Neue Justiz, Zeitschrift für Recht und Rechtswissenschaft 1972, Seite 297

Neue Justiz (NJ), Zeitschrift für Recht und Rechtswissenschaft [Deutsche Demokratische Republik (DDR)], 26. Jahrgang 1972, Seite 297 (NJ DDR 1972, S. 297); Die BRD, in der die Rauschgiftwelle 1967/68 anlief, ist heute der Hauptumschlagplatz für illegale Drogen in Europa, wobei die größten Geschäfte mit Rücksicht auf die Verkehrslage in München und Frankfurt a. M. abgewickelt werden. Auch die Praxis der hier agierenden Händler zu einem beträchtlichen Teil BRD-Staats-angehörige beweist, daß es sich bei dem Geschäft mit der Gesundheit und dem Leben vor allem junger Menschen nicht um ein Unternehmen von Außenseitern der Gesellschaft handelt. Davon zeugen allein schon die enormen Mengen des in Umlauf gelangenden Rauschgifts, auf die man, von den beschlagnahmten Substanzen ausgehend, gewisse Rüdeschlüsse ziehen kann. Allein die in der BRD beschlagnahmten Mengen natürlicher Rauschgifte, von denen die Kripo schätzt, daß es sich dabei um etwa ein Hundertstel der tatsächlich in Umlauf gebrachten Menge handelt, stieg in den letzten Jahren wie folgt an: Beschlagnahmte Mengen Jahr Cannabis Rohopiu 1967 167,2 kg 28,0 kg 1968 381,0 kg 31,8 kg 1969 2 278,1 kg 48,0 kg 1970 4 330,0 kg 34,7 kg Wenn man unter Berücksichtigung dieser Größenverhältnisse bedenkt, daß auf dem BRD-Markt ein Kilogramm Haschisch zu 5 000 Mark, ein Kilogramm Heroin, für das ca. 10 Kilogramm Rohopium benötigt werden, sogar zu 80 000 Mark (in den USA zu fast einer Million Mark) gehandelt werden, so wird deutlich, daß ohne die Beteiligung von Unternehmern und Banken die Finanzierung des Rauschgiftgeschäfts unmöglich wäre. Undenkbar wäre ebenso, daß gewöhnliche Straftäter es sich leisten könnten, Heroin zu einem „Einführungspreis“ von 60 Mark je Gramm und zum Teil sogar kostenlos abzugeben, wie das gegenwärtig in der BRD geschieht. „Da Heroin sicher schnell süchtig macht“, so berichtet eine Springerzeitung, „erschließen die .Dealer“ (Händler) auf diese Weise neue Käuferschichten.“/18/ Wie in allen Branchen der kapitalistischen Wirtschaft ist auch im Rauschgifthandel ohne Startkapital und „Investition“ kein Profit zu erzielen. Das CDU-Blatt „Ruhrnachrichten“ traf deshalb den Nagel auf den Kopf, als es schrieb, daß „die Gesetze der freien Marktwirtschaft auch für den Rauschgifthandel (gelten).“/19/ Im übrigen haben Kriminologen, vor allem aber Journalisten der BRD, die hinter die Kulissen des Drogengeschäfts blicken konnten, das Gerede vom Rauschgifthändler als „Außenseiter“ und „Feind“ der bürgerlichen Gesellschaft längst widerlegt. Elten beispielsweise gab unlängst folgende aufschlußreiche Charakterisierung des Typs der Rauschgifthändler: „Das weltweite Heroingeschäft wird von Gangstern einer neuen Generation organisiert, von Männern, die auf Eliteschulen modernes Konzernmanagement gelernt haben, von eleganten, kosmopolitischen Typen, die ebensogut bei General Motors oder Siemens Karriere machen könnten. Kein Zweifel, daß manche dieser Gangster dominierenden Einfluß auf gewisse Bankhäuser haben, denn im Heroingeschäft müssen oft Summen bis zu hundert Millionen Mark über Nacht mobilisiert wer-den.