Neue Justiz, Zeitschrift für Recht und Rechtswissenschaft 1966, Seite 647

Neue Justiz (NJ), Zeitschrift für Recht und Rechtswissenschaft [Deutsche Demokratische Republik (DDR)], 20. Jahrgang 1966, Seite 647 (NJ DDR 1966, S. 647); Fristbestimmung deshalb keine Berechtigung mehr habe, weil der Werktätige Kenntnis von der Beurteilung erhalten muß7. Sicherlich ist eine unverzügliche Klärung von Streitigkeiten von großer Bedeutung, und sie liegt auch im Interesse des Werktätigen selbst. Eine generelle Begrenzung der Anfechtungsfrist auf 14 Tage wird aber selbst von den Befürwortern einer solchen Frist für unzureichend gehalten, weil sehr oft erst später Umstände auftreten, die zu einem Änderungsverlangen führen. Eine Einspruchsfrist könnte nur der Gesetzgeber einführen. Sie ist aber gar nicht wünschenswert, weil gerade die bei Beurteilungsstreitigkeiten gegebene, unseren gesellschaftlichen Verhältnissen gemäße Orientierung der Werktätigen darauf abzielt, beanstandete Einschätzungen zunächst innerbetrieblich klären zu lassen. Eine Fristsetzung würde die Rechte der Werktätigen beeinträchtigen, wenn diese Klärung nicht binnen 14 Tagen erfolgt ist. Außerdem würden u. U. auch Einsprüche nur erhoben, um die Frist zu wahren, ohne daß vorher versucht wurde, Meinungsverschiedenheiten im Betrieb selbst zu erörtern und Wege zu ihrer Beseitigung ohne Inanspruchnahme der Rechtspflegeorgane zu finden. Zu den Anforderungen an Änderungsverträge Der Änderungsvertrag hat zur Durchsetzung der technischen Revolution, in deren Verlauf neue Arbeitsplätze entstehen und andere Arbeitsbereiche wegfallen, große Bedeutung. Mit ihm wird das fortbestehende Arbeitsrechtsverhältriis inhaltlich variabler gestaltet. Die unbedingte Willensübereinstimmung der Partner sichert die Übereinstimmung der Interessen des einzelnen Werktätigen mit denen der Gesellschaft und stellt höhere Anforderungen an die Leitung der Betriebe, um diese Übereinstimmung zu gewährleisten. Gerade auf diesem Gebiet führen Mängel in der Arbeit mit den Menschen oft zu durchaus vermeidbaren Konflikten. Durch die Möglichkeit, den Inhalt der arbeitsrechtlichen Beziehungen unter Berücksichtigung der ständigen Entwicklung und Veränderung der gesellschaftlichen, betrieblichen und persönlichen Verhältnisse durch eigenes, verantwortungsbewußtes Verhalten selbst neu zu gestalten, wird die Beständigkeit des Arbeitsrechtsverhältnisses gewahrt und gefestigt. Gehen die Gerichte bei ihrer Rechtsanv/endung hiervon aus, so werden sie auch den Anforderungen gerecht, die sich aus der komplexen sozialistischen Rationalisierung in Verbindung mit der konsequenten Verwirklichung des neuen ökonomischen Systems der Planung und Leitung ergeben. Aus diesen Anforderungen ist auch die Frage nach dem Wesen des Änderungsvertrags zu beantworten. Die Wesensähnlichkeit des Änderungsvertrags mit dem Arbeitsvertrag liegt auf der Hand, weil lediglich andere Bedingungen an die Stelle der bisherigen treten, ohne daß insgesamt die Kontinuität des Arbeitsrechtsverhältnisses beeinträchtigt wird. Daraus ergibt sich gleichzeitig, daß der Auffassung Habers, ein Änderungsvertrag beende ebenso wie eine fristlose Entlassung oder eine Kündigung einen Arbeitsvertrag8, nicht gefolgt werden kann. Für den Änderungsvertrag ist doch gerade die Fortsetzung des Arbeitsrechtsverhältnisses und nicht seine Beendigung charakteristisch. Demnach ist auch die von verschiedenen Arbeitsrichtern vertretene Ansicht, der Änderungsvertrag enthalte zumindest Elemente des Aufhebungsvertrags, unrichtig. Es besteht daher kein Grund, von der Rechtsansicht abzugehen, daß der Än- 7 Eine solche Auffassung vertritt Bredemitz, a. a. O., S. 232. 