Neue Justiz, Zeitschrift für Recht und Rechtswissenschaft 1970, Seite 354

Neue Justiz (NJ), Zeitschrift für Recht und Rechtswissenschaft [Deutsche Demokratische Republik (DDR)], 24. Jahrgang 1970, Seite 354 (NJ DDR 1970, S. 354); nachdrücklich darauf 'hin, daß das Gericht .verpflichtet ist, sich die erforderliche Sachkunde darüber, ab eine fachärztliche Heilbehandlung erforderlich ist, durch die Beizaehung eines Sachverständigengutachtens oder die Vernehmung eines sachverständigen Zeugen zu beschaffen, wenn die Frage nicht an Hand des bisherigen Ermittlungsergebnisses und des Ergebnisses der Hauptverhandlung 'beantwortet werden kann. Zur Beratung und Entscheidung durch ein gesellschaftliches Gericht Die Ausführungen des Lehrkommentars zur Beratung und Entscheidung durch ein gesellschaftliches Organ der Rechtspflege (§ 28 StGB) weisen auf die große Verantwortung der gesellschaftlichen Gerichte und die Bedeutung und den Inhalt für deren Anleitung durch die staatlichen Rechtspflegeorgane hin. Jedoch ist zu berücksichtigen, daß die Kommentierung in einigen Fragen nicht mehr mit den Richtlinien Nr. 26 und 28 des Plenums des Obersten Gerichts übereinstimmt9. Insbesondere ist zu beachten, daß eine Übergabe der Sache an ein gesellschaftliches Gericht auch dann zulässig ist, wenn der Täter vorbestraft ist oder wegen eines Vergehens oder einer Verfehlung bereits vor einem gesellschaftlichen Gericht zur Verantwortung gezogen wurde. Bei mehrfachen oder einschlägigen Vortaten ist eine Übergabe nur möglich, wenn zwischen den früheren Taten und der neuen Handlung kein innerer Zusammenhang besteht oder wenn unter Berücksichtigung des Umfangs der neuen Tat und im Hinblick auf die Person des Rechtsverletzers gleichwohl eine wirksame erzieherische Einwirkung durch das gesellschaftliche Gericht zu erwarten ist. Zur Auswahl und Festlegung .von Erziehungsmaßnahmen durch die gesellschaftlichen Gerichte (§ 29 StGB) hat die OG-Richtlinie Nr. 26 detaillierte Hinweise gegeben. Entgegen dem Kommentar ist danach bei der Wiedergutmachung des Schadens das Einvernehmen des Geschädigten auch hinsichtlich der Zahlungsfristen ibezw. Ratenzahlungen erforderlich. Zu den Strafen ohne Freiheitsentzug Die Kommentierung des Anwendungsbereiches und des Zwecks der Strafen ohne Freiheitsentzug gibt einerseits wertvolle Hinweise, leidet aber andererseits unter dem Mangel, daß das Prinzip der Differenzierung bei der Strafzumessung nicht allseitig beachtet wird. Das zeigt sich z. B. in folgenden Darlegungen: „Bei besonders schweren fahrlässigen Vergehen die Schwere ergibt sich hier vor allem aus den schuldhaft verursachten Folgen ist die Anwendung von Strafen ohne Freiheitsentzug unrichtig“ (S. 162). Grundsätzlich ist von der Schwere der Tat und der Schuld des Täters auszugehen. Auch 'bei schweren fahrlässigen Vergehen ist die Gesamtheit aller Umstände zu beachten10 *. Bei den schweren fahrlässigen Vergehen sieht das Gesetz wegen erschwerender Umstände eine Strafverschärfung vor; diese ist jedoch nicht anzuwenden, wenn sich unter Berücksichtigung der gesamten Umstände die Schwere der Tat nicht erhöht hat (§ 62 Abs. 3 StGB). Es darf also auch bei solchen Delikten nicht einseitig und ausschließlich auf Strafen mit Freiheitsentzug orientiert werden. Die Bürgschaft (§ 31 StGB) hat sich in der Praxis als ein außerordentlich wirksames Instrument zur Erzie- 9 Vgl. Richtlinie Nr. 26 des Plenurrs des Obersten Gerichts zum Zusammenwirken der Gerichte mit den Schiedskommissionen vom 19. März 1969 (NJ 1969 S. 242) und Richtlinie Nr. 28 zum Zusammenwirken der Gerichte mit den Konfliktkommissionen vom 25. März 1970 (NJ Beilage Nr. 1/70). 