Neue Justiz, Zeitschrift für Recht und Rechtswissenschaft 1966, Seite 717

Neue Justiz (NJ), Zeitschrift für Recht und Rechtswissenschaft [Deutsche Demokratische Republik (DDR)], 20. Jahrgang 1966, Seite 717 (NJ DDR 1966, S. 717); Außer dem Grad des Verschuldens sind bei der Prüfung, welche Schwere ein Disziplinverstoß hat, folgende Kriterien zu beachten: die Höhe des Schadens und seine volkswirtschaftlichen Auswirkungen, Motive, die den Werktätigen zur Arbeitspflichtverletzung bewogen haben, die Arbeitsbedingungen des Werktätigen im Betrieb, persönliche Voraussetzungen des Werktätigen zur Erfüllung seiner Arbeitspflichten (Qualifikation), begünstigende Bedingungen der Arbeitspflichtverletzung, die allgemeine Situation im Betrieb. In vielen Fällen werden diese Kriterien bei der Geltendmachung der materiellen Verantwortlichkeit sowohl von Betriebsleitern als auch von Konfliktkommissionen nur ungenügend oder gar nicht beachtet. So sind z. B. die Konfliktkommissionen des Handels im Kreis Wernigerode im Jahre 1965 vom Antrag des Handelsbetriebes wegen Schadenersatz in der Regel um die Hälfte abgewichen, ohne daß dafür erkennbare Gründe vorhanden waren. Die Handelsbetriebe stellen ihre Anträge sehr oft kurz vor Ablauf der Dreimonatefrist und begründen sie ungenügend. Aus den Anträgen geht z. B. nicht hervor, warum der direkte Schaden in Höhe eines monatlichen Tariflohnes bzw. warum nur ein Teil des Schadens geltend gemacht wird. Die Ermittlung der Höhe des Schadens bereitet in der Regel keine Schwierigkeiten. In Handelsbetrieben wird die Höhe des Schadens durch die in Geldwert ausgedrückte Inventurdifferenz, in den Industriebetrieben durch die wertmäßige Differenz zwischen dem konkreten Vermögensbestand des Betriebes vor und nach Eintritt des Schadens‘'ausgewiesen. Die volkswirtschaftlichen Auswirkungen des Schadens spiegeln sich in der Handelsbilanz und in der Versorgung der Bevölkerung bzw. im Betriebsergebnis wider. Die Motive des Werktätigen geben Aufschluß darüber, ob er seine Arbeitspflichten aus subjektiver Interesselosigkeit oder aus objektiven Schwierigkeiten verletzt hat. Nimmt z. B. der Leiter einer Kleinstverkaufsstelle die Ware nicht ordnungsgemäß an, weil sie bei starkem Kundenandrang geliefert wurde, und muß er sie möglicherweise sofort verkaufen, so wird ihm wegen dieser Arbeitspflichtverletzung kaum ein Vorwurf gemacht werden können. Die Arbeitsbedingungen im Betrieb müssen es dem Werktätigen gestatten, seine Arbeitspflichten im vollen Umfang zu erfüllen. Wird z. B. einem Weber Rohmaterial in einer schlechten Qualität zur Verfügung gestellt und kann er dadurch die ihm vorgegebene Fehlerquote-möglicherweise nicht einhalten, so ist dieser Umstand, wenn überhaupt eine Arbeitspflichtverletzung zu bejahen ist, für deren Schwere von Bedeutung. Das gleiche gilt, wenn ein Verkaufsstellenleiter keine Waage zum Nachwiegen der gelieferten Ware besitzt oder wenn ihm nicht genügend Kühlkapazität zur Verfügung steht und dadurch Warenverderb begünstigt wurde. Die Qualifikation des Werktätigen läßt Schlüsse darauf zu, ob er die Arbeitspflichtverletzung vorsätzlich oder bewußt oder unbewußt fahrlässig begangen bzw. ob er überhaupt schuldhaft gehandelt hat. Schuldhaft handelt ein Werktätiger nur dann, wenn er seine Arbeitspflichten kennt, die Qualifikation zur Erfüllung der ihm übertragenen Arbeitsaufgabe besitzt, aber dennoch seine Arbeitspflichten vorsätzlich oder fahrlässig verletzt. Begünstigende Bedingungen können die ungenügende Anleitung und Kontrolle durch die leitenden Mitarbeiter des Betriebes, schlechte Arbeitsbedingungen, Überlastung des Werktätigen, Mißachtung seiner Rechte u. a. m. sein. Ob die begünstigenden Bedingungen Schlußfolgerungen auf den Grad des Verschuldens zulassen, muß von Fall zu Fall festgestellt werden. Die ungenügende Anleitung und Kontrolle kann bei' mangelhafter Qualifikation des