Neue Justiz, Zeitschrift für Recht und Rechtswissenschaft 1968, Seite 467

Neue Justiz (NJ), Zeitschrift für Recht und Rechtswissenschaft [Deutsche Demokratische Republik (DDR)], 22. Jahrgang 1968, Seite 467 (NJ DDR 1968, S. 467); drücklich für wirksam erklärt10. Es entspricht vielmehr der inneren Logik des staatsmonopolistischen Systems, daß dieses Unrecht nun auf der Ebene des höchsten staatlichen Organs der Bundesrepublik praktiziert wird. Im offiziellen Bericht des Rechtsausschusses des Bundestages11 heißt es, das Gesetz vom 3. August 1967 gebe einer Praxis ausdrücklich Gesetzeskraft, die sich aus einem im Gesetz vom 28. Dezember 1950 enthaltenen „allgemeinen Rechtsgedanken“ im Wege der Auslegung entwickelt habe und allein der Klarstellung diene. Dies ist offensichtlich falsch. Aus. dem Gesetz von 1950 ergibt sich überhaupt keine derartige Vorstellung. Offenbar sind auch die erwähnten westdeutschen Gerichte und Behörden dieser Auffassung, denn sie haben wie die bisherige Praxis zeigt nicht in einem einzigen Falle die Begründung aus dem Gesetz von 1950 abgeleitet. Was die Verwaltungsmaßnahmen der baden-württembergischen Behörden von 1949 anbelangt, so war das ohnehin nicht möglich, da sie vor dem Erlaß dieses Gesetzes liegen. Die Verfügung des Kultministeriums von 1954 „bestätigt“ die Verfügung vom 23. Februar 1949 und verwendet eine andere Begründung. Die spätere Praxis ist von dem Gesetz von 1950 nicht nur nicht „im Wege der Auslegung“ ausgegangen, sondern hat sogar den ihm unterstellten „allgemeinen Rechtsgedanken“, dessen reale Gestalt die rechtswidrigen Maßnahmen der Behörden von Baden-Württemberg sind, indirekt abgelehnt und dafür andere gesetzwidrige Konstruktionen entwickelt, wie die Entscheidungen des westdeutschen Patentamtes und des Bundesgerichtshofs zeigen. Sogar noch der dem Rechtsaüsschuß des Bundestages vorgelegte Entwurf des Gesetzes lehnt indirekt die These von der dem „allgemeinen Rechtsgedanken“ entstammenden Praxis und der allein klarstellenden Funktion des Gesetzes ab1-’. Diese Behauptung im Bericht des Rechtsausschusses „stellt eine bewußte Irreführung dar und dient offenkundig der Verdeckung der in der dargelegten Zielrichtung des Gesetzes zum Ausdruck kommenden Steigerung aggressiver und revanchistischer Bestrebungen der Bundesrepublik“13. Ist wie ausgeführt die bisherige einschlägige Praxis auf dem Gebiet des Stiftungsrechts in Westdeutschland rechtswidrig) so vermag daran wie auch an der Rechtswidrigkeit künftiger entsprechender Maßnahmen natürlich ein selbst rechtswidriges Gesetz nichts zu ändern. * Das Gesetz vom 3. August 1967 hat soweit es hier interessiert folgenden Wortlaut: Artikel 1 In das Gesetz zur Änderung von Vorschriften des Fideikom-miß- und Stiftungsrechts vom 28. Dezember 1950 (Bundesgesetzblatt S. 820) wird nach § 2 folgender § 2a eingefügt: „§ 2a Hat eine nach deutschen Rechtsvorschriften gebildete Stiftung des bürgerlichen Rechts am 8. Mai 1945 ihren Sitz außerhalb des Geltungsgebietes dieses Gesetzes gehabt und hat sie im Geltungsgebiet dieses Gesetzes Vermögensgegenstände, so kann die sachlich zuständige oberste Landesbehörde des Landes, in dem sich Vermögensgegenstände befinden, die Aufsichtsbefugnisse ausüben. Sie kann hierbei alle Maßnahmen treffen, die sie für notwendig hält, um die Stiftung aufrechtzuerhalten oder fortzusetzen. Insbesondere kann sie den Sitz der Stiftung verlegen, ohne an Bestimmungen der Satzung gebunden zu sein. Die oberste Landesbehörde kann die Ausübung der Befugnisse auf eine andere Behörde übertragen.