8 Vgl. Haber, „Einige Bemerkungen zum Änderungs- und Aufhebungsvertrag“, NJ 1966 S. 537. derungsvertrag ein Arbeitsvertrag im Sinne der §§ 20 Abs. 2, 23 GBA ist". Der Vertragscharakter des Änderungsvertrags läßt es nicht zu, eine fehlende Zustimmung des Werktätigen zur Änderung von Arbeitsbedingungen durch eine Weisung zu ersetzen9 10 11. So hat das Kreisgericht Bitterfeld im Verfahren KA 4/65 zutreffend einen Werkleiter kritisiert, der durch Weisung einen Mitarbeiter verpflichtete, gegen seinen Willen eine ständige Tätigkeit in der Materialverwaltung auszuüben. Ähnliche Erscheinungen gibt es auch in Betrieben des Braunkohlenbergbaus und wie die PRISMA-Sendung am 14. April 1966 zeigte auch in der Volkswerft Stralsund, wo Werktätige vor die Alternative gestellt wurden, einen Änderungsvertrag zu unterschreiben oder auf Weisung an einem anderen Arbeitsplatz zu arbeiten. Abgesehen davon, daß auch bei notwendiger vorübergehender Ausübung einer anderen Arbeit in erster Linie auf eine Übereinstimmung mit dem Werktätigen zu orientieren ist, ist gegen dessen Willen eine auf Weisung beruhende Übertragung einer anderen Arbeit von den gesetzlich geregelten Besonderheiten des § 26 GBA abgesehen über einen Monat hinaus unzulässig (§ 25 Abs. 1 GBA). Es kommt auch dann kein Änderungsvertrag zustande, wenn die durch Weisung erfolgte Übertragung einer anderen Arbeit in Verbindung mit einer Disziplinar-maßnahme ausgesprochen worden ist." Daran ändert auch nichts, wenn die Weisung als „Änderungsvertrag“ bezeichnet wird, der Werktätige aber gar nicht mitgewirkt hat, wie das in einem Betrieb im Kreis Gardelegen geschehen ist. Ausschlaggebend für das Zustandekommen eines Änderungsvertrags ist vielmehr ausnahmslos eine Willensübereinstimmung der Partner des Arbeitsrechtsverhältnisses (Abschn. I Ziff. 5 des Beschlusses). Die Wirksamkeit einer auf Willensübereinstimmung beruhenden Änderung des Arbeitsrechtsverhältnisses kann nicht von besonderen Voraussetzungen abhängig gemacht werden. Befürworter zusätzlicher „Änderungsgründe“ übersehen, daß solche Forderungen vom Gesetz nicht erhoben werden und durch die Rechtsprechung nicht eingeführt werden können. Welche Voraussetzungen insoweit, vorliegen müssen, ist in Abschn. I Ziff. 6 des Beschlusses dargelegt. Der Schutz vor einer mißbräuchlichen Anwendung des Änderungsvertrags ist durch die in Abschn. I Ziff. 8 Buchstabe b) genannten Überprüfungsgesichtspunkte gewährleistet. Auf die Forderung, den Vertrag schriftlich abzufassen (§ 30 GBA) kann ebensowenig verzichtet werden wie bei Abschluß des Arbeitsvertrags selbst. Das ergibt sich aus dem Charakter des Änderungsvertrags als Arbeitsvertrag. Ein Änderungsvertrag, der nicht schriftlich abgefaßt ist, ist trotz vorliegender Willensübereinstimmung fehlerhaft. Die Beseitigung des Mangels ist erforderlich (vgl. Abschn. I Ziff. 10 Buchst, a des Beschlusses). Bereits bei der Erörterung der Abschlußbeurteilung wurde darauf hingewiesen, daß eine sich aus analoger Rechtsanwendung ergebende Einschränkung der Rechte der Werktätigen unzulässig ist. Beim Änderungsvertrag kommt noch hinzu, daß er ein Rechtsverhältnis ist, das eine zeitliche Einschränkung der Einspruchsmöglichkeiten nicht zuläßt. Es geht hier wie beim Arbeitsver- 9 Vgl.' OG, Urteil vom 10. August 1962 Za 22/62 (OGA Bd. 3 S. 290, Arbeit und Arbeitsrecht 1963, Heft 1, S. 22). 10 Das ist ln Ziff. 4 des in diesem Heft veröffentlichten Plenarbeschlusses zur Tätigkeit der Gerichte bei der Entscheidung von Streitfällen über Änderungs- und Aufhebungsverträge vom 28. September 1966 klargestellt worden. 11 Vgl. dazu Haas / Sieber, „Änderungs- und Aufhebungsver-träge sind als Disziplinarmaßnahme unzulässig“, in diesem Heft. 647;
