Neue Justiz, Zeitschrift für Recht und Rechtswissenschaft 1971, Seite 619

Neue Justiz (NJ), Zeitschrift für Recht und Rechtswissenschaft [Deutsche Demokratische Republik (DDR)], 25. Jahrgang 1971, Seite 619 (NJ DDR 1971, S. 619); Q. hergestellte und von einem weiteren Betrieb fachgerecht fast fertig montierte Stahlkonstruktion stürzte ein. Zu diesem Zeitpunkt waren Werktätige des VEB W. damit beschäftigt, das Dach der Halle mit Beton-Hohldielen einzudecken. Beim Einsturz wurden die beim VEB W. beschäftigten Maurer K. und M. getötet, die Lehrlinge F. und N. sowie der Maurer S. erlitten schwere Verletzungen. Die Unfälle der Verletzten wurden als Arbeitsunfälle anerkannt. Das Bezirksgericht hat in seiner Entscheidung zu den rechtzeitig gemäß § 198 StPO gestellten Schadenersatzanträgen der drei geschädigten Werktätigen ausgeführt, der Verurteilte habe ihnen widerrechtlich Schaden zugefügt und sei deshalb nach §§ 823 ff. BGB schadenersatzpflichtig. Die vom Verurteilten gegen das Urteil des Bezirksgerichts eingelegte Berufung wurde vom 2. Strafsenat des Obersten Gerichts als offensichtlich imbegründet verworfen. Zur Verpflichtung des Verurteilten, den drei geschädigten Werktätigen Schadenersatz zu leisten, wurde ausgeführt, sie sei in diesem Fall zulässig, da der Unfall nicht darauf zurückzuführen sei, daß der Betrieb der Verletzten die ihm im Gesundheits- und Arbeitsschutz obliegenden Pflichten nicht erfüllt habe. Gegen diesen Beschluß richtet sich der Kassationsantrag des Genaralstaatsanwalts der DDR, soweit mit ihm über die Verpflichtung des Verurteilten befunden wurde, den Geschädigten F., N. und S. Schadenersatz zu leisten. Der Antrag hatte Erfolg. Aus den Gründen: Dem 2. Strafsenat des Obersten Gerichts oblag es, unabhängig von der Begründung der vom Verurteilten eingelegten Berufung das Urteil des Bezirksgerichts auch dahingehend zu überprüfen, ob eine Verletzung der Vorschriften über das Gerichtsverfahren vorliegt (§ 291 StPO). Dabei ist der Senat fehlerhaft zu dem Ergebnis gelangt, daß die Entscheidung des Bezirksgerichts über die Schadenersatzanträge der drei geschädigten Werktätigen zutreffend und insofern im Rechtsmittelverfahren nicht zu ändern ist. Nach § 1 Abs. 1 der AO über die Anerkennung von Arbeitsunfällen vom 27. Juli 1969 (GBl. II S. 430) ist ein Arbeitsunfall ein plötzliches, von außen wirkendes, schädigendes Ereignis, das mit der Betriebstätigkeit im ursächlichen Zusammenhang steht und eine Körperschädigung oder den Tod eines Werktätigen zur Folge hat. Ein solcher Arbeitsunfall liegt bei den Geschädigten vor. Die Rechte eines Werktätigen aus einem Ar-beitsünfall sind arbeitsrechtlicher Natur und in arbeitsrechtlichen Gesetzen (z. B. in den §§ 97 ff. GBA) und anderen Rechtsvorschriften geregelt. Sie sind, von Ansprüchen aus der Sozialversicherung der Arbeiter und Angestellten abgesehen, Rechte gegenüber dem Beschäftigungsbetrieb als dem Partner des Arbeitsrechtsverhältnisses. Bereits in seinem Urteil vom 19. Juli 1963 Za 29/63 (OGA Bd. 4 S. 195) hat das Oberste Gericht zum Ausdruck gebracht, daß in den §§ 97 ff. GBA Ansprüche der Werktätigen aus Arbeitsunfall und Berufskrankheit als Ansprüche gegen ihren Beschäftigungsbetrieb umfassend geregelt sind, so daß daneben kein Raum für die zivilrechtliche Beurteilung und Behandlung dieses Sachkomplexes ist, sofern die Voraussetzungen des § 98 Abs. 1 GBA erfüllt sind. Dem folgt seither die ständige Rechtsprechung in Arbeitsrechtssachen./*/ Gemäß § 98 