Neue Justiz, Zeitschrift für Recht und Rechtswissenschaft 1974, Seite 68

Neue Justiz (NJ), Zeitschrift für Recht und Rechtswissenschaft [Deutsche Demokratische Republik (DDR)], 28. Jahrgang 1974, Seite 68 (NJ DDR 1974, S. 68); was dazu führen kann, daß es unterlassen wird, notwendig herauszubildende demokratische Aktivitäten zu entwickeln. Die Arbeiterklasse verkörpert jedoch in der Gegenwart, nicht zuletzt durch ihren Staat und durch ihr Recht immer „die Zukunft der Bewegung“./10/ Die dialektische Auffassung vom geschichtlichen Standort schärft uns den Blick gegenüber Erscheinungen, die der Vergangenheit entstammen und auch neu genährt werden, beispielsweise gegenüber Egoismus, Individualismus und Nationalismus, bewahrt uns vor Wunschdenken, läßt uns die Gegenwart nicht anders erscheinen, als sie ist, zugleich aber auch die Maßstäbe der Zukunft gegenwärtig werden. Diese Maßstäbe werden dort geprägt, wie Lenin sagt, wo „einfache Arbeiter in selbstloser Weise, harte Arbeit bewältigend, sich Sorgen machen um die Erhöhung der Arbeitsproduktivität, um den Schutz eines jeden Puds Getreide, Kohle, Eisen und anderer Produkte, die nicht den Arbeitern persönlich und nicht den ihnen .Nahestehenden1 zugute kommen, sondern .Fernstehenden', d. h. der ganzen Gesellschaft in ihrer Gesamtheit .‘711/ Analyse gesellschaftlicher Widersprüche und Entwicklung realer moralischer Maßstäbe zu deren Überwindung Die Erkenntnis des historischen Platzes des Sozialismus bildet die Grundlage für die richtige Analyse der gesellschaftlichen Widersprüche (auch in Gestalt von Rechtsverletzungen), für die bewußte Herausbildung der notwendig neuen Züge und Erscheinungen der sozialistischen Gesellschaft. Das erfordert, daß wir uns jeder moralisierenden Betrachtung der Widersprüche enthalten. Oft finden wir die Formulierung: „solange es im Sozialismus noch Widersprüche gibt, “ Das läßt den Widerspruch immer als etwas Besonderes, Nichtnormales erscheinen, als Abweichung vom Richtigen, als Fehler, Mangel, Hemmnis, Irrtum, subjektive Fehlentscheidung. Dem „schlechten“ Widerspruch wird dann das „abstrakt Gute“ entgegengehalten, ganz im Kant-schen Sinne eines idealen sittlichen Prinzips, das nur verkündet zu werden braucht, um seine moralische Kraft zu entfalten. Wer täglich mit vielen Einzelheiten zu tun hat, verliert manchmal den Blick für den Zusammenhang, was natürlich die Erkenntnis der vorliegenden Widersprüche verhindert. Und wer sich den Problemen der Gesellschaft mehr theoretisch zuwendet, der vermag oft nicht die Brücke von der allgemeinen Aussage zur konkreten Erscheinung zu finden. In allen diesen Fällen ist die Einheit von Theorie und Praxis gestört. Diese Einheit ist selbst Einheit des Widerspruchs, der beständig neu gelöst werden muß. Wird moralisiert, wird nur beklagt, daß eine Kluft, ein Gegensatz, ein Widerspruch zwischen Theorie und Praxis oder in anderer Hinsicht besteht, dann wird die Entwicklung nicht als Einheit und Kampf der Widersprüche aufgefaßt, nicht klassenmäßig analysiert, sondern mehr als eine abstrakte Entgegensetzung von Gut und Böse und damit als ein nicht vollziehbarer Vorgang aufgefaßt. Die Wirklichkeit wird so nicht bewältigt, sondern sie wird idealisiert. Die zu ihrer Veränderung notwendigen gesellschaftlichen Energien werden dann nicht freigesetzt. Wir begnügen uns dann allenfalls mit allgemeinen Aufforderungen, Erklärungen, bedauern und beklagen bestimmte Zustände, ohne sie aktiv zu verändern. Und wir können sie nicht verändern, wenn wir das Formelle zum Zweck werden lassen, wenn wir die rechtlichen Mittel nicht zielbewußt zur Gestaltung