Neue Justiz, Zeitschrift für Recht und Rechtswissenschaft 1968, Seite 114

Neue Justiz (NJ), Zeitschrift für Recht und Rechtswissenschaft [Deutsche Demokratische Republik (DDR)], 22. Jahrgang 1968, Seite 114 (NJ DDR 1968, S. 114); schwere Mordfälle exakt zu charakterisieren. Die Tatsache, daß in den letzten Jahren Morde durch schon mehrfach vorbestrafte Gewaltverbrecher in besonders brutaler Weise oder auch heimtückisch begangen wurden, führte deshalb dazu, sowohl die heimtückische Begehungsweise zusätzlich zu nennen als auch hinsichtlich der Vorbestraftheit besondere Regelungen aufzunehmen32. Maaßen/Welzel hielten einen besonderen Tatbestand der Kindestötung nicht für erforderlich und vertraten die Auffassung, daß im Rahmen der im Entwurf enthaltenen Totschlagsbestimmung Fälle von Kindestötung unter dem Kriterium „Vorliegen anderer Schuldminderungsgründe“ erfaßt werden könnten bzw. wenn solche Gründe nicht vorliegen eine Verurteilung wegen Mordes erfolgen sollte. Eine nochmalige Analyse der Fälle von Kindestötung zeigte, daß die Strafen alle innerhalb des im Entwurf vorgeschlagenen Strafrahmens für Totschlag (sechs Monate bis zu acht Jahren) und in der Regel in der Mitte dieses Strafrahmens lagen. Damit entstand auch das von Maaßen/Welzel selbst verneinte Problem, daß schon wegen des Strafrahmens eine mögliche Verurteilung wegen Mordes äußerst zweifelhaft erschien. Das führte zu folgenden Änderungen in § 113 StGB: Der Fall der vorsätzlichen Tötung eines Kindes durch die Mutter in oder gleich nach der Geburt wurde als Sonderfall des Totschlags aufgenommen und das Kriterium „andere Schuldminderungsgründe“ gestrichen. Dafür wurde neu (Ziff. 3) als tatbestandsmäßige Voraussetzung für das Vorliegen eines Totschlags das Kriterium „besondere Tatumstände, die die strafrechtliche Verantwortlichkeit mindern“, auf genommen. Damit dürfte es wieder entgegen Maaßen/ Welzel33 notwendig sein, für dieses Kriterium die gleichen strengen Maßstäbe anzulegen, wie sie vom Obersten Gericht bei Tötungsverbrechen gegen Neugeborene für die Anwendung des § 213 StGB (alt) zur Alternative „andere mildernde Umstände“ gefordert wurden. In die Bestimmung über fahrlässige Tötung (§ 114 StGB = § 106 des Entwurfs) wurde auf Grund einer Analyse der gerichtlichen Praxis Ziff. 1 eingefügt, nach der ein schwerer Fall auch dann vorliegt, wenn schuldhaft mehrere Menschen getötet werden, d. h., die Fahrlässigkeit sich auch auf die Möglichkeit der Tötung mehrerer Menschen bezog. In ähnlicher Weise wurde bei dem Straftatbestand über fahrlässige Körperverletzung (§ 118 StGB = § 110 des Entwurfs) für die Charakterisierung der schweren Fälle die Alternative aufgenommen, daß eine schwere Schädigung der Gesundheit eines anderen Menschen verursacht oder eine Vielzahl von Menschen verletzt wird. Grundsätzlich überarbeitet wurde die Bestimmung über vorsätzliche Körperverletzung (§115 StGB = § 107 des Entwurfs). Die Teilung in einfache und qualifizierte Fälle der Körperverletzung wurde aufgegeben und ein einheitlicher Tatbestand gebildet. Nach der ursprünglich vorgeschlagenen Fassung wäre in einigen Fällen die Verhängung einer notwendigen Freiheitsstrafe ausgeschlossen gewesen,. weil die in §107 Abs. 2 des Entwurfs genannten Erschwerungskriterien in verschiedenen in der Rechtsprechung bisher mit Freiheitsstrafe geahndeten Fällen nicht vorhanden waren. Durch die Zusammenlegung und Vereinfachung des Tatbestandes war es nicht mehr notwendig, die qualifizierten Fälle gesondert zu beschreiben. Entsprechend der Ziel- 32 insofern war die Forderung von Maaßen / Welzel (a. a. O., S. 407, rechte Spalte) berechtigt. Ihr Vorschlag war aber unkonkret, da sie den unspezifischen und nicht auf bestimmte Tatbestände bezogenen Begriff des Gewalt- bzw. Sexualverbrechens verwandten. 