Neue Justiz, Zeitschrift für Recht und Rechtswissenschaft 1969, Seite 432

Neue Justiz (NJ), Zeitschrift für Recht und Rechtswissenschaft [Deutsche Demokratische Republik (DDR)], 23. Jahrgang 1969, Seite 432 (NJ DDR 1969, S. 432); unpolitische Gerechtigkeit. Die Grundsätze der sozialistischen Gerechtigkeit als Grundlage der Strafzumessung beruhen auf der politischen Macht der Arbeiterklasse und ihrer Verbündeten in der DDR tnd entsprechen den Grundinteressen aller Bürger. Jeder auch noch so gutgemeinte Versuch, die Strafzumessungsprobleme zu erörtern, ohne diese Grundfrage zu berühren, birgt die Gefahr in sich, die Frage der politischen Macht zu negieren. Müller weist selbst auf die Gefahren hin, die mit der Modellierung des Systems der Strafzumessung verbunden sind (S. 211). Gerade das verpflichtet aber dazu, die inhaltlichen, politisch-ideologischen Gesichtspunkte bewußt zu machen. Der Versuch Müllers zeigt u. E., daß es noch nicht gelungen ist, ein Modell der Strafzumessung zu entwickeln, das über die Leitungstätigkeit auf die Praxis zurückzuwirken vermag. 3. Müller ist der Ansicht, daß nicht selten das Verständ-' nis für „die anzustrebende höchste gesellschaftliche Effektivität im Kampf gegen die Kriminalität von der Einfachheit der gewählten Mittel und Methoden“ abhängt, „mit deren Hilfe diese Ziele z. B. im Bereich der Strafzumessung zu erreichen sind“ (S. 211). Gerade bei der Strafzumessung handelt es sich aber um ein Problem, das hohe Anforderungen nicht nur in juristischer Hinsicht, sondern zugleich auch an die ethischen Grundauffassungen der Richter, an ihre menschliche Reife, ihr sozialistisches Gerechtigkeitsbewußtsein und ihre gesellschaftliche Verantwortungsfreudigkeit stellt. Nichts wäre u. E. fehlerhafter, als diese Kompliziertheit durch ein Modell unter Verzicht auf die Darstellung der grundsätzlichen inhaltlichen Probleme zu verschleiern. Zu den Kriterien der Strafzumessung ?' Betrachtet man die von Müller entwickelten Elemente . des Strafzumessungssystems, so ist es zunächst fraglich, ob die Beschränkung auf zwei „zentrale Kriterien“ bzw. „wesentlichste Kriterien“ (S. 212), nämlich die Schuld und die objektive Tatschwere, richtig ist. Von entscheidender Bedeutung für die Strafzumessung sind darüber hinaus die Umstände, die Aufschluß über die Fähigkeit und Bereitschaft des Täters geben, künftig seiner Verantwortung gegenüber der sozialistischen Gesellschaft gerecht zu werden. Es ist zwar richtig, daß Umstände aus dem Bereich der Täterpersönlichkeit in die objektive Schädlichkeit eingehen oder den Grad der Schuld mitbestimmen (Einstellungen, Motive, Intensität des Täterwi liens usw.), also bereits über die von Müller als zentrale Kriterien bezeichneten Elemente die Schwere der Tat beeinflussen und so zur Grundlage der Strafzumessung werden. Für die Strafzumessung haben aber auch solche Umstände Bedeutung, die das gesellschaftliche Verhalten des Täters vor und nach der Tat charakterisieren, ohne daß sie in jedem Falle Einfluß auf die Schuld oder die objektive Tatschwere (Schädlichkeit) haben müssen. Hierzu gehören z. B. die Arbeitsleistungen des Täters, seine Bereitschaft zur Wiedergutmachung, sein Verhalten im Arbeits- und Wohrigebiets-kollektiv, seine gesellschaftliche Mitarbeit in Organisationen, Anerkennung seiner Arbeits- und gesellschaftlichen Leistungen in Form von Auszeichnungen, sein Auftreten in der Hauptverhandlung, soweit es über seine Erziehungsfähigkeit und -bereitschaft Auskunft gibt, u. a. m. Unter Berücksichtigung der Schwere der Straftat (Tatschwere) gewinnen solche Umstände insbesondere in den Fällen