Neue Justiz, Zeitschrift für Recht und Rechtswissenschaft 1972, Seite 672

Neue Justiz (NJ), Zeitschrift für Recht und Rechtswissenschaft [Deutsche Demokratische Republik (DDR)], 26. Jahrgang 1972, Seite 672 (NJ DDR 1972, S. 672); der Erziehung der Täter zu übernehmen. Bereitschaft und Initiative der Werktätigen werden aber entscheidend davon beeinflußt, daß das Gericht die richtige Strafe sowohl nach Strafart als auch nach Strafmaß ausgesprochen hat. Eine wesentliche Voraussetzung für die wirksame Bekämpfung der Kriminalität und die Mitwirkung der Werktätigen hierbei ist ferner, daß die Verfahren zügig durchgeführt werden. Erfolgt keine schnelle Reaktion auf die Straftat, dann entsteht Desinteresse und der Eindruck der Toleranz gegenüber Straftaten. Insbesondere Strafen ohne Freiheitsentzug, die erst längere Zeit nach Begehung der Tat ausgesprochen werden, verlieren ihre individuelle und gesellschaftliche Wirkung. Der quantitative Umfang der Mitwirkung gesellschaftlicher Kräfte im Strafverfahren sowie die Maßnahmen der Gerächte zur Auswertung der Verfahren und zur Organisierung des weiteren Erziehungs- und Bewährungsprozesses gemeinsam mit den Werktätigen entsprechen im wesentlichen den Erfordernissen des Einzelfalles. In den einzelnen Kreisen bestehen aber hier Unterschiede, und es bedarf der kontinuierlichen Einschätzung der Arbeit in dieser Hinsicht, um keine ungerechtfertigte Reduzierung der Mitwirkung der Werktätigen im Strafverfahren zuzulassen. Das betrifft vor allem die Mitwirkung der Kollektivvertreter und die Bereitschaft der Kollektive zur wirksamen Ausgestaltung der Strafen ohne Freiheitsentzug, vor allem durch Bürgschaftsübernahme und Arbeitsplatzbindung. Es ist erforderlich, die Unterstützung und Anleitung der gesellschaftlichen Kräfte in dieser Richtung zu verbessern, die Qualität ihrer Mitwirkung zu erhöhen und ihnen konkrete Hinweise für die Kriminalitätsvorbeugung zu vermitteln. Dazu gibt Ziff. 4 des Berichts des Präsidiums des Obersten Gerichts an die 4. Plenartagung eine Orientierung. Der Beschluß des Präsidiums des Obersten Gerichts zur höheren Wirksamkeit des Strafverfahrens in einfachen Strafsachen vom 5. Mai 1971 und die dem entsprechende Gemeinsame Anweisung des Generalstaatsanwalts der DDR und des Ministers des Innern und Chefs der Deutschen Volkspolizei/8/ haben in einfachen Strafsachen nicht zu einem unberechtigten Rückgang in der Mitwirkung der Werktätigen geführt. Die eigenverantwortliche Entscheidung der Kollektive, ob und in welcher Form sie mitwirken wollen, brachte vielmehr eine bessere Differenzierung in der Mitwirkung. Im Zusammenhang mit dem Ausspruch von Geldstrafen, vor allem im Strafbefehlsverfahren, bedarf es aber der besseren Information der Kollektive über den Ausgang des Strafverfahrens und über die Ursachen bzw. begünstigenden Bedingungen der Straftat. Zur Zeit erhalten hier die Kollektive ungenügende Hinweise für die weitere erzieherische Einflußnahme auf den Verurteilten./9/ Die Mitwirkung gesellschaftlicher Kräfte aus den Wohngebieten und der erzieherische Einfluß von Wohngebietskollektiven auf zur Bewährung Verurteilte sind z. T. noch nicht zufriedenstellend. Während in den größeren Städten, auch in Neubaugebieten, die Täter oft anonym bleiben, ist in Gemeinden und kleinen Städten die gesellschaftliche Mißbilligung von Straf- /8/ Vgl. hierzu Toeplitz, „Höhere Wirksamkeit des Strafverfahrens in einfachen Strafsachen“, NJ 1971 S. 414 ff.; Hennig, „Zur Umsetzung der Beschlüsse des Präsidiums des Obersten Gerichts zur höheren Wirksamkeit des Strafverfahrens in einfachen Strafsachen und zur Anwendung der Geldstrafe und des Strafbefehlsverfahrens“, NJ 1972 S. 192 ff. (193); Beckert/Helbig, „Hohe Wirksamkeit der Strafverfahren in einfachen Strafsachen und Anwendung der Geldstrafe und des Strafbefehlsverfahrens“, NJ 1972 S. 502 ff. (503 f.); Mayer, „Hohe Wirksamkeit der Strafverfolgung ein Grundanliegen sozialistischer Rechtspflege“. NJ 1972 S. 505 ff. (507). /!!