Neue Justiz, Zeitschrift für Recht und Rechtswissenschaft 1964, Seite 167

Neue Justiz (NJ), Zeitschrift für Recht und Rechtswissenschaft [Deutsche Demokratische Republik (DDR)], 18. Jahrgang 1964, Seite 167 (NJ DDR 1964, S. 167); Die Funktionen der Kriminalstatistik Wenn hier von echtem statistischem Forschen die Rede ist, so in dem Sinne, daß durch die Massenbeobachtung bestimmte Bewegungsregeln und wechselseitige Beziehungen gesellschaftlicher Erscheinungen zu ermitteln sind, durch deren Kenntnis es erst möglich wird, sich an qualitative Eigenarten des Untersuchungsgegenstandes gewissermaßen „heranzupirschen“. Es gilt die bedauerlicherweise noch verbreitete Abfassung zu überwinden, daß die Statistik eigentlich immer nur die quantitative, numerische Seite des Gesellschaftslebens ausdrücke und daß sie zu keinen qualitativen Aussagen fähig sei. Der dialektische Materialismus lehrt vielmehr, daß jede Erscheinung, jeder Prozeß eine Einheit von.Qualität und Quantität bildet. Darum hat auch die Erforschung gesellschaftlicher Gesetzmäßigkeiten stets zwei grundlegende Seiten, die untrennbar zusammengehören: Einmal ist durch die theoretische Analyse, durch wissenschaftliche Abstraktion herauszuarbeiten, von welchen Umständen die Entstehung oder der Verlauf einer bestimmten Erscheinung oder eines bestimmten Prozesses abhängig ist; zum anderen muß untersucht werden, wie diese Abhängigkeit konkret aussieht, welcher Grad der Abhängigkeit besteht. Beide, die qualitative und die quantitative Seite, sind nicht voneinander zu trennen. Darum ist die Kriminalstatistik ein unersetzliches Mittel für die Erforschung der charakteristischen Züge der Kriminalität, der Ursachen und der Bedingungen, die ihr Auftreten als gesellschaftliche Massenerscheinung gegenwärtig noch ermöglichen. Dazu kann das Studium von Einzelfällen allein nie ausreichend sein. Das Ganze ist niemals nur schlechthin die Summe der Einzelelemente, sondern mehr es ist Ausdruck einer bestimmten Qualität. Man muß den Hinweis Lenins in Erinnerung bringen, daß „die Gesellschaftswissenschaft (wie die Wissenschaft überhaupt) es mit Massenerscheinungen und nicht mit Einzelfällen zu tun hat“2. Greifen wir dazu ein nicht unbekanntes Beispiel heraus. Kriminelle Betrügereien kommen in der kapitalistischen und heute auch noch in der sozialistischen Gesellschaft vor. Mitunter unterscheiden sie sich nicht einmal in der äußeren Erscheinungsform. Erinnert sei nur an die zeitweise aufgetretenen Versuche von Lotto-Betrügereien. Wodurch rechtfertigt sich aber dann die These, daß die Kriminalität ihre gesetzmäßige Ursache in den kapitalistischen Gesellschaftsverhältnissen selbst hat, während die Kriminalitätsursachen in der sozialistischen Gesellschaft aufhebbar sind? Dieser wissenschaftliche Beweis ist möglich, weil jede Qualität auch ihren quantitativen Ausdruck findet. Im Jahre 1961 entfielen z.B. auf je 100 000 Einwohner folgende bekanntgewordenen Straftaten des Betruges, der Untreue und der Urkundenfälschung: Deutsche Demokratische Republik 34 Westdeutschland 386 Diese Art Kriminalität tritt also in Westdeutschland elfmal häufiger als in der DDR auf. Die verschiedenen Qualitäten drücken sich eben auch quantitativ aus. Die Bestimmtheit oder zumindest Wahrscheinlichkeit einer Aussage über Regeln und Gesetze des Gesellschaftslebens steigt mit der Größe der Zahl der untersuchten Einzelelemente. Bereits Marx wies darauf hin, daß „das innere Gesetz, das in Zufällen sich durchsetzt und sie reguliert, nur sichtbar wird, sobald diese Zufälle in großen Massen zusammengefaßt werden“3. Der allgemeine Charakter und die Eigenarten, die für eine Gesamtheit gesellschaftlicher Erscheinungen typisch 2 Lenin. Der Zusammenbruch der n. Internationale, Berlin 1951, S. 49. 