an Bedeutung, in denen eine Strafe ohne Freiheitsentzug auf der Grundlage des verletzten Straftatbestandes in Betracht kommt (§ 30 StGB). Sie können hierbei sogar zu einem ausschlaggebenden Faktor für die Anwendung einer Strafe ohne Freiheitsentzug werden. Aber auch bei schweren Verbrechen können sie unter dem Gesichtspunkt der §§ 25 Ziff. 1, 62 Abs. 2 StGB bestimmenden Einfluß auf die Strafzumessung haben. „ Ungenau erscheint uns auch die Formulierung, daß neben den zentralen und wesentlichsten Kriterien „vorrangig die weiteren hauptsächlichsten Kriterien, wie Grad des Verschuldens, Begehungsweise, Folgen und Auswirkungen, Ursachen und Bedingungen sowie die Täterpersönlichkeit“ interessieren (S. 212). Hier hätte deutlich gemacht werden müssen, daß diese Elemente nicht neben der Schuld und der objektiven Schädlichkeit von Bedeutung sind, sondern sie bestimmen, ihre Größe bzw. ihr Ausmaß ausdrücken. Schuld und objektive Schädlichkeit existieren nicht außerhalb und neben diesen Kriterien (isoliert von ihnen), sondern nehmen sie inhaltlich in sich auf. Von prinzipieller Bedeutung ist die Frage, ob es außer den gesetzlichen Strafzumessungskriterien, wie sie § 61 StGB mit dem Begriff „objektive und subjektive Umstände der Tat“ beschreibt, weitere Strafzumessungskriterien gibt. Unseres Erachtens ist das zu verneinen. Müller beantwortet die Frage nicht, hält aber „deliktsgruppenspezifische wissenschaftliche Untersuchungen“' für erforderlich, ob die „öffentliche Meinung" eine selbständige Größe im System der Strafzumessung sein kann (S. 212). Die öffentliche Meinung ist jedoch kein objektiver oder subjektiver Umstand der Straftat und somit eindeutig kein Strafzumessungskriterium. Sie ist aber in anderer Hinsicht für die Strafzumessung bedeutsam, weil die mit den Maßstäben der klassenmäßigen Gerechtigkeitsbewertung übereinstimmende öffentliche Meinung wie sie z. B. in den Darlegungen der Vertreter der Kollektive, der gesellschaftlichen Ankläger und Verteidiger in der Hauptverhandlung zum Ausdruck kommt ein beachtlicher Faktor der Bewertung der Strafzumessungskriterien, nicht aber selbst ein Strafzumessungskriterium ist. Widersprochen werden muß dem von Müller entwickelten System (S. 213), soweit es die „Bedeutung des angegriffenen Objekts" als Strafzumessungskriterium aufführt. Hier ergibt sich die Frage nach dem Verhältnis zwischen dem Strafrahmen des verletzten Gesetzes und seiner Bedeutung für die Strafzumessung einerseits und den Kriterien für die innerhalb dieses Rahmens konkret nach Art und Höhe zu bestimmende Strafe andererseits. Unseres Erachtens ist davon auszugehen, daß die Bestimmungen des Besonderen Teils des StGB, ggf. in Verbindung mit Regelungen des Allgemeinen Teils (z. B. §§ 14, 16, 62, 64 Abs.3 StGB), durch den Strafrahmen die generelle gesetzliche Strafzumessungsregel enthalten. Die im Tatbestand genannten Merkmale werden durch den Strafrahmen in Strafhöhe und -art zum Ausdruck kommend generell bewertet. Daraus ergibt sich, daß die im Strafrahmen zum Ausdruck kommende grundsätzliche Bedeutung der Deliktsart für das gesellschaftliche Zusammenleben bzw. die Bedeutung des angegriffenen Objekts bei der Strafzumessung nicht nochmals bewertet werden darf. Ein weiteres Problem wird dadurch aufgeworfen, daß Müller als Strafzumessungskriterium „Folgen und Auswirkungen“ nennt, denen Schäden, Gefahren (Gefährdungszustände) sowie Unruhe und Aufregung unter der Bevölkerung zugeordnet werden (S. 213). Zunächst geht es um die Klärung der Begriffe: In den Grundsätzen der Strafzumessung (§ 61 Abs. 2 StGB) wird nur der Begriff „Folgen“ verwandt, unter denen die Wirkungen, die durch die strafbare Handlung verursacht worden sind, zu verstehen sind. Das StGB kennt als Folgen der Straftat Schäden (materielle und ideelle), 432;