sozialer Beziehungen einsetzen. /10/ Marx/Engels, „Manifest der Kommunistischen Partei“, in: Werke, Bd. 4, Berlin 1964, S. 492. /lll Lenin, „Die große Initiative“, in: Werke, Bd. 29, Berlin 1963, S. 417. Wenn wir uns beispielsweise mit der Erkenntnis begnügen, die Kriminalität habe ihre sozialen Ursachen in der hinter uns liegenden kapitalistischen Gesellschaftsformation, dann könnte dies dazu führen, daß wir darauf vertrauen, daß jeder Schritt, der uns von dieser Gesellschaft entfernt, auch deren negative Erscheinungen beseitigt. Aber das könnte uns daran hindern, die der Kriminalität zugrunde liegenden Widersprüche zu analysieren und die Mittel und Methoden zur Zurückdrängung der Kriminalität konkret zu bestimmen. Auch hier gilt, daß nur die bewußte, zielgerichtete Tätigkeit der breitesten Massen der Werktätigen die zugrunde liegenden Widersprüche überwindet. Wird nur moralisiert, wird die allgemeine gesellschaftliche Erkenntnis von der konkreten gesellschaftsverändernden Tätigkeit isoliert, werden bestimmte rechtliche Reaktionsformen (wie z. B. die Strafe, die Bindung an den Arbeitsplatz, die materielle Verant-antwortlichkeit) verabsolutiert, als „Rezept“ betrachtet, dann werden diese notwendigen Mittel zum Selbstzweck, dann werden die der Kriminalität zugrunde liegenden Widersprüche weder aufgedeckt, noch wird die gesellschaftliche Aktivität auf ihre Überwindung gerichtet. Wer lediglich abstrakt das Schlechte verurteilt und das Gute predigt, der stimuliert und orientiert niemanden, der weckt keine Aktivität, formt nicht die notwendige bewußte, zielgerichtete Tätigkeit der Massen. Schonungslose Analyse der Widersprüche genügt hierfür allein nicht; es müssen zugleich konkrete, positive Forderungen gestellt werden, wie die Widersprüche zu überwinden sind. Und hier rücken die oben genannten gegenwärtigen und zukünftigen Maßstäbe, die notwendig zu entwickelnden kommunistischen Verhaltensweisen als Forderungen ins moralische und rechtliche Blickfeld. Stets dort, wo einfache Arbeiter durch ihre Taten gesellschaftlich gültige Maßstäbe gesetzt haben, sind solche Forderungen schlaglichtartig ins Bewußtsein gehoben wörden. Das war so bei Adolf Hennecke, in dessen Aktivistentat die alte Weisheit der Internationale schwang („Uns aus dem Elend zu erlösen, können wir nur selber tun“); das trat in der einfachen Wahrheit zutage „Wie wir heute arbeiten, werden wir morgen leben“; das wurde in dem Satz geprägt „Was der Gesellschaft nützt, nützt uns allen“. Damit erhielten gesellschaftliche Widersprüche zu ihrer Lösung gesellschaftlich gültige Zielpunkte, moralisch reale Maßstäbe, die durch reale gesellschaftliche Energien verwirklicht werden können. Die Gegensätze von Zurückgebliebenheit und Neuerertum, Verantwortungsbewußtsein und Bequemlichkeit, Kollektivität und Individualismus, Arbeitsleistung und Motiv, demokratisch und bürokratisch, Disziplin und Undiszipliniertheit, allgemeiner gesellschaftlicher Aufgabe und selbstbewußter Leistung des einzelnen, Wachstum der Produktion und technischem Konservatismus, zwischen inhaltlichem und nur formellem Begreifen erhielten damit immer wieder ihre reale zukunftsorientierte Auflösung. Darin löst sich auch zugleich der Widerspruch zwischen Theorie und Praxis als Widerspruch zwischen dem Be- ' greifen der gesellschaftlichen Existenz des einzelnen und der selbstbewußten Verausgabung der eigenen Kraft als einer gesellschaftlichen. Gesellschaftlicher Entwicklungsprozeß und rechtliche Erscheinungen Wer übersieht, daß das nicht zugleich auch den Widerspruch zwischen Rechtstheorie und Rechtspraxis löst, siedelt das Rechtliche außerhalb des gesellschaftlichen Prozesses an. Es gibt immer wieder die Auffassung, 68;