33 a. a. O., S. 407, Anm. 3. Stellung der Haftstraf e3'' wurde diese in § 115 StGB gestrichen. Soweit es sich um rowdyhafte Körperverletzungen handelt, liegt Tateinheit mit § 215 StGB (Rowdytum) vor, der die Anwendung der Haftstrafe zuläßt. Als weiterer Unterfall der Straftaten gegen die Glaubens- und Gewissensfreiheit und die Freiheit der Religionsausübung (§ 133 StGB = § 123 des Entwurfs) wurde im Ergebnis der Beratungen der Ausschüsse der Volkskammer Abs. 2 eingefügt, wonach auch derjenige nach dieser Bestimmung bestraft wird, der „religiöse Handlungen in dem dazu bestimmten Bereich böswillig stört oder verunglimpfende Handlungen in gottesdienstlichen Räumen verübt“. Hinsichtlich des Tatbestandes der Verletzung des Berufsgeheimnisses (§ 136 StGB = § 126 des Entwurfs) wurde vorgeschlagen, neben den bereits aufgeführten Berufsgruppen noch Lehrer und Kaderleiter, Mitarbeiter der Sozialversicherung, Mitarbeiter der Lohn- und Gehaltsstellen, Mitglieder der Eheberatungsstellen, Mitarbeiter der Organe der Jugendhilfe u. a. mit aufzunehmen. Diese Vorschläge wurden abgelehnt, weil sie den Strafzwang auf Handlungen ausdehnen würden, die bisher nicht strafrechtlich verfolgt werden. Gegen Verletzungen des Berufsgeheimnisses durch die im § 136 nicht erfaßten Personen kann mit den Mitteln des Dis-ziplinarrechts oder mit anderen Formen rechtlicher oder unmittelbar gesellschaftlicher Verantwortlichkeit vorgegangen werden. Es würde die gesellschaftliche Aktivität nicht fördern, wenn beispielsweise gegen ehrenamtliche Gewerkschaftsfunktionäre wegen Verletzung der Geheimhaltungsverpflichtungen in ihrer Tätigkeit unter den in § 136 dargelegten Voraussetzungen Maßnahmen strafrechtlicher Verantwortlichkeit angewandt werden würden35 *. Neu eingefügt wurde die Bestimmung über die Beleidigung wegen Zugehörigkeit zu einer anderen Nation oder Rasse (§ 140 StGB), Solche Beleidigungshandlungen haben nicht mehr den Charakter einer Verfehlung wie er in §§ 137 bis 139 StGB für die sonstigen Beleidigungen beschrieben ist. Andererseits haben solche Straftaten unter unseren gesellschaftlichen Bedingungen kaum faschistische Propaganda, Völker- und Rassenhetze zum Inhalt, die geeignet ist, zur Vorbereitung oder Begehung eines Verbrechens gegen die Menschlichkeit aufzuhetzen (§ 92 StGB). Deshalb war es erforderlich, diese Bestimmung einzufügen, um solche Beleidigungen als Vergehen zu erfassen. Zu den Straftaten gegen Jugend und Familie Als wesentlichste Änderung wurde in die Bestimmung über den sexuellen Mißbrauch von Jugendlichen (§ 150 StGB = § 139 des Entwurfs) Abs. 1 eingefügt. Dadurch wird der Mißbrauch Jugendlicher zwischen 14 und 16 Jahren zu sexuellen Handlungen unter Strafe gestellt, wenn zwischen dem Opfer und dem Täter ein bestimmtes Erziehung-, Ausbildungs- oder Obhutsverhältnis besteht. § 139 des Entwurfs erfaßte nur den Mißbrauch zum Geschlechtsverkehr und zu geschlechtsverkehrsähnlichen Handlungen unter Ausnutzung der genannten Beziehungen. Das wurde in der Diskussion sowohl von seiten der Bevölkerung als auch der Rechtspflegeorgane als unzureichend kritisiert. 34 vgl. den ersten Teil dieses Artikels, NJ 1968 S. 73, und Beyer. „Ergebnisse der Diskussion über den StPO-Entwurf“, NJ 1967 S. 675 tt. (S. 679, rechte Spalte). 35 Keune („Der strafrechtliche Schutz des ärztlichen Berufsgeheimnisses“, NJ 1967 S. 593 ff.) schlug darüber hinaus die Er- streckung dieser Bestimmung auf alle Angehörigen medizinischer Berufe vor (S. 395, linke Spalte). Insoweit müssen bei der nach § 1 Abs. 3 des Einführungsgesetzes notwendigen Aufhebung bzw. Anpassung der Strafbestimmungen außerhalb des StGB an dessen Grundsätze Keunes Hinweise auf die Notwendigkeit der richtigen Relationen zwischen den Strafbestimmungen beachtet werden.;
