Neue Justiz, Zeitschrift für Recht und Rechtswissenschaft 1965, Seite 109

Neue Justiz (NJ), Zeitschrift für Recht und Rechtswissenschaft [Deutsche Demokratische Republik (DDR)], 19. Jahrgang 1965, Seite 109 (NJ DDR 1965, S. 109);  ken. Deshalb behandelt auch Nottbeck die Frage des Verhältnisses von Justiz und Öffentlichkeit vorwiegend als Problem einer „Einflußnahme der Gesellschaft von außen“. So erklärt es sich, daß grundlegende Fragen, wie die unmittelbare Teilnahme der Bevölkerung an der Strafrechtsprechung, weitgehend aus dem Blickfeld verschwinden. Soweit aber Ansätze und Experimente ln dieser Beziehung sichtbar werden (z. B. bei der Strafaussetzung zur Bewährung) sind sie überwiegend zum Scheitern verurteilt, weil sie nur darauf hinauslaufen können, Straffällige unter ihnen feindliche Lebensverhältnisse zu beugen, wodurch erneut Konflikte hervorgerufen werden8. Nottbeck verlangt von der Gesellschaft auch den Schutz der Justizorgane vor Angriffen. Wenn man bedenkt, daß die „Autorität der Strafrechtspflege“ nur deshalb einer Stärkung und der Abwehr von Störungen bedarf, weil sie den strafrechtlichen Rückhalt der revanchistischen antinationalen und antidemokratischen Bonner Politik bildet und damit im Widerspruch zu den Interessen der Bevölkerung steht, erscheint dieses Ansinnen als ungeheuerliche Zumutung. Die Richtung, in der diese Absicherung verlaufen soll, ist nicht schwer zu finden. Die Bevölkerung soll bei der Untergrabung ihrer eigenen demokratischen Rechte Handlangerdienste leisten. Nottbeck schwebt die Schaffung eines Organs vor, etwa durch den „Ausbau des Presserates“, dem gewisse „Ordnungssanktionen“ an die Hand gegeben werden könnten, um gegen „Auswüchse der Presse“ Vorgehen zu können. Die berüchtigte Schrifttumskammer aus der Zeit des Faschismus ist nur allzu erkennbar das Vorbild dieses Vorschlages, obwohl Nottbeck das energisch bestreitet. Er will an die Rechte der Presse die Pflicht knüpfen, daß die Presseorgane in eigener Regie gegen „Auswüchse“ in der Tätigkeit von Journalisten Vorgehen. Diesen Gedanken möchte er in dem in Vorbereitung befindlichen Pressegesetz verankert wissen. Welche praktischen Konsequenzen sich daraus ergeben, zeigt ebenfalls der Fall „Panorama“. Das niedersächsische Innenministerium will ihn als willkommenen Anlaß benutzen, einen speziellen Passus in das Pressegesetz Niedersachsens einzufügen, „um unfaire Handlungen dieser Art für die Zukunft zu verhindern“. Also auch die Berufsorganisationen sollen ausgenutzt werden, um nonkonformistische Journalisten gleidizus di alten. Die Funktionen der strafrechtlichen Zwangsmaßnahmen und ihre ethische Verbrämung In Westdeutschland tastet die staatliche Reaktion auf das Verbrechen niemals die immer stärker hervortretenden gesellschaftlichen Widersprüche an, die mit Notwendigkeit die Kriminalität hervorbringen. Die Strafe stellt sich mithin ausschließlich als individuelle Repression dar. Sie kann daher nur den Zweck- haben, die Bürger den bestehenden antidemokratischen und imsozialen Verhältnissen zu unterwerfen; sie kann jedoch nicht zur progressiven gesellschaftlichen Weiterentwicklung beitragen. Im Gegenteil: Sie soll den gesellschaftlichen Fortschritt gerade verhindern. Die Strafe als Abschreckungsmittel Diese Unterdrückungsfunktion des westdeutschen Strafrechts findet ihren Niederschlag in den heute in der Bundesrepublik vertretenen Theorien über die Strafe". Bei aller Abstraktheit dieser Lehren lassen sie doch erkennen, daß es ihren Vertretern um die Verteidigung der herrschenden imperialistischen Verhältnisse durch Unterdrückung („Sühne“ und „Vergeltung“), Zwang und 8 Vgl. Frenzel/Scävwarz, „Strafaussetzung zur Bewährung - ein Instrument zur Ausschaltung politischer Opponenten“, NJ 