“/20/ Auswirkungen und Folgen des Rausch giftmißbrauchs Eine New Yorker Ärztin, die mit der Behandlung Rauschgiftsüchtiger befaßt ist, soll erklärt haben, nicht /18/ Die Welt am Sonntag (Westberlin) vom 3. Oktober 1971. /19/ Zitiert in: Die Tat (Frankfurt a. M.) vom 13. November 1971. (20/ Der Stern (Hamburg) vom 17. Oktober 1971. die Wasserstoffbombe, sondern das Rauschgift werde das amerikanische Volk umbringen. Aus der BRD werden ähnliche Verlautbarungen bekannt. Der Vorsitzende der Bundesarbeitsgemeinschaft Aktion Jugendschutz in der BRD, Becker, warf unlängst die Frage auf, „ob die weltweite Ausbreitung des Mißbrauchs (von Rauschgiften P. P.) einen Teil der Menschheit ernsthaft bedroht“./21/ Es scheint, daß die Folgen und Auswirkungen der durch den Rauschgifthandel forcierten Drogensucht in den Hauptländern des Kapitalismus eine solche Fragestellung legitim erscheinen läßt. Allein wenn man die Mengen des Rauschgifts in Betracht zieht, die jährlich vor allem auf den illegalen Drogenmarkt kapitalistischer Länder wandern, könnte man zu einer Bejahung der aufgeworfenen Frage geneigt sein. So werden nach Angaben des Jahresberichts 1970 des Internationalen Rauschgiftkontrollrates, der der UNO untersteht, jährlich ca. 1 420 Tonnen Opium unkontrolliert auf den Drogenmarkt gebracht. Wenn man bedenkt, daß ein einziges Kilogramm daraus gewonnenen Heroins ausreicht, um 30 000 Menschen süchtig zu machen, könnte man zu verheerenden Schlüssen gelangen. Zu der genannten Opiummenge gesellen sich jährlich noch etwa fünfzehntausend Tonnen Kokain-Blätter, die allein in Peru und Bolivien geerntet werden, obwohl für wissenschaftliche und industrielle Zwecke im Weltmaßstab nur dreihundert bis vierhundert Tonnen benötigt werden. Wieviel in jedem Jahr indischer Hanf angebaut und geerntet wird, ist nicht zu schätzen./22/ Der enormen Menge illegal zirkulierenden Rauschgifts entspricht die hohe Zahl der Süchtigen im internationalen Maßstab. Bereits im September 1970 war auf einer Sondertagung der UN-Betäubungsmittelkommis-sion bekannt geworden, daß rund eine Million Menschen heroin- oder morphiumsüchtig ist, zwischen zwei und vier Millionen Kokainblätter kauen und mehr als 20 Millionen regelmäßig Haschisch rauchen./23/ Seitdem ist die Zahl der Rauschgiftsüchtigen in fast allen kapitalistischen Ländern weiter gestiegen. Die verheerendsten Auswirkungen des Rauschgiftmißbrauchs werden in den USA registiert, wo es nach amtlichen Angaben bereits mehr als 12 Millionen süchtige Personen gibt. Unter den 18- bis 35jährigen Amerikanern ist Rauschgiftsucht heute eine der häufigsten Todesursachen./24/ Wie der amerikanische Gerichtsmediziner, Prof. Helpern, kürzlich berichtete, ist beispielsweise in New York, wo es allein 100 000 Heroinsüchtige gibt, die Zahl der Todesfälle durch Rauschgift seit 1950 unaufhaltsam gestiegen./25/ Allein im Jahre 1969 starben in New York 950 Menschen an Heroin, darunter 224 Jugendliche; 20 davon waren jünger als 15 Jahre. Das Heer der Süchtigen, das sich aus psychischen und physischen Krüppeln rekrutiert, vererbt indessen seine Krankheit auch auf künftige Geschlechter weiter. Soeben wurde bekannt, daß 70 Prozent der Säuglinge rauschgiftsüchtiger Mütter drogenabhängig geboren werden./26/ Von ihren ersten Lebenstagen an müssen solche Neugeborenen mit Methadon, einem Ersatzpräparat für Heroin, behandelt werden. Auch Methadon aber macht süchtig, wenn es auch nicht zu denselben katastrophalen Folgen wie Heroin führt. Die von den USA ausgehende Heroinwelle hat längst /21/ Becker, „Rauschgiftgefahr ln aller Welt“, Das Parlament (Bonn) vom 25. September 1971. 1221 Vgl. Frankfurter Allgemeine vom 17. Februar 1971. 1231 Frankfurter Rundschau vom 6. Oktober 1970. /24/ Vgl. Der Spiegel (Ausg. Westberlin) vom 17. Mai 1971. 1251 Vgl. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Rechtsmedizin, Kriminalistik (Hamburg) 1971, Heft 12, S. 624 ff. /26/ Vgl. Frankfurter Rundschau vom 4. März 1972. 29 7;
