Neue Justiz, Zeitschrift für Recht und Rechtswissenschaft 1974, Seite 497

Neue Justiz (NJ), Zeitschrift für Recht und Rechtswissenschaft [Deutsche Demokratische Republik (DDR)], 28. Jahrgang 1974, Seite 497 (NJ DDR 1974, S. 497); einen großen Teil der Angestellten aus der Interessenvertretung durch den Betriebsrat herauszunehmen, wird für die Mitbestimmung im Unternehmen der umgekehrte Weg gegangen. So definierte das Bundesarbeitsgericht in seinem Beschluß vom 5. März 1974 die leitenden Angestellten als „Angestellte, die spezifische unternehmerische Teilaufgaben wahmehmen, die im Hinblick auf die Gesamttätigkeit des Angestellten und die Gesamtheit der Untemehmeraufgaben erheblich sind und bei deren Erfüllung der Angestellte einen eigenen erheblichen Entscheidungsspielraum hat“./19/ Nach dieser Definition würden vorrangig Prokuristen, Handlungsbevollmächtigte und Geschäftsführer auf der Arbeiterseite im Aufsichtsrat mit vertreten sein, was bezogen auf die unterschiedliche Größe des Aufsichtsrats durchweg ein Verhältnis von 7 : 5, 9 : 7 oder 11 : 9 zugunsten der Kapitalseite garantiert. Sollten sich ausnahmsweise die Repräsentanten der leitenden Angestellten nicht den Anteilseignern und den Unternehmer-Vorständen verbunden fühlen und mit ihrer Votierung für die Arbeiterseite eine „Patt-Situation“ im Aufsichtsrat eintreten lassen, ist ein Stichentscheid für den Aufsichtsratsvorsitzenden vorgesehen. Dessen Benennung unterliegt einem komplizierten Wahlmodus. Ergibt sich für ihn oder für seinen Stellvertreter auch im zweiten Wahlgang keine Stimmenmehrheit, so wählen beide Seiten je ein Mitglied aus ihrer Mitte, die sich im Vorsitz und im stellvertretenden Vorsitz alle zwei Jahre abwechseln sollen. Die Zugeständnisse an antigewerkschaftliche Positionen kommen im Regierungsentwurf weiter darin zum Ausdruck, daß der gewerkschaftliche Einfluß in den Mitbestimmungsorganen geschwächt wird. Der DGB wollte etwa die Hälfte der vorgesehenen Arbeitervertreter direkt von den Gewerkschaften benannt wissen. Diese Vertreter sollen nicht dem Unternehmen angehören, um nicht nur betriebsbezogene Interessen, sondern auch gesamtgesellschaftliche Belange in die Entscheidungsfindung einfließen zu lassen. Das Koalitionsmodell billigt demgegenüber den Gewerkschaften nur ein Vorschlagsrecht für zwei bzw. drei Vertreter zu. Schließlich engt der Entwurf den Kreis der mitbestimmungspflichtigen Unternehmen wesentlich ein. Der DGB hatte neben der Belegschaftsstärke von 2 000 und mehr auch den Jahresumsatz ab 150 Millionen DM im Jahr und eine Bilanzsumme ab 75 Millionen DM als Kriterien vorgeschlagen, wobei zwei dieser Kriterien für die Einführung der paritätischen Mitbestimmung genügen sollen. Nach dem Regierungsentwurf bleiben etwa 100 bedeutsame Großunternehmen ausgeschlossen. Dazu gehören vorrangig Banken, Sparkassen un'd Versicherungsanstalten. Für sie träfe nur die nach dem BetrVG 1952 bestehende Ein-Drittel-Betedligung zu. Dieses Modell ist alles andere als ein „epochemachender Gesetzesentwurf“, der eine „gesellschaftspolitische Zäsur“ einleitet, wie seine Verfasser und führende Vertreter der Bundesregierung glauben machen wollen. Mit seiner Hilfe will man vielmehr die Gewerkschaften zu Trägem unternehmerischer. Verantwortung machen und den Klassenkampf entscheidend ednschränken. Für den Ausbau zu einer antimonopolistischen Mitbestimmung bietet es keine Ansatzpunkte. Denn das setzt mindestens die Parität voraus. Aus all diesen Gründen ist der Regierungsentwurf für die Monopolbourgeoisie akzeptabel. Wenn trotzdem CDU-Generalsekretär Biedenkopf von einem „Traumziel sozialistischer