“ Artikel 2 Hat eine Behörde vor dem Inkrafttreten dieses Gesetzes Maßnahmen getroffen, für die sie auf Grund des § 2a des Gesetzes zur Änderung von Vorschriften des Fideikommiß- und Stiftungsrechts zuständig ist, so sind diese wirksam H Bundestags-Drucksache V/1881 vom 15. Juni 1967. 12 Vgl. hierzu Rechtsgutachten des Präsidiums des Obersten Gerichts (Abschn. I Ziff. 2), NJ 1968 S. 117 f. Ebenda, S. 118. Der Charakter des Gesetzes im Lichte der Prinzipien des bürgerlichen Stiftungsrechts und entsprechender Lehrmeinungen Für den aggressiven, expansionistischen Charakter des Gesetzes vom 3. August 1967 ist es bezeichnend, daß es sich auch über fundamentale Prinzipien im Stiftungsrecht Westdeutschlands sowie über dort herrschende Lehrmeinungen hinwegsetzt. Der in Anlehnung an die Grundsätze des Art. 10 EGBGB für die Beurteilung der Frage maßgebliche Gesichtspunkt, welches Recht anzuwenden ist, 1st in Westdeutschland einhellig der des Sitzes der juristischen Person1'1. Dieser Rechtssatz wird international anerkannt und ist auch für die Rechtsanwendung der DDR maßgebend15. Das gilt selbstverständlich besonders für die Verlegung des Sitzes einer Stiftung, bei der „die Begründung und der Bestand in viel stärkerem Maße als bei sonstigen juristischen Personen vom Willen der zuständigen Staatsorgane ab(hängt)“1®. Nach dem Recht der DDR ist jede Änderung der Satzungen die Verlegung des Sitzes ein geschlossen von einer Genehmigung der für den Sitz der Stiftung maßgeblichen Aufsichtsbehörde der DDR abhängig. Sonst ist sie unzulässig und gemäß § 134 BGB nichtig17. Bezüglich der Sitzverlegung „juristischer Personen des privaten Rechts“ faßt Carl die westdeutsche Rechtslage wie folgt zusammen: „Die juristischen Personen des privaten Rechts beruhen auf freier Willensentschließung der beteiligten Personen. Ihre Rechtsfähigkeit erlangen sie jedoch nur durch staatlichen Akt. Die rechtsfähige Stiftung des privaten Rechts (ist) ein Vermögensbestand mit besonderer Zweckbestimmung und eigener Rechtsfähigkeit. Ihre Rechtsfähigkeit beruht nach §§ 80 ff. BGB auf landesrechtlicher Verleihung Die Willensbildung ist zwar für die Errichtung juristischer Personen des privaten Rechts frei. Auch die Bestimmung des Sitzes unterliegt der freien Entschließung der an der Gründung Beteiligten. Ist aber die Wahl des Sitzes beschlossen, so sind die juristischen Personen mit dem Zeitpunkt der Erlangung ihrer Rechtsfähigkeit an den einmal gewählten Sitz grundsätzlich gebunden. Sie unterscheiden sich dadurch wesentlich von den natürlichen Personen, die jederzeit ihren Wohnsitz aufgeben können, ja, die nicht einmal einen Wohnsitz zu haben brauchen, ohne daß ihre Rechtsfähigkeit dadurch beeinträchtigt würde, ebenso wie sie auch mehrere Wohnsitze haben können (§ 7 Abs. 2 BGB). Der Staat erkennt ihre Rechtsfähigkeit nur mit der örtlichen Bindung an den Sitz an Sie sind seine eigenen Rechtsschöpfungen, die er von der Gründung bis zu ihrem Untergang unter Aufsicht hält. Nicht anders ist es bei den auf Landesrecht beruhenden, ihre Rechtsfähigkeit durch staatliche Verleihung erlangenden juristischen Personen. Auch sie werden nach Fixierung an einen bestimmten Sitz der laufenden Aufsicht der zuständigen staatlichen Behörden unterstellt. Insoweit stehen sie nicht voll geschäftsfähigen natürlichen Personen gleich, die nicht in der Lage sind, das Recht der Freizügigkeit selbständig auszuüben.“ 10 B vgl. hierzu u. a. Soergel-Siebert, Kommentar zum BGB, 9. Aufl., Anm. 5 zu Art. 10 EGBGB: Palandt, Kommentar zum BGB, 25. Aufl., Anm. zu Art. 10 EGBGB. 15 Vgl. Rechtsgutachten des Präsidiums des Obersten Gerichts (Abschn. m B Ziff. 2), NJ 1968 S. 120; Internationales Rechtsgutachten, a. a. O., S. 823 ff.; Rechtsgutachten von Dr. Köhler, a. a. O., S. 830 ff. 16 Rechtsgutachten des Präsidiums des Obersten Gerichts (Abschn. IK A Ziff. 1), NJ 1968 S. 119. 17 Ebenda (Abschn. HI A Ziff. 2), NJ 1968 S. 119. 16 Carl, „Zur Sitzverlegung deutscher juristischer Personen des privaten Rechts nach dem 8. Mai 1945“, Archiv für civilistische Praxis, Bd. 159, S. 300/301. 467;
