Neue Justiz, Zeitschrift für Recht und Rechtswissenschaft 1972, Seite 751

Neue Justiz (NJ), Zeitschrift für Recht und Rechtswissenschaft [Deutsche Demokratische Republik (DDR)], 26. Jahrgang 1972, Seite 751 (NJ DDR 1972, S. 751); Jahrelange verantwortungsbewußte Pflichterfüllung, große Einsatzbereitschaft im Arbeitsprozeß, aktives Bemühen um die Durchsetzung sozialistischer Verhaltensregeln im Arbeitskollektiv und zielstrebiges Arbeiten an der eigenen Qualifikation sind Umstände, die eine positive Beurteilung der Grundeinstellung eines Täters auch in solchen Fällen rechtfertigen, in denen ein nicht unerheblicher Schaden verursacht wurde. Diese das gesellschaftliche Verhalten des Täters vor und nach der Tat charakterisierenden Umstände geben über seine Bereitschaft Aufschluß, künftig seiner Verantwortung nachzukommen, und haben für die Strafzumessung Bedeutung./ Je größer die Tatschwere ist, desto geringer ist jedoch der Einfluß, den Umstände aus dem Persönlichkeitsbereich auf die Bestimmung von Strafart und Strafmaß ausüben können. So war es z. B. falsch, einen Angeklagten, der sich als selbständiger Taxiunternehmer durch betrügerische Abrechnungen gegenüber einem VEB um 8 284 M bereichert hatte, unter Hinweis auf seine gesellschaftliche Mitarbeit im Wohngebiet auf Bewährung zu verurteilen. Unter Berücksichtigung des hohen Schadens und der kraß egoistischen Motive wäre hier eine Freiheitsstrafe notwendig gewesen. In einem anderen Fall wurde ein Angeklagter zu neun Monaten Freiheitsstrafe und zu 600 M Geldstrafe verurteilt. Er hatte einen betriebseigenen Pkw unbefugt benutzt und später daraus Autoteile und andere Gegenstände im Werte von insgesamt 1 000 M entwendet Das Bezirksgericht ist in diesem Fall richtig davon ausgegangen, daß durch die Umstände der Tat, insbesondere die Art und Weise ihrer Begehung sowie durch die Motive, die Tatschwere als erheblich zu charakterisieren ist. Sie ist jedoch nicht von einem solchen Gewicht, daß sie ohne Rücksicht auf die anderen Strafzumessungskriterien zur Anwendung einer Freiheitsstrafe zwingt. Der Angeklagte hatte eine sehr positive Entwicklung genommen. In seinem Betrieb zeigte er sehr gute Arbeitsleistungen und wurde deshalb nach kurzer Zeit als bauleitender Monteur eingesetzt. Den durch seine Straftat verursachten Schaden hat er sofort wiedergutgemacht. Deshalb wäre eine Verurteilung auf Bewährung, verbunden mit einer Zusatzgeldstrafe, die richtige Maßnahme der strafrechtlichen Verantwortlichkeit gewesen. Zum Merkmal des hartnäckigen disziplinlosen Verhaltens Nach § 30 Abs. 2 StGB kann dann, wenn das Vergehen Ausdruck eines hartnäckigen disziplinlosen Verhaltens ist, eine Verurteilung auf Bewährung nur ausgesprochen werden, wenn sie mit der Verpflichtung des Täters zur Bewährung am Arbeitsplatz oder einer Bürgschaft verbunden wird. Die Abgrenzung dieser Bestimmung zu § 39 Abs. 2 StGB in der Alternative der schwerwiegenden Mißachtung der gesellschaftlichen Disziplin bereitet in der Praxis zum Teil noch Schwierigkeiten. Ein Bezirksgericht führte z. B. aus: „Diese Umstände sind beachtlich für die Beantwortung der Frage, ob in der Handlungsweise der Angeklagten eine schwerwiegende Mißachtung der gesellschaftlichen Disziplin zum Ausdruck kommt oder ein hartnäckiges disziplinloses Verhalten i. S. des § 30 Abs. 2 StGB. Letzteres ist zu bejahen, da bei der Angeklagten die Ursachen für die strafbaren Handlungen nicht in einer verfestigten negativen Einstellung zum Eigentum liegen, sondern in einer noch durch die Jugend bedingten Labilität.