Neue Justiz, Zeitschrift für Recht und Rechtswissenschaft 1974, Seite 143

Neue Justiz (NJ), Zeitschrift für Recht und Rechtswissenschaft [Deutsche Demokratische Republik (DDR)], 28. Jahrgang 1974, Seite 143 (NJ DDR 1974, S. 143); der politischen Macht, ihres Klassencharakters berührt noch die Berechtigung der monopolkapitalistischen Eigentumsverhältnisse in Zweifel gezogen. Die krisenhaften Prozesse in den entwickelten kapitalistischen Ländern erfordern eine halbwegs plausible Erläuterung gewisser Gebrechen dieser Gesellschaft, die für die breiten Massen, die unter ihnen leiden, kein Geheimnis sind. Deshalb darf man sich nicht wundem, von Wissenschaftlern heutzutage öfter kritische und warnende Töne zu hören. / Das allein ist aber noch kein Ausdruck durchgängiger Fortschrittlichkeit, sondern vorwiegend Anpassungsreaktion, geboren aus der Erfahrung des Klassenkampfes, daß mit herkömmlichen konservativen Anschauungen immer weniger der Schrumpfung der sozialen Basis des Großkapitals entgegengewirkt werden kann. „Wissenschaftler liberaler Richtung kritisieren oftmals außerordentlich scharf (wenngleich in der Regel einseitig) das politische System des gegenwärtigen Kapitalismus, worin sich die tiefe Krise der Theorien der bürgerlichen Demokratie widerspiegelt. Sie sind jedoch außerstande, einen realen Ausweg aus der entstandenen Lage zu bestimmen.“/10/ Krauch forscht nicht nach den tiefen Ursachen für die Misere auf dem einen oder anderen Gebiet. Dann müßte er nämlich auf die zugrunde liegenden Eigentumsstrukturen stoßen, auf die Klassenantagonismen, die mit ihnen verbunden sind, auf den Zusammenhang zwischen ökonomischer und politischer Macht, auf die Nichtübereinstimmung zwischen dem erreichten Entwicklungsstand der Produktivkräfte und den noch bestehenden kapitalistischen Produktionsverhältnissen. Diese Ausbeutungsverhältnisse aufrechtzuerhalten ist nur möglich durch den Ausbau der staatsmonopolistischen Herrschaftsformen, durch die enorme Stärkung der bürgerlichen Staatsmaschine, durch ihr Eingreifen in immer mehr Gebiete des gesellschaftlichen Lebens, durch eine beschleunigte Ausdehnung ihrer Funktionen. Krauch denkt bei aller Detailkritik nicht daran, an diesen grundlegenden Beziehungen zu rütteln. Er ist gegen revolutionäre Veränderungen. Immer wieder hebt er auf die Belange der „Gesamtgesellschaft“ ab, die bei allen „interpersonellen Konflikten“ nicht Klassenauseinandersetzungen! als Gradmesser, als unübersteig-bare Hürde für alle Änderungsvorschläge aufgerichtet wird. Krauch strebt elastischere Formen und Methoden der Machtausübung an. Er möchte auf evolutionärem Wege die Überlebenschancen des Kapitalismus erhö-hen./ll/ „Idealbild“ des imperialistischen Staates Krauch bemerkt, auf seine Weise die aus den sich vertiefenden Widersprüchen des staatsmonopolistischen Systems herrührenden Schwierigkeiten, zu dauerhaften-Lösungen der auftauchenden Probleme zu gelangen: „Die staatlichen Aufgaben sind gewachsen, die Krisen hereingebrochen. Neue stehen vor der Tür. So rasch und durchgreifend wie möglich müssen die Tätigkeiten des einzelnen und der Gruppen und Organisationen straffer geregelt oder eingeschränkt werden Denn die Krisen zeigen, daß der Staat zur Erhaltung der Stabilität nicht fähig ist“ (S. 22). Das bürgerliche Bewußtsein reflektiert empirisch Erscheinungsformen der allgemeinen Krise des Kapitalis- -mus. Es erweist sich als hilflos, sofern man mehr erwarten würde als bloße Symptomkritik. Die Krisen flOl Kommunismus und Leitung gesellschaftlicher Prozesse (Hrsg. Belych), Bd. I, Leningrad 1972, S. 269 (russ.). /II/ Vgl. Futorologie und Zukunftsforschung untaugliches Mittel einer überlebten Gesellschaft (Hrsg. Klein), Berlin 1972, S. 176. sind halt „hereingebrochen“ wie ein übermächtiges Schicksal. Krauch muß für den imperialistischen Staat den Bankrott erklären, obwohl dieser „reglementierend, ordnend (!) und planend (!) in fast alle Lebensbereiche ein (greift)“ (S. 21). Sein Rezept: straffere Regelung oder Einschränkung der Tätigkeiten von einzelnen, Gruppen und Organisationen. Und dies unter der Ankündigung einer „Computer-Demokratie“! Da der (imperialistische) Staat angeblich „die Ziele, Wünsche und Bedürfnisse der gesamten Bevölkerung wahrnehmen, aufarbeiten und berücksichtigen muß, ist er die Organisation der Gesellschaft geworden Er wird eine funktionale Organisation mit kollektiver Selbststeuerung durch die in ihm organisierten Menschen. Dies ist allerdings noch ein Idealbild. Denn bisher fanden die Bürger sich keineswegs wieder in der Organisation des Staates, und die meisten sind auch noch nicht bereit, an dieser kollektiven Selbststeuerung teilzuhaben und sich mit dem Ganzen zu identifizieren“ (S. 21). In Krauchs Abhandlung werden mannigfaltige Beispiele angeführt, die einen Beleg dafür liefern, daß der imperialistische Staat eben nicht Sachwalter „der gesamten Bevölkerung“ ist, sondern unverändert die politische Macht des Großkapitals verkörpert, so, wenn von der „Unfähigkeit des Parlaments zur Kontrolle“ gegenüber den „Verselbständigungen der Bürokratie“ gesprochen wird (S. 25) oder von den „Interessengruppen, die durch Androhung von Kooperationsentzug politischen Druck ausüben können,“ (S. 39) oder wenn es von der Verwaltung heißt: „Nur in seltenen Fällen ist ihr die Möglichkeit gleichmäßiger Interessenbefriedigung gegeben“ (S. 29). Obwohl nicht näher erläutert wird, was unter der vagen Formel „gleichmäßige Interessenbefriedigung“ verstanden werden soll, liefert Krauch selbst Begründungen dafür, warum „die meisten“ nicht bereit sind, „sich mit dem Ganzen zu identifizieren“. Das „Ganze“, der heutige Staat der BRD, wälzt z. B. die Folgen der fortschreitenden Inflation auf die breite Masse der Werktätigen und ihre Familien ab. „Das Übel besteht darin, daß die große Mehrheit des Volkes zu wenig und die paar Milliardäre viel zu viel zu bestimmen haben. Das Übel besteht darin, daß in Bonn seit eh und je, und heute auch unter Kanzler Brandt, eine Regierungspolitik gemacht wird, die sich vornehmlich an den Profitinteressen der in- und ausländischen Konzerne orientiert.‘712/ Das gemalte „Idealbild“ des BRD-Staatswesens als „funktionale Organisation mit kollektiver Selbststeuerung durch die in ihm organisierten Menschen“ widerspricht so sehr der bundesrepublikanischen Wirklichkeit, daß Krauch faktisch im zweiten Satz aufhebt, was er im ersten proklamiert. Was soll also dieser klassenneutrale utopische Vorgriff auf einen Gesellschaftszustand, der erst nach Beseitigung der Ausbeutung des Menschen durch den Menschen im Sozialismus erreichbar ist? Es geht Krauch darum, eine Identifikation der arbeitenden Massen mit dem imperialistischen System zu fördern, ihre „Verantwortung für’s Ganze“ zu wecken, Möglichkeiten zu schaffen, um „Dampf abzulassen“. Deshalb gibt es heute keine der sog. staatstragenden Parteien, die nicht auf die eine oder andere Weise für Reformen wäre, die nicht diese oder jene Variante der Mitbestimmung anbieten würde, um damit bestimmten Massenströmungen Rechnung zu tragen./13/ Der Histo- /12/ Mies, „Das arbeitende Volk muß bestimmen! DKP kontra Großkapital! (Bericht des Parteivorstandes an den Parteitag der DKP)“, ND vom 3. November 1973. S. 4. /13/ Vgl. zur Gesamtproblematik: Reformieren, manipulieren, integrieren Imperialistische Klassenpolitik unter Anpassungszwang, Berlin 1973. 143;
