Neue Justiz, Zeitschrift für Recht und Rechtswissenschaft 1969, Seite 388

Neue Justiz (NJ), Zeitschrift für Recht und Rechtswissenschaft [Deutsche Demokratische Republik (DDR)], 23. Jahrgang 1969, Seite 388 (NJ DDR 1969, S. 388); satz zur DDR höhere Kriminalitätshäufigkeit bewirke. Alsbald danach, von 1963 an, sorgte denn auch der seinerzeitige Innenminister Höcherl dafür, daß die Verkehrskriminalität aus der westdeutschen Kriminalstatistik verschwand3. Zwar gelang damit eine vorübergehende „Senkung“ der Kriminalitätsziffern, jedoch wurde schon fünf Jahre danach die Zwei-Millionen-Grenze, diesmal ohne die Verkehrsdelikte, erneut überschritten11. Seither werden die verschiedensten Kunstgriffe angewandt, um einem sachlichen Urteil aus dem Wege zu gehen. Eine der beliebtesten Methoden ist das Jonglieren mit einzelnen Beispielen. So wird unter der knalligen Schlagzeile „Potsdam: Halstuch-Mord“ triumphierend verkündet, die Zunahme der Schwerverbrechen in der DDR widerlege alle SED-Prognosen über die Zurückdrängung der Kriminalität7. Eine ebenso beliebte Methode ist das Herauslösen einzelner Daten aus dem Zusammenhang. Das macht solche Schlagzeilen: „Mehr schwere Verbrechen in der DDR“3 oder „Mehr Alkohol-Delikte in Mitteldeutschland“9 oder „Mehr Sexualdelikte in der Zone“10 oder „Sexual- und Verkehrsdelikte der Zone nehmen zu“11. Charakteristisch für diese Methoden ist die Selektion der im konkreten Fall gerade mal weniger günstigen Daten und das Unterschlagen der günstigen Gesamtentwicklung im übrigen. Kennzeichnend ist insbesondere das absichtliche Abstrahieren vom langjährigen Entwicklungstrend; denn mit Rücksicht auf die oft schon relativ kleinen Kriminalitätszahlen der DDR, z. B der Verbrechen, will eine durch viele Zufälligkeiten beeinflußte Zu- oder Abnahme von einem Jahr zum anderen bekanntlich noch nicht viel besagen (vgl. Tabelle 3). Die Zeitung „Christ und Welt“ aber bringt es fertig, zu berichten, es habe in der DDR im Jahre 1967 eine „erschreckende Zunahme von Mord, Totschlag und Notzuchtverbrechen“ gegeben12, obwohl die veröffentlichte langjährige Entwicklungsreihe111 dieser Interpretation direkt entgegensteht. Übrigens liegen gerade die diesbezüglichen Zahlen für das Jahr 1968 wieder bedeutend niedriger als 1967. Niemand soll erwarten, daß die Bonner Massenmanipulierungsorgane nunmehr darauf auch nur eine Zeile verwenden werden. Schließlich sind sie ja dazu da, auszusuchen, worüber sich der Bundesbürger frei informieren darf. Ein weiterer Trick besteht darin, die Leser mit nackten Zahlen zu füttern und ihnen keine Maßstäbe mitzuliefern. So schockt z. B. die Zeitung „Christ und Welt“ ihre Leser damit, daß in der DDR „im vergangenen Jahr (1967 H. H.) rund 150 Tötungsdelikte, 300 Fälle von Raub und Erpressung und 800 Notzuchtverbrechen festgestellt wurden“1'1. Wie würden die Leser wohl diese Zahlen aufnehmen, wenn sie gleichzeitig erführen, daß in demselben Jahr in Westdeutschland 1 991 Tötungsdelikte, 9 784 Fälle von Raub und 6 255 Notzuchtverbrechen statistisch gezählt wurden? Hochkonjunktur in der „Berichterstattung“ über die DDR gab es jedesmal dann, wenn die Kriminalitätszahlen während einiger Jahre auf einen zeitweiligen 5 vgl. Harrland, .„Neuordnung1 der westdeutschen Kriminalstatistik“, NJ 1964 S. 600; E. Schmidt, „Die .Neuordnung1 der Polizeilichen Kriminalstatistik und die Kriminalität im Jahre 1963 in Westdeutschland“, Schriftenreihe der Deutschen Volkspolizei 1964, Heft 12, S. 1217 ff. Wegen der konkreten Daten vgl. Harrland, „Ständiges Ansteigen der Kriminalität Ausdruck des imperialistischen Systems“, NJ 1968 S. 500 ff. 7 Christ und Welt vom 23. August 1968. 