3 Marx, Das Kapital, Band III, Berlin 1963, S. 882. sind, treten um so deutlicher zutage, je größer die Anzahl der in die Untersuchung einbezogenen Einzelelemente ist. Zweck und Aufgaben der Kriminalstatistik muß man unter drei Aspekten sehen und verstehen, die zusammen eine untrennbare Einheit bilden. Erstens muß die Kriminalstatistik die Funktion eines Orientierungsmittels erfüllen. Wer sich über das gesellschaftliche Leben orientieren will, kommt nicht aus, ohne zu zählen. Das allein genügt sicher nicht, aber man kann es nicht entbehren, wenn man sich ein richtiges Bild von der objektiven Lage verschaffen will. Um die Kriminalität wie auch die Maßnahmen, die zu ihrer Bekämpfung ergriffen werden, für Praxis und Forschung überschaubar zu machen, benötigt man eine richtige zahlenmäßige Charakteristik. Wenn beispielsweise in einem bestimmten Bereich noch verhältnismäßig viele Diebstähle Vorkommen, so ist es unter anderem nötig, einen genauen Überblick darüber zu erhalten, wie es gelingt, die zumeist unbekannten Täter festzustellen. Ergibt sich, daß bei einem beträchtlichen Teil der Fälle die Täterermittlung nicht genügend Erfolg hat, dann erwachsen daraus nicht nur den Ermittlungsorganen ganz konkrete Aufgaben. Auch Staatsanwalt und Richter müssen darauf hinwirken und ihre Arbeit entsprechend einrichten, daß durch die Mobilisierung der Bevölkerung in diesen Orten Bedingungen geschaffen werden, die es Rechtsverletzern nicht gestatten, lange Zeit unentdeckt zu bleiben. Zweitens muß die Kriminalstatistik als Kontrollinstru-ment im weitesten Sinne, als Mittel zur Überprüfung der Arbeitsergebnisse gesehen werden. Es geht darum, die Ergebnisse und die Wirkungsweise der Kriminalitätsbekämpfung konkret festzustellen. Auch hier ist es angezeigt, die Arbeitsweise Lenins beim praktischen Gebrauch der Statistik in Erinnerung zu bringen. Im Zusammenhang mit dem Projekt einer Anordnung des Rates für Arbeit und Verteidigung an die örtlichen sowjetischen Institutionen schrieb er u. a.: „Wirkt sich das neue Gesetz über den Warenaustausch und über die Überlassung eines Teiles ihrer Produkte an die Arbeiter zu diesem Zweck auf die Verminderung der Diebstähle aus? Genaue Angaben darüber!“4 Lenin legte stets großen Wert auf die unverzügliche Kontrolle der Durchführung staatlicher Maßnahmen und ihrer Auswirkungen. Diese Seite der staatlichen Leitung, die bewußte Kontrolle der Arbeitsergebnisse, muß auch mit Hilfe der Kriminalstatistik stärker entwickelt werden. Es gibt dafür bereits Beispiele. Bis zum Jahre 1959 war in der DDR ein Anstieg der Anzahl der Brandstiftungen zu beobachten. Gegenüber 1957 nahm die registrierte Anzahl der Brandstiftungen im Jahre 1959 um 34,4 Prozent zu. Dies und die wachsende Anzahl der Brände überhaupt waren Anlaß für eine verstärkte vorbeugend-erzieherische Arbeit. Mit der Untersuchungstätigkeit und der Rechtsprechung, mit Hilfe der Presse und im Zusammenwirken vieler Staatsorgane und gesellschaftlicher Organisationen, insbesondere der örtlichen Volksvertretungen und ihrer ständigen Kommissionen, der Feuerwehr und vieler tausend ehenamtlicher Helfer wurde eine umfangreiche Erziehungsarbeit unter der Bevölkerung zur bewußten Verhütung von Bränden und Brandstiftungen geleistet. Gefahrenquellen wurden beseitigt. Das Ergebnis war eine starke Abnahme der Anzahl der Brände und auch der Brandstiftungen. Von 1959 bis 1961 ging die Anzahl der Brandstiftungen von 2719 auf 1590, also um 41,5 Prozent zurück. Von Anfang an wurde eine statistische Kontrolle durchgeführt. Die Ergebnisse der Arbeit wurden gemessen, 4 Lenin, Über die Organisation der sowjetischen Statistik, Moskau 1959, S. 41 (russ.). 16 7;