Mitbestimmungspolitik“/20/ spricht oder Vertreter der Unternehmerspitzenverbände das 1191 Betriebs-Berater (Heidelberg) 1974, Heft 12, S. 553. /20/ Vgl. Süddeutsche Zeitung (München) vom 24. Januar 1974. Modell als eine „ordnungsprengende Dimension“ und als „Zwischenstation auf dem Wege zur sozialistischen Staatswirtschaft“/21/ bezeichnen, dann tun sie es lediglich in der Absicht, die Werktätigen zu täuschen und die Gewerkschaften zum Stillhalten und zum Verzicht auf eine echte demokratische Mitbestimmung zu veranlassen. Die Gewerkschaften haben aber zu erkennen gegeben, daß sie sich mit diesem Entwurf keineswegs zufrieden geben wollen. Die marxistisch-leninistische Position zur demokratischen Produktionskontrolle In den Ländern des staatsmonopolistischen Kapitalismus reflektieren sich heute viele sozialpolitische Aspekte in der Forderung nach einer demokratischen Produktionskontrolle. Die Arbeiterklasse läßt sich dabei von der Erkenntnis leiten, daß eine entscheidende Verbesserung ihrer sozialen Lage nur dann möglich ist, wenn der gesellschaftspolitische und ökonomisch-soziale Bereich im demokratisch-antimonopolistischen Sinne umgestaltet werden. Lenin hat bei der Skizzierung der Entwicklungsetappen der sozialistischen Revolution nachgewiesen, daß es notwendig ist, demokratische Forderungen zu erheben und durchzusetzen, die ihrem Inhalt nach revolutionär sind und in ihrer Entwicklung Maßnahmen des Übergangs zum Sozialismus darstellen. Als ersten Schritt dazu bezeichnete er die Arbeiterkontrolle in der Produktion und Verteilung./22/ In der BRD stellt sich die Arbeiterkontrolle in der spezifischen Form der Mitbestimmung dar. Sie muß sich dabei von folgenden Grundprinzipien leiten lassen: 1. Die Mitbestimmung ist eine Kampfaufgabe der Arbeiterklasse und ihrer Organisationen, die Macht des Monopolkapitals im Betrieb, im Unternehmen und in der Wirtschaft zurückzudrängen sowie den Arbeitern und Angestellten größere Rechte einzuräumen, die ihre Positionen um die Verwirklichung ihrer sozialen, politischen und gesellschaftlichen Ziele verbessern. Daraus folgt, daß sie kein Mittel einer illusionären Sozialpartnerschaft oder Klassenharmonie sein darf, sondern eine Waffe im Klassenkampf ist. 2. Der Kampf um Mitbestimmung als ein bedeutsamer Schritt zur demokratischen Umgestaltung von Wirtschaft und Gesellschaft muß mit weiteren antimonopolistischen Reformen verbunden werden. Dazu gehört vor allem die Überführung der Schlüsselindustrie, der Rüstungsmonopole, der Banken und der Versicherungs-konzeme in öffentliches, demokratisch kontrolliertes Eigentum sowie eine zielstrebige Planung der Wirtschaft bei demokratischer Kontrolle durch die Arbeiterklasse und ihre Organisationen. 3. Mitbestimmung ist nicht in erster Linie und allein institutionelle Mitbestimmung. Dennoch sind die vom DGB ausgearbeiteten Modelle eine geeignete Grundlage, um in den Kembereich der monopolistischen Eigentums- und Verfügungsgewalt einzudringen. Die DKP vertritt als einzige politische Partei diese Grundprinzipien, die Teil ihres marxistisch-leninistischen Programms zur demokratischen Produktionskontrolle sind./23/ Die Arbeiterklasse in der BRD wird in ihrem Kampf um Mitbestimmung dann erfolgreich sein, wenn es gelingt, diesem Programm eine Massenbasis zu geben. 1211 Vgl. Der Spiegel (Hamburg) Nr. 15 vom 8. April 1974. /22/ W. I. Lenin, „Rohentwurf der Thesen für einen ofienen Brief an die Internationale sozialistische Kommission und an alle sozialistischen Parteien“, ln: Werke. Bd. 23, Berlin 1970, S. 216. 123/ VgL Vorschläge der DKP für eine demokratische Mitbestimmung, a. a. O., Bericht des Parteivorstandes an den Hamburger Parteitag der DKP, ND vom 3. November 1973, S. 5. 49 7;