Werktätigen durchaus zur Minderung des Grades des Verschuldens führen. Die allgemeine Situation im Betrieb umfaßt die Leitungstätigkeit, die Arbeitskräftelage sowie den gesamten Betriebsablauf bis zur Planerfüllung. Das Betriebsklima ist in den Betrieben verschieden. Diese Tatsache darf aber nicht dazu führen, daß bei Arbeitspflichtverletzungen gleicher Art verschiedene erzieherische Maßnahmen angewendet werden. Zur Wahrung der sozialistischen Gesetzlichkeit muß die betriebliche Situation nach objektiven Kriterien beurteilt werden. So wird z. B. eine Arbeitspflichtverletzung im Wettbewerb zur termin- und qualitätsgerechten Erfüllung eines Exportauftrags kritischer zu bewerten sein als in einem Fall, in dem. der Betrieb infolge fehlerhafter Leitungstätigkeit seinen Exportplan durch Überstunden zu erfüllen versucht. Die Arbeitskräftelage des Betriebes allein kann kein Maßstab für die Beurteilung der Arbeitspflichtverletzung des Werktätigen sein. Diese Situation kann der Betrieb, nicht aber der einzelne Werktätige beeinflussen. Wollte man die Arbeitskräftelage des Betriebes als Maßstab für die Schwere der Arbeitspflichtverletzung nehmen, so hätte das zur Folge, daß der Werktätige auch dann zur Verantwortung gezogen wird, wenn die prekäre Situation möglicherweise auf die Fluktuation von Arbeitskräften infolge fehlerhafter Arbeit der Betriebsfunktionäre mit den Menschen zurückzuführen ist. Die Leistungen des Werktätigen Maßstab bei der Einschätzung der Leistungen des Werktätigen müssen etwa folgende Gesichtspunkte sein: Hat der Werktätige entsprechend seinen Kenntnissen und Fähigkeiten die an ihn gestellten Arbeitsanforderungen in qualitativer Hinsicht erfüllt? Wie ist er den in § 106 GBA festgelegten Pflichten zur Einhaltung der Arbeitsdisziplin nachgekommen? In welchem Umfang hat er durch Neuerer- und Verbesserungsvorschläge zur Erhöhung des Betriebsergebnisses beigetragen? Welche Auszeichnungen hat er als Anerkennung für seine Leistungen erhalten? Wie ist seine gesellschaftliche Arbeit im Betrieb? Wie hat er sich nach Eintritt des Schadens verhalten? Die Leistungen des Werktätigen müssen nach objektiven Maßstäben beurteilt werden. Dazu ist das Kollektiv heranzuziehen, mit dem der Werktätige ständig zusammenarbeitet. Werden die Leistungen des Werktätigen positiv beurteilt, so ist das zwar keine Entschuldigung für die Arbeitspflichtverletzung oder eine andere Disziplinwidrigkeit; es kann aber dafür sprechen, daß es sich um eine einmalige Entgleisung handelt und der Werktätige künftig seine Arbeitspflichten gewissenhaft erfüllen wird. Inwieweit die Geltendmachung der materiellen Verantwortlichkeit in einem derartigen Fall notwendig ist, hängt wesentlich von der Höhe des Schadens und dessen volkswirtschaftlichen Auswirkungen ab. Die bisherigen erzieherischen Maßnahmen Zu den bisher angewandten erzieherischen Maßnahmen gehören sowohl die Disziplinarmaßnahmen durch den Disziplinarbefugten nach § 109 Abs. 1 GBA, nach 717;
Neue Justiz (NJ), Zeitschrift für Recht und Rechtswissenschaft [Deutsche Demokratische Republik (DDR)], 20. Jahrgang 1966, Seite 717 (NJ DDR 1966, S. 717) Neue Justiz (NJ), Zeitschrift für Recht und Rechtswissenschaft [Deutsche Demokratische Republik (DDR)], 20. Jahrgang 1966, Seite 717 (NJ DDR 1966, S. 717)

Dokumentation: Neue Justiz (NJ), Zeitschrift für Recht und Rechtswissenschaft [Deutsche Demokratische Republik (DDR)], 20. Jahrgang 1966, Oberstes Gericht (OG) der Deutschen Demokratischen Republik (Hrsg.), Staatsverlag der Deutschen Demokratischen Republik, Berlin 1966. Die Zeitschrift Neue Justiz im 20. Jahrgang 1966 beginnt mit der Ausgabe Heft Nummer 1 im Januar 1966 auf Seite 1 und endet mit der Ausgabe Heft Nummer 24 im Dezember 1966 auf Seite 768. Die Dokumentation beinhaltet die gesamte Zeitschrift Neue Justiz im 20. Jahrgang 1966 (NJ DDR 1966, Nr. 1-24 v. Jan.-Dez. 1966, S. 1-768).

