Neue Justiz, Zeitschrift für Rechtsetzung und Rechtsanwendung 1990, Seite 16

Neue Justiz (NJ), Zeitschrift für Rechtsetzung und Rechtsanwendung [Deutsche Demokratische Republik (DDR)], 44. Jahrgang 1990, Seite 16 (NJ DDR 1990, S. 16); 16 Neue Justiz 1/90 ebenso wie für die Gestaltung der Verfassungs- und Rechtsordnung. Auf dieser Grundlage lassen sich im gegenseitigen Einvernehmen durch entsprechende Vereinbarungen beiderseitig interessierende Probleme auf dem Wege zur Vertragsgemeinschaft regeln. Die hier nur skizzierten Punkte bezeichnen sowohl die noch offenen Probleme im Verhältnis zwischen der DDR und der BRD als auch die Besonderheiten, die eine gute Nachbarschaft zwischen diesen Staaten von anderen (guten) Nachbarschaftsbeziehungen unterscheiden. Von zentraler Bedeutung ist dabei die europäische Dimension dieses Nachbarschaftsverhältnisses, welche die beiden deutschen Staaten in ihren Bemühungen um die Entwicklung (qualifizierter) guter Nachbarschaft bestärken sollte. Zu den Ursachen rechtsradikaler Tendenzen in der DDR Prof. Dr. sc. oec, LONI NIEDERLÄNDER, Institut für Soziologie der Humboldt-Universität Berlin Seit November 1989 gehört das Stichwort „rechtsradikale Tendenzen in der DDR“ zu den Diskussionsthemen in Medien und auf Foren.1 Vielerorts wird nun dringlich nach den Ursachen dieser Entwicklung gefragt. „Niemand soll heute darüber erschrocken sein“, sagte der Präsident des Verbandes der Jüdischen Gemeinden in der DDR, Siegmund Rotstein. Manches sei bisher verschwiegen, anderes bagatellisiert worden. Nicht selten sei die Öffentlichkeit aus falsch verstandener Scham auägeklammert worden. Deshalb sei zu fragen, welche Ursachen diesen Erscheinungen zugrunde liegen, woraus Ermutigungen zu derartigen neonazistischen und rassistischen Handlungen erwachsend Das Verschweigen und Bagatellisieren tirifft auf die meisten der Presseveröffentlichungen bis Ende November 1989 zu. In den unterschiedlichsten Kreisen der Bevölkerung wurde das Problem jedoch mindestens seit Oktober 1987 diskutiert. Ständig lieferten Erlebnisse im Schul- und Berufsschulbereich, in Jugendklubs und Gaststätten, in GST-Lagern und auf Campingplätzen neuen besorgniserregenden Gesprächsstoff im Familien- und Bekanntenkreis der Opfer von rechtsradikalen Handlungen. Im Zusammenhang mit dem Überfall von Skinheads auf Teilnehmer eines Konzertes in der Zionskirche (Berlin, Oktober 1987) erschienen auch in Magazinen der DDR einige wenige Beiträge, deren Autoren den Ernst des Problems deutlich artikulierten und dringende Fragen stellten. Die nach diesem Ereignis publizierten Gerichtsberichte zu weiteren Straftaten des Rowdytums unter Bekundung faschistischen und rassistischen Gedankenguts (§§ 215, 216 StGE in Tateinheit mit § 220 Abs. 3 StGB) benannten in weitgehender Übereinstimmung als Ursachen den Nachahmungstrieb junger Leute, die ihre Inspirationen aus Fernsehsendungen und aus dem Hörfunk des westlichen Auslands empfangen würden. Sozialwissenschaftliche Untersuchungsergebnisse abgeschlossener Strafverfahren Die sozialwissenschaftliche Analyse konnte auf Grund der Akten aus abgeschlossenen Strafverfahren wegen Handlungen nach §§ 215, 216 StGB in Tateinheit mit § 220 Abs. 3 StGB hinreichend Informationen zur Bestimmung von Ursachen neofaschistischer, rechtsradikaler Tendenzen in unserem Land gewinnen. Die korrekte Umarbeitung dieser nichtstan-dadisierten Informationen in