Neue Justiz, Zeitschrift für sozialistisches Recht und Gesetzlichkeit 1978, Seite 142

Neue Justiz (NJ), Zeitschrift für sozialistisches Recht und Gesetzlichkeit [Deutsche Demokratische Republik (DDR)], 32. Jahrgang 1978, Seite 142 (NJ DDR 1978, S. 142); 142 Neue Justiz 4/78 Erkennen und Handeln - Zum 160. Geburtstag von Karl Marx - Prof. Dr. habil. GERHARD HANEY, Sektion Staats- und Rechtswissenschaft der Friedrich-Schiller-Universität Jena In seiner vor fast zweieinhalbtausend Jahren entstandenen „Antigone“ beklagt der antike Dichter Sophokles das Unvereinbare und Unverträgliche von Menschlichkeit und Gesellschaftlichkeit, von natürlichem und verordnetem Recht. Die Heldin des Stückes zerbricht in ihrer humanen Haltung an einer übermächtig erscheinenden starren Schieksalhaftigkeit. Marx zitiert diese Trägödie als Kennzeichen für die schon im Altertum deutlich empfundene Scheidung zwischen ökonomischer und sittlicher Ordnung.1 Er analysiert erstmalig in der mehrtausendjährigen geschriebenen Geschichte der Menschheit das Gesetzmäßige, das durchaus Natürliche des gesellschaftlichen Zusammenhanges, deckt die Ursachen für die „Verkehrung und Verwechslung aller menschlichen und natürlichen Qualitäten* auf und kennzeichnet zugleich den einzig möglichen Weg, sie endgültig auszuschließen. „Die Geschichte der Philosophie und die Geschichte der Sozial Wissenschaft zeigen mit aller Deutlichkeit“, sagt Lenin mit dem Blick auf die Marxsche Leistung, „daß der Marxismus nichts enthält, was einem .Sektierertum* im Sinne irgendeiner abgekapselten, verknöcherten Lehre ähnlich wäre, die abseits von der Heerstraße der Entwicklung der Weltzivilisation entstanden ist. Im Gegenteil: Die ganze Genialität Marx’ besteht gerade darin, daß er auf die Fragen Antwort gegeben hat, die das fortgeschrittene Denken der Menschheit bereits gestellt hatte.“3 Vielfältig und wiederholt sind diese Fragen in sozialpolitischen, philosophischen und ökonomischen Schriften aufgeworfen worden. Namen wie Demokrit, Aristoteles, Hobbes, Rousseau, Kant und Hegel sind hier neben vielen anderen zu nennen. In der Wissenschaft wie in der Kunst wurde den Hoffnungen und Sehnsüchten der Menschen nach einer menschlichen Existenz Ausdruck gegeben. Es waren dies Fragen nach dem Ursprung der gesellschaftlichen Einrichtungen, so von Staat, Recht und Religion, Fragen nach Freiheit, Gleichheit und Gerechtigkeit, nach brüderlicher, sinnvoller menschlicher Existenz, nach Humanität und gesellschaftlicher Harmonie, nach den Ursachen des Elends und Unterdrücktseins, nach dem Sinn gesellschaftlicher Verbindung alles Fragen, die zugleich Forderungen nach einem entsprechenden Verhalten der Menschen in sich bargen. Marx gibt diesen Fragen und Forderungen eine streng wissenschaftliche Grundlage, indem er das bis dahin verborgene Geheimnis der gesellschaftlichen Existenz der Menschen entschlüsselt. Dadurch konnte auch der 80 Jahre nach ihm geborene Bertolt Brecht in seiner Nachdichtung der „Antigone“ den ursprünglich in ihr enthaltenen Schicksalsglauben durch die Aktivität menschlichen Handelns gegenüber den herrschenden Verhältnissen ersetzen: „Nach der Vorstellung der Alten ist der Mensch mehr oder weniger blind dem Schicksal ausgeliefert, er hat keine Macht darüber. Diese Vorstellung hat B. B. in seiner Nachdichtung durch die Meinung ersetzt, daß das Schicksal des Menschen der Mensch selber ist.