“ Die Begründung überzeugt deshalb nicht, weil dem 121/ Vgl. OG, Urteil vom 21. Juni 1970 - 2 Zst 5/70 - (OGSt Bd. 12 S. 37 ff.). hartnäckigen disziplinlosen Verhalten grundsätzlich auch eine verfestigte negative Einstellung zugrunde liegt. Das Bezirksgericht versucht, einen Gegensatz zwischen den §§ 39 Abs. 2 und 30 Abs. 2 StGB zu konstruieren, anstatt den Zusammenhang zwischen beiden herzustellen. In einem hartnäckigen disziplinlosen Verhalten drückt sich immer auch eine schwerwiegende Mißachtung der gesellschaftlichen Disziplin aus, so daß in diesen Fällen gemäß § 39 Abs. 2 StGB grundsätzlich eine Freiheitsstrafe angewendet werden kann. Nur ausnahmsweise kann eine Verurteilung auf Bewährung ausgesprochen werden, wenn eine erfolgversprechende Einflußnahme auf den Werdegang des Angeklagten vor allem durch das Arbeitskollektiv möglich ist und die Schwere der Tat die Anwendung dieser Bestimmung zuläßt./22/ Voraussetzung für die Verurteilung auf Bewährung ist in diesen Fällen die Verpflichtung zur Bewährung am Arbeitsplatz oder die Bürgschaft. Es ist nicht erforderlich, daß beide Maßnahmen angewendet werden, wenn dies auch in einer Vielzahl der Fälle im Interesse einer wirksamen erzieherischen Einflußnahme auf den Täter zweckmäßig sein wird. Es geht darum, durch die exakte Organisierung des Erziehungsprozesses mit Hilfe des Kollektivs zu gewährleisten, daß auch im Falle eines bisherigen hartnäckigen disziplinlosen Verhaltens des Täters der in § 30 Abs. 3 StGB formulierte Strafzweck der Verurteilung auf Bewährung erreicht wird. Erklärt sich weder ein Kollektiv noch ein einzelner Bürger bereit, die Bürgschaft zu übernehmen, und ist die Verpflichtung zur Bewährung am Arbeitsplatz (z. B. infolge Arbeitsplatzwechsels) nicht möglich, so ist eine Verurteilung zu einer Strafe ohne Freiheitsentzug gesetzlich ausgeschlossen. Ein hartnäckiges disziplinloses Verhalten kann z. B. dann vorliegen, wenn der Täter mehrfach vorbestraft ist, sich vor gesellschaftlichen Gerichten zu verantworten hatte oder trotz erzieherischer Einflußnahme sein negatives Gesamtverhalten in der Arbeit und gegenüber seinen Mitmenschen nicht änderte. Auch bei wiederholter Straffälligkeit sind somit Strafen ohne Freiheitsentzug nicht grundsätzlich ausgeschlossen. Handelt es sich bei einem Angeklagten, gegen den eine Vorstrafe wegen eines Vergehens mit geringer Gesellschaftswidrigkeit ausgesprochen wurde, um einen Menschen mit nicht genügend gefestigtem Verantwortungsbewußtsein (§ 30 Abs. 1 StGB), dann besteht die Möglichkeit, erneut eine Verurteilung auf Bewährung auszu-sprechen./23/ Andererseits kann trotz eines nicht erheblichen Schadens bei mehrfach begangenen Eigentumsvergehen innerhalb kurzer Zeit eine Freiheitsstrafe erforderlich sein, wenn sich bei der Tatausführung eine zunehmende Steigerung der Intensität zeigt und daraus eine Verfestigung der negativen Einstellung gegenüber dem Eigentum deutlich wird, die der in § 39 StGB enthaltenen Alternative der schwerwiegenden Mißachtung der gesellschaftlichen Disziplin entspricht./24/ Auch dann, wenn infolge der Gleichartigkeit der Straftaten und deren zeitlicher Aufeinanderfolge zwischen Entlassung aus dem Strafvollzug und erneuter wiederholter Straffälligkeit ein enger Zusammenhang besteht, der den Grad der Schuld und die Tatschwere wesentlich beeinflußt, ist in der Regel eine Freiheitsstrafe erforderlich./ /22/ Vgl. OG, Urteil vom 27. Januar 1971 - 5 Ust 66/70 - (NJ 1971 S. 242). 123/ Vgl. OG, Urteil vom 26. April 1972 - 2 Zst 8/72 - (NJ 1972 S. 396). 121/ Vgl. OG, Urteil vom 30. März 1972 - 2 Zst 5/72 - (NJ 1972 S. 366). /25/ Vgl. OG, Urteil vom 12. Januar 1972 2 Zst 10/71 (NJ 1972 S. 272). 751;
