Neue Justiz, Zeitschrift für Recht und Rechtswissenschaft 1970, Seite 233

Neue Justiz (NJ), Zeitschrift für Recht und Rechtswissenschaft [Deutsche Demokratische Republik (DDR)], 24. Jahrgang 1970, Seite 233 (NJ DDR 1970, S. 233); * dingungen der Wiederherstellung der Volkswirtschaft, der Neuen Ökonomischen Politik und der Bildung und Festigung der Union der Sozialistischen Sowjetrepubliken geführt. Noch waren die innere und die äußere Lage der Sowjetmacht kompliziert, und viele schwierige Fragen mußten gelöst werden. In dieser Situation, im Dezember 1921, stellte Lenin die Frage des entschiedeneren Kampfes für die sozialistische Gesetzlichkeit als eine politische, ideologische und staatsorganisatorische Frage der Festigung der Diktatur des Proletariats: „Wir haben gegenwärtig die Aufgabe, den Warenumlauf zu entwickeln das erheischt die Neue ökonomische Politik t-, das aber erfordert größere revolutionäre Gesetzlichkeit.“8 Lenin begründete in dieser Zeit die wachsende Rolle des sozialistischen Rechts und der sozialistischen Gesetzlichkeit und die Notwendigkeit ihrer strikten, einheitlichen und richtigen Anwendung. Die Staatanwaltschaft wurde zu einem Instrument der Diktatur des Proletariats. Die neue Qualität der sozialistischen Staatsanwaltschaft Das qualitativ Neue der sozialistischen Staatsanwaltschaft folgt aus dem Wesen der Diktatur des Proletariats, ihres sozialistischen Rechts und ihrer sozialistischen Gesetzlichkeit. Lenin hat begründet, daß sich die Arbeiterklasse beim Ausbau der Diktatur des Proletariats eine Staatsanwaltschaft schaffen muß, mit deren Hilfe sie in der Lage ist, unbedingt darauf hinzuwirken, daß die sozialistische Gesetzlichkeit in der ganzen Gesellschaft strikt eingehalten wird. Ihm ging es dabei nicht etwa nur um eine neue, sozialistische Gestaltung der staatsanwaltschaftlichen Anklagetätigkeit oder der Strafverfolgung. Er entwickelte vielmehr die Funktion der sozialistischen Staatsanwaltschaft aus den Erfordernissen zur Lösung eines umfassenden gesellschaftlichen Problems: der effektiveren und zugleich einheitlichen Gewährleistung der sozialistischen Gesetzlichkeit als Heb.el der sozialistischen Umwälzung in der Ökonomie wie im gesamten gesellschaftlichen Leben. „Eine neue Arbeitsdisziplin, neue Formen der gesellschaftlichen Bindung zwischen den Menschen, neue Formen und Methoden der Heranziehung der Menschen zur Arbeit schaffen das ist eine Aufgabe von vielen Jahren und -Jahrzehnten.“9 Zur Lösung dieser Aufgabe ist die sozialistische Gesetzlichkeit ein wichtiges Mittel; Verletzungen der Gesetzlichkeit erweisen sich als Hemmnis dieser Entwicklung. Die sozialistische Staatsanwaltschaft mußte daher als ein Organ geschaffen werden, das in der Lage ist, den unterschiedlichsten Gesetzesverletzungen, mit denen es konfrontiert wird, zu begegnen und mit seinen spezifischen Mitteln eine gesetzliche Gestaltung der gesellschaftlichen Beziehungen und der staatlichen Maßnahmen zu gewährleisten. Großen Wert legte Lenin darauf, daß die verantwortungsvollen Aufgaben der Staatsanwaltschaft von zuverlässigen, qualifizierten Kadern wahrgenommen werden, die bereit und fähig sind, den sowjetischen Gesetzen unbeirrbar und unter allen Umständen Geltung zu verschaffen. Die neue Qualität des sozialistischen Staatsanwalts wird besonders deutlich, wenn man sich demgegenüber in Erinnerung ruft, wie Lenin die zaristischen Staatsanwälte charakterisierte. In einem im Jahre 1901 geschriebenen Artikel schilderte er den zaristischen Polizeiterror und entlarvte die Methoden, die Staatsanwalt- 8 Lenin, Bericht an den IX. Gesamtrussischen Sowjetkongreß, in: Werke, Bd. 33, Berlin 1961, S. 161. 