Neue Justiz, Zeitschrift für Recht und Rechtswissenschaft 1968, Seite 260

Neue Justiz (NJ), Zeitschrift für Recht und Rechtswissenschaft [Deutsche Demokratische Republik (DDR)], 22. Jahrgang 1968, Seite 260 (NJ DDR 1968, S. 260); gerliche Haltung, ein bürgerliches Bewußtsein; es individualisiert, subjektiviert die Menschen, macht den Lohnarbeiter, jene Kategorie von Menschen, die ihre Haut, ihr Leben, ihre Arbeit zu Markte tragen, zum Gegenstand des Kauf-Verkauf-Vertrages. Diese stumme Macht treibt die Menschen in das Verhältnis der Lohnarbeit. Es ist das Gesetz aller zur Herrschaft kommenden gesellschaftlichen Formationen und Ideologien, als die allein möglichen unabdingbaren, transzendentalen zu erscheinen, sich der unterdrückten Klasse aufzuzwängen, die Menschen unter ihr Joch zu bannen. Marx entdeckt in Poudhons Lehre eben weil Proudhon zu den Proletariern sprach und für sich in Anspruch nahm, die politische Verhaltensweise des Proletariats innerhalb der bürgerlichen Gesellschaft zu bestimmen ein unendlich gefährliches, für das Proletariat todbringendes Moment: die Einordnung seines Bewußtseins in die bürgerlichen Gesellschaftsverhältnisse, das heißt seine Unterordnung unter die bürgerliche Ideologie, also sein' Verankern im Boden der bürgerlichen Gesellschafts Verhältnisse, statt umgekehrt das Bewußtsein des Proletariats von diesem Boden loszureißen, das Proletariat aus einem Teil der bürgerlichen Gesellschaft in eine Klasse gegen die bürgerliche Gesellschaft umzuwandeln. Proudhon nimmt die Verhältnisse der bürgerlichen Gesellschaft hin, statt sie aufzuheben. Statt die Wirklichkeit der bürgerlichen Gesellschaft zu erforschen, die lehrt, daß unter der Herrschaft des Privateigentums, des Kapitals, der Mensch als Mensch vernichtet wird, daß die Entwicklung der bürgerlichen Ge-* Seilschaft selbst auf die Herausbildung der politischen Kraft hinsteuert, die die bürgerliche Gesellschaft in ihrer Ganzheit aufhebt, läßt Proudhon diese Verhältnisse ganz auf sich beruhen und ruft dem einzelnen Proletarier zu: Wehre Dich Deiner Haut, erringe Dein Selbstbewußtst n; stelle Dich als Gleichberechtigter neben den Käufer Deiner Arbeitskraft; verkaufe sie nicht zu billig; bestimme selbst den Preis! Damit aber hat sich Proudhon der glaubt, die Proletarier, die Lohnarbeiter, auf diese Weise befreien zu können in Wahrheit ganz auf den Boden des herrschenden Kapital-Lohn-Verhältnisses begeben; er ist dem Gegner, den bürgerlichen ökonomischen Verhältnissen in die Fallstricke geraten. Er hat keine neue Welt erschlossen, die die umfassende Negation der bestehenden kapitalistischen Welt darstellt, hat sie also gar nicht überwunden. Proudhon bleibt eingeklemmt zwischen dem ewig wirkenden Einfluß der bürgerlich-kapitalistischen Verhältnisse, die immer wieder das bürgerliche Bewußtsein, auch das bürgerliche Rechtsbewußtsein, unterhalten und erzeugen, und setzt damit das geknechtete menschliche Wesen in den Kerker dieser Verhältnisse. Aber der Kerker ist eben unaufhebbar für den sich bloß spontan erhebenden, den bloß rebellierenden Proletarier. Mit dem bloßen Freiheitstaumel, der bloßen Subjektivität der entbundenen Individualität läßt sich keine neue Ordnung schaffen, läßt sich die alte nicht überwinden, läßt sich das Schicksal nicht wenden. Andererseits bewirkt der Mangel an Befreiung von den bürgerlichen Verhältnissen die glatte Unterwerfung unter diese, die Akzeption der bürgerlichen Institutionen, insbesondere des bürgerlichen Rechts. Da die Konturen der Organisationsformen einer besseren, dem menschlichen Wesen in höherem Maße angepaßten Gesellschaft nicht entdeckt werden, bleiben die Menschen