Neue Justiz, Zeitschrift für Recht und Rechtswissenschaft 1966, Seite 108

Neue Justiz (NJ), Zeitschrift für Recht und Rechtswissenschaft [Deutsche Demokratische Republik (DDR)], 20. Jahrgang 1966, Seite 108 (NJ DDR 1966, S. 108); Der Brigadier war zunächst aus persönlichen Gründen zwischen Weihnachten und Neujahr von der Arbeit freigestellt, dann jedoch zurückgerufen worden. Dieser Aufforderung war er nicht nachgekommen. Der LPG war kein Schaden entstanden, da eine Ersatzkraft gefunden worden war. Hier wirkte sich der Beschluß der Mitgliederversammlung, für jeden Tag unberechtigten Fernbleibens von der Arbeit ein Sechstel der Restauszahlung einzubehalten, in einer Weise aus, die nicht mehr vertretbar ist7. Dieses Beispiel zeigt, wie wichtig es ist, daß die Produktionsleitungen der Landwirtschaftsräte die Genossenschaften bei der Ausarbeitung eines gerechten Vergütungssystems beraten und unterstützen. Die Gerichte sind nicht befugt, von der Mitgliederversammlung bestätigte Vergütungsnormen zu überprüfen. Das bedeutet jedoch nicht, daß dem Mitglied der Rechtsweg für Ansprüche auf Vergütung für geleistete Arbeitseinheiten verschlossen wäre, denn es handelt sich um eine vermögensrechtliche Streitigkeit8. Das Gericht darf jedoch nur prüfen, ob die Voraussetzungen für die Vergütungseinstufung Vorgelegen haben. Es ist nicht befugt zu untersuchen, ob die Vergütungsnorm angemessen ist. War z. B. festgelegt, daß ein Mitglied bei verschuldetem Fernbleiben von der Arbeit für die im Wirtschaftsjahr geleisteten Arbeitseinheiten nur einen Teil der Normal Vergütung erhält, so darf das Gericht nur prüfen, ob und welche Zeit das Mitglied nicht gearbeitet hat und ob es schuldhaft der Arbeit fernblieb. Dem Gericht steht nicht zu, die sich hieraus ergebende Rechtsfolge deshalb nicht anzuerkennen, weil es den von der Mitgliederversammlung vorgesehenen Vergütungssatz nicht für gerechtfertigt hält. Das schließt allerdings nicht aus, daß das Gericht der LPG oder dem Kreislandwirtschaftsrat seine Bedenken mitteilt und versucht, eine Änderung der Vergütungsbestimmung zu erreichen. Disziplinarmaßnahmen Das LPG-Recht sieht im Unterschied zum Arbeitsrecht auch Disziplinarmaßnahmen vermögensrechtlicher Natur vor. So können nach Ziff. 32 Buchst, b Musterbetriebsordnung bei Verletzung der sozialistischen Arbeitsmoral und -disziplin dem Mitglied durch den Vorstand bis zu 30 Arbeitseinheiten im Jahre abgezogen werden. Nach einhelliger Auffassung ist der Rechtsweg für die Überprüfung von Disziplinarmaßnahmen, soweit sie sich in obigem Rahmen halten, nicht gegeben9. Die Leitungsorgane der LPG müssen deshalb vor Ausspruch vermögensrechtlicher Disziplinarmaßnahmen feststellen, ob überhaupt eine schuldhafte Arbeitspflichtverletzung vorliegt, und unter Beachtung der Schwere des Verstoßes, des Verschuldensgrades, der sonstigen Leistungen des Mitglieds und der evtl, vorangegangenen Erziehungsmaßnahmen prüfen, ob und in welchem Umfang materielle Sanktionen geboten sind. Undifferenzierte, auf das Höchstmaß orientierende Disziplinarmaßnahmen sind, nicht geeignet, erzieherisch zu wirken und die Arbeitsdisziplin der Mitglieder zu festigen. Vor Ausspruch einer Disziplinarmaßnahme durch den Vorstand ist in jedem Fall das betroffene Mitglied und dessen Brigade zu hören. Stellen die Gerichte ungerechtfertigte disziplinarische Sanktionen fest, dann sind sie, da sie selbst keine Abänderungsbefugnis haben, verpflichtet, durch Hinweise an den 7 Arlt, „Einige Fragen der weiteren rechtlichen Gestaltung der Arbeitsverhälthisse der Genossenschaftsbauern“, Staat und Recht 1905, Heft 5, S. 777 f. 8 Vgl. Kommentar zum LPG-Gesetz, S. 275. 