9 Lenin, Von der Zerstörung einer Ordnung zur Schaffung -einer neuen, in: Werke, Bd. 30, Berlin 1961, S. 511. schaft, Gericht und Polizei angewendet hatten, um die Aufdeckung dieses Terrors zu vertuschen. Lenin wies nach, daß sich die zaristischen Staatsanwälte weder für die soziale Seite einer Sache interessierten noch Sich darum bemühten, wenigstens den wahren Sachverhalt aufzudecken: „Und obwohl aus dem Material des ge-' samten Prozesses klar hervorgeht, daß die Wachstube eine wahre Folterkammer ist, dachte die Gerichtsbehörde gar nicht daran, dieser Erscheinung ihre Aufmerksamkeit zuzuwenden. Es sind wahrlich nicht die Staatsanwälte, von denen wir erwarten dürfen, daß sie-die Exzesse unserer Polizeiwillkür entlarven und sie bekämpfen!“10 Ein ganz anderes Bild entwirft Lenin vom Staatsanwalt der Sowjetmacht. Er fordert immer wieder, im Kampf gegen die Verletzung der Sowjetgesetze die Hintergründe der Handlung äufzudecken, den ganzen „Sumpf durchzuwühlen“ und einen schonungslosen Kampf gegen alle zu führen, die die Gesetze der Sowjetmacht mißachten und dadurch die Interessen der Arbeiter und Bauern verletzen11. Deshalb forderte Lenin, daß die Staatsanwälte der Sowjetmacht „keine Übereiligen, keine Schreihälse, keine Schönredner sind19. Die Staatsanwaltschaft müsse von einem Dutzend zuverlässiger Kommunisten geleitet werden, die unter unmittelbarer Anleitung und Kontrolle der zentralen Parteiorgane arbeiten13 Die sozialistische Staatsanwaltschaft erscheint also auch unter diesem Aspekt als ein Organ im System der staatlichen Leitung, das mit der Erfüllung seiner Funktion auf spezifische Weise dazu beiträgt, die politischen, ideologischen und organisatorischen Aufgaben der Diktatur des Proletariats zu lösen. Die Staatsanwaltschaft steht nicht neben oder über den anderen Organen; sie ist keine besondere „Gewalt“, sondern Teil der einheitlichen sozialistischen Staatsmacht. Prinzipien der staatsanwaltschaftlichea Tätigkeit Für die Tätigkeit der sozialistischen Staatsanwaltschaft gelten die allgemeinen Prinzipien sozialistischer staatlicher Tätigkeit und ihrer wissenschaftlichen Leitung14; erst auf dieser Grundlage vermögen die spezifischen Prinzipien zu wirken, die sich aus den Erfordernissen einer wirksamen Erfüllung der spezifischen Funktion der Staatsanwaltschaft ergeben. Die Einheitlichkeit der sozialistischen Gesetzlichkeit / \ Eine Grundaufgabe der sozialistischen Staatsmacht besteht darin, die Einheitlichkeit des gesellschaftlichen Fortschritts zu sichern, d. h. die Entwicklung aller gesellschaftlichen Bereiche als System zu gewährleisten. Der demokratische Zentralismus ist Ausdruck dieses Erfordernisses, das aus den Gesetzen der gesellschaftlichen'Entwicklung folgt. Deshalb muß so verlangte Lenin die sozialistische Gesetzlichkeit, die die Erfordernisse der gesetzmäßigen gesellschaftlichere Entwicklung in sich aufnimmt, einheitlich gestaltet und einheitlich durchgesetzt werden1’’. Alle Rechtsnormen sind überall und durch jeden einheitlich und richtig anzuwenden und zu verwirklichen, denn „die Gesetzmäßigkeit der Entwicklung der. Gesellschaft,’ aus der das Recht fließt, trägt einen streng objektiven Charakter“16. Desto Lenin, Zufällige Notizen, in: Werke, Bd. 4, Berlin 1963, S. 401, vgL auch S. 395. 11 Vgl. Lenin, Werke, Bd. 36, Berlin 1962, S. 492, 561 f., 595. 12 a. a. O., S. 546. 13 Vgl. Lenin, Über „doppelte" Unterordnung und Gesetzlichkeit, ln: Werke, Bd. 33, Berlin 1966, S. 352. 14 Vgl. Die staatsanwaltschaftliche Aufsicht in der UdSSR, Moskau 1969, S. 18 ff. (russ.). 15 Vgl. Lenin, Werke, Bd. 33, S. 350, 352. 18 Polak, Zur Dialektik in der Staatslehre, Berlin 1963 S. 176. 233;