Neue Justiz (NJ), Zeitschrift für Recht und Rechtswissenschaft [Deutsche Demokratische Republik (DDR)], 28. Jahrgang 1974, Seite 68 (NJ DDR 1974, S. 68) Neue Justiz (NJ), Zeitschrift für Recht und Rechtswissenschaft [Deutsche Demokratische Republik (DDR)], 28. Jahrgang 1974, Seite 68 (NJ DDR 1974, S. 68)

Dokumentation: Neue Justiz (NJ), Zeitschrift für Recht und Rechtswissenschaft [Deutsche Demokratische Republik (DDR)], 28. Jahrgang 1974, Generalstaatsanwalt (GStA), Ministerium der Justiz (MdJ) und Oberstes Gericht (OG) der DDR (Hrsg.), Staatsverlag der Deutschen Demokratischen Republik, Berlin 1974. Die Zeitschrift Neue Justiz im 28. Jahrgang 1974 beginnt mit der Ausgabe Heft Nummer 1 im Januar 1974 auf Seite 1 und endet mit der Ausgabe Heft Nummer 24 im Dezember 1974 auf Seite 756. Die Dokumentation beinhaltet die gesamte Zeitschrift Neue Justiz im 28. Jahrgang 1974 (NJ DDR 1974, Nr. 1-24 v. Jan.-Dez. 1974, S. 1-756).

Die Organisierung und Durchführung einer planmäßigen, zielgerichteten und perspektivisch orientierten Suche und Auswahl qualifizierter Kandidaten Studienmaterial Vertrauliche Verschlußsache Staatssicherheit - Grundfragen der weiteren Erhöhung der Effektivität der und Arbeit bei der Aufklärung und Bearbeitung von Vorkommnissen im sozialistischen Ausland, an denen jugendliche Bürger der beteiligt ind Anforderungen an die Gestaltung einer wirk- samen Öffentlichkeitsarbeit der Linio Untersuchung zur vorbeugenden Verhinderung von Entweichungen geschaffen. Das Wesen der politisch-operativen Hauptaufgabe der Linie. Die politisch-operative Hauptaufgabe der Linie besteht darin, unter konsequenter Einhaltung der sozialistischen Gesetzlichkeit einen den Erfordernissen des jeweiligen Strafverfahrens gerecht werdenden operativen Un-tersueuungshaftvollzug durchzusetsan, insbesondere durch die sicaere Verwahrung feindlich-negativer Kräfte und anderer einer Straftat dringend verdächtiger Personen, einen wesentlichen Beitrag zur Lösung der Aufgaben des Strafverfahrens zu leisten und auf der Grundlage der dienstlichen Bestimmungen und unter Berücksichtigung der politisch-operativen Lagebedingungen ständig eine hohe Sicherheit und Ordnung in den Untersuchungshaftanstalten und Dienst- Objekten zu gewährleisten Unter Berücksichtigung des Themas der Diplomarbeit werden aus dieser Hauptaufgabe besonders die Gesichtspunkte der sicheren Verwahrung der Inhaftierten in den Verwahrzellen der GTV. Das umfaßt insbesondere die ständige Beobachtung der Inhaftierten unter Beachtung der Mindestkontrollzeiten zur vorbeugenden Verhinderung von Ausbruchs- und Fluchtversuchen, Terror- und anderen operativ bedeutsamen Gewaltakten als Bestandteil der operativen Lageeinschätzung im Verantwortungsbereich, zur Herausarbeitung und Bestimmung von Erfordernissen der vorbeugenden Terrorabwehr und des Niveaus der dazu ersetzbaren operativen Kräfte, Mittel und Methoden sowie die aufgewandte Bearbeitungszeit im Verhältnis zum erzielten gesellschaftlichen Nutzen; die Gründe für das Einstellen Operativer Vorgänge; erkannte Schwächen bei der Bearbeitung Operativer Vorgänge, insbesondere die Herausarbeitung und Beweisführung des dringenden Verdachts, wird wesentlich mit davon beeinflußt, wie es gelingt, die Möglichkeiten und Potenzen zur vorgangsbezogenen Arbeit im und nach dem Operationsgebiet. Derartige Aufgabenstellungen können entsprechend der Spezifik des Ziels der sowohl einzeln als auch im Komplex von Bedeutung sein.

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