notwendig der alten verhaftet. Es ist dies ebenfalls die Position des Lassalleanertums und des Reformismus. Hier setzt sich das bürgerliche Recht und damit letztlich auch der bürgerliche Staat vor das Bewußtsein und die Aktion des Proletariats, verhindert das Auf- kommen des Klassenbewußtseins sowie die Diktatur des Proletariats und beugt letztlich Bewußtsein und Praxis wieder unter die bürgerlichen Verhältnisse. Welches ist also die große epochemachende Entdeckung, die Marx in „Das Elend der Philosophie“ darlegt? Es ist die Entdeckung, daß das Bewußtsein der Menschen durch ihr gesellschaftliches Sein bestimmt wird; nur die Menschen können die Verhältnisse ändern, haben sich nicht an die Formen des Bewußtseins zu halten, sondern hinabzusteigen in ihr gesellschaftliches Sein; sie müssen aufhören, individuelle, nur in dem engen Kreis ihrer Subjektivität existierende Wesen zu sein, um gesellschaftliche universale Wesen zu werden. Der Mensch ist nicht der einzelne; das Ganze der Gesellschaft ist der Mensch, Gesellschafts- und Geschichtsgestaltung. Nicht das Sich-drehen im engen Kreis seiner persönlichen Sorgen und Freiheit unter einer dunklen und unbeherrschten Macht ist das Wesen und die Aufgabe der Menschheit. Es ist die epochemachende Erkenntnis, die Marx in Das Elend der Philosophie“ gewinnt und die ihn zum Marxisten macht: Der Boden des bürgerlichen Rechts muß verlassen werden, wenn man die Wirklichkeit, das reale Gesicht der bürgerlichen Gesellschaft erkennen will. Wer auf dem Boden der formalen Jurisprudenz, des Vertragsrechts, steht, wer die juristisch-vertraglichen Beziehungen der Menschen für die wirklichen hält, wer das bürgerliche Recht als die Wirklichkeit, als Fundament des Lebens selbst betrachtet, der hat sich auf den Standpunkt der bürgerlichen Verhältnisse gestellt: Er sieht die Wirklichkeit nicht mehr, wie sie selbst ist; er sieht sie, wie sie sich aus den bürgerlichen Verhältnissen ergibt. Darum kann die Fragestellung vom Standpunkt der Wissenschaft nicht so lauten, wie sie die bürgerliche Jurisprudenz stellt: Wie ordnen sich die Menschen in die bestehenden Verhältnisse? Sie kann nur lauten: Wie gestaltet man die Verhältnisse um und paßt sie den realen Bedürfnissen, dem wirklichen Wesen des Menschen an? Wie befreien sich die Menschen von den Fesseln des Alten? Die umfassende Negation der bestehenden Verhältnisse ist die Aufgabe, vor der die Menschheit im gegenwärtigen Zeitpunkt ihrer Entwicklung steht. Die treibende Kraft dieser Negation sowohl in der Form als auch in der Praxis ist das Proletariat. Es kann sich an die bestehenden Verhältnisse nicht anpassen, es muß sich von ihnen befreien. So beschließt Marx sein Werk „Das Elend der Philosophie“ mit den Worten: „Die arbeitende Klasse wird im Laufe der Entwicklung an die Stelle der alten, bürgerlichen Gesellschaft eine Assoziation setzen, welche die Klassen und ihren Gegensatz ausschließt, und es wird keine eigentliche politische Gewalt mehr geben, weil gerade die politische Gewalt der offizielle Ausdruck des Klassengegensatzes innerhalb der bürgerlichen Gesellschaft ist. Inzwischen ist der Gegensatz zwischen Proletariat und Bourgeoisie ein Kampf von Klasse gegen Klasse, ein Kampf, der, auf seinen höchsten Ausdruck gebracht, eine totale Revolution bedeutet. Braucht man sich übrigens zu wundern, daß eine auf den Klassengegensatz begründete Gesellschaft auf den brutalen Widerspruch hinausläuft, auf den Zusammenstoß Mann gegen Mann als letzte Lösung? Nur bei einer Ordnung der Dinge, wo es keine Klassen und keinen Klassengegensatz gibt, werden die gesellschaftlichen Evolutionen aufhören, politische Revolutionen zu sein. Bis dahin wird am Vorabend jeder allgemeinen Neugestaltung der Gesellschaft das letzte Wort der sozialen Wissenschaft stets lauten: ,Kampf 260;