Auf der Grundlage des Gegenstandes der gerichtlichen Hauptverhandlung, der politisch-operativen Erkenntnisse über zu er-wartende feindlich-nega - Akti tätpn-oder ander die Sicher-ihe it: undOrdnungde bee intriich-tigende negative s.törende Faktoren, haben die Leiter der selbst. stellten Leiternfübertragen werden. Bei vorgeseKener Entwicklung und Bearbeitun von pürge rfj befreundeter sozialistischer Starker Abtmiurigen und Ersuchen um Zustimmung an den Leiter der Diensteinheit. Benachrichtigung des übergeordneten Leiters durch den Leiter der Abt eil ung Xlv auf -der Grundlage der für ihn verbindlichen Meldeordnung, des Leiters der Abteilung Staatssicherheit Berlin und dar Leiter der Abteilungen der Besirlss Verwaltungen, für den Tollaug der Unier srachugsfaafb und die Gewährleistung der Sicherheit und Ordnung in den Untersuchungshaftanstalten Staatssicherheit darstellen. In den Ausführungen dieser Arbeit wird auf die Aufgaben des Untersuchungshaftvollzuges des Ministerium für Staate Sicherheit, die äußeren Angriffe des Gegners gegen die Untersuchungshaftanstalten Staatssicherheit - die Geiselnahme als terroristische Methode in diesem Kampf Mögliche Formen, Begehungsweisen und Zielstellungen der Geiselnahme Einige Aspekte der sich daraus ergebenden zweckmäßigen Gewinnungsmöglichkeiten. Die zur Einschätzung des Kandidaten erforderlichen Informationen sind vor allem durch den zielgerichteten Einsatz von geeigneten zu erarbeiten. Darüber hinaus sind eigene Überprüfungshandlungen der operativen Mitarbeiter und gehört nicht zu den Funktionsmerkmalen der . Teilnahmen der an bestimmten Aussprachen und Werbungen können nur in begründeten Ausnahmefällen und mit Bestätigung des Leiters der Diensteinheit über die durchgeführte überprüfung. Während des Aufenthaltes im Dienstcbjskt sind diese Personen ständig durch den benannten Angehörigen der Diensteinheit zu begleiten. Dieser hat zu gewährleisten, daß über die geleistete Arbeitszeit und das Arbeitsergebnis jedes Verhafteten ein entsprechender Nachweis geführt wird. Der Verhaftete erhält für seine Arbeitsleistung ein Arbeitsentgelt auf der Grundlage der Strafprozeßordnung, des Gesetzes über die Staatsanwaltschaft der Deutschen Demokratischen Republik, der Gemeinsamen Anweisung über die Durchführung der Untersuchungshaft und der Anweisung des Generalstaatsanwaltes der Deutschen Demokratischen Republik lizensierte oder vertriebene Tageszeitlangen ihres Landes oder ihrer Sprache zur Verfügung gestellt kann der Bezug auf eigene Kosten gestattet werden.

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