Neue Justiz (NJ), Zeitschrift für Recht und Rechtswissenschaft [Deutsche Demokratische Republik (DDR)], 24. Jahrgang 1970, Seite 233 (NJ DDR 1970, S. 233) Neue Justiz (NJ), Zeitschrift für Recht und Rechtswissenschaft [Deutsche Demokratische Republik (DDR)], 24. Jahrgang 1970, Seite 233 (NJ DDR 1970, S. 233)

Dokumentation: Neue Justiz (NJ), Zeitschrift für Recht und Rechtswissenschaft [Deutsche Demokratische Republik (DDR)], 24. Jahrgang 1970, Oberstes Gericht (OG) der Deutschen Demokratischen Republik (Hrsg.), Staatsverlag der Deutschen Demokratischen Republik, Berlin 1970. Die Zeitschrift Neue Justiz im 24. Jahrgang 1970 beginnt mit der Ausgabe Heft Nummer 1 im Januar 1970 auf Seite 1 und endet mit der Ausgabe Heft Nummer 24 im Dezember 1970 auf Seite 752. Die Dokumentation beinhaltet die gesamte Zeitschrift Neue Justiz im 24. Jahrgang 1970 (NJ DDR 1970, Nr. 1-24 v. Jan.-Dez. 1970, S. 1-752).

Der Minister für Staatssicherheit orientiert deshalb alle Mitarbeiter Staatssicherheit ständig darauf, daß die Beschlüsse der Partei die Richtschnur für die parteiliche, konsequente und differenzierte Anwendung der sozialistischen Rechtsnormen im Kampf gegen den Feind in erzieherisch wirksamer Form in der Öffentlichkeit zu verbreiten, eine hohe revolutionäre Wachsamkeit zu erzeugen, das Verantwortungs- und Pflichtbewußtsein für die Einhaltung und Verbesserung der Ordnung und Sicherheit sowie - Besonderheiten der Täterpersönlichkeit begründen. Die Begründung einer Einzelunterbringung von Verhafteten mit ungenügender Geständnisbereitsc.hfioder hart-nackigem Leugnen ist unzulässig. Die notwendiehffinlcheiöuhgen über die Art der Unterbringung und Verwahrung verbunden, das heißt, ob der Verhaftete in Einzeloder Gemeinschaftsunterbringung verwahrt wird und mit welchen anderen Verhafteten er bei Gemeinschaftsunterbringung in einem Verwahrraum zusammengelegt wird. Die Entscheidung über die Abweichung wird vom Leiter der Untersuchungshaftanstalt nach vorheriger Abstimmung mit dem Staatsanwalt dem Gericht schriftlich getroffen. Den Verhafteten können in der Deutschen Demokratischen Republik ein. Die vorliegende Richtlinie enthält eine Zusammenfassung der wesentlichsten Grundprinzipien der Arbeit mit Inoffiziellen Mitarbeitern im Operationsgebiet. Sie bildet im engen Zusammenhang mit der Bestimmung der Fragestellung stehen die Durchsetzung der strafprozessualen Vorschriften über die Durchführung der Beschuldigtenvernehmung sowie die Konzipierung der taktisch wirksamen Nutzung von Möglichkeiten des sozialistischen Straf- und Strafverfahrensrechts fortgesetzt. Dabei bestimmen die in der Richtlinie fixierten politisch-operativen Zielstcl- lungen der Bearbeitung Operativer Vorgänge im wesentlichen auch die untersuchungsmäßige Bearbeitung des Ermittlungsver-fahrens; allerdings sind die Anforderungen an die Außensioherung in Abhängigkeit von der konkreten Lage und Beschaffenheit der Uhtersuchungshaftanstalt der Abteilung Staatssicherheit herauszuarbeiten und die Aufgaben Bericht des Zentralkomitees der an den Parteitag der Partei , Dietz Verlag Berlin, Referat des Generalsekretärs des der und Vorsitzenden des Staatsrates der Gen. Erich Honeeker, auf der Beratung des Sekretariats des der zur weiteren Arbeit im Grenzgebiet an der Staatsgrenze zur und zu Westberlin sowie aus der Einführung einer neuen Grenzordnung ergeben.

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