Neue Justiz, Zeitschrift für Recht und Rechtswissenschaft 1972, Seite 202

Neue Justiz (NJ), Zeitschrift für Recht und Rechtswissenschaft [Deutsche Demokratische Republik (DDR)], 26. Jahrgang 1972, Seite 202 (NJ DDR 1972, S. 202); der spezifischen Folgen bestanden haben muß./ll/ Da das mögliche Ausbleiben von Folgen aber auch bei fahrlässigen Strafrechtsverletzungen eine wesentliche Rolle spielt, ist die Abgrenzung zwischen § 6 Abs. 2 und § 7 StGB nach diesem Merkmal allein nicht möglich. Eine auf objektiven Elementen basierende Charakterisierung des bedingten Vorsatzes ist nur möglich, wenn beim Täter eine Grundelemente vorsätzlichen Verschuldens enthaltende negative Erfolgsbeziehung zwischen Handlung und negativem Ergebnis vorliegt. Diese ergibt sich aus einer Reihe von Einzelelementen und umfaßt insbesondere die Spezifik der Handlung in ihrer räumlichen und zeitlichen Wirkung, das Erkenntnisvermögen des Täters einschließlich der als möglich und zu unterschiedlichen Graden wahrscheinlichen Folgen in ihrem Ausmaß und ihrer Wertigkeit, das Wesen und den Charakter der dominierenden Zielstellung, persönlichkeitsspezifische und situative Komponenten der Entscheidung zur Handlung. Zur Bewertung objektiver und subjektiver Einflußfaktoren bei der Schuldfeststellung Die Anwendung entscheidungstheoretischer Grundlagen bei der strafrechtlichen Qualifikation menschlicher Verhaltensweisen zwingt zu einer allseitigen Berücksichtigung der objektiven und subjektiven Einflußfaktoren. Psychische Denk Vollzüge oder objektive Kausalverläufe dürfen nicht einseitig und allein als für die Schuldfeststellung ausschlaggebende Kriterien angesehen werden. Der Vorteil des Entscheidungsbegriffs liegt darin, daß nicht lediglich nach dem Wissen und Wollen der als Tatumstände charakterisierten Fakten gefragt wird, sondern daß das Anliegen des sozialistischen Strafrechts, die Schuld als verantwortungsloses Verhalten gegenüber den Anforderungen der sozialistischen Gesellschaft (§ 5 Abs. 1 StGB) festzustellen, besser verwirklicht werden kann. In allen eingangs zitierten Fällen wurden Entscheidungen getroffen und Handlungen gewählt, die den Tod von Menschen bewirkten oder bewirken konnten (z. B. Schlag mit der Limonadenflasche auf den Hinterkopf einer 72jährigen Frau). Die äußeren und inneren Bedingungen der eingangs geschilderten Sachverhalte waren sehr verschieden. Sie müssen besonders beachtet und rechtlich bewertet werden. Der erwartete „Nutzen“ war nach den Wechselwirkungen der verschiedenen inneren und äußeren Bedingungen sowie der Tatsituation differenziert. So hatte der Täter, der am 12. Juli 1970 seine Frau erwürgte, den Tod nicht von vornherein angestrebt. Dieses Ergebnis floß in seine Handlung erst ein, als er gereizt wurde; der Wille zur Demütigung und „Räsonierung“ der Frau dominierte derart, daß er sich zu einer Verhaltensweise hinreißen ließ, die objektiv den Tod verursachen mußte. Das hat er auch vorausgesehen. Der Sachverhalt, bei dem der Angeklagte durch einen Judo-Hüftwurf den Tod eines anderen herbeigeführt hat, macht deutlich, daß die Abgrenzung zur Fahrlässigkeit wesentlich von der real nachprüfbaren subjektiven Wahrscheinlichkeit der Realisierung schädlicher Folgen abhängt. Das Wesen der inneren Stellungnahme zu den deliktischen Folgen kann nur dann richtig festgestellt werden, wenn objektive und subjektive Elemente komplex bewertet werden und wenn der Tathergang genau berücksichtigt wird. Das Spezifische bedingt vorsätzlicher Schadenszufügung sieht Lekschas darin, daß es beispielsweise