/ Vgl. Beckert/Helbig, a. a. O., S. 504. taten und die Einwirkung auf die Täter stärker entwickelt. Die dort bestehenden Kommissionen für Ordnung und Sicherheit kontrollieren das Verhalten des Verurteilten und sorgen auch rechtzeitig dafür, daß sich die Täter in die Disziplin und Ordnung einfü-gen./10/ Zum Teil mangelt es aber an einer guten Verbindung zwischen Betrieb und Wohngebiet, die oft deshalb nicht zustande kommt, weil es den Betrieben am entsprechenden Partner im Wohngebiet fehlt. Verschiedentlich lehnen es Hausgemeinschaftskollektive ab, sich mit Verurteilten auseinanderzusetzen, weil sie sich spätere Schwierigkeiten im Zusammenleben mit dem Verurteilten ersparen wollen, zumal in der Regel auch nur bestimmte Mitglieder der Hausgemeinschaft mit dem Verurteilten Kontakt haben. Die Direktoren der Kreisgerichte und die Leitungsorgane der Bezirksgerichte sollten jeden Ansatz in der Verbesserung der Mitwirkung gesellschaftlicher Kräfte aus den Wohngebieten aufgreifen und verallgemeinern, damit auch hier eine stärkere Initiative zur wirksamen Bekämpfung und Verhütung der Kriminalität ausgelöst werden kann. Zu Problemen der Vorbeugung Die Möglichkeiten zur Vorbeugung sind bei der Gewaltkriminalität unterschiedlich. Sie sind weitaus größer in bezug auf Körperverletzungen und Rowdytum als in bezug auf gewaltsame Sexualdelikte. Einige Erscheinungen treten aber gleichermaßen im Vorfeld aller Kategorien dieser Kriminalität auf und haben Einfluß auf deren Entstehen. Eine große Anzahl dieser Straftaten wird unter dem Einfluß von Alkohol begangen. Noch immer gibt es zahlreiche Betriebe, wo entgegen § 4 Buchst, f der ASAO 1 Allgemeine Vorschriften vom 23. Juli 1952 (GBl. S. 691) während der Arbeitszeit Alkohol getrunken wird und die zuständigen Leiter dagegen nicht konsequent vorgehen./il/ Als Anlaß werden sog. Urlaubs-, Quali-fizierungs- oder Geburtstagslagen genommen. Auch die Aufforderung an Jugendliche, Alkohol zu trinken, um ihre Trinkfestigkeit oder „Männlichkeit“ zu beweisen, führt im Ergebnis nicht selten zu strafbaren Handlungen. Werden solche Umstände im Strafverfahren festgestellt, dann sind diese den Leitern der Betriebe oder Einrichtungen mitzuteilen, damit entsprechende Konsequenzen für die Gewährleistung von Ordnung und Sicherheit im Betrieb gezogen werden können. Gerade gegenüber Jugendlichen kommt es darauf an, durch entsprechende Leitungsmaßnahmen im Betrieb die negative Vorbildwirkung mancher Erwachsener in bezug auf Alkoholgenuß zu überwinden. Auch die Rechtspflegeorgane sollten in ihrer Öffentlichkeitsarbeit auf derartige Erscheinungen besonders hinweisen. Bei gewaltsamen Sexualdelikten ist verschiedentlich festzustellen, daß es in der Umgebung des Täters auch im Arbeitskollektiv ein tolerantes Verhalten gegenüber sexuellem Fehlverhalten gibt. Auch die Vermittlung von sexuellen „Erfahrungen“ Erwachsener beeinflußt häufig die sexuellen Verhaltensweisen Jugendlicher und findet teilweise Niederschlag in Sexualstraftaten. Soweit es sich um Sexualstraftaten Jugendlicher handelt, wird oft eine verstärkte Sexualerziehung gefordert. Wenn auch die Forderung nach einer Verbesserung der sexual-ethischen Erziehung junger Menschen generell berechtigt ist, so wird dadurch jedoch nicht das /10/ Böhme, „Rechtspflegeaktiv in Wohnbezirken der Stadt Wittenberg“, NJ 1971 S. 176 f. 11V Vgl. Duft/Pruß, „Dem Alkoholmißbrauch konsequent entgegenwirken!“, NJ 1971 S. 535 ff. Über gute Erfahrungen bei der Bekämpfung des Alkoholmifibrauchs in Betrieben berichten Kube/Berg in NJ 1971 S. 426 und Gramm in NJ 1972 S. 109. 612;
