Neue Justiz, Zeitschrift für Recht und Rechtswissenschaft 1965, Seite 116

Neue Justiz (NJ), Zeitschrift für Recht und Rechtswissenschaft [Deutsche Demokratische Republik (DDR)], 19. Jahrgang 1965, Seite 116 (NJ DDR 1965, S. 116); r Staatsanwalt machte nunmehr von seinem Recht zur Mitwirkung Gebrauch (§ 248 StPO). Er beantragte, das Privatklageverfahren einzustellen und gleichzeitig das ordentliche Verfahren wegen Beleidigung gemäß § 176 StPO zu eröffnen. Eine Anklage erhob er nicht. Das Kreisgericht folgte dem Antrag des Staatsanwalts und kam erneut zur Verurteilung. Der Antrag des Staatsanwalts auf Einstellung des Privatklageverfahrens und die dem entsprechende Entscheidung des Gerichts sind fehlerhaft. Wie ist prozessual richtig zu verfahren, wenn der Staatsanwalt gemäß § 248 StPO im Verlaufe eines Privatklageverfahrens wegen Beleidigung die Verfolgung übernimmt? Bei der Beantwortung dieser Frage muß von folgendem ausgegangen werden: Wenn der Staatsanwalt gegenüber dem Gericht erklärt, daß er die Verfolgung des der Privatklage zugrunde liegenden strafrechtlich bedeutsamen Verhaltens im staatlichen Interesse übernimmt, so bedarf es hierzu keiner Anklageschrift. Er macht vielmehr durch seine Erklärung die Privatklage zur Grundlage seiner Mitwirkung im Sinne des § 248 StPO. Die Übernahme der Verfolgung muß gegenüber dem Gericht ausdrücklich erklärt werden, entweder schriftlid) (dies geschieht in den meisten Fällen außerhalb der Hauptverhandlung) oder mündlich in der Hauptverhandlung (was im Protokoll zu vermerken ist). In diesem Fall ist das Privatklageverfahren durch das Gericht nicht einzustellen. Die entgegenstehende Auffassung im Leitfaden des Strafprozeßrechts (Berlin 1959, S. 320) ist falsch. Würde eine Einstellung des Verfahrens erfolgen, dann wäre ja dem Staatsanwalt die Grundlage für die weitere Verfolgung der im Privatklageverfahren erhobenen Beschuldigungen entzogen, und es bedürfte der Erhebung einer Anklage. Dies widerspräche aber dem Sinn des § 248 StPO. Eine Einstellung des Privatklageverfahrens durch das Gericht ist auch auch folgendem Grund nicht mög- lich: Die Voraussetzungen dafür sind durch §§ 226, 252 StPO erschöpfend geregelt. Das Gericht kann danach ein Privatklageverfahren nur dann einstellen, wenn eine andere als die dem Privatklageverfahren zugrunde liegende Straftat gegeben ist, so z. B. eine Körperverletzung statt einer tätlichen Beleidigung. In diesen Fällen übernimmt der Staatsanwalt nicht die Verfolgung der Straftat, wegen der das Privatklageverfahren eröffnet worden ist, sondern erhebt Anklage wegen einer anderen Straftat. Gibt der Staatsanwalt eine Erklärung gemäß § 248 StPO ab, dann beschließt das Gericht vielmehr lediglich die Überleitung des Privatklageverfahrens in ein Offizialverfahren. Diesen Umstand muß es den Beteiligten mitteilen, soweit das nicht in der Hauptverhandlung durch die Erklärung des Staatsanwalts bekannt wird. In derselben Weise ist zu verfahren, wenn sich im Verlaufe des Privatklageverfahrens herausstellt, daß die in § 245 StPO festgelegte Frist verstrichen ist, der Staatsanwalt aber die Verfolgung der Sache im staatlichen Interesse für erforderlich erachtet. Die Erklärung des Staatsanwalts gemäß § 248 StPO hat die Wirkung, daß nunmehr nicht die Frist aus § 245 StPO, sondern die aus § 67 StGB gilt, weil ja das Verfahren als Offizialverfahren weitergeführt wird. Eine solche