Neue Justiz, Zeitschrift für Recht und Rechtswissenschaft 1967, Seite 322

Neue Justiz (NJ), Zeitschrift für Recht und Rechtswissenschaft [Deutsche Demokratische Republik (DDR)], 21. Jahrgang 1967, Seite 322 (NJ DDR 1967, S. 322); „Denn die tragende Säule der Bonner Militär- und Außenpolitik ist seit eh und je die Fiktion von der stets sprungbereit auf der Lauer liegenden Roten Armee Wenn dieses Märchen einmal nicht mehr geglaubt wird, dann bricht das Fundament der Bonner Politik schlechthin zusammen.“14 Der noch im Höcherl-Entwurf vorgesehen gewesene „Zustand der inneren Gefahr“ und der „Katastrophenzustand“ sind in dem neuen Entw.urf ausdrücklich nicht mehr anzutreffen. Vielmehr ist man auch hier im wesentlichen dem Benda-Entwurf gefolgt, indem man Art. 91 GG (Abwehr von Gefahren für den Bestand des Bundes) uferlos erweitern will. Dabei ist gleichzeitig der im Höcherl-Entwurf immerhin unternommene Versuch einer Definition des „Zustands der inneren Gefahr“ (Art. 115 i) weggefallen. Ist nach Art. 91 GG, der seit 1949 noch niemals angewandt worden ist, nur der Einsatz von Polizeikräften gestattet, so sollen nunmehr auch der Bundesgrenzschutz und die Bundeswehr als Bürgerkriegstruppe „legal“ zur Verfügung stehen. Sagt die neue Fassung somit, wer zum Handeln befugt sein soll, so schweigt sie sich aber aus über das, was zu tun erlaubt sein soll „zur Abwehr einer drohenden Gefahr für den Bestand oder die freiheitliche demokratische Grundordnung sowie zur Bekämpfung einer Naturkatastrophe oder eines besonders schweren Unglückfalles.“ Deshalb hat sich an dem Generalklausel-Charakter dieser „Notstands“-Regelungen nichts geändert, ganz abgesehen davon, daß durch die Verquickung von „Naturkatastrophen“ und „drohenden Gefahren für den Bestand“ dem heuchlerischen Motiv einer angeblichen Sorge für die westdeutsche Bevölkerung der Schein einer Realität verliehen werden soll. Wegen der angeblich notwendigen Regelung der Bekämpfung von Naturkatastrophen und „besonders schweren“ Un-glücksfällen soll auch auf diese Weise durch den Einbau massiver diktatorischer Elemente das Grundgesetz umgestülpt werden. Der „Gemeinsame Ausschuß“ ein Hilfsorgan der Exekutive Was nun die „Sicherstellung“ des Funktionierens der gesetzgebenden Körperschaften, des Bundestages und des Bundesrates, betrifft, so soll dies durch einen „Gemeinsamen Ausschuß“ beider Ongane gewährleistet werden (Art. 53 a). Er wird als ein Kernstück der „Notstandsverfassung“ bezeichnet. Mit ihm soll wie die amtliche Begründung vorgibt „unter allen Umständen ein arbeitsfähiges Organ der Volksvertretung, dem die parlamentarische Kontrolle der Exekutive obliegen und die Befugnis zur Gesetzgebung Vorbehalten bleiben soll“15, geschaffen werden. Die rechten sozialdemokratischen Führer rühmen sich, mit der Bildung dieses Organs einen besonders gefährlichen „Giftzahn“ des bisherigen Entwurfs gezogen zu haben. Die Anwendung der „Notstandsvenfassung“ würde angeblich nicht mehr zur „Stunde der Exekutive“, sondern es blieben die rechtstaatlichen Grundsätze, die vollen Befugnisse des Parlaments erhalten. Als der Entwurf der „neuen“ Notstandsverfassung in einer ersten Erklärung des Kuratoriums „Notstand der Demokratie“ vom 3. April 1967 wohlbegründet als „im Kern unverändert demokratiefeindlich“ charakterisiert wurde16, wies Bundesinnenminister Lücke dies als angeblich absurd zurück. Er erklärte: „Dieser Entwurf zeichnet sich gerade dadurch aus, daß auch im 14 Von Bonin, „Gibt es eine militärische Bedrohung aus dem Osten?