“4 Beim 25jährigen Marx heißt es zielsetzend: „Die Wurzel für den Menschen ist aber der Mensch selbst.“® Arbeiterklasse und Subjektwerdung der Menschheit Der Name Karl Marx wird für immer den geschichtlichen Wendepunkt menschlichen Denkens und Handelns bezeichnen. Sich Marx zuzuwenden, ihn zu lesen, ihn zu begreifen kann deshalb nicht etwa bloß intellektuelles Interesse sein, nicht bloß eine Art feiertäglichen Verehrens, nicht das Bestaunen eines genialen Geistesdenkmals, sondern ist und bleibt notwendige Bedingung für das Selbstverständnis der Menschen und ihrer Handlungen. Ohne die Bewahrung und beständige Aneignung des Marxschen Werkes und dessen praktische Verwirklichung ist dieses Selbstverständnis nicht herstellbar. Das Heute kann ohne das Gestern nicht verstanden werden, wenn man das Morgen gestalten will. Der Weg zur Subjektwerdung der Menschheit kann niemals an Marx vorbeiführen. Er verlangt den Verbund mit der Kraft, in deren objektiver Existenz die Bedingungen für das Erkennen und die Handlungsbefähigung für das gesellschaftliche Vorwärtsschreiten angesiedelt sind: Das war, ist und bleibt die Arbeiterklasse. Diese Verbindung von Theorie und Klasse, von Kopf und Herz der Emanzipation des Menschen®, verleiht dem Marxismus die revolutionäre Qualität. Erkennen und Handeln waren bei Marx stets untrennbar verbunden. Es war ihm zeitlebens programmatische Forderung und gelebte Norm. Seiner Leidenschaft nach Erkenntnis und Tatendrang, die Welt um der Menschen und der Menschlichkeit willen zu verändern, blieb er treu. Wenige Monate vor seinem Tode äußerte er sich voller Genugtuung darüber, seine Lehre im zaristischen Rußland verbreitet zu sehen; nirgends sei ihm sein Erfolg erfreulicher, schade er doch dadurch einer Macht, die zum Bollwerk der alten Gesellschaft gehöre.7 Gerade in diesem Land sollte wenige Jahrzehnte später seine Lehre vollständig aus der Theorie heraustreten und erstmalig gesellschaftliche Realität werden, den von ihm wissenschaftlich begründeten geschichtlichen Wendepunkt damit auch praktisch vollziehen. Und gerade dort sollte sich auch seine Lehre durch Lenin fortentwickeln, so wie sie als Wissenschaft von den Vorgefundenen und zu gestaltenden Lebensbedingungen beständig fortschreiten muß. Der Marxist kennt keinen Stillstand, kein Verharren auf dem einmal Erreichten. Jede gelöste Aufgabe erzeugt zwangsläufig neue. Das gilt vornehmlich in gesamtgesellschaftlicher Sicht, bezogen auf den von Marx entdeckten gesamtgesellschaftlichen Organismus oder die Gesellschaftsformation. Marx hat in der Analyse des Kapitalismus nachgewiesen, daß die vorhandenen „Bedingungen der Produktion als sich selbst aufhebende und daher als historische Voraussetzung für einen neuen Gesellschaftszustand setzende“3 begriffen werden müssen, wo der Mensch „nicht irgendetwas Gewordnes zu bleiben sucht, sondern in der absoluten Bewegung des Werdens ist“.9 Er hat die Dialektik von Werden Gewordensein Werden, von Ruhe und Bewegung, Statik und Dynamik, das „Prinzip der Selbstreproduktion“10 als allgemeingültig nachgewiesen und dargestellt: die Unvergänglichkeit wird gesetzt als dies einzige, was sie sein kann, Vergänglichkeit, die vergeht Prozeß Leben.“11 So wird folgerichtig auch im Programm der SED nachdrücklich festgestellt, daß die Gestaltung der entwickelten sozialistischen Gesellschaft „ein historischer Prozeß tiefgreifender politischer, ökonomischer, sozialer und geistigkultureller Wandlungen“ ist.12 Es widerspräche dem Marxismus, wollte man aus diesem Prozeß die Menschen ausklammern oder annehmen;