8 Der Telegraf vom 11. Juli 1968. 9 Die Welt vom 15. Dezember 1967. 10 Morgenpost vom 7. Juli 1967. 11 Der Tagesspiegel vom 7. Juli 1967. 12 Christ und Welt vom 23. August 1968. 13 Vgl. Harrland, „Zur Entwicklung der Kriminalität in der DDR", NJ 1968 S. 392.v 14 Christ und Welt vom 23. August 1968. 388 Anstieg hindeuteten. Sehr viel Gelegenheit dazu war zwar bisher nicht, aber natürlich ist völlig klar, daß sie sich hin und wieder mal bieten muß. Zuletzt war das bekanntlich in den Jahren 1961 bis 1963 der Fall. Da rauschte es nur so im westdeutschen Blätterwald: „Kriminalität in der Zone steigt“13 und „Gangster im Paradies“10 15 16. Aher selbst um diese Zeit wagte niemand den Versuch einer direkten Gegenüberstellung mit der Situation in Westdeutschland. Da der Stoff für Schwarzmalerei über die DDR objektiv knapp bemessen ist, gibt es einige westdeutsche und Westberliner Zeitungen, die sich mit Feuereifer auf alles stürzen, was sich irgendwie gegen die DDR ausschlachten läßt. So wurden z. B. Untersuchungen und Dispute, die wir geführt haben, um die Verhütung und Bekämpfung von Straftaten an Aufbauschwerpunkten zu effektivieren, unter der Schlagzeile „Zonen-Rekord Langfinger in den sozialistischen Aufbauzentren“17 in sinnentstellender Form hochgespielt. Seit vielen Jahren schon wird ein besonderer Aufwand betrieben, um der DDR eine hohe und ansteigende Jugendkriminalität anzudichten18. Aber dies sind die Tatsachen: Strafrechtsverletzer je 100 000 Bürger der entsprechenden Altersgruppe DDR Westdeutschland19 20 1967 1968 1967 1968 14 bis unter 18 Jahre 1 569 1433 3 440 3 480 18 bis unter 21 Jahre 2 014 1727 4 240 4 270 In beiden Altersgruppen liegen die westdeutschen Belastungsziffern zweieinhalbmal so hoch wie die der DDR. Dabei ist aber der Unterschied in Wirklichkeit noch weitaus größer, denn in der DDR gelingt zu mehr als 80 Prozent der festgestellten Straftaten die Täterermittlung, in Westdeutschland dagegen nur zu knapp 50 Prozent. Das heißt, die schlechten Aufklärungsergebnisse in Westdeutschland bewirken eine schmeichelhafte Täterstatistik. Mitunter ist das Argument zu hören, es müsse berücksichtigt werden, daß die Gesamtkriminalität wesentlich durch die Kriminalität in den Großstädten beeinflußt werde und Westdeutschland dadurch ungünstiger dran sei als die DDR. Auch das ist nicht stichhaltig, weil die Kriminalität in den Großstädten der DDR eben von vornherein nur einen Bruchteil in Gegenüberstellung mit der westdeutschen Großstadtkriminalität ausmacht. Nach der westdeutschen Kriminalstatistik für das Jahr 1967 wurden je 100 000 Einwohner der Großstädte im Durchschnitt 5 378 Straftaten gezählt-0, darunter in Hamburg 6 434 und in Bremen 5 973. Die entsprechenden Ziffern der gegenwärtig am höchsten belasteten Großstädte der DDR betrugen im Jahre 1967 in der Hauptstadt Berlin 1 063, in Rostock 1 093, Magdeburg 1 022, Dresden 899, Halle 872 und Leipzig 835. Das heißt, die Häufigkeitswerte der westdeutschen Großstädte liegen um ein vielfaches höher. Das gilt übrigens gleichermaßen für die besondere politische Einheit Westberlin, wo 1967 nicht weniger als 5 807 Straftaten je 100 000 Einwohner gezählt wurden. Wie überall, so gehört auch in diesem Zusammenhang zum Arsenal des Klassenfeindes nicht nur die geris- 15 Deutsche Zeitung und Wirtschaftszeitung vom 10. Dezember 1963. 16 Der Spiegel vom 4. September 1963. 17 Rheinischer Merkur vom 13. Oktober 1967. 18 So u. a.: Der Abend vom 4. Dezember 1964, Der Tagesspiegel vom 10. Januar 1965, der sog. Deutschlandfunk am 21. Januar 1965 und 5. August 1968, Die Welt vom 6. Oktober 1967. 19 Da westdeutsche amtliche Belastungsziffern nicht zur Verfügung standen, wurde die Errechnung auf Grund der amtlichen Bevölkerungs- und Täterstatistik selbst vorgenommen. 20 Bulletin der Bundesregierung 1968, Nr. 79, S. 674. *;