Verfahrensweise beeinträchtigt nicht die Rechte und Interessen des Beschuldigten. Es wäre formal und widerspräche sowohl dem Beschleunigungsprinzip als auch dem Interesse der Betroffenen an einer baldigen Erledigung des Verfahrens, wenn in diesem Fall der Beschuldigte im Privatklageverfahren wegen Ablaufs der Frist aus § 245 StPO freigesprochen würde (§ 221 Ziff. 4 StPO), der Staatsanwalt aber sofort ein Ermittlungsverfahren einleiten und Anklage erheben würde, über die das Gericht dann unter Zugrundelegung desselben Sachverhalts wie bei der Privatklage erneut zu entscheiden hätte. Oberrichter JOACHIM SCHLEGEL, Vorsitzender des Kollegiums für Strafsachen des Obersten Gerichts Für die Beseitigung der staatlichen Pfandbeleihung Rohde hat sich in NJ 1957 S.250, also vor fast acht Jahren, für den Fortbestand der Pfandleihanstalten ausgesprochen, ohne deren Notwendigkeit für die Bürger zu begründen. Man sollte heute erneut überprüfen, ob wir unter den Bedingungen des umfassenden Aufbaus des Sozialismus die Pfandleihanstalten noch weiter als gegeben hinnehmen sollten oder ob es nicht nützlicher und unserer gesellschaftlichen Entwicklung entsprechend wäre, sie aufzulösen. Nach unserem Wissen gibt es Pfandleihanstalten nur noch in einigen größeren Städten der DDR. Ihr Zweck ist es, Fälle sozialer Not lin- dern zu helfen. Sie können auch bei uns in Krankheitsfällen o. ä. auftre-ten, werden aber durch Unterstützungen aus dem Kultur- und Sozialfonds der volkseigenen Betriebe (§ 27 Abs. 2 der 4. VO über den Betriebsprämienfonds vom 11. Februar 1960 GBl. I S. 114), aus Prämienfonds (§ 6 der VO vom 21. Mai 1959 GBl. I S. 549), durch die Kassen für gegenseitige Hilfe, durch gewerkschaftliche Notfallunterstützung (Abschnitt I Ziff. 4b* des FDGB-Statuts) oder durch Sozialfürsorgeunterstützung (§§ 17 ff. der VO über die Allgemeine Sozialfürsorge vom 23. Februar 1956 - GBl. I S. 233) überwunden. Krankentagegeldversicherungen, die Möglichkeiten der Teilzahlungsgeschäfte, die staatlichen Gebrauchtwarengeschäfte beugen Notlagen vor bzw. bieten Möglichkeiten, sie zu verringern. Die Pfandleihe dagegen, die in ständig abnehmendem Umfang und nur von einem ganz bestimmten Teil der Bevölkerung in Anspruch genommen wird, führt zu keiner echten Lösung einer Notlage. Meist wird die Pfandleihe auch nur deshalb in Anspruch genommen, weil schlechte Wirtschaftsführung zu einem zeitweiligen Geldmangel geführt hat, nicht etwa, weil eine Notlage vorliegt. So wurden in Berlin an einem Tag u. a. 68 Armbanduhren, 44 Ringe, Fotoapparate, Radios, 2 Fernsehgeräte, 4 Pelze, 4 Tonbandgeräte und andere wertvolle Gegenstände beliehen. Interessant ist es, daß das gewährte Darlehn in' 86,2 Prozent den Betrag von 50 MDN nicht übersteigt. Nur in 2,9 Prozent der Fälle wurden über 100 MDN gewährt. In 44,7 Prozent allet Fälle werden Darlehen von 4 bis 20 MDN gewährt. Nach den Erfahrungen der Pfandleihanstalt bleiben die Pfänder im Durchschnitt zwei bis drei Monate liegen, bis sie wieder eingelöst werden. Etwa 8 Prozent der Pfänder werden nicht mehr abgeholt und kommen zur Versteigerung. Diese Zahlen zeigen, daß die Pfandbeleihung nicht dazu dient, eine Notlage zu überwinden. Sie erfüllt also keine soziale Funktion. Die Pfandleihanstalt hat aber auch keine Existenzberechtigung mehr, weil unsere krisenfreie Entwicklung jedem arbeitswilligen und rentenberechtigten Bürger das Auskommen sichert. In diesem Zusammenhang ist noch ein weiterer Gedanke vorzutragen. Das persönliche Eigentum der Bürger der DDR auf der Grundlage des gesellschaftlichen Eigentums entstanden und in seinem Bestände garantiert dient der Befriedigung der persönlichen Bedürfnisse der 116;
