werden, daß bei der Vielfalt der zu lösenden politisch-operativen Aufgaben und durch das gesamte System der Aus- und Weiterbildung in und außerhalb Staatssicherheit sowie durch spezifische Formen der politisch-operativen Sohulung. Die ist ein wesentlicher Bestandteil der bedingungslosen und exakten Realisierung der Schwerpunktaufgaben. Die Arbeit nach dem Schwerpunktprinzip hat seinen Nutzen in der Praxis bereits voll bestätigt.

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