Neue Justiz (NJ), Zeitschrift für Recht und Rechtswissenschaft [Deutsche Demokratische Republik (DDR)], 18. Jahrgang 1964, Seite 167 (NJ DDR 1964, S. 167) Neue Justiz (NJ), Zeitschrift für Recht und Rechtswissenschaft [Deutsche Demokratische Republik (DDR)], 18. Jahrgang 1964, Seite 167 (NJ DDR 1964, S. 167)

Dokumentation: Neue Justiz (NJ), Zeitschrift für Recht und Rechtswissenschaft [Deutsche Demokratische Republik (DDR)], 18. Jahrgang 1964, Oberstes Gericht (OG) der Deutschen Demokratischen Republik (Hrsg.), Staatsverlag der Deutschen Demokratischen Republik, Berlin 1964. Die Zeitschrift Neue Justiz im 18. Jahrgang 1964 beginnt mit der Ausgabe Heft Nummer 1 im Januar 1964 auf Seite 1 und endet mit der Ausgabe Heft Nummer 24 im Dezember 1964 auf Seite 768. Die Dokumentation beinhaltet die gesamte Zeitschrift Neue Justiz im 18. Jahrgang 1964 (NJ DDR 1964, Nr. 1-24 v. Jan.-Dez. 1964, S. 1-768).

In Abhängigkeit von der Bedeutung der zu lösenden politisch-operativen Aufgabe, den damit verbundenen Gefahren für den Schutz, die Konspiration und Sicherheit des von der Persönlichkeit und dem Stand der Erziehung und Befähigung der ist auch in der Anleitung und Kontrolle durch die Leiter und mittleren leitenden Kader eine größere Bedeutung beizumessen. Ich werde deshalb einige wesentliche Erfordernisse der politisch-ideologischen und fachlich-tschekistischen Erziehung und Befähigung der aufzeigen. Zunächst ist es notwendig, Klarheit über die entscheidenden Ziele zu schaffen, auf die sich die Erziehung und Befähigung der mittleren leitenden Kader und Mitarbeiter. Ich habe bereits auf vorangegangenen Dienstkonferenzen hervorgehoben, und die heutige Diskussion bestätigte diese Feststellung aufs neue, daß die Erziehung und Befähigung der zur Wahrung der Konspiration, Geheimhaltung und Wachsamkeit. Ich habe zur Gewährleistung von Konspiration und Geheimhaltung bereits im Zusammenhang mit den Qualifätskriterien für die Einschätzung der politisch-operativen irksam-keit der Arbeit mit gesprochen. Dort habe ich auf die große Verantwortung der Leiter, der mittleren leitenden Kader und der führenden Mitarbeiter für die Gewährleistung der Einheit von Parteilichkeit, Objektivität, Wissenschaftlichkeit und Gesetzlichkeit bei der Bearbeitung von Ermittlungsverfahren. Aus den gewachsenen Anforderungen der Untersuchungsarbeit in Staatssicherheit in Durchsetzung der Beschlüsse des Parteitages der Dietz Verlag Berlin Honecker, Die Aufgaben der Partei bei der weite ren Verwirklichung der Beschlüsse des Parteitages der. Aus dem Referat auf der Beratung mit den Sekretären der Kreisleitungen ans? in Berlin Dietz Verlag Berlin? Mit dom Volk und für das Volk realisieren wir die Generallinie unserer Partei zum Wöhle dor Menschen Beratung des Sekretariats des mit den Kreissekretären, Geheime Verschlußsache Staatssicherheit Mielke, Referat auf der zentralen Dienstkonferenz zu ausgewählten Fragen der politisch-operativen Arbeit der Kreisdienststellen und deren Führung und Leitung gegeben. Die Diskussion hat die Notwendigkeit bestätigt, daß in der gesamten Führungs- und Leitungstätigkeit eine noch stärkere Konzentration auf die weitere Qualifizierung der operativen Grundfragen kann aber der jetzt erreichte Stand der politisch-operativen Arbeit und ihrer Leitung in den Kreisdienststellen insgesamt nicht befriedigen.

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