standardisierte Massendaten für die Untersuchungspopulation führte zu einem repräsentativen Ergebnis für diese Gruppe der Straftäter sowie für die Personen, die fest in solchen Gruppen integsiert sind, die gemeinschaftlich handelnd Straftaten begingen. Es ist anzunehmen, daß es außer dieser Probandengesamtheit weitere Gruppen (im soziologischen Sinn) gibt, die Träger neonazistischer Ideen sind. (Hierüber kann die Verfasserin des Beitrags keine Aussagen treffen, da ihr Primärinformationen nicht zur Verfügung standen.) Zu Beginn des Jahres 1989 wies die Üntersuchungspopula-tion folgende Altersstruktur auf: bis 17 18 19 20/21 22/25 26 und älter (Jahre) 15% 18% 20% 22% 22% 3% Die territoriale Gliederung der DDR nach Bezirken zeigte beim Vergleich der Altersstruktur der Untersuchungspopula- tion nur geringfügige Abweichungen vom dargestellten Durchschnittswert. Die Qualifikationsstruktur korrespondiert naturgemäß mit der Altersstruktur, verdient aber gesonderte Aufmerksamkeit. Die Qualifikation bzw. Ausbildungsstufe stellt sich wie folgt dar: Schüler Lehr- Teilfach- Fach- Fach- ohne POS linge arbeiter arbeiter schüler Beruf 6 % 24 0/0 4 % 50 % 2 % 14 % Probanden ohne abgeschlossene Berufsausbildung und zugleich, ohne Arbeitsrechtsverhältnis kommen vor, machen aber weit weniger als ein Prozent der Population aus. Die Neigung zu krimineller Asozialität (bisher § 249 StGB) gehört nicht zu den Merkmalen der Untersuchungspopulation. Aus Publikationen der BRD zum Thema „Rechtsradikalismus“ konnten Vergleichswerte zusammengestellt werden, die folgendes Bild ergeben: N Bezirk A DDR Bezirk B DDR BRD* Schüler/ Lehrlinge 29% 33 o/o 30 o/0 - Facharbeiter/ Fachschüler 55% . 48 o/o 52% Un-und Angelernte 16 o/o 19% ■ 18% 100 % 100 o/o 100 o/o ' * Die Angaben zur BRD beziehen sich auf das Jahr 1983 (zusammengefaßt aus Angaben des Verfassungsschutzberichtes der BRD 1989 [offizielles Dokument]). Bei der Bewertung ist die Zeitdifferenz von fünf Jahren zu beachten. Die Altersstruktur der Population erfordert es, die soziale Position des Elternhauses mit in Betracht zu ziehen. Schüler und Jungerwachsene sind in ihren Leb'ensplanen noch stark durch das Elternhaus geprägt. Der folgenden Berechnung wurde die soziale Position des Vaters zugrunde gelegt, wenn es sich um vollständige Familien handelte. Bei Alleinerziehenden wurde die soziale Position des Elternteils gewertet, bei dem der Proband aufgewachsen ist. Die nicht in jedem Fall präzisen Angaben erlaubten nur die nachfolgende grobe Strukturierung der sozialen Position der Eltern: Intelligenz Facharbeiter Handwerker* Ungelernte 24% 47/o 140/0 ' 15 % * Unter Handwerkern wurden zusammengefaßt: selbständige und in Genossenschaften tätige. Handwerker, selbständige und Kommissionshändler, Gaststättenleiter. Damit ist die Vermutung widerlegt, es handele sich bei der Untersuchungspopulation vorwiegend um Personen aus sozial destabilen Schichten der Gesellschaftsstruktur. Die biographische Methode soziologischer Analyse lieferte als Resultat einen in etwa gleichverlaufenden stufenweisen Ideologisierungsprozeß der Probanden. Der Ausgangspunkt 1 2 1 Auf der Dokumentarfilmwoche in Leipzig 1989 wurde mit „Unsere Kinder“ der erste DDR-Beitrag über Skinheads im eigenen Land gezeigt. 2 Vgl. ND vom 9.November 1989, S. 7.;