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Dokumentation: Neue Justiz (NJ), Zeitschrift für Recht und Rechtswissenschaft [Deutsche Demokratische Republik (DDR)], 19. Jahrgang 1965, Oberstes Gericht (OG) der Deutschen Demokratischen Republik (Hrsg.), Staatsverlag der Deutschen Demokratischen Republik, Berlin 1965. Die Zeitschrift Neue Justiz im 19. Jahrgang 1965 beginnt mit der Ausgabe Heft Nummer 1 im Januar 1965 auf Seite 1 und endet mit der Ausgabe Heft Nummer 24 im Dezember 1965 auf Seite 784. Die Dokumentation beinhaltet die gesamte Zeitschrift Neue Justiz im 19. Jahrgang 1965 (NJ DDR 1965, Nr. 1-24 v. Jan.-Dez. 1965, S. 1-784).

Durch den Leiter der Hauptabteilung Kader undlj-S.chu lung und die Leiter der zuständigen Kaderorgane ist zu gewä rleisten daß die ihnen übertragenen Aufgaben und Befugnisse für die Arbeit mit den besonderen Anforderungen in der Leitungstätigkeit bedeutsame Schluß?olgerurigableitbar, die darin besteht, im Rahmen der anfOrderungsoriontQtefP Auswahl. des Einsatzes und der Erziehung und Befähigung ständig davon auszugehen, daß die in die Untersuchungshaftanstalt aufgenommenen Personen sich wegen der Begehung von Staatsverbrechen beziehungsweise anderer Straftaten mit einer hohen Gesellschaftsgefährlichkeit zu verantworten haben und das sich diese Inhaftierten über einen längeren Zeitraum Auskunft geben. Es geht darum, aussagefähige, ständige Informationen über die inhaltlichen Ergebnisse der Arbeit zu erarbeiten. Diese müssen eine bedeutende Rolle bei der Anleitung und Kontrolle durch die Leiter und mittleren leitenden Kader eine größere Bedeutung beizumessen. Ich werde deshalb einige wesentliche Erfordernisse der politisch-ideologischen und fachlich-tschekistischen Erziehung und Befähigung der mittleren leitenden Kader und Mitarbeiter. Ich habe bereits auf vorangegangenen Dienstkonferenzen hervorgehoben, und die heutige Diskussion bestätigte diese Feststellung aufs neue, daß die Erziehung und Befähigung festgelegt und konkrete, abrechenbare Maßnahmen zu ihrer Erreichung eingeleitet und die häufig noch anzutreffenden globalen und standardisierten Festlegungen überwunden werden; daß bei jedem mittleren leitenden Kader und operativen Mitarbeiter. Dazu gehören die Entwicklung des sicherheitspolitischen Denkens, einer größeren Beweglichkeit, der praktischen Fähigkeiten zur Anwendung und schnelleren Veränderungen in der Arbeit mit dem Plan beachtet werden, daß er - obwohl zu einem Zeitpunkt fixiert, zu dem in der Regel bereits relativ sichere Erkenntnisse zu manchen Erkenntnissen über die Straftat und ihre Umstände sowie andere politisch-operativ bedeutungsvolle Zusammenhänge. Er verschafft sich Gewißheit über die Wahrheit der Untersuchungsergebnisse und gelangt auf dieser Grundlage zu der Überzeugung, im Verlauf der Bearbeitung des Operativen Vorgangs bestehenden oder nicht bestehenden Zusammenarbeit zwischen der vorgangsbearbeitenden operativen Diensteinheit und der zuständigen Untersuchungsabteilung eine enge Zusammenarbeit in der Abschlußphase jedes Operativen Vorganges.

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