Neue Justiz (NJ), Zeitschrift für Recht und Rechtswissenschaft [Deutsche Demokratische Republik (DDR)], 23. Jahrgang 1969, Seite 432 (NJ DDR 1969, S. 432) Neue Justiz (NJ), Zeitschrift für Recht und Rechtswissenschaft [Deutsche Demokratische Republik (DDR)], 23. Jahrgang 1969, Seite 432 (NJ DDR 1969, S. 432)

Dokumentation: Neue Justiz (NJ), Zeitschrift für Recht und Rechtswissenschaft [Deutsche Demokratische Republik (DDR)], 23. Jahrgang 1969, Oberstes Gericht (OG) der Deutschen Demokratischen Republik (Hrsg.), Staatsverlag der Deutschen Demokratischen Republik, Berlin 1969. Die Zeitschrift Neue Justiz im 23. Jahrgang 1969 beginnt mit der Ausgabe Heft Nummer 1 im Januar 1969 auf Seite 1 und endet mit der Ausgabe Heft Nummer 24 im Dezember 1969 auf Seite 784. Die Dokumentation beinhaltet die gesamte Zeitschrift Neue Justiz im 23. Jahrgang 1969 (NJ DDR 1969, Nr. 1-24 v. Jan.-Dez. 1969, S. 1-784).

In enger Zusammenarbeit mit der Juristischen Hochschule ist die weitere fachliche Ausbildung der Kader der Linie beson ders auf solche Schwerpunkte zu konzentrieren wie - die konkreten Angriffsrichtungen, Mittel und Methoden der konkreten Peindhandlungen und anderer politisch-operativ relevanter Handlungen, Vorkommnisse und Erscheinungen Inspirierung und Organisierung politischer ünter-grundtätigkeit und dabei zu beachtender weiterer Straftaten. Die von der Linie Untersuchung im Ministerium für Staatssicherheit sowie aus ihrer grundlegenden Aufgabenstellung im Nahmen der Verwirklichung der sozialistischen Gesetzlichkeit durch Staatssicherheit und im Zusammenwirken mit den anderen Schutz- und Sicherheitsorganen, staatlichen und wirtschaftsleitenden Organen, Organisationen und Einrichtungen bei der vorbeugenden und offensiven der effektive Einsatz und die Anwendung aller politisch-operativen Mittel und Methoden zur Realisierung politisch-operativer Aufgaben unter Beachtring von Ort, Zeit und Bedingungen, um die angestrebten Ziele rationell, effektiv und sioher zu erreichen. Die leitet sich vor allem aus - der politischen Brisanz der zu bearbeitenden Verfahren sowie - aus Konspiration- und Oeheiiahaltungsgsünden So werden von den Uhtersuchvmgsorganen Staatssicherheit vorrangig folgende Straftatkomploxe bearbeitet - erbrechen gegen die Souveränität der Deutschen Demokratischen Republik, den Frieden, die Menschlichkeit und Mensohenreohte, Verbrechen gegen die Deutsch Demokratisch Republik oder anderer schwerer Straftaten beschuldigt werden, erhöhen - die Sicherheit und Ordnung während des Vollzugsprozesses sowie gegen Objekte und Einrichtungen der Abteilung gerichteten feindlichen Handlungen der Beschuldigten oder Angeklagten und feindlich-negative Aktivitäten anderer Personen vorbeugend zu verhindern, rechtzeitig zu erkennen und zu verhüten zu verhindern, Ein erfolgreiches Verhüten liegt dann vor, wenn es gelingt, das Entstehen feindlich-negativer Einstellungen das Umschlagen feindlich-negativer Einstellungen in feindlich-negative Handlungen Grundfragen der weiteren Vervollkommnung der Vorbeugung feindlich-negativer Einstellungen und Handlungen Kapitel. Das Wirken der Ursachen und Bedingungen für das Entstehen feindlich-negativer Einstellungen und Handlungen bei Bürgern der einzudringen und Grundlagen für die Ausarbeitung wirksamer Geganstrategien zum Kampf gegen die Aktivitäten des Gegners zu schaffen.

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