Abs. 1 GBA setzt die Entstehung eines Schadenersatzanspruchs des Werktätigen voraus, daß /*/ Vgl. hierzu auch OG, Urteil vom 26. Juli 1963 Za 34/63 (NJ 1964 S. 28) : OG, Urteil vom 18. Mal 1967 - 1 Uz 1/67 - (NJ 1967 S. 421, Ber. NJ 1967, Heft 22): BG Karl-Marx-Stadt, Urteil vom 31. März 1967 - 5 BCB 16/67 - (NJ 1967 S. 423). - D. Red. er den Arbeitsunfall erlitten hat, weil der Betrieb ihm im Gesundheits- und Arbeitsschutz obliegende Pflichten nicht erfüllte. Zutreffend wird im Kassationsantrag dazu ausgeführt, daß es bei der Beurteilung dieser Frage unerheblich ist, ob die dem Arbeitsunfall zugrunde liegenden Pflichtverletzungen im Gesundheits- und Arbeitsschutz von Mitarbeitern des Beschäftigungsbetriebes des Geschädigten und damit vom Beschäftigungsbetrieb begangen wurden. Die im Strafverfahren festgestellte Verletzung von Bestimmungen über den Gesundheits- und Arbeitsschutz ist im Verhältnis zu den Geschädigten ihrem Beschäftigungsbetrieb, dem VEB W., zuzurechnen. Diese Konsequenz folgt aus § 98 Abs. 1 GBA, wonach der Geschädigte wegen seiner Schadenersatzansprüche aus Arbeitsunfall oder Berufskrankheit an seinen Beschäftigungsbetrieb verwiesen wird. Der Beschäftigungsbetrieb kann sich den Geschädigten gegenüber deshalb nicht darauf berufen, daß nicht er die ihm im Gesundheits- und Arbeitsschutz obliegenden Pflichten verletzt habe, sondern ein Dritter, der im Rahmen vertraglicher Vereinbarungen gleichfalls an der Errichtung der Halle beteiligt war bzw. Arbeiten hierfür ausführte. Die Schadenersatzansprüche richten sich daher gemäß § 98 Abs. 1 GBA gegen den VEB W. Eine andere, hier nicht zu erörternde Frage ist es, gegen wen dieser Betrieb Schadenersatzansprüche geltend machen kann, sofern er den Geschädigten gegenüber Schadenersatz geleistet hat. Dieser Grundsatz ist von weittragender Bedeutung im Gesundheits- und Arbeitsschutz und für die soziale Sicherheit der im Arbeitsrechtsverhältnis stehenden Werktätigen. Der Beschäftigungsbetrieb trägt Verantwortung im Gesundheits- und Arbeitsschutz auch dann, wenn Betriebsangehörige bei der Erfüllung von Arbeitsaufgaben Einwirkungen ausgesetzt sind, die von Dritten ausgehen, die ebenfalls am gleichen Objekt, z. B. auf einer Montagebaustelle, beschäftigt werden bzw. hierfür Arbeiten ausführen. Der geschädigte Werktätige muß sich nicht selbst mit dem außerhalb des Beschäftigungsbetriebes stehenden Dritten über die Verletzung von Bestimmungen im Gesundheits- und Arbeitsschutz und die daraus erwachsenden Konsequenzen nach zivilrechtlichen Bestimmungen auseinandersetzen. Durch die Verwirklichung dieser Grundsätze wird die soziale Sicherstellung der an ihrer Gesundheit erheblich geschädigten Werktätigen F., N. und S. beträchtlich erhöht. Bei der Behandlung der Berufung des Verurteilten hätte der 2. Strafsenat des Obersten Gerichts den Mangel erkennen müssen, der dem Urteil des Bezirksgerichts hinsichtlich der Verpflichtung des Verurteilten, den drei geschädigten Werktätigen Schadenersatz zu leisten, anhaftet. Er durfte die Berufung nicht als offensichtlich unbegründet verwerfen. Vielmehr hätte er die Geschädigten belehren müssen, daß ihnen kein Schadenersatzanspruch gegen den Verurteilten, sondern nach arbeitsrechtlichen Regelungen gegen ihren Beschäftigungsbetrieb zusteht, den sie ggf. bei der Konfliktkommission, nicht aber in diesem Strafverfahren geltend machen können. Unter Änderung des Urteils des Bezirksgerichts wären die Geschädigten mit ihren Schadenersatzforderungen abzuweisen gewesen. Insofern verstößt der Beschluß des 2. Strafsenats des Obersten Gerichts gegen §§ 17, 198 und 291 Ziff. 2 StPO sowie durch unrichtige Anwendung gegen §§ 823 ff. BGB und wegen Nichtanwendung gegen § 98 Abs. 1 GBA. Das Präsidium hatte die Schadenersatzansprüche der drei geschädigten Werktätigen aus den dargelegler. Gründen abzuweisen. 51!;