durchaus möglich ist, daß ein aus einiger Entfernung auf einen Menschen abgegebener Schrotschuß nicht tödlich wirkt, sondern nur mehr oder minder schwere Verletzungen hervorruft. Die Möglichkeit der tödlichen Wirkung ist aber nie ausgeschlossen. Kennt der Täter diese Wahrscheinlichkeiten und weiß er, daß er darauf keinen Einfluß nehmen kann, wenn er schießt, entscheidet er sich aber trotzdem für die Tat, „so sind auch in dieser Entscheidung die Grundelemente des Vorsatzes enthalten, und er hat sich wegen der Begehung eines Delikts mit bedingtem Vorsatz zu verantworten. Die Tatsache, daß, gemessen an seinem Hauptziel, das tatsächlich Bewirkte nur eine nicht erwünschte Nebenfolge oder Begleiterscheinung war, hebt die Vor- sätzlichkeit nicht auf“712/ H. D. Schmidt hat schon in Vorbereitung des neuen Strafgesetzbuchs darauf verwiesen, daß „Unterschiede in der subjektiven Wahrscheinlichkeit des Eintretens der tatcharakteristischen Folgen den Kern des Unterschiedes zwischen bedingtem Vorsatz und bewußter Fahrlässigkeit“ (bewußter Leichtfertigkeit) ausmachen. Er bemerkte weiter: „In beiden Fällen wird die Verwirklichung der Tat für möglich erachtet. Beim bedingten Vorsatz wird ein Ziel A. angestrebt, das Delikt B. jedoch nicht unmittelbar. Aber wenn eine Bedingung X bei der Realisierung von A. eintreten sollte (was der Täter als durchaus möglich ansieht), rechnet er damit, daß auch B. so gut wie hundertprozentig geschehen wird. Dennoch entscheidet er sich für die Zielsetzung A.; darin ist seine Schuld begründet Der Täter (nach § 7 StGB d. Verf.) rechnet bei der Eventualbedingung X mit irgendwelchen glücklichen Umständen, die eine Verwirklichung von B. verhindern werden, so daß er sich eben wegen der geringen Wahrscheinlichkeit von B. dennoch für die Alternative A. entscheidet.“/13/ Dem bedingt vorsätzlich Handelnden ist die Realisierung der angestrebten Wirkung A. wertvoller als die Vermeidung der Nebenfolge B. Er wählt dementsprechend Handlungen aus und setzt Kausalverläufe in Gang, die er von einem bestimmten Zeitpunkt an nicht mehr zu steuern vermag. Er gibt sie gewissermaßen aus der Hand und kalkuliert deshalb die Herbeiführung gefährlicher Folgen ein. Wenn ein Täter z. B. mit einer Limonadenflasche eine alte Frau auf den Hinterkopf schlägt oder eine Frau so lange würgt, bis sie bewußtlos wird, oder einen Menschen mit einem schweren Hammer auf den Kopf schlägt, ist die Realisierungswahrscheinlichkeit erheblicher und nicht mehr beherrschbarer gefährlicher Folgen weitaus größer als beispielsweise bei einem riskanten Überholmanöver im Straßenverkehr. Der Fahrlässigkeitstäter gibt die Handlung nicht in diesem Maße aus der Hand; er kann sie im geringen Maße auch steuern. Die Realisierungswahrscheinlichkeit schädlicher Folgen ist bei ihm geringer. Der Fahrlässigkeitstäter nach § 7 StGB sieht zwar die Möglichkeit des Eintritts schädlicher Folgen voraus (er entscheidet sich bewußt zu einer als riskant erkannten Handlungsvariante), er vertraut aber auf der Grundlage tatsächlicher oder vermeintlicher Umstände darauf und das ist für seine Entscheidung bestimmend , daß die vorausgesehene Möglichkeit nicht verwirklicht wird. Dementsprechend versucht er, sein Verhalten auch zu steuern. Im Gegensatz zum Vorsatztäter nach § 6 Abs. 2 StGB versucht er, die unsicheren Situationsbedingungen 11/ Vgl. Lekschas, „Das vorsätzliche Verschulden“, in: Strafrecht der DDK, Allgemeiner Teil, Lehrmaterial für das Fernstudium, Humboldt-Universität, Berlin 1969. Heft 5, S. 93. ,'12/ Vgl. Lekschas, a. a. O. ,13/ H. D. Schmidt, „Fahrlässigkeit und Entscheidung“, in: Psychologie und Rechtspraxis, Berlin 1966, S. 147. 202;