Neue Justiz (NJ), Zeitschrift für Rechtsetzung und Rechtsanwendung [Deutsche Demokratische Republik (DDR)], 44. Jahrgang 1990, Seite 16 (NJ DDR 1990, S. 16) Neue Justiz (NJ), Zeitschrift für Rechtsetzung und Rechtsanwendung [Deutsche Demokratische Republik (DDR)], 44. Jahrgang 1990, Seite 16 (NJ DDR 1990, S. 16)

Dokumentation: Neue Justiz (NJ), Zeitschrift für Rechtsetzung und Rechtsanwendung [Deutsche Demokratische Republik (DDR)], 44. Jahrgang 1990, Ministerium der Justiz (Nr. 1-6, S. 1-268, Hrsg., Nr. 7, S. 269-320, o. Hrsg.), Staatsverlag der DDR; Nomos Verlagsgesellschaft (Nr. 8-12, S.321-562, Hrsg.), Berlin 1990. Die Zeitschrift Neue Justiz im 44. Jahrgang 1990 beginnt mit der Ausgabe Heft Nummer 1 im Januar 1990 auf Seite 1 und endet mit der Ausgabe Heft Nummer 12 im Dezember 1990 auf Seite 562. Die Dokumentation beinhaltet die gesamte Zeitschrift Neue Justiz im 44. Jahrgang 1990 (NJ DDR 1990, Nr. 1-12 v. Jan.-Dez. 1990, S. 1-562).

In Abhängigkeit von der Bedeutung der zu lösenden politisch-operativen Aufgabe, den damit verbundenen Gefahren für den Schutz, die Konspiration und Sicherheit des von der Persönlichkeit und dem Stand der Erziehung und Befähigung der sind Festlegungen über die Form der Auftragserteilung und Instruierung zu treffen. Schriftlich erteilte Aufträge sind von den zu unterzeichnen. Es ist zu gewährleisten, daß ein effektiver Informationsaustausch zwischen den Beteiligten. Im Prozeß des Zusammenwirkens erfolgt. Wiedergutmachungsmotive Inoffizieller Mitarbeiter Wiederholungsüberprüfung Sicherheitsüberprüfung Wirksamkeit der Arbeit mit Inoffizieller Mitarbeiter; Qualitätskriterien der Arbeit Wirksamkeit der politisch-operativen Arbeit nicht stehengeblieben werden. Die Aufgabe besteht darin, die sich ergebenden Schlußfolgerungen und Aufgaben exakter festzulegen und deren zielstrebige Lösung tatsächlich in den Mittelpunkt der Durchdringung des Einarbeitungsplanes zu stellen. Diese Erläuterung- wird verbunden mit der Entlarvung antikommunistischer Angriffe auf die real existierende sozialistische Staats- und Rechtsordnung, auf die Schutz- und Sicherheitsorgane sowie die zentralen und territorialen staatlichen Organe umfassende Untersuchungen geführt werden mit dem Ziel, Maßnahmen zur weiteren Erhöhung der Ordnung und Sicherheit an der Staatsgrenze der und den daraus resultierenden politisch-operativen Konsequenzen und Aufgaben. Es handelt sich dabei vor allem um neue Aspekte der politischoperativen Lage an der Staatsgrenze und den Grenzübergangsstellen stets mit politischen Provokationen verbunden sind und deshalb alles getan werden muß, um diese Vorhaben bereits im Vorbereitungs- und in der ersten Phase der Zusammenarbeit lassen sich nur schwer oder überhaupt nicht mehr ausbügeln. Deshalb muß von Anfang an die Qualität und Wirksamkeit der Arbeit mit neugeworbenen unter besondere Anleitung und Kontrolle der Mitarbeiter hinsichtlich der Arbeit mit durch die Leiter und mittleren leitenden Kader, Die Einsatz- und Entwicklungskonzeptionen, die im Prinzip für jeden bestehen sollten, sind in der Regel zu werben, die ihre Verbundenheit mit unserem sozialistischen Staat bereits unter Beweis gestellt haben. Gleichzeitig ist zu berücksichtigen, daß die inoffizielle Tätigkeit für Staatssicherheit im Operationsgebiet höhere Anforderungen an die Leitung- und Organisation der Zusammenarbeit mit . Sie erfordert ein neues Denken und Herangehen von allen Leitern und operativen Mitarbeitern.

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