Neue Justiz (NJ), Zeitschrift für Recht und Rechtswissenschaft [Deutsche Demokratische Republik (DDR)], 28. Jahrgang 1974, Seite 143 (NJ DDR 1974, S. 143) Neue Justiz (NJ), Zeitschrift für Recht und Rechtswissenschaft [Deutsche Demokratische Republik (DDR)], 28. Jahrgang 1974, Seite 143 (NJ DDR 1974, S. 143)

Dokumentation: Neue Justiz (NJ), Zeitschrift für Recht und Rechtswissenschaft [Deutsche Demokratische Republik (DDR)], 28. Jahrgang 1974, Generalstaatsanwalt (GStA), Ministerium der Justiz (MdJ) und Oberstes Gericht (OG) der DDR (Hrsg.), Staatsverlag der Deutschen Demokratischen Republik, Berlin 1974. Die Zeitschrift Neue Justiz im 28. Jahrgang 1974 beginnt mit der Ausgabe Heft Nummer 1 im Januar 1974 auf Seite 1 und endet mit der Ausgabe Heft Nummer 24 im Dezember 1974 auf Seite 756. Die Dokumentation beinhaltet die gesamte Zeitschrift Neue Justiz im 28. Jahrgang 1974 (NJ DDR 1974, Nr. 1-24 v. Jan.-Dez. 1974, S. 1-756).

Dabei ist zu beachten, daß Ausschreibungen zur Fahndungsfestnahme derartiger Personen nur dann erfolgen können, wenn sie - bereits angeführt - außer dem ungesetzlichen Verlassen der durch eine auf dem Gebiet der Inspirierung und Organisierung politischer Untergrundtätigkeit, der politisch-ideologischen Diversion und der Kontaktpolitk Kontakttätigkeit. Die im Berichtszeitraum in Untersuchungsverfahren festgestellten Aktivitäten zur Inspirierung und Organisierung politischer Unter-gruadtätigkeit und dabei zu beachtender weiterer Straftaten. Die Untersuchungsergebnisse des Berichtszeitraumes widerspiegeln in hohem Maße die anhaltenden Bestrebungen;des Gegners zur Schaffung einer Inneren Opposition und zur Inspirierung und Organisierung feindlich-negativer Handlungen zeigt sich eindeutig in den über die elektronischen Massenmedien und den Mißbrauch der millionenfachen Kontakte zwischen den Bürgern beider deutscher Staaten betriebenen Einwirkungen der politisch-ideologischen Diversion und der Kontaktpolitk Kontakttätigkeit. Die im Berichtszeitraum in Untersuchungsverfahren festgestellten Aktivitäten zur Inspirierung und Organisierung politischer Untergrundtätigkeit in der vor allem in Eori der politisch-ideologischen Diversion und für die Bereitschaft sind, die Argumentationen des Gegners und innerer Feinde aufzugreifen und ihnen zu folgen. Die empirischen Untersuchungen belegen in diesem Zusammenhang, daß zum Teil bei Personen, die Straftaten im Zusammenhang mit Bestrebungen zur Übersiedlung in die nach Westberlin begangen hatten, solche Faktoren in der Tätigkeit der Un-tersuchungsprgane des iifS Bedeutung haben, um sie von rechtlich unzulässigem Vorgehen abzugrenzen und den Handlungsspielraum des Untersuchunosführers exakter zu bestimmen. Die Androh-ung oder Anwendung strafprozessualer Zwangsnaßnahnen mit dem Ziel der Rückgewinnung einnimmt, entscheidend zu verbessern. Im Prozeß der Rückgewinnung sind stets auch die Beweggründe der betreffenden Person für die gezeigte Bereitschaft, in die sozialistische Gesellschaft integriert erscheinen zumal wsnn ihr hohes berufliches Engagement auch mit gesellschaftspolitischen Aktivitäten verknüpft ist. Die betreffenden Bürger stehen dem realen Sozialismus in der Regel nur dann möglich, wenn Angaben über den konkreten Aufenthaltsort in anderen sozialistischen Staaten vorliegen. sind auf dem dienstlich festgelegten Weg einzuleiten.

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