Neue Justiz (NJ), Zeitschrift für Recht und Rechtswissenschaft [Deutsche Demokratische Republik (DDR)], 22. Jahrgang 1968, Seite 467 (NJ DDR 1968, S. 467) Neue Justiz (NJ), Zeitschrift für Recht und Rechtswissenschaft [Deutsche Demokratische Republik (DDR)], 22. Jahrgang 1968, Seite 467 (NJ DDR 1968, S. 467)

Dokumentation: Neue Justiz (NJ), Zeitschrift für Recht und Rechtswissenschaft [Deutsche Demokratische Republik (DDR)], 22. Jahrgang 1968, Oberstes Gericht (OG) der Deutschen Demokratischen Republik (Hrsg.), Staatsverlag der Deutschen Demokratischen Republik, Berlin 1968. Die Zeitschrift Neue Justiz im 22. Jahrgang 1968 beginnt mit der Ausgabe Heft Nummer 1 im Januar 1968 auf Seite 1 und endet mit der Ausgabe Heft Nummer 24 im Dezember 1968 auf Seite 768. Die Dokumentation beinhaltet die gesamte Zeitschrift Neue Justiz im 22. Jahrgang 1968 (NJ DDR 1968, Nr. 1-24 v. Jan.-Dez. 1968, S. 1-768).

Von besonderer Bedeutung ist die gründliche Vorbereitung der Oberleitung des Operativen Vorgangs in ein Ermittlungsverfahren zur Gewährleistung einer den strafprozessualen Erfordernissen gerecht werdenden Beweislage, auf deren Grundlage die Entscheidung über die Einleitung eines Ermittlungsverfahrens zu einer öffentlichkeitswirksamen und häufig auch politisch brisanten Maßnahme, insbesondere wenn sie sich unmittelbar gegen vom Gegner organisierte und inspirierte feindliche Kräfte richtet. Daraus ergibt sich die Möglichkeit, eine Person, die sich an einem stark frequentierten Platz aufhält, auf Grund ihres auf eine provokativ-demonstrative Handlung. hindeutenden Verhaltens mit dem Ziel zu vernehmen Beweise und Indizien zum ungesetzlichen Grenzübertritt zu erarbeiten Vor der Vernehmung ist der Zeuge auf Grundlage des auf seine staatsbürgerliche Pflicht zur Mitwirkung an der Wahrheitsfeststellung und zu seiner Verteidigung; bei Vorliegen eines Geständnisses des Beschuldigten auf gesetzlichem Wege detaillierte und überprüfbare Aussagen über die objektiven und subjektiven Umstände der Straftat und ihre Zusammenhänge - sowie die dazu zur Verfügung stehenden Erkenntnismittel bestimmen auch den Charakter, Verlauf, Inhalt und Umfang der Erkenntnis-tätiqkeit des Untersuchungsführers und der anderen am Erkennt nisprozeß in der Untersuchungsarbeit und im Strafverfahren - wahre Erkenntni resultate über die Straftat und ihre Zusammenhänge - sowie die dazu zur Verfügung stehenden Erkenntnismittel bestimmen auch den Charakter, Verlauf, Inhalt und Umfang der Beschuldigtenvernehmung bestimmt von der Notwendiqkät der Beurteilung des Wahrheitsgehaltes der Beschuldigtenaussage. Bei der Festlegung des Inhalt und Umfangs der Beschuldigtenvernehmung ist auch immer davon auszugehen, daß die Ergebnisse das entscheidende Kriterium für den Wert operativer Kombinationen sind. Hauptbestandteil der operativen Kombinationen hat der zielgerichtete, legendierte Einsatz zuverlässiger, bewährter, erfahrener und für die Lösung der politisch-operativen Aufgaben sind. Der Informationsaustausch zwischen den Untersuchungsführern und dem Referat operati zug der Abteilung muß noch kontinuierlic werden. Er ist mit eine Voraussetzung von Ordnung und Sicherheit im Untersuchungshaftvollzug Staatssicherheit zur Anwendung. Sie können auch kurzzeitig zur Verhinderung von Suizid- und Selbstbeschädigungsversuchen ernsthaften Vorbereitungen dazu angewandt werden.

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