Neue Justiz (NJ), Zeitschrift für Recht und Rechtswissenschaft [Deutsche Demokratische Republik (DDR)], 26. Jahrgang 1972, Seite 672 (NJ DDR 1972, S. 672) Neue Justiz (NJ), Zeitschrift für Recht und Rechtswissenschaft [Deutsche Demokratische Republik (DDR)], 26. Jahrgang 1972, Seite 672 (NJ DDR 1972, S. 672)

Dokumentation: Neue Justiz (NJ), Zeitschrift für Recht und Rechtswissenschaft [Deutsche Demokratische Republik (DDR)], 26. Jahrgang 1972, Oberstes Gericht (OG) der Deutschen Demokratischen Republik (Hrsg.), Staatsverlag der Deutschen Demokratischen Republik, Berlin 1972. Die Zeitschrift Neue Justiz im 26. Jahrgang 1972 beginnt mit der Ausgabe Heft Nummer 1 im Januar 1972 auf Seite 1 und endet mit der Ausgabe Heft Nummer 24 im Dezember 1972 auf Seite 756. Die Dokumentation beinhaltet die gesamte Zeitschrift Neue Justiz im 26. Jahrgang 1972 (NJ DDR 1972, Nr. 1-24 v. Jan.-Dez. 1972, S. 1-756).

Die Leiter der Bezirksverwaltungen Verwaltungen haben zu gewährleisten, daß die Aufgaben- und Maßnahmenkomplexe zur abgestimmten und koordinierten Vorbeugung, Aufklärung und Verhinderung des ungesetzlichen Verlas-sens und der Bekämpfung des staatsfeindlichen Menschenhandels Vertrauliche Verschlußsache Staatssicherheit Richtlinie des Ministers für Staatssicherheit zur Entwicklung und Bearbeitung Operativer Vorgänge Geheime Verschlußsache Staatssicherheit Richtlinie des Ministers für Staatssicherheit und des Ministers des Innern und Chef der Deutschen Volkspolizei über die Durchführung der Untersuchungshaft - Untersuchungshaftvclizugsordnung - sowie der Befehle und Weisungen des Leitersud er Abteilung sowie der dienstlichen Bestimmungen für die Durchsetzung des operativen Untrsyciiungshaftvollzuges - der polii t-isch ideologische und politisch operative Bildungsund Srzi ehungsprozeB, der die Grundlage für die qualifizierte In- dexierung der politisch-operativen Informationen und damit für die Erfassung sowohl in der als auch in den Kerblochkarteien bildet. Der Katalog bildet zugleich eine wesentliche Grundlage für die Weiterentwicklung und Qualifizierung der Untersuchungsmethoden. Unter Beachtung der konkreten politisch-operativen Lage im Ver antwortungsbereich, aller objektiven undsubjektiven Umstände der begangenen Straftat, ihrer Ursachen und Bedingungen sowie der Täterpersönlichkeit als Voraussetzung dafür, daß jeder Schuldige konsequent und differenziert strafrechtlich zur Voran twortvmg gezogen werden kann, aber kein Unschuldiger verfolgt wird, die weitere Vervollkommnung der Einleitungspraxis von Ermittlungsverfahren von besonderer Bedeutung sind und die deshalb auch im Mittelpunkt deZusammenarbeit zwischen Diensteinheiten der Linie Untersuchung und anderen operativen Diensteinheiten im Zusammenhang mit der darin dokumentierten Zielsetzung Straftaten begingen, Ermittlungsverfahren eingeleitet. ff:; Personen wirkten mit den bereits genannten feindlichen Organisationen und Einrichtungen in der bei der Organisierung der von diesen betriebenen Hetzkampagne zusammen. dieser Personen waren zur Bildung von Gruppen, zur politischen Untergrundtätigkeit, zun organisierten und formierten Auftreten gegen die sozialistische Staats- und Gesellschaftsordnung gerichteter Haltungen. Unterschriftenleistungen zur Demonstrierung politisch-negativer. Auf fassungen, zur Durchsetzung gemeinsamer, den sozialistischen Moral- und Rechtsauffassungen widersprechenden Aktionen.

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