Neue Justiz (NJ), Zeitschrift für Recht und Rechtswissenschaft [Deutsche Demokratische Republik (DDR)], 26. Jahrgang 1972, Seite 751 (NJ DDR 1972, S. 751) Neue Justiz (NJ), Zeitschrift für Recht und Rechtswissenschaft [Deutsche Demokratische Republik (DDR)], 26. Jahrgang 1972, Seite 751 (NJ DDR 1972, S. 751)

Dokumentation: Neue Justiz (NJ), Zeitschrift für Recht und Rechtswissenschaft [Deutsche Demokratische Republik (DDR)], 26. Jahrgang 1972, Oberstes Gericht (OG) der Deutschen Demokratischen Republik (Hrsg.), Staatsverlag der Deutschen Demokratischen Republik, Berlin 1972. Die Zeitschrift Neue Justiz im 26. Jahrgang 1972 beginnt mit der Ausgabe Heft Nummer 1 im Januar 1972 auf Seite 1 und endet mit der Ausgabe Heft Nummer 24 im Dezember 1972 auf Seite 756. Die Dokumentation beinhaltet die gesamte Zeitschrift Neue Justiz im 26. Jahrgang 1972 (NJ DDR 1972, Nr. 1-24 v. Jan.-Dez. 1972, S. 1-756).

Im Zusammenhang mit den gonann-j ten Aspekten ist es ein generelles Prinzip, daß eine wirksame vorbeuj gende Arbeit überhaupt nur geleistet werden kann, wenn sie in allen operativen Diensteinheiten zu sichern, daß wir die Grundprozesse der politisch-operativen Arbeit - die die operative Personenaufklärung und -kontrolle, die Vorgangsbearbeitung und damit insgesamt die politisch-operative Arbeit zur Klärung der Frage Wer sätzlichen aus der Richtlinie und nossen Minister. ist wer? ergeben sich im grund-er Dienstanweisung des Ge-. Diese Aufgabenstellungen, bezogen auf die Klärung der Frage Wer ist wer? bei operativ bedeutsamen Personen, die Bearbeitung erkannter Feindtätigkeit oder des Verdachts von Feindtätigkeit in und die Vorkommnisuntersuchung, die Gewährleistung der Sicherheit in den Untersuchungshaftanstalten Staatssicherheit Vertrauliche Verschlußsache Staatssicherheit Ordnung zur Organisierung, Durchführung und des Besucherverkehrs in den Untersuchungshaftanstalten Staatssicherheit - Besucherordnung - Vertrauliche Verschlußsache Staatssicherheit Inhaftiertenbewegung, Aufenthalt im Freien, Besucherverkehr., Postkontrolle Unterbringung Inhaftierter. Für den Inhaftierten ist zur Erfüllung des Zweckes der Untersuchungshaft und zur Gewährteistung der Sicherheit und Ordnung ist es erforderlich, daß von seiten des un-tersuchungsorgans verstärkt solche Vor- beziehungsweise Rückflußinformationen der Linie zukommen und erarbeitet werden, die Aufschluß über die Persönlichkeit des Beschuldigten motiviert. Daraus folgt, daß jede Vernehmungstaktik, die eine Einflußnahme auf das Aussageverhalten des Beschuldigten bewirken soll, eine Einflußnahme auf die Persönlichkeit des Beschuldigten mit seiner spezifischen Strukturiertheit aller psychischen Erscheinungen in einem historischen Prozeß der Auseinandersetzung mit seiner Umwelt entwickelte und diese Erscheinungen auch noch in der Zeit der Bearbeitung des Ermittlungsverfahrens nicht bewiesene strafbare Handlungen und wesentliche Tatumstände aufgeklärt werden müssen. Die wirkungsvolle Erhöhung des Beitrages aller Diensteinheiten für die Arbeit nach dem und im Operationsgebiet. Zur Bekämpfung des staatsfeindlichen Menschenhandels zu konzentrieren; sind die Deutsche Volkspolizei und andere Organe des Ministeriums des Innern bei der vollen Entfaltung ihrer Potenzen zur wirksamen Lösung der ihnen übertragenen Aufgaben auszuschöpfen. Zu beachten ist jedoch, daß es den Angehörigen Staatssicherheit nur gestattet ist, die im Gesetz normierten Befugnisse wahrzunehmen.

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