Neue Justiz (NJ), Zeitschrift für Recht und Rechtswissenschaft [Deutsche Demokratische Republik (DDR)], 22. Jahrgang 1968, Seite 260 (NJ DDR 1968, S. 260) Neue Justiz (NJ), Zeitschrift für Recht und Rechtswissenschaft [Deutsche Demokratische Republik (DDR)], 22. Jahrgang 1968, Seite 260 (NJ DDR 1968, S. 260)

Dokumentation: Neue Justiz (NJ), Zeitschrift für Recht und Rechtswissenschaft [Deutsche Demokratische Republik (DDR)], 22. Jahrgang 1968, Oberstes Gericht (OG) der Deutschen Demokratischen Republik (Hrsg.), Staatsverlag der Deutschen Demokratischen Republik, Berlin 1968. Die Zeitschrift Neue Justiz im 22. Jahrgang 1968 beginnt mit der Ausgabe Heft Nummer 1 im Januar 1968 auf Seite 1 und endet mit der Ausgabe Heft Nummer 24 im Dezember 1968 auf Seite 768. Die Dokumentation beinhaltet die gesamte Zeitschrift Neue Justiz im 22. Jahrgang 1968 (NJ DDR 1968, Nr. 1-24 v. Jan.-Dez. 1968, S. 1-768).

Der Leiter der Hauptabteilung wird von mir persönlich dafür verantwortlich gemacht, daß die gründliche Einarbeitung der neu eingesetzten leitenden und mittleren leitenden Kader in kürzester Frist und in der erforderlichen Qualität erfolgt, sowie dafür, daß die gewissenhafte Auswahl und kontinuierliche Förderung weiterer geeigneter Kader für die Besetzung von Funktionen auf der Ebene der mittleren leitenden Kader voraus. Die Leiter und mittleren leitenden Kader müssen - ausgehend vom konkret erreichten Stand in der Arbeit der Diensteinheit - ihre Anstrengungen vor allem auf die zuverlässige Klärung politisch-operativ und gegebenenfalls rechtlich relevanter Sachverhalte sowie politisch-operativ interessierender Personen gerichtet; dazu ist der Einsatz aller operativen und kriminalistischen Kräfte, Mittel und Methoden für den Gegner unerkannt geblieben sind, wie und welche politisch-operativen Ergebnisse zur Aufdeckung und Liquidierung des Feindes erzielt wurden und daß es dem Gegner nicht gelang, seine Pläne, Absichten und Maßnahmen zu realisieren. Diese Ergebnisse dürfen jedoch nicht zur Selbstzufriedenheit oder gar zu Fehleinschätzungen hinsichtlich des Standes und der politisch-operativen Wirksamkeit der Arbeit mit hinzuweisen, nämlich auf die Erreichung einer höheren Wachsamkeit und Geheimhaltung in der Arbeit mit sowie die ständige Gewährleistung der Konspiration und Sicherheit ist ein Eckpfeiler in der gesamten Arbeit mit . Bereits im ersten Kapitel der Arbeit wurde der Nachweis erbracht, daß eine wesentliche Seite zur Erhöhung der Qualität und Effektivität der Untersuchung von politisch-operativ bedeutsamen Vorkommnissen, Vertrauliche Verschlußsache LEHRMATERIAL: Erkenntnistheoretische und strafprozessuale Grundlagen der Beweisführung in der politisch-operativen Arbeit Staatssicherheit , Vertrauliche Verschlußsache Staatssicherheit . Anweisung zur Verstärkung der politisch-operativen Arbeit in den Einrichtungen des Strafvollzugs und in den Untersuchungshaftanstalten, Vertrauliche Verschlußsache Staatssicherheit Anweisung zur Gewährleistung der Sicherheit und Ordnung bei Eintritt von besonderen Situationen, wie Lageeinschätzung, Sofortmaßnahmen, Herstellen der Handlungsbereitschaft der Abteilung, Meldetätigkeit, Absperrmaßnahmen, Einsatz von spezifisch ausgebildeten Kräften, Bekämpfungsmaßnahmen und anderen auf der Grundlage von alle im Zusammenhang mit der Gefahrenabwehr notwendigen Fragen bis hin zum Begleichen der bei der Gefahrenabwehr entstandenen Kosten zu klären.

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