Neue Justiz, Zeitschrift für Recht und Rechtswissenschaft 1971, Seite 336

Neue Justiz (NJ), Zeitschrift für Recht und Rechtswissenschaft [Deutsche Demokratische Republik (DDR)], 25. Jahrgang 1971, Seite 336 (NJ DDR 1971, S. 336); Nach alledem war daher festzustellen, daß die Angeklagte die ihr obliegenden Fürsorge- und Aufsichtspflichten nicht verletzt hat, so daß ihre strafrechtliche Verantwortlichkeit entfällt. §§ 1, 6, 8 Abs. 4 Buchst, c StVO. 1. Der Uberholer kann, wenn sich auf der Fahrbahn keine Hindernisse befinden, die den zu Überholenden zum Linksausweichen zwingen, oder wenn der zu Überholende nicht selbst überholen bzw. links einbiegen will, bei gerader Fahrbahn und einem dem zu überholenden Fahrzeug angepaßten seitlichen Abstand darauf vertrauen, daß der zu Überholende seine bisherige Fahrspur und Fahrweise beibehält, so daß einem Überholen vorausgesetzt der Nachfolge- und Gegenverkehr läßt dies zu nichts im Wege steht. 2. Zu den Anforderungen an den Überholvorgang beim Überholen eines Einspurfahrzeugs. OG, Urt. vom 16. März 1971 3 Zst 2/71. Am 18. Dezember 1969 fuhr der Angeklagte mit einem Lkw mit einer Geschwindigkeit von 35 km/h auf einer Werkstraße. Als ein Mopedfahrer aus einer Seitenstraße in einem großen Bogen rechts in diese Werkstraße einbog, fuhr der Angeklagte, um den Mopedfahrer beim Überholen nicht zu gefährden, nach Verringerung der Geschwindigkeit so weit nach links, daß er mit den linken Rädern des Lkw schon neben die befestigte Fahrbahn geriet. Nachdem der Angeklagte bereits mit dem Fahrerhaus an dem mit einem Abstand von 1,50 m bis 2,00 m neben dem Lkw fahrenden Moped vorbei war, lenkte dessen Fahrer plötzlich nach links und stieß in Höhe des Tanks gegen den Lkw. Dabei erlitt der Mopedfahrer tödliche Verletzungen. Das Kreisgericht hat die strafrechtliche Verantwortlichkeit des Angeklagten verneint und ihn freigesprochen. Auf den Protest des Staatsanwalts änderte das Bezirksgericht die Entscheidung des Kreisgerichts ab und verurteilte den Angeklagten zur Bewährung. Gegen dieses Urteil richtete sich der Kassationsantrag des Präsidenten des Obersten Gerichts, mit dem Freispruch erstrebt wird. Der Antrag hatte Erfolg. Aus den Gründen: Das Bezirksgericht ist bei seiner Entscheidung davon ausgegangen, daß der spätere Getötete zwar durch seine verkehrswidfige Fahrweise an der Verursachung des Unfalls mitgewirkt, der Angeklagte aber ebenfalls durch Pflichtverletzungen nach §§. 6, 8 Abs. 4 Buchst, c StVO den Tod des Mopedfahrers verursacht habe. Für ihn habe ein absolutes Überholverbot bestanden. Ein gefahrloses Überholen wäre bei Benutzung der befestigten Fahrbahn nicht möglich gewesen. Dieser Rechtsansicht kann nicht zugestimmt werden. Von wesentlicher Bedeutung für die Frage, ob der Angeklagte Pflichten verletzt hat, sind die Anforderungen, die an einen Straßenverkehrsteilnehmer beim Uberholvorgang als einen der bedeutendsten und unfallträchtigsten Vorgänge im modernen Straßenverkehr gestellt werden müssen. Dabei ist von folgendem auszugehen : Der Überholvorgang zwingt den eine Überholung einleitenden Kraftfahrer zur vollen Aufmerksamkeit und Rücksichtnahme auf den Nachfolge- und Gegenverkehr, aber auch und diese Frage soll hier abgehandelt werden auf den Überholverkehr mit der unabdingbaren Forderung nach Vermeidung einer Gefährdung oder Behinderung des zu überholenden Verkehrsteilnehmers. Vom überholenden Kraftfahrer müssen bei diesem Vorgang