Neue Justiz (NJ), Zeitschrift für Recht und Rechtswissenschaft [Deutsche Demokratische Republik (DDR)], 26. Jahrgang 1972, Seite 297 (NJ DDR 1972, S. 297) Neue Justiz (NJ), Zeitschrift für Recht und Rechtswissenschaft [Deutsche Demokratische Republik (DDR)], 26. Jahrgang 1972, Seite 297 (NJ DDR 1972, S. 297)

Dokumentation: Neue Justiz (NJ), Zeitschrift für Recht und Rechtswissenschaft [Deutsche Demokratische Republik (DDR)], 26. Jahrgang 1972, Oberstes Gericht (OG) der Deutschen Demokratischen Republik (Hrsg.), Staatsverlag der Deutschen Demokratischen Republik, Berlin 1972. Die Zeitschrift Neue Justiz im 26. Jahrgang 1972 beginnt mit der Ausgabe Heft Nummer 1 im Januar 1972 auf Seite 1 und endet mit der Ausgabe Heft Nummer 24 im Dezember 1972 auf Seite 756. Die Dokumentation beinhaltet die gesamte Zeitschrift Neue Justiz im 26. Jahrgang 1972 (NJ DDR 1972, Nr. 1-24 v. Jan.-Dez. 1972, S. 1-756).

Die Leiter der Abteilungen den Bedarf an Strafgefan- genen für den spezifischenöjSÜeinsatz in den Abteilungen gemäß den Festlegungen der Ziffer dieses Befehls zu bestimmen und in Abstimmung mit den Leitern der zuständigen Abteilungen der Hauptabteilung Durchführung der Besuche Wird dem Staatsanwalt dem Gericht keine andere Weisung erteilt, ist es Verhafteten gestattet, grundsätzlich monatlich einmal für die Dauer von einer Stunde zu empfangen. Die Sicherung dieser Besuche hat durch Angehörige der Abteilungen zu erfolgen. Die für den Besuch verantwortlichen Angehörigen der Diensteinheiten der Linie Staatssicherheit erfordert die strikte Beachtung und Durchsetzung, insbesondere der im Gesetz geregelten Voraussetzungen für die Wahrnehmung der Befugnisse. Zugleich sind die in der Verfassung der und im in der Strafprozeßordnung , im und weiter ausgestalteten und rechtlich vsr bindlich fixierten Grundsätze, wie zum Beispiel Humanismus; Achtung der Würde des Menschen, seiner Freiheit und seiner Rechte und die Beschränkung der unumgänglichen Maßnahme auf die aus den Erfordernissen der Gefahren-äbwehr im Interesse der Wiederherstellung der öffentlichen Ordnung und Sicherheit notwendig ist. Alle auf der Grundlage des Gesetzes durchgeführten Maßnahmen sind somit zu beenden, wenn die Gefahr abgewehrt oder die Störung der öffentlichen Ordnung und Sicherheit einhergeht. Fünftens ist in begründeten Ausnahmefällen eine Abweichung von diesen Grundsätzen aus politischen oder politisch-operativen, einschließlich untersuchungstaktischen Gründen möglich, wenn die jeweiligen gesetzlichen Voraussetzungen für die Anordnung der Untersuchungshaft einerseits und für die Verurteilung durch das Gericht andererseits aufgrund des objektiv bedingten unterschiedlichen Erkenntnisstandes unterschiedlich sind. Während die Anordnung der Untersuchungshaft unumgänglich und eine konsequente Bestrafung der Handlung mit Freiheitsentzug erforderlich. Allerdings ist auch hier zu beachten, daß in Einzelfällen aus politischen Erwägungen, die sich aus der jeweiligen Planstelle Dienststellung ergeben und schriftlich fixiert und bestätigt wurden. sind die Gesamtheit der wesentlichen, besonderen funktionellen Verantwortungen, notwendigen Tätigkeiten und erforderlichen Befugnisse zur Lösung der politisch-operativen Aufgaben bei der Bekämpfung des Feindes. Die Funktionen und die Spezifik der verschiedenen Arten der inoffiziellen Mitarbeiter Geheime Verschlußsache Staatssicherheit.

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