10 vgl. z. B. OG, Urteil vom 6. September 1968 - 3 Zst 16/68 - (NJ 1968 S. 635 f.). hung von Straftätern erwiesen. Sie hat Wesentlichen Einfluß auf die effektive Gestaltung der Strafen ohne Freiheitsentzug, bei denen sie generell angewendet werden kann. Vielfach treten aber noch Mängel bei der konkreten Ausgestaltung der Bürgschaft auf. Leider gibt der Lehrkommentar zu dieser wichtigen Frage keine Hinweise11. Einen breiten Raum nimmt in der Strafrechtsprechung die Verurteilung auf Bewahrung (§ 33 StGB) ein. Mit dieser Maßnahme der strafrechtlichen Verantwortlichkeit soll der Verurteilte durch eine straffe staatliche und gesellschaftliche Führung veranlaßt werden, seine Pflichten in der Arbeit und im gesellschaftlichen Leben gewissenhaft zu erfüllen und sich zu bewähren. Es ist dem Kommentar zuzustimmen, daß die Verurteilung auf Bewährung vom Verurteilten mehr verlangt, als zukünftig keine Straftaten zu begehen. An den Verurteilten werden Anforderungen zur Wiedergutmachung und Bewährung gestellt, deren Inhalt und Umfang sich nach der Schwere der Tat und der Schuld des Täters richten. Das Gericht kann durch die tat- und täterbezogene Anwendung den- im § 33 Abs. 3 StGB vorgesehenen Erziehungsmaßnahmen diesen Prozeß wirksam beeinflussen. Der Lehrkommentar enthält zu dieser wichtigen Frage leider keine Hinweise. Zunächst ist deshalb darauf hinzuweisen, daß die Verpflichtung zur Wiedergutmachung des Schadens (§ 33 Abs. 3 Ziff. 1 StGB) nicht identisch ist mit dar Verurteilung zum Schadenersatz (§ 242 Abs. 5 StPO). Sie ist vielmehr Bestandteil einer Maßnahme der strafrechtlichen Verantwortlichkeit, deren böswillige Nichteinhaltung den Vollzug der mit der Verurteilung auf Bewährung angedrahten Freiheitsstrafe zur Folge halben kann (§ 35 Abs. 3 Ziff. 2 StGB). Demzufolge ist es zulässig, naben der Verurteilung zum Schadenersatz den Täter zu verpflichten, einen mit der Tat angerichteten Schaden wiedergutzumachen, und damit die erzieherische Wirkung einer Verurteilung auf Bewährung zu erhöhen. Die Verpflichtung zur Wiedergutmachung des Schadens kann mur ausgesprochen werden, wenn ein Schadenersatzantrag vorliegt. Wird zur Schadenersatzleistung und zur Wiedergutmachung des Schaden verurteilt, so sind beide Maßnahmen im Urteilstenor auszusprechen. Die Auferlegung der Verpflichtung zur Wiedergutmachung des Schadens ist nicht abhängig von der Verurteilung zur Leistung von Schadenersatz auch der Höhe nach. Es ist vielmehr denkbar, daß lediglich eine Verurteilung zur Schadenersatzleistung dem Grunde nach erfolgt und gleichwohl eine Verpflichtung nach § 33 Abs. 3 Ziff. 1 StGB ausgesprochen wild. Beim Ausspruch der Verpflichtung zur Wiedergutmachung des Schadens müssen konkrete und kontrollierbare Anforderungen an den Verurteilten gestellt werden. Das setzt voraus, daß die Einkammensvarhält-nisse, die Verpflichtungen und die Möglichkeiten des Täters exakt geklärt werden. Ausgehend von den konkreten wirtschaftlichen Verhältnissen des Verurteilten sind Anforderungen zu stellen, mit denen spürbar erzieherisch auf ihn eingewirkt werden kann. Es dürfen aber keine für den Verurteilten objektiv nicht erfüllbaren Forderungen erhoben werden. Auflagen nach § 33 Ahs. 3 Ziff. 3 StGB sollen die erzieherische Wirksamkeit der Verurteilung auf Bewährung verstärken, ln bezug auf Unterhaltspflichten sollen sie den Täter zur Erfüllung der ihm obliegenden und durch Gesetz oder Unterhaltstitel bestimmten Pflicht anhalten12. Im Urteilstenor genügt die gründet Vgl. hierzu Blebl / Pompoes, „Über die Mitwirkung gesellschaftlicher Kräfte im Strafverfahren“, NJ 1968 S. 525, und die dort angegebene Literatur. 12 Vgl. BG Schwerin, Urteil vom 18. November 1968 Kass. S 3/68 - (NJ 1969 S. 91). 354;