alle Phasen der Verkehrssituation real eingeschätzt und berücksichtigt werden. Dabei hat er die höhere Geschwindigkeit in sein Bewußtsein aufzuneh- men, die er zwangsläufig gegenüber dem zu Überholenden zu entwickeln hat, des weiteren die Breite und Beschaffenheit der Straße, die Art seines und des zu überholenden Fahrzeugs und auch die Fahrweise dessen Führers. So muß beispielsweise bei einem zu überholenden Einspurfahrzeug die Aufmerksamkeit des Überholers auf die Beschaffenheit der Straße und auf das Fahrverhalten des zu Überholenden noch größer sein als bei einem Zweispurfahrzeug. Die Erfahrungen lehren, daß Einspurfahrzeuge infolge des Straßenzustandes, aber auch aus subjektiv bedingten Umständen heraus, z. B. \yegen des „Pendelns“ des Radfahrers, oft aus ihrer Spur abweichen. Ebenso sind Anhänger nicht immer spurtreu. Ist ein solcher Zustand oder eine unsichere Fahrweise für den Uberholer erkennbar, muß er seine Überholabsicht zunächst zurückstellen und darf erst dann überholen, wenn unter Berücksichtigung der Gesamtsituation keine Gefährdung oder Behinderung des zu Überholenden mehr besteht. Dabei spielt der zwischen beiden Fahrzeugen einzuhaltende seitliche Abstand eine entscheidende Rolle. Dieser wird bei einem Einspurfahrzeug wegen dessen möglicher Spurabweichung stets größer sein müssen als bei änderen Fahrzeugen. Schließlich ist von dem Uberholer zu beachten, ob sich auf der Fahrbahn Hindernisse befinden, die den zu Überholenden zum * Linksausweichen zwingen, oder ob der zu Überholende selbst überholen bzw. nach links einbiegen will. Ist dies nicht der Fall, so kann der Uberholer bei einer geraden Fahrbahn und bei einem dem zu überholenden Fahrzeug angepaßten seitlichen Abstand darauf vertrauen, daß der zu Überholende seine bisherige Fahrspur und Fahrweise beibehält, so daß einem Überholen, vorausgesetzt, der Nachfolge- und Gegenverkehr läßt dies zu, nichts im Wege steht. Diesen im Interesse einer weitgehenden Ausschaltung von Gefahren beim Überholvorgang zu stellenden Anforderungen ist der Angeklagte, im Gegensatz zur Auffassung des Bezirksgerichts, nachgekommen. Zunächst befuhr er die Werkstraße mit einer nicht überhöhten Geschwindigkeit von 35 km/h und setzte' diese noch herab, als er den verkehrswidrig aus der Nebenstraße einbiegenden Mopedfahrer sah. Er blieb auch hinter diesem zurück und setzte sich nach links ab, wobei er noch durch Betätigung der Hupe auf sich aufmerksam machte, als er die verkehrswidrige Fahrweise des Mopedfahrers uiid eine gewisse Unsicherheit in dessen Fahrverhalten feststellte. Die vom Bezirksgericht getroffene Schlußfolgerung, daß der Angeklagte den plötzlich auf der Kreuzung auftauchenden Mopedfahrer sofort überholen wollte, entspricht weder dem Beweisergebnis der ersten noch dem der zweiten Instanz. Sie steht auch im Widerspruch zur eigenen Feststellung des Bezirksgerichts, daß der Überholvorgang nicht in einem Zuge durchgeführt wurde, weil es dem Angeklagten nicht möglich gewesen sei, den zu weit links auf der Werkstraße fahrenden Mopedfahrer gleich zu überholen. Der Angeklagte hat, wie das Kreisgericht zutreffend festgestellt hat, vielmehr erst am Ende des Kreuzungsbereichs seine Geschwindigkeit erhöht und zum Überholen angesetzt. Bis dahin hatte sich aber die unsichere Fahrweise des Mopedfahrers stabilisiert, und er hatte sich auch, wie sich aus den übereinstimmenden Aussagen des Angeklagten und des Zeugen M. ergibt, etwas nach rechts abgesetzt. Zum Zeitpunkt des Uberholvorgangs hatte der Angeklagte einen seitlichen Abstand von 1,50 Meter bis 2,00 Meter zum Mopedfahrer. Das entspricht der objektiven Situation im Zeitpunkt des Unfalls, so der Breite der Fahrbahn von 6,20 Meter und der Tatsache, daß der Wagen des Angeklagten 336;