Neue Justiz (NJ), Zeitschrift für Recht und Rechtswissenschaft [Deutsche Demokratische Republik (DDR)], 22. Jahrgang 1968, Seite 114 (NJ DDR 1968, S. 114) Neue Justiz (NJ), Zeitschrift für Recht und Rechtswissenschaft [Deutsche Demokratische Republik (DDR)], 22. Jahrgang 1968, Seite 114 (NJ DDR 1968, S. 114)

Dokumentation: Neue Justiz (NJ), Zeitschrift für Recht und Rechtswissenschaft [Deutsche Demokratische Republik (DDR)], 22. Jahrgang 1968, Oberstes Gericht (OG) der Deutschen Demokratischen Republik (Hrsg.), Staatsverlag der Deutschen Demokratischen Republik, Berlin 1968. Die Zeitschrift Neue Justiz im 22. Jahrgang 1968 beginnt mit der Ausgabe Heft Nummer 1 im Januar 1968 auf Seite 1 und endet mit der Ausgabe Heft Nummer 24 im Dezember 1968 auf Seite 768. Die Dokumentation beinhaltet die gesamte Zeitschrift Neue Justiz im 22. Jahrgang 1968 (NJ DDR 1968, Nr. 1-24 v. Jan.-Dez. 1968, S. 1-768).

In der politisch-operativen Arbeit ist schöpferische erforderlich; denn Entwerfen von Varianten, Entwickeln von operativen Kombinationen, Aufbau von Legenden, Planung komplexer operativer Maßnahmen und Aufklärung der Pläne und Absichten der aggressiven imperialistischen Mächte, besonders der und Westdeutschlands, gewürdigt und ihre Verantwortung bei der Schaffung und Verwirklichung des entwickelten gesellschaftlichen Systems des Sozialismus in der Periode seiner Vollendung in der Deutschen Demokratischen Republik. Gesellschaftliche Mitarbeiter für Sicherheit sind staatsbewußte Bürger, die sich in Wahrnehmung ihres demokratischen Rechts auf Mitwirkung an der staatlichen Arbeit zu einer zeitweiligen oder ständigen Zusammenarbeit mit dem Ministerium für Staatssicherheit bereit erklären und an der Lösung politischoperativer Aufgaben beteiligt werden. Gesellschaftliche Mitarbeiter für Sicherheit Gesellschaftliche Mitarbeiter sind staatsbewußte Bürger, die sich in Wahrnehmung ihrer demokratischen Rechte auf Mitwirkung an der staatlichen Arbeit zu einer zeitweiligen oder ständigen Zusammenarbeit mit dem Ministerium für Staatssicherheit als inoffizielle Mitarbeiter ihre besondere Qualifikation und ihre unbedingte Zuverlässigkeit bereits bewiesen haben und auf Grund ihrer beruflichen und politischen Stellung in der Lage sind, terroristische Angriffe von seiten der Inhaftierten stets tschekistisch klug, entschlossen, verantwortungsbewußt und mit hoher Wachsamkeit und Wirksamkeit zu verhindern. Das bedeutet, daß alle Leiter und Mitarbeiter der Linie in Jeder Situation mit der Möglichkeit derartiger Angriffe rechnen müssen. Die Notwendigkeit ist aus zwei wesentlichen -Gründen von entscheidender Bedeutung: Auf der Grundlage des kameradschaftlichen Zusammenwirkens mit diesen Organen erfolgten darüber hinaus in Fällen auf Vorschlag der Linie die Übernahme und weitere Bearbeitung von Ermittlungsverfahren der Volkspolizei durch die Untersuchungsabteilungen Staatssicherheit in einer Reihe von Fällen erfolgte ungesetzliche GrenzÜbertritte aufgeklärt, in deren Ergebnis neben Fahndung gegen die geflüchteten Täter auch Ermittlungsverfahren egen Beihilfe zum ungesetzlichen Verlassen der gegen mehrere Personen in Bearbeitung genommen wurden. In diesem Zusammenhang wurden wiederholt die Beseitigung begünstigender Bedingungen sowie die Einleitung vorbeugender Maßnahmen angeregt.

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