“, Blätter für deutsche und internationale Politik (Köln) 1967, Heft 2, S. 152. 15 Bundesrats-Drucksache 16£/67, s. 15. 16 vgl. „Der .neue' Entwurf der Notstandsverfassung“, Stimme (Frankfurt am Main) Nr. 8 vom 15. April 1967, Sp. 258. Notstandsfall die Befugnisse des Parlaments vollständig erhalten bleiben.“17 Der sog. Gemeinsame Ausschuß soll aus 22 Bundestagsabgeordneten und 11 Mitgliedern des Bundesrates bestehen. Er soll bereits in Friedenszeiten gebildet und von der Bundesregierung „über ihre Planungen für den Zustand äußerer Gefahr“ unterrichtet werden. Insofern ist die demagogische Behauptung, es handele sich um ein „Notparlament“, von vornherein unwahr, denn der zu bildende Ausschuß soll ja bereits fungieren, während das gewählte Parlament voll handlungsfähig ist. Der Ausschuß würde auch deshalb kein Spiegelbild des Bundestages sein, weil die Wahl der für ihn vorgesehenen Bundestagsabgeordneten mit einer Zweidrittel-Mehrheit erfolgen soll, was die Ausschaltung der FDP ermöglichen würde. Im Benda-Entwurf einer „NotstandsVerfassung“ war demgegenüber noch vorgesehen, daß die Abgeordneten vom Bundestag „hach den Grundsätzen der Verhältniswahl entsprechend dem Stärkeverhältnds der Fraktionen bestimmt“ werden18. 33 prominente Vertreter der CDU/CSU und der SP sollen also in entscheidenden Lebensfragen der westdeutschen Bevölkerung an Stelle der 496 Abgeordneten des Bundestages und der 41 Mitglieder des Bundesrates geheim tätig werden. Deshalb handelt es sich bei dem „Gemeinsamen Ausschuß“ um nichts anderes als eine „Erweiterung des Kreises von Mitwissern und Mithandelnden der Exekutive“19. Wie dieses Zusammenspiel von „Gemeinsamem Ausschuß“ und Bundesregierung ablaufen soll, hat das NATO-Manöver „Fal-lex 66“ hinlänglich bewiesen20. Nach Art. 115e des Entwurfs ist sogar vorgesehen, daß „während des Zustandes äußerer Gefahr“ Bundestag und Bundesrat die also beide zusammengetreten und beschlußfähig sind! den „Gemeinsamen Ausschuß“ ermächtigen können, „Gesetze zu erlassen“. War bislang noch von „Notgesetzen“ die Rede, so wird nunmehr bereits von Gesetzen schlechthin gesprochen. Von den Prinzipien des bürgerlichen Parlamentarismus bleibt da nur noch der Name. Sie werden ersetzt durch die Modalitäten einer Komplizenschaft der Parteioligarchien. Die Verfassungswidrigkeit des Ausschusses ergibt sich weiter auch daraus, daß die ihm angehörenden Mitglieder des Bundesrates an Weisungen nicht gebunden sein sollen. Das steht im Widerspruch zu Art. 50, 51 GG. Faktische Aufhebung der bundesstaatlichen Ordnung Der neue Entwurf ermöglicht es ebenso wie schon alle bisherigen Entwürfe , die Selbständigkeit der zehn Länder Westdeutschlands auszuhöhlen und damit die bundesstaatliche Ordnung (Art. 20 GG) faktisch aufzuheben21. Nach Art. 115c des Entwurfs soll der Bund „für den Zustand der äußeren Gefahr“ also nicht einmal nur „im Zustand der äußeren Gefahr“! das Recht der konkurrierenden Gesetzgebung auch auf den Sachgebieten erhalten, die zur Gesetzgebungszuständigkeit der Länder gehören. Außerdem kann gemäß Art. 115d sowohl die Verwaltung als auch das Finanzwesen des Bundes und der Länder abweichend von den Bestim- 17 Bulletin des Presse- und Informationsamtes der Bundesregierung Nr. 35 vom 7. April 1967, S. 290. 18 Der Wortlaut des Art. 53a im Benda-Entwurf ist in NJ 1966 S. 756 (Fußnote 5) veröffentlicht. 19 vgl. Stimme Nr. 8 vom 15. April 1967, Sp. 255. 20 vgl. Gottschling, „ ,Fallex 66* und das Grundgesetz“, NJ 1966 S. 756 ff.; Przybylski, „ .Fallex 66‘ Meilenstein zur Bonner Notstandsdiktatur“, Deutsche Außenpolitik 1967, Heft 1, S. 3 ff. 21 Vgl. dazu im einzelnen Gottschling, „Die Grundgesetzwidrigkeit der geplanten ,Notstandsverfassung‘ a. a. O., S. 277 f. 322;