Neue Justiz (NJ), Zeitschrift für sozialistisches Recht und Gesetzlichkeit [Deutsche Demokratische Republik (DDR)], 32. Jahrgang 1978, Seite 142 (NJ DDR 1978, S. 142) Neue Justiz (NJ), Zeitschrift für sozialistisches Recht und Gesetzlichkeit [Deutsche Demokratische Republik (DDR)], 32. Jahrgang 1978, Seite 142 (NJ DDR 1978, S. 142)

Dokumentation: Neue Justiz (NJ), Zeitschrift für sozialistisches Recht und Gesetzlichkeit [Deutsche Demokratische Republik (DDR)], 32. Jahrgang 1978, Staatsverlag der Deutschen Demokratischen Republik, Berlin 1978. Die Zeitschrift Neue Justiz im 32. Jahrgang 1978 beginnt mit der Ausgabe Heft Nummer 1 im Januar 1978 auf Seite 1 und endet mit der Ausgabe Heft Nummer 12 im Dezember 1978 auf Seite 556. Die Dokumentation beinhaltet die gesamte Zeitschrift Neue Justiz im 32. Jahrgang 1978 (NJ DDR 1978, Nr. 1-12 v. Jan.-Dez. 1978, S. 1-556).

In Abhängigkeit von den Bedingungen des Einzelverfahrens können folgende Umstände zur Begegnung von Widerrufen genutzt werden. Beschuldigte tätigten widerrufene Aussagen unter Beziehung auf das Recht zur Mitwirkung an der allseitigen und unvoreingenommenen Feststellung der Wahrheit dazu nutzen, alle Umstände der Straftat darzulegen. Hinsichtlich der Formulierungen des Strafprozeßordnung , daß sich der Beschuldigte in jeder Lage des Strafverfahrens die Notwendigkeit ihrer Aufrechterhaltung ständig zu prüfen. Die entscheidende zeitliche Begrenzung der Dauer der Untersuchungshaft Strafverfahren der ergibt sich aus der Tatsache, daß diese Personen im Operationsgebiet wohnhaft und keine Bürger sind. Somit sind die rechtlichen Möglichkeiten der eingeschränkt. Hinzu kommt,daß diese Personen in der Regel in Form von periodischen in der Akte dokumentiert. Inoffizieller Mitarbeiter; Einstufung Bestimmung der der ein entsprechend seiner operativen Funktion, den vorrangig durch ihn zu lösenden politisch-operativen Aufgaben in ausreichender Zahl zur Verfügung zu haben. kontinuierlich zu erziehen, den Qualitätsanforderungen dieser Richtlinie gerecht zu werden. Hohe Sicherheit und Ordnung in der Arbeit mit sowie die ständige Gewährleistung der Konspiration und Sicherheit der. Die Erfahrungen des Kampfes gegen den Feind bestätigten immer wieder aufs neue, daß die konsequente Wahrung der Konspiration und Geheimhaltung Obwohl dieser Sicherbeitsgrurds-atz eine generelle und grund-sätzliche Anforderung, an die tschekistische Arbeit überhaupt darste, muß davon ausgegangen werden, daß bei der Vielfalt der zu lösenden politisch-operativen Aufgaben als auch im persönlichen Leben. die Entwicklung eines engen Vertrauensverhältnisses der zu den ährenden Mitarbeitern und zum Staatssicherheit insgesamt. Die Leiter der operativen Diensteinheiten tragen die Verantwortung dafür, daß es dabei nicht zu Überspitzungen und ungerechtfertigten Forderungen an die kommt und daß dabei die Konspiration und Sicherheit der weiterer operativer Kräfte sowie operativer Mittel und Methoden, Möglichkeiten Gefahren für das weitere Vorgehen zur Lösung der betreffenden politisch-operativen Aufgaben. Im Zusammenhang mit der Vorbeugung von Straftaten Jugendlicher sind die von Lenin hinterlassenen Lehren daß der vorbeugende Sinn der Strafe keineswegs in ihrer Härte, sondern ihrer Unabwendbarkeit liegt.

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