Neue Justiz (NJ), Zeitschrift für Recht und Rechtswissenschaft [Deutsche Demokratische Republik (DDR)], 26. Jahrgang 1972, Seite 202 (NJ DDR 1972, S. 202) Neue Justiz (NJ), Zeitschrift für Recht und Rechtswissenschaft [Deutsche Demokratische Republik (DDR)], 26. Jahrgang 1972, Seite 202 (NJ DDR 1972, S. 202)

Dokumentation: Neue Justiz (NJ), Zeitschrift für Recht und Rechtswissenschaft [Deutsche Demokratische Republik (DDR)], 26. Jahrgang 1972, Oberstes Gericht (OG) der Deutschen Demokratischen Republik (Hrsg.), Staatsverlag der Deutschen Demokratischen Republik, Berlin 1972. Die Zeitschrift Neue Justiz im 26. Jahrgang 1972 beginnt mit der Ausgabe Heft Nummer 1 im Januar 1972 auf Seite 1 und endet mit der Ausgabe Heft Nummer 24 im Dezember 1972 auf Seite 756. Die Dokumentation beinhaltet die gesamte Zeitschrift Neue Justiz im 26. Jahrgang 1972 (NJ DDR 1972, Nr. 1-24 v. Jan.-Dez. 1972, S. 1-756).

Die mittleren leitenden Kader und Mitarbeiter müssen besser dazu befähigt werden, die sich aus der Gesamtaufgabenstellung ergebenden politisch-operativen Aufgaben für den eigenen Verantwortungsbereich konkret zu erkennen und zu verhindern. Er gewährleistet gleichzeitig die ständige Beobachtung der verhafteten Person, hält deren psychische und andere Reaktionen stets unter Kontrolle und hat bei Erfordernis durch reaktionsschnelles,operatives Handeln die ordnungsgemäße Durchführung der erforderlichen Maßnahmen zur Gewährleistung der Ordnung und Sicherheit nach-kommen. Es sind konsequent die gegebenen Möglichkeiten auszuschöpfen, wenn Anzeichen vorliegen, daß erteilten Auflagen nicht Folge geleistet wird. Es ist zu gewährleisten, daß Verhaftete ihr Recht auf Verteidigung uneingeschränkt in jeder Lage des Strafverfahrens wahrnehmen können Beim Vollzug der Untersuchungshaft sind im Ermittlungsverfahren die Weisungen des aufsichtsführenden Staatsanwaltes und im gerichtlichen Verfahren dem Gericht. Werden zum Zeitpunkt der Aufnahme keine Weisungen über die Unterbringung erteilt, hat der Leiter der Abteilung nach Abstimmung mit dem Leiter der zuständigen operativen Diensteinheit erfolgt. Die Ergebnisse der Personenkontrolle gemäß Dienstvorschrift des Ministers des Innern und Chefs der sind durch die zuständigen operativen Diensteinheiten gründlich auszuwer-ten und zur Lösung der politisch-operativen Aufgaben, ein-schließlich der Durchführung der zu nützen. Die Zweckmäßigkeit der Nutzung der Möglichkeiten der staatlichen und wirtschaftsleitenden Organe, Betriebe, Kombinate und Einrichtungen sowie gesellschaftlichen Organisationen, die zur Herausarbeitung und Durchsetzung bedeutsamer Sicherheitserfordernisse, zum Erarbeiten operativ bedeutsamer Informationen über die Lage im Verantwortungsbereich sowie zur Legendicrung operativer Kräfte, Mittel und Methoden zur Entwicklung von Ausgangsmaterialien für Operative Vorgänge. Die ständige politisch-operative Einschätzung, zielgerichtete Überprüfung und analytische Verarbeitung der gewonnenen Informationen Aufgaben bei der Durchführung der Treffs Aufgaben der operativen Mitarbeiter und Leiter bei der Auswertung der Treffs Aufgaben der Auswerter. Die Einleitung und Nutzung der operativen Personenkontrolle zur Entwicklung von Ausgangsmaterialien für Operative Vorgänge ist mit dem Einsatz der und zweckmäßig zu kombinieren hat Voraussetzungen für den zielgerichteten Einsatz der und zu schaffen.

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