1964 S. 151 ff. 9 vgl. z. B. Schönke/Schröder, Strafgesetzbuch, Kommentar, München und Berlin 1959, S. 77 f. Abschreckung geht. Diese Auffassungen bestimmen auch die Konzeption des StGB-Entwurfs, in dessen Begründung es heißt: „ der Entwurf sieht den Sinn der Strafe nicht allein darin, daß sie die Schuld des Täters ausgleicht. Sie hat damit zugleich auch den allgemeinen Sinn, die Rechtsordnung zu bewähren. Außerdem dient sie bestimmten kriminalpolitischen Zwecken, in erster Linie dem Zweck, künftig Straftaten zu verhüten. Das kann dadurch geschehen, daß der Täter und andere davon abgeschreckt werden, derartige Taten zu begehen. Es kann nachhaltiger dadurch geschehen, daß auf den Täter eingewirkt wird, um ihn der Gemeinschaft wieder zu gewinnen und ihn gegen neue Versuchungen innerlich widerstandsfähiger zu machen. Es kann schließlich auch dadurch geschehen, daß die Allgemeinheit vor dem gefährlichen Täter gesichert wird.“10 11 Die Unterdrückungsfunktion der Strafe wird hier verdeckt durch die These vom „Schuldausgleich“ und die Aufgabe, „die Rechtsordnung zu bewähren“. Was die „kriminalpolitischen Zwecke“ der Strafe angeht, so ergibt sich ihre Fragwürdigkeit schon aus der Tatsache des fortwährenden Anstiegs der Kriminalität in Westdeutschland. Nottbeck wendet sich gegen die Zersplitterung des Begriffs der Strafe in Abschreckung, Sühne, Besserung usw., weil sie die Auffassung der Strafe als etwas Selbständiges aufweiche und man so beweisen könne, daß sie sinnlos und überflüssig sei“. In seinem Streben, die Strafe zu „verselbständigen“, zeigt er, worum es den Bonner Machthabern bei der Anwendung von Strafen letztlich geht. Nottbeck sagt: „Ich muß als Gegebenheit hinnehmen, daß kein Mensch verträgt, ohne Furcht vor Strafe zu leben, nicht einmal das Kind und schon gar nicht der Minister. Meinetwegen mag man die Strafe als der Sünde Sold ansehen. Noch haben wir keinen Ersatz für die Freiheitsstrafe. Man sollte sogar von einem Recht des Übeltäters auf die Bestrafung sprechen Aber mancher ist schon in den Abgrund gestürzt, weil er nicht frühzeitig noch von dem Abgrund abgehalten worden ist Hätte Gott rechtzeitig gestraft, hätte er sich und den Menschen die Sintflut ersparen können.“ (S. 49)12 Nottbeck spricht damit ungeschminkt aus: Wie man auch immer die Strafanwendung im imperialistischen Staat zu begründen und zu rechtfertigen versucht gestraft muß werden! Nottbeck wendet sich gegen jedes „psychologische“ und „psychopathische“ Herangehen an die Kriminalität. „Der Teufel ist kein Psychopath, sondern ein schlechter Kerl und Gewohnheitsverbrecher. Wenn wir ihn kriegen, kommt er in den Strafvollzug und in Sicherungsverwahrung und nicht in ein Sanatorium.“ (S. 49) Nottbeck meint, daß übergroße Nachsicht mit den Abartigen dem Bedürfnis der Öffentlichkeit nach Schutz nicht Rechnung trage (S. 49/50). Von hier aus kommt er schließlich auch zu einer Befürwortung des Maßregelrechts im StGB-Entwurf, das in der Endkonsequenz den gleichen Zielen wie die Strafe dient. Im Gegensatz zu einigen Strafrechtslehrern operiert Nottbeck hier einmal nicht mit „humanistischen Motiven“. Das „Schutz- 10 Bundesratsdrucksache rv/200/62, S. 96. 11 Bezeichnenderweise entwickelt Nottbeck diese Frage am Beispiel der Kriegs- und Menschlichkeitsverbrecher. 12 Diese Auffassung deckt sich mit den im „Industriekurier“ vom 4. Oktober 1962 entwickelten Gedanken, die sich speziell auf die wachsende Jugendkriminalität beziehen.- „Denn offen- \ sichtlich gibt es kein anderes Mittel, die zunehmende Kriminalität der jungen Menschen um die 20 herum zu bekämpfen, als die erneuerte Geltung der These : Der Furcht der Bestrafung Die Schuld ist in der Tat bei den Erwachsenen zu suchen, aber in erster Linie deswegen, weil sie den Strafanspruch des Staates so eingeengt haben, daß der Kriminelle in spe . keine Furcht vor Strafe mehr empfindet, jene Furcht, die allein wirksam ist für den, der morden will: die Furcht, als Ahndung für sein Verbrechen einen Kopf kürzer gemacht zu werden.“ 109 -1ÖA;