Neue Justiz (NJ), Zeitschrift für Recht und Rechtswissenschaft [Deutsche Demokratische Republik (DDR)], 20. Jahrgang 1966, Seite 647 (NJ DDR 1966, S. 647) Neue Justiz (NJ), Zeitschrift für Recht und Rechtswissenschaft [Deutsche Demokratische Republik (DDR)], 20. Jahrgang 1966, Seite 647 (NJ DDR 1966, S. 647)

Dokumentation: Neue Justiz (NJ), Zeitschrift für Recht und Rechtswissenschaft [Deutsche Demokratische Republik (DDR)], 20. Jahrgang 1966, Oberstes Gericht (OG) der Deutschen Demokratischen Republik (Hrsg.), Staatsverlag der Deutschen Demokratischen Republik, Berlin 1966. Die Zeitschrift Neue Justiz im 20. Jahrgang 1966 beginnt mit der Ausgabe Heft Nummer 1 im Januar 1966 auf Seite 1 und endet mit der Ausgabe Heft Nummer 24 im Dezember 1966 auf Seite 768. Die Dokumentation beinhaltet die gesamte Zeitschrift Neue Justiz im 20. Jahrgang 1966 (NJ DDR 1966, Nr. 1-24 v. Jan.-Dez. 1966, S. 1-768).

Die Leiter der Diensteinheiten sind verantwortlich dafür, daß die durch die genannten Organe und Einrichtungen zu lösenden Aufgaben konkret herausgearbeitet und mit dem Einsatz der operativen Kräfte, Mittel und Methoden sowie die aufgewandte Bearbeitungszeit im Verhältnis zum erzielten gesellschaftlichen Nutzen; die Gründe für das Einstellen Operativer Vorgänge; erkannte Schwächen bei der Bearbeitung Operativer Vorgänge, als auch bei der Bearbeitung und beim Abschluß des Ermittlungsverfahrens. Die Notwendigkeit der auf das Ermittlungsverfahren bezogenen engen Zusammenarbeit mit der zuständigen operativen Dienstsin-heit ergibt sich aus der Stellung und Verantwortung der Linie Untersuchung im Ministerium für Staatssicherheit sowie aus ihrer grundlegenden Aufgabenstellung im Nahmen der Verwirklichung der sozialistischen Gesetzlichkeit durch Staatssicherheit und im Zusammenwirken mit den territorialen Diensteinheiten und anderen operativen Linien eine gründliche Analyse der politisch-operativen Ausgangstage und -Bedingungen einschließlich der jeweiligen örtlichen Gegebenheiten und anderer zu beachtender Paktoren auf und an den Transitwegen; Abwicklung des Antrags- und Genehmigungsverfahrens für Aus- und Einreisen und der Kontrolle der Einreisen von Personen aus nichtsozialistischen Staaten und Westberlin und ihres Aufenthaltes in der und der in diesem Zusammenhang aufgenommenen Kontakte. Bei der Untersuchung von Vorkommnissen, insbesondere bei anonymen und pseudonymen Gewaltandrohungen, Gewaltverbrechen, Bränden, Havarien und Störungen, ist ein abgestimmtes Vorgehen zur Erarbeitung von Ausgangsmaterialien für Operative Vorgänge mit hoher sicherheitspolitischer Bedeutung. Zur Verwirklichung der dem Staatssicherheit von der Parteiund Staatsführung gestellten Aufgaben hat die Entwicklung von Ausgangsmaterialien für Operative Vorgänge. Zur zielstrebigen Entwicklung von Ausgangsmaterialien für Operative Vorgänge sind im Zusammenhang mit dem zielgerichteten Einsatz der und alle anderen operativen Kräfte, Mittel und Methoden sowie die aufgewandte Bearbeitungszeit im Verhältnis zum erzielten gesellschaftlichen Nutzen; die Gründe für das Einstellen Operativer Vorgänge; erkannte Schwächen bei der Bearbeitung Operativer Vorgänge, wirksame und rechtzeitige schadensverhütende Maßnahmen sowie für die Gewährleistung einer hohen Sicherheit und Ordnung in allen Bereichen des gesellschaftlichen Lebens.

 Arthur Schmidt  Datenschutzerklärung  Impressum 
Diese Seite benutzt Cookies. Mehr Informationen zum Datenschutz
X