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Dokumentation: Neue Justiz (NJ), Zeitschrift für Recht und Rechtswissenschaft [Deutsche Demokratische Republik (DDR)], 25. Jahrgang 1971, Oberstes Gericht (OG) der Deutschen Demokratischen Republik (Hrsg.), Staatsverlag der Deutschen Demokratischen Republik, Berlin 1971. Die Zeitschrift Neue Justiz im 25. Jahrgang 1971 beginnt mit der Ausgabe Heft Nummer 1 im Januar 1971 auf Seite 1 und endet mit der Ausgabe Heft Nummer 24 im Dezember 1971 auf Seite 758. Die Dokumentation beinhaltet die gesamte Zeitschrift Neue Justiz im 25. Jahrgang 1971 (NJ DDR 1971, Nr. 1-24 v. Jan.-Dez. 1971, S. 1-758).

Auf der Grundlage der Erfassung und objektiven Bewertung Pritsche idiings Situationen nuß der ürjtorsi;chiingsfüiirer unter Einschluß anderer Fähigkeiten, seiner Kenntnisse und bereits vorliegender Erfahrungen in der Untersuclrungsarbcit in der Lage sein, die politisch-operative Lage in ihrem Verantwortungsbereich einzuschätzen, einen Beitrag zur Klärung der Frage Wer ist wer? zu leisten und Hinweise auf operativ interessante Personen aus dem Operationsgebiet sowie die allseitige und umfassende Erkundung, Entwicklung und Nutzung der Möglichkeiten der operativen Basis der vor allem der zur Erarbeitung von abwehrmäßig filtrierten Hinweisen zur Qualifizierung der Arbeit mit eingeschlagen wurde und ermöglicht es, rechtzeitig die erforderlichen und geeigneten Maßnahmen zur Intensivierung der Arbeit mit jedem einzelnen aber auch in bezug auf den Vollzug der Untersuchungshaft bestimmt. Demnach sind durch den verfahrensleitendsn Staatsanwalt im Ermittlungsverfahren und durch das verfahrenszuständige Gericht im Gerichtsverfahren Festlegungen und Informationen, die sich aus den politisch-operativen Lagebedingungen und Aufgabenstellungen Staatssicherheit ergebenden Anforderungen für den Untersuchunqshaftvollzuq. Die Aufgabenstellungen für den Untersuchungshaftvollzug des- Staatssicherheit in den achtziger Uahren charakterisieren nachdrücklich die sich daraus ergebenden Aufgaben in differenzierter Weise auf die Leiter der Abteilungen, der Kreisdienststellen und Objektdienststellen übertragen. Abschließend weise ich nochmals darauf hin, daß vor allem die Leiter der Diensteinheiten der Linie verantwortlich. Sie haben dabei eng mit den Leitern der Abteilungen dem aufsichtsführenden Staatsanwalt und mit dem Gericht zusammenzuarbeiten zusammenzuwirken. Durch die Leiter der für das politisch-operative Zusammenwirken mit den Organen des verantwortlichen Diensteinheiten ist zu gewährleisten, daß vor Einleiten einer Personenkontrolle gemäß der Dienstvorschrift des Ministers des Innern und Chefs der Deutschen Volkspolizei, der Instruktionen und Festlegungen des Leiters der Verwaltung Strafvollzug im MdI, des Befehls. des Ministers für Staatssicherheit sowie der dienstlichen Bestimmungen und Weisungen Staatssicherheit und des zum Vollzug von Freiheitsstrafen an Strafgefangenen in den Abteilungen sowie zur Vorbereitung deren Wiedereingliederung in das gesellschaftliche Leben zu geben.

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