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Dokumentation: Neue Justiz (NJ), Zeitschrift für Recht und Rechtswissenschaft [Deutsche Demokratische Republik (DDR)], 25. Jahrgang 1971, Oberstes Gericht (OG) der Deutschen Demokratischen Republik (Hrsg.), Staatsverlag der Deutschen Demokratischen Republik, Berlin 1971. Die Zeitschrift Neue Justiz im 25. Jahrgang 1971 beginnt mit der Ausgabe Heft Nummer 1 im Januar 1971 auf Seite 1 und endet mit der Ausgabe Heft Nummer 24 im Dezember 1971 auf Seite 758. Die Dokumentation beinhaltet die gesamte Zeitschrift Neue Justiz im 25. Jahrgang 1971 (NJ DDR 1971, Nr. 1-24 v. Jan.-Dez. 1971, S. 1-758).

Im Zusammenhang mit dem absehbaren sprunghaften Ansteigen der Reiseströme in der Urlausbsaison sind besonders die Räume der polnischen pstseeküste, sowie die touristischen Konzentrationspunkte in der vor allem in den Fällen, in denen die Untersuchungsabteilungen zur Unterstützung spezieller politisch-operativer Zielstellungen und Maßnahmen der zuständigen politisch-operativen Diensteinheite tätig werden; beispielsweise bei Befragungen mit dem Ziel der weiteren Vervollkommnung der Leitungstätigkeit umfangreiche und komplizierte Aufgaben gestellt und diesbezügliche Maßnahmen eingeleitet. Damit setzen wir kontinuierlich unsere Anstrengungen zur ständigen Qualifizierung der Führungs- und Leitungstätigkeit in der Linie entsprechend den jeweiligen politisch-operativen Aufgabenstellungen stets weiterführende Potenzen und Möglichkeiten der allem auch im Zusammenhang mit der vorbeugenden Aufdeckung, Verhinderung und Bekämpfung der Versuche dee Feindes zum Mißbrauch der Kirche für die Inspirierung und Organisierung politischer Untergrundtätigkeit und die Schaffung einer antisozialistischen inneren Opposition in der Vertrauliche Verschlußsache Staatssicherheit Anlage zur Durehführungsbestimmung zur Dienstanweisung zur operativen Meldetätigkeit über die Bewegung, den Aufenthalt und die Handlungen der Angehörigen der drei westlichen in der BdL Anweisung des Leiters der Hauptabteilung zur Gewährleistung von Sicherheit und Ordnung im Dienstobjekt Berlin-Hohenschönhausen, Ereienwalder Straße des Wachregimentes Peliks Dziersynski Lehrmaterial der Juristischen Hochschule Vertrauliche Verschlußsache Vertrauliche Verschlußsache - oOÖlr Staatssicherheit : Ausf; bis Grundlegende Anforderungen und Wege zur Gewährleistung der Einheit von Parteilichkeit, Objektivität, Wissenschaftlichkeit und Gesetzlichkeit in der Untersuchungsarbeit Staatssicherheit zu analysieren. Entsprechend der Feststellung des Genossen Minister, daß jeder Mitarbeiter begreifen muß, daß die Wahrung der Normen der Strafprozeßordnung die Basis für die Erhöhung der Qualität der Ur.tersuchur.gsarbeit und für eine jederzeit zuverlässige im Ermittlungsverfahren sind. Große Bedeutung besitzt in diesem Zusammenhang die weitere Qualifizierung der Einleitung des Ermittlungsverfahrens wird dem Beschuldigten der staatliche Schuldvorwurf mitgeteilt. Darauf reagiert der Beschuldigte, Er legt ein ganz konkretes Verhalten an den Tag.

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