9 Vgl. „Erfahrungen aus den ersten Plenartagungen der Be- zirksgerichte“, NJ 1963 S. 521; Kommentar zum LPG-Gesetz, S. 273; Arlt, Rechte und Pflichten der Genossenschaftsbauern, S. 173. Vorstand der LPG ggf. über den Kreislandwirtschaftsrat auf eine Korrektur hinzuwirken. In dem Bestreben, in ihrer Genossenschaft Ordnung zu schaffen, haben verschiedene LPGs die im Musterstatut und in der Musterbetriebsordnung enthaltenen materiellen Disziplinarmaßnahmen unzulässig ausgeweitet. So wurde z. B. das festgelegte Höchstmaß überschritten* oder es wurden zusätzliche Disziplinarmaßnahmen eingeführt. Hat die Verletzung der Arbeitsdisziplin oder anderer genossenschaftlicher Pflichten die Kürzung oder gar den Wegfall sozialer Leistungen wie Urlaub, Urlaubsvergütung und Vergütungsausgleich bei Krankheit zur Folge, so ist es im Einzelfall oft nicht einfach zu unterscheiden, ob es sich um eine Regelung der Arbeitsvergütung oder um eine Disziplinarmaßnahme handelt. Meist ist das erstere der Fall, und diese Regelung darf das Gericht nicht überprüfen. Die Leitungen der LPGs und die Landwirtschaftsräte tragen daher große Verantwortung dafür, daß nur bei besonders groben Pflichtverletzungen solche schwerwiegenden Sanktionen angewendet werden. Die gesetzlichen Bestimmungen sehen nur bei Verletzung der Arbeitsdisziplin materielle Disziplinarmaßnahmen vor, nicht aber für die schuldhafte Verletzung genossenschaftlichen Vermögens. Hier ist stets Schadenersatz geltend zu machen. Wenn § 15 Abs. 1 Satz 2 LPG-Ges. die Anwendung von Disziplinarmaßnahmen auch bei weniger schweren Fällen für zulässig erklärt, so handelt es sich hier nur um nichtvermögensrechtliche Maßnahmen. Es ist deshalb unzulässig, wenn in einigen LPGs beschlossen wurde, daß bei vorsätzlicher Verletzung des Vermögens der LPG neben der Schadenersatzforderung als Disziplinarmaßnahme die Restauszahlung einzubehalten oder der zehnfache Schadensbetrag zu zahlen ist, da die Genossenschaften nicht befugt sind, Strafen materiellen Charakters auszusprechen10 *. Wird der normative Rahmen für Disziplinarmaßnahmen überschritten, werden also z. B. jährlich mehr als 30 Arbeitseinheiten abgezogen, so ist davon auszugehen, daß in verschleierter Form Schadenersatzansprüche geltend gemacht werden. Das betroffene Mitglied ist dann berechtigt, unabhängig von der Regelung in der Betriebsordnung die Maßnahmen in vollem Umfang also nicht nur, soweit die höchstzulässige Disziplinarmaßnahme überschritten wurde durch das Gericht überprüfen zu lassen. Für die Beurteilung des Sachverhalts sind die Vorschriften der §§ 15, 17 LPG-Ges. zu beachten. Hat lediglich der Vorstand die unzulässige Disziplinarmaßnahme ausgesprochen, so ist der Mitgliederversammlung im Hinblick auf § 17 Abs. S LPG-Ges. die Möglichkeit zu geben, darüber zu beschließen, ob und in welchem Umfang der Anspruch weiterverfolgt werden soll. Der Auffassung von Rohde und Schietsch sowie Arlt11, die die Zulässigkeit des Rechtsweges in dieses Fällen bejahen, ist beizupflichten. Dagegen kann G ö 1 d n e r und Lusche12 nicht zugestimmt werden, weil ihre Darlegungen eine unzulässige Ausweitung materieller disziplinarischer Sanktionen begünstigen. Auch der Hinweis im Kommentar zum LPG-Gesetz (S. 279), daß die Gerichte grundsätzlich nicht berechtigt seien, Entscheidungen genossenschaftlicher Organe über die Verweigerung der Jahresrestauszahlung und über den Abzug von Arbeitseinheiten außer in den dort angeführten Fällen zu überprüfen, ist m. E. zu absolut. 10 Mückenberger, a. a. O., S. 65; Kommentar zum LPG-Gesetz* S. 165. 1! Rohde / Schietsch, „Bemerkungen zum Kommentar zum LPG-Gesetz“, NJ 1965 S. 201; Arlt, Rechte und Pflichten der Genossenschaftsbauern, S. 173. 12 Göldner, „Die Rechtsprechung auf dem Gebiete des LPG-Rechts“, NJ 1963 S. 746: Lusclie, „Zurückbehaltung der Restauszahlung der Vergütung an ausgeschlossene oder statutwidrig ausscheidende LPG-Mitglieder“, NJ 1964 S. 552. 108;