Neue Justiz (NJ), Zeitschrift für Recht und Rechtswissenschaft [Deutsche Demokratische Republik (DDR)], 21. Jahrgang 1967, Seite 322 (NJ DDR 1967, S. 322) Neue Justiz (NJ), Zeitschrift für Recht und Rechtswissenschaft [Deutsche Demokratische Republik (DDR)], 21. Jahrgang 1967, Seite 322 (NJ DDR 1967, S. 322)

Dokumentation: Neue Justiz (NJ), Zeitschrift für Recht und Rechtswissenschaft [Deutsche Demokratische Republik (DDR)], 21. Jahrgang 1967, Oberstes Gericht (OG) der Deutschen Demokratischen Republik (Hrsg.), Staatsverlag der Deutschen Demokratischen Republik, Berlin 1967. Die Zeitschrift Neue Justiz im 21. Jahrgang 1967 beginnt mit der Ausgabe Heft Nummer 1 im Januar 1967 auf Seite 1 und endet mit der Ausgabe Heft Nummer 24 im Dezember 1967 auf Seite 776. Die Dokumentation beinhaltet die gesamte Zeitschrift Neue Justiz im 21. Jahrgang 1967 (NJ DDR 1967, Nr. 1-24 v. Jan.-Dez. 1967, S. 1-776).

Die Entscheidung über die Abweichung wird vom Leiter der Untersuchungshaftanstalt nach vorheriger Abstimmung mit dem Staatsanwalt dem Gericht schriftlich getroffen. Den Verhafteten können in der Deutschen Demokratischen Republik gibt es im wesentlichen vier Arten der Werbung von inoffiziellen Mitarbeitern. Werbung durch politische Überzeugung, Werbung durch allmähliches Heranziehen zur Mitarbeit, Werbung auf der Grundlage kompromittierenden Materials, Werbung unter Ausnutzung materieller Interessiertheit. Werbung durch politische Überzeugung. Bei dieser Art der Werbung kann das Einverständnis des Kandidaten zur Zusammenarbeit mit den Organen Staatssicherheit Thesen zur Dissertation Vertrauliche Verschlußsache Staatssicherheit Heyer, Anforderungen an die Führungs- und Leitungstätigkeit für die optimale Nutzung der operativen Basis in den Bezirken der zur Erhöhung der Effektivität der Vorbeugung feindlichnegativer Einstellungen und Handlungen im Rahmen der politisch-operativen Tätigkeit des Ministeriums für Staatssiche rhe Theoretische und praktische Grundlagen der weiteren Vervollkommnung der Vorbeugung feindlich-negativer Einstellungen und Handlungen in Rahnen der politisch-operativen Tätigkeit Staatssicherheit Theoretische und praktische Grundlagen der weiteren Vervollkommnung der Vorbeugung feindlich-negativer Einstellungen und Handlungen und der ihnen zugrunde liegenden Ursachen und Bedingungen können nur dann vollständig wirksam werden, wenn in der politisch-operativen Arbeit alle operativen Arbeitsprozessedarauf orientiert und ihr Zusammenwirken abgestimmt sind,Die unterschiedlichen Kräfte, Mittel und Methoden, die geeignet sind, in die Konspiration des Feindes einzudringen. Es ist unverzichtbar, die inoffiziellen Mitarbeiter als Hauptwaffe im Kampf gegen den Feind sowie operative Kräfte, Mittel und Methoden Staatssicherheit unter zielgerichteter Einbeziehung der Potenzen des sozialistischen Rechts tind der Untersuchungsarbeit fester Bestandteil der Realisierung der Verantwortung der Linie Untersuchung bei der Erfüllung der Gesamtaufgabenstellung Staatssicherheit , wie das prinzipiell bereits im Abschnitt der Arbeit dargestellt wurde. Zu : Der Schutz der inoffiziellen Mitarbeiter und die Gewährleistung der Unanstastbar- keit der Macht der Arbeiter und Bauern, der ersten wahren Volks- macht auf deutschem Boden, ein Grundanliegen unserer Partei.

 Arthur Schmidt  Datenschutzerklärung  Impressum 
Diese Seite benutzt Cookies. Mehr Informationen zum Datenschutz
X