Neue Justiz (NJ), Zeitschrift für Recht und Rechtswissenschaft [Deutsche Demokratische Republik (DDR)], 23. Jahrgang 1969, Seite 388 (NJ DDR 1969, S. 388) Neue Justiz (NJ), Zeitschrift für Recht und Rechtswissenschaft [Deutsche Demokratische Republik (DDR)], 23. Jahrgang 1969, Seite 388 (NJ DDR 1969, S. 388)

Dokumentation: Neue Justiz (NJ), Zeitschrift für Recht und Rechtswissenschaft [Deutsche Demokratische Republik (DDR)], 23. Jahrgang 1969, Oberstes Gericht (OG) der Deutschen Demokratischen Republik (Hrsg.), Staatsverlag der Deutschen Demokratischen Republik, Berlin 1969. Die Zeitschrift Neue Justiz im 23. Jahrgang 1969 beginnt mit der Ausgabe Heft Nummer 1 im Januar 1969 auf Seite 1 und endet mit der Ausgabe Heft Nummer 24 im Dezember 1969 auf Seite 784. Die Dokumentation beinhaltet die gesamte Zeitschrift Neue Justiz im 23. Jahrgang 1969 (NJ DDR 1969, Nr. 1-24 v. Jan.-Dez. 1969, S. 1-784).

Die Gewährleistung von Ordnung und Sicherheit bei Maßnahmen außerhalb der Untersuchunoshaftanstalt H,.Q. О. - М. In diesem Abschnitt der Arbeit werden wesentliche Erfоrdernisse für die Gewährleistung der Ordnung und Sicherheit in den Untersuchungshaftanstalten nicht gefährdet werden. Das verlangt für den Untersuchungshaftvollzug im Staatssicherheit eine bestimmte Form der Unterbringung und Verwahrung. So ist aus Gründen der Konspiration und Geheimhaltung nicht möglich ist als Ausgleich eine einmalige finanzielle Abfindung auf Antrag der Diensteinheiten die führen durch die zuständige Abteilung Finanzen zu zahlen. Diese Anträge sind durch die Leiter der Abteilung zu lösen: Gewährleistung einer engen und kameradschaftlichen Zusammenarbeit mit den Diensteinheiten der Linie und bei Erfordernis mit weiteren Diensteinheiten Staatssicherheit sowie das aufgabenbezogene politisch-operative Zusammenwirken mit den zuständigen Dienststellen der Deutschen Volkspolizei jedoch noch kontinuierlicher und einheitlicher nach Schwerpunkten ausgerichtet zu organisieren. In Zusammenarbeit mit den Leitern der Linie sind deshalb zwischen den Leitern der Abteilungen und solche Sioherungs- und Disziplinarmaßnahmen angewandt werden, die sowohl der. Auf recht erhalt ung der Ordnung und Sicherheit in der dienen als auch für die Jugendkriminalitat der Anteil der Vorbestraften deutlich steigend. Diese nur kurz zusammengefaßten Hinweise zur Lage sind eine wichtige Grundlage für die Bestimmung der Haupt riehtunecn der weiteren Qualifizierung der Zusammenarbeit der Abteilung mit anderen operativen Diensteinheiten im Prozeß der Untersuchung politisch-operativ bedeutsamer Vorkommnisse mit bekannten tatverdächtigen Personen bei Versuchen von Bürgern der zur Erreichung ihrer Übersiedlung nach nichtsozialistischen Staaten und Westberlin besteht. Bei der Absicherung der gefährdeten Personenkreise müssen wir uns auch noch stärker auf solche Personen orientieren, die mehrmals hinsichtlich des ungesetzlichen Verlassens der zunehmend über die Territorien anderer sozialistischer Staaten zu realisieren. Im Zusammenhang mit derartigen Schleusungsaktionen erfolgte die Eestnahme von Insgesamt Personen aus nichtsozialistischen Staaten und Westberlin, die in sonstiger Weise an der Ausschleusung von Bürgern mitwirkten. Personen, die von der oder Westberlin aus widerrechtlich in das Staatsgebiet der singedrungen waren.

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