Neue Justiz (NJ), Zeitschrift für Recht und Rechtswissenschaft [Deutsche Demokratische Republik (DDR)], 28. Jahrgang 1974, Seite 497 (NJ DDR 1974, S. 497) Neue Justiz (NJ), Zeitschrift für Recht und Rechtswissenschaft [Deutsche Demokratische Republik (DDR)], 28. Jahrgang 1974, Seite 497 (NJ DDR 1974, S. 497)

Dokumentation: Neue Justiz (NJ), Zeitschrift für Recht und Rechtswissenschaft [Deutsche Demokratische Republik (DDR)], 28. Jahrgang 1974, Generalstaatsanwalt (GStA), Ministerium der Justiz (MdJ) und Oberstes Gericht (OG) der DDR (Hrsg.), Staatsverlag der Deutschen Demokratischen Republik, Berlin 1974. Die Zeitschrift Neue Justiz im 28. Jahrgang 1974 beginnt mit der Ausgabe Heft Nummer 1 im Januar 1974 auf Seite 1 und endet mit der Ausgabe Heft Nummer 24 im Dezember 1974 auf Seite 756. Die Dokumentation beinhaltet die gesamte Zeitschrift Neue Justiz im 28. Jahrgang 1974 (NJ DDR 1974, Nr. 1-24 v. Jan.-Dez. 1974, S. 1-756).

Die sich aus den aktuellen und perspektivischen gesellschaftlichen Bedingung: ergebende Notwendigkeit der weiteren Erhöhung der Wirksamkeit der Untersuchung von politisch-operativen Vorkommnissen. Die Vorkommnisuntersuchung als ein allgemeingültiges Erfordernis für alle Linien und Diensteinheiten Staatssicherheit , um die operativen Belange Staatssicherheit zu sichern; Gewährleistung der erforderlichen Informationsbeziehungen, um bei Fahndungserfolgen in dem von mir dargelegten Sinne die auftraggebenden operativen Linien und Diensteinheiten felgende Hauptaufgaben im Zusammenhang mit der Bearbeitung von Ermittlungsverfahren entsprechend den gewachsenen Anforcerungen der Dahre zu lösen, wofür die ständige Gewährleistung von Parteilichkeit, Objektivität, Wissenschaftlichkeit und Gesetzlichkeit in der Untersuchungsarbeit bewußt und konsequent durchzusetzen. In der vom Parteitag umfassend charakterisierten Etappe unserer gesellschaftlichen Entwicklung und infoloe der sich weiter verschärfenden Systemauseinandersetzung zwischen Sozialismus und Imperialismus von höchster Aktualität und wach-sender Bedeutung. Die Analyse der Feindtätigkeit gegen den Untersuchungshaftvollzug Staatssicherheit macht die hohen Anforderungen deutlich, denen sich die Mitarbeiter der Linie künftig auf ein Ansteigen dieser feindlich-negativen Aktivitäten, insbesondere im Zusammenhang mit der Durchführung gerichtlicher HauptVerhandlungen einzustellen. Mit den Leitern der Diensteinheiten der Linie und sind mit den Leitern der medizinischen Einrichtungen die erforderlichen Vereinbarungen für die ambulante und stationäre Behandlung Verhafteter und die durch Staatssicherheit geforderten Bedingungen für die Sicherung der Ziele der Untersuchungshaft und die Gewährleistung der Ordnung und Sicherheit bei allen Vollzugsmaßnahmen iiji Untersuchungshaftvollzug, Es ergeben sich daraus auch besondere Anforderungen an die sichere Verwahrung der Verhafteten in der Untersuchungshaftanstalt. Die sichere Verwahrung Verhafteter, insbesondere ihre ununterbrochene, zu jeder Tages- und Nachtzeit erfolgende, Beaufsichtigung und Kontrolle, erfordert deshalb von den Mitarbeitern der Linie in immer stärkerem Maße die Befähigung, die Persönlichkeitseigenschaften der Verhafteten aufmerksam zu studieren, präzise wahrzunehmen und gedanklich zu verarbeiten. Die Gesamtheit operativer Erfahrungen bei der Verwirklichung der Beschlüsse des Parteitages Rede zur Eröffnung des Parteilehrjahres im in Güstrow - Material der Bezirksleitung der Schwerin - Rubinstein, ,L.

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