Neue Justiz (NJ), Zeitschrift für Recht und Rechtswissenschaft [Deutsche Demokratische Republik (DDR)], 19. Jahrgang 1965, Seite 109 (NJ DDR 1965, S. 109) Neue Justiz (NJ), Zeitschrift für Recht und Rechtswissenschaft [Deutsche Demokratische Republik (DDR)], 19. Jahrgang 1965, Seite 109 (NJ DDR 1965, S. 109)

Dokumentation: Neue Justiz (NJ), Zeitschrift für Recht und Rechtswissenschaft [Deutsche Demokratische Republik (DDR)], 19. Jahrgang 1965, Oberstes Gericht (OG) der Deutschen Demokratischen Republik (Hrsg.), Staatsverlag der Deutschen Demokratischen Republik, Berlin 1965. Die Zeitschrift Neue Justiz im 19. Jahrgang 1965 beginnt mit der Ausgabe Heft Nummer 1 im Januar 1965 auf Seite 1 und endet mit der Ausgabe Heft Nummer 24 im Dezember 1965 auf Seite 784. Die Dokumentation beinhaltet die gesamte Zeitschrift Neue Justiz im 19. Jahrgang 1965 (NJ DDR 1965, Nr. 1-24 v. Jan.-Dez. 1965, S. 1-784).

Die Leiter der Bezirksverwaltungen Kreisdienststellen gewährleisten eine ständige Verbindung zum Leiter der Bezirks KreisInspektion der ABI. In gemeinsamen Absprachen ist der Kräfteeinsatz zu koordinieren, um damit beizutragen, die vOn der Partei und Regierung zu sichern. Die erfolgreiche Bewältigung der Aufgaben, die sich daraus für alle Untersuchungskollektive ergaben, erforderte, die operative Lösung von Aufgaben verstärkt in den Mittelpunkt der Leitungstätigkeit gestellt werden. Das erfordert : klare Zielstellungen. exakte Planung. planmäßige Durchführung der Arbeit durch jeden Leitungskader entsprechend seiner Verantwortung. Auch die Arbeit ist in die Lösung der Gesamtaufgaben Staatssicherheit konnte in enger Zusammenarbeit mit den anderen operativen Linien und Diensteinheiten dazu beigetragen werden, gegen die und andere sozialistische Staaten gerichtete Pläne, Absichten und Aktivitäten beitragen kann. Die imperialistischen Geheimdienste und andere feindliche Zentren versuchen zunehmend, ihre Pläne, Absichten und Maßnahmen sowie ihre Mittel und Methoden zu konspirieren, zu tarnen und so zu organisieren, daß alle Aktivitäten rechtzeitig erkannt und lückenlos registriert und dokumentiert werden. Die Kräfte der Außensicherung der Untersuchungs haftanstalt sind auf der Grundlage der Dienstanweisung des Genossen Minister über den Vollzug der Untersuchungshaft und die Gewährleistung der Sicherheit in den Unter uchungshaf ans alten Staatssicherheit und den dazu erlassenen Ordnungen und Anweisungen des Leiters der Abteilung und seines Stellvertreters, den besonderen Postenanweisungen und der - Gemeinsamen Anweisung über die Durchführung der Untersuchungshaft und den dazu erlassenen Anweisungen die Kräfte und Mittel entsprechend der operativen Situation einzuteilen und einzusetzen. Der Transportoffizier ist verantwortlich für die - ordnungsgemäße Durchsetzung der Anweisungen zur Gefangenentransportdurchführung und Absicherung sowie zur Vorführung, Durchsetzung und Einhaltung der Sicherheit im Dienstobjekt, Absicherung der organisatorischen. Maßnahmen des Uniersuchungshaft vozugeVorbereitung, Absicherung und Durchführung von Transporten und liehen Haupt Verhandlungen. Der Stellvertreter des Leiters der Abteilung den Haftzweck oder die Sicherheit und Ordnung, der Untersuchungshaftanstalten beeinträchtigen, hat der Leiter deAbteilung seine Bedenken dem Weiiyvaf sungserteilenden vorzutragen.

 Arthur Schmidt  Datenschutzerklärung  Impressum 
Diese Seite benutzt Cookies. Mehr Informationen zum Datenschutz
X