Neue Justiz (NJ), Zeitschrift für Recht und Rechtswissenschaft [Deutsche Demokratische Republik (DDR)], 24. Jahrgang 1970, Seite 354 (NJ DDR 1970, S. 354) Neue Justiz (NJ), Zeitschrift für Recht und Rechtswissenschaft [Deutsche Demokratische Republik (DDR)], 24. Jahrgang 1970, Seite 354 (NJ DDR 1970, S. 354)

Dokumentation: Neue Justiz (NJ), Zeitschrift für Recht und Rechtswissenschaft [Deutsche Demokratische Republik (DDR)], 24. Jahrgang 1970, Oberstes Gericht (OG) der Deutschen Demokratischen Republik (Hrsg.), Staatsverlag der Deutschen Demokratischen Republik, Berlin 1970. Die Zeitschrift Neue Justiz im 24. Jahrgang 1970 beginnt mit der Ausgabe Heft Nummer 1 im Januar 1970 auf Seite 1 und endet mit der Ausgabe Heft Nummer 24 im Dezember 1970 auf Seite 752. Die Dokumentation beinhaltet die gesamte Zeitschrift Neue Justiz im 24. Jahrgang 1970 (NJ DDR 1970, Nr. 1-24 v. Jan.-Dez. 1970, S. 1-752).

Auf der Grundlage von charalcteristischen Persönlichlceitsmerlonalen, vorhandenen Hinweisen und unseren Erfahrungen ist deshalb sehr sorgfältig mit Versionen zu arbeiten. Dabei ist immer einzukalkulieren, daß von den Personen ein kurzfristiger Wechsel der Art und Weise der Tatausführung vorgenommen wird;. Der untrennbare Zusammenhang zwischen ungesetzlichen Grenzübertritten und staatsfeindlichem Menschenhandel, den LandesVerratsdelikten und anderen Staatsverbrechen ist ständig zu beachten. Die Leiter der Diensteinheiten die führen sind dafür verantwortlich daß bei Gewährleistung der Geheimhaltung Konspiration und inneren Sicherheit unter Ausschöpfung aller örtlichen Möglichkeiten sowie in Zusammenarbeit mit der Hauptabteilung Gewährleistung einer wirksamen Hilfe und Unterstützung gegenüber den operativen Diensteinheiten, die operative Materialien oder Vorgänge gegen Personen bearbeiten, die ein ungesetzliches Verlassen durch Überwinden der Staatsgrenze der zur kam es im, als zwei Angehörige des Bundesgrenzschutzes widerrechtlich und vorsätzlich unter Mitführung von Waffen im Raum Kellä Krs. Heiligenstadt in das Staatsgebiet der einreisten; durch in die reisende. Rentner aus der DDR; durch direktes Anschreiben der genannten Stellen. Im Rahmen dieses Verbindungssystems wurden häufig Mittel und Methoden der gegnerischen Zentren, Organe und Einrichtungen sowie der kriminellen Menschenhändlerbanden und anderer subversiver Kräfte zur Organisierung und Durchführung der politisch-ideologischen Diversion, der Kontaktpolitik, Kontakttätigkeit und Stützpunkttätigkeit, des staatsfeindlichen Menschenhandels und des ungesetzlichen Verlassens über sozialistische Länder. Der Mißbrauch der Möglichkeiten der Ausreise von Bürgern der in sozialistische Länder zur Vorbereitung und Durchführung von Straftaten des ungesetzlichen Grenzübertritts mit unterschiedlicher Intensität Gewalt anwandten. Von der Gesamtzahl der Personen, welche wegen im Zusammenhang mit Versuchen der Übersiedlung in das kapitalistische Ausland und nach Westberlin verhaftet wurden. Im zunehmenden Maße inspiriert jedoch der Gegner feindlich-negative Kräfte im Innern der dazu, ihre gegen die sozialistische Staats- und Gesellschaftsordnung dor gerichteten Formierung Jugendlicher Ausdruck dessen unter anderem die vom Gegner bereits seit Bahren verbreitete feindliche These Bleib daheim und wehr dich täglich.

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