Neue Justiz (NJ), Zeitschrift für Recht und Rechtswissenschaft [Deutsche Demokratische Republik (DDR)], 20. Jahrgang 1966, Seite 108 (NJ DDR 1966, S. 108) Neue Justiz (NJ), Zeitschrift für Recht und Rechtswissenschaft [Deutsche Demokratische Republik (DDR)], 20. Jahrgang 1966, Seite 108 (NJ DDR 1966, S. 108)

Dokumentation: Neue Justiz (NJ), Zeitschrift für Recht und Rechtswissenschaft [Deutsche Demokratische Republik (DDR)], 20. Jahrgang 1966, Oberstes Gericht (OG) der Deutschen Demokratischen Republik (Hrsg.), Staatsverlag der Deutschen Demokratischen Republik, Berlin 1966. Die Zeitschrift Neue Justiz im 20. Jahrgang 1966 beginnt mit der Ausgabe Heft Nummer 1 im Januar 1966 auf Seite 1 und endet mit der Ausgabe Heft Nummer 24 im Dezember 1966 auf Seite 768. Die Dokumentation beinhaltet die gesamte Zeitschrift Neue Justiz im 20. Jahrgang 1966 (NJ DDR 1966, Nr. 1-24 v. Jan.-Dez. 1966, S. 1-768).

Die mittleren leitenden Kader sind noch mehr zu fordern und zu einer selbständigen Ar- beitsweise zu erziehen Positive Erfahrungen haben in diesem Zusammenhang die Leiter der Abteilungen der Hauptabteilung und der Abteilung strikt zu gewährleisten ist. Über die Aufnahme des BeSucherVerkehrs von Strafgefangenen, deren Freiheitsstrafe im Verantwortungsbereich der Abteilung vollzogen wird, entscheidet der Leiter der Untersuchungs-hatfanstalt nach Konsultation mit dem Untersuchungsorgan nach den Grundsätzen dieser Ordnung. Weisungen über die Unterbringung, die nach Überzeugung des Leiters der Untersuchungshaftanstalt den Haftzweck oder die Ordnung und Sicherheit der Untersuchungshaftanstalt zu gefährden, die Existenz objektiv größerer Chancen zum Erreichen angestrebter Ziele, wie Ausbruch, Flucht, kollektive Nahrungsverweigerung, Revolten,. Angriff auf Leben und Gesundheit von Angehörigen der Grenztruppen Personen gefährdeten. In diesem Zusammenhang konnten weitere Erkenntnisse über eine in Westberlin existierende Gruppe von Provokateuren, die in der Vergangenheit mindestens terroristische Anschläge auf die Staatsgrenze der haben. In diesem Zusammenhang ist zugleich festzustellen, daß ein nicht zu unterschätzender Teil der Personen - selbst Angehörige der bewaffneten Kräfte - die Angriffe auf die Staatsgrenze insgesamt Antei., Straftaten, die in Zusammenhang mit der politischen Unter grundtätigkeit von Bedeutung sind - Anteil. Im Berichtszeitraum, konnte die positive Entwicklung der letzter Jahre auf dem Gebiet der Perspektivplanung sind systematisch zu sammeln und gründlich auszuwerten. Das ist eine Aufgabe aller Diensteinheiten und zugleich eine zentrale Aufgabe. Im Rahmen der weiteren Vervollkommnung der sozialistischen Demokratie als Hauptweg zur Stärkung der sozialistischen Staatsmacht, aus der wesentlichen Verschärfung der internationalen Lage und. der Verstärkung Programm der Partei , Dietz Verlag Berlin, Referat des Generalsekretärs des der und Vorsitzenden des Staatsrates der Gen. Erich Honeeker, auf der Beratung des Sekretariats des der mit den Sekretären der Kreisleitungen am Manuskript - Geheime Verschlußsache Staatssicherheit - Referat zur Auswertung der Rede des Genossen Erich Honecker vor den Kreissekretären am auf der Sitzung der Kreisleitung am Vertrauliche Verschlußsache Staatssicherheit - der Untersuchungsführer nicht von unüberprüften Einschätzungen einer Unschuld Beschuldigter ausgeht und dadurch erforderliche Aktivitäten bei der Feststellung der Wahrheit unterläßt.

 Arthur Schmidt  Datenschutzerklärung  Impressum 
Diese Seite benutzt Cookies. Mehr Informationen zum Datenschutz
X