Neue Justiz, Zeitschrift für Recht und Rechtswissenschaft 1963, Seite 676

Neue Justiz (NJ), Zeitschrift für Recht und Rechtswissenschaft [Deutsche Demokratische Republik (DDR)], 17. Jahrgang 1963, Seite 676 (NJ DDR 1963, S. 676); zu Erfolgen fühi-te, mangels Verallgemeinerung aber nur wenig effektiven Nutzen brachte. Oftmals klafft noch eine Lücke zwischen der Tätigkeit gesellschaftlicher Kräfte und ihrer Nutzbarmachung für die gerichtlichen Verfahren. So haben z. B. viele Schöffen durch erzieherische Aufklärungsarbeit im Betrieb oder im Wohnbezirk in einer Reihe von Fällen zur Einigung der Parteien beigetragen und Verfahren abwenden können. Es fällt aber auf, daß diese Tätigkeit der Schöffen sich in der Rechtsprechung der Gerichte nur selten widerspiegelt. Es ist vielmehr meist so, daß die bei dem Gericht eingegangene Sache in der gewohnten Weise behandelt und erledigt wird. In den Akten findet die Tätigkeit der Schöffen keinen Niederschlag, hier ist nur die Klagerücknahme vermerkt. Die bereits vorhandenen Ansätze eines neuen Arbeitsstils gehen unter. Niemand erfährt, daß gesellschaftliche Kräfte hier wirkungsvoll einen Konflikt gelöst haben. In anderen Fällen führt die Mitwirkung gesellschaftlicher Kräfte unzulässigerweise zu einem Verzicht auf eine Beweisaufnahme. So hat z. B. das Kreisgericht Leipzig-Süd in einem Rechtsstreit wegen Mietminderung auf Grund erheblicher Mängel der Wohnung zunächst versucht, den Rechtsstreit zu einem gütlichen Abschluß zu bringen, indem es mit den Staatsfunktionären beraten hat, die sich vorher mit dieser Sache bereits befaßt hatten. Nachdem eine Lösung des Konflikts nicht erzielt werden konnte und auch das Güteverfahren erfolglos blieb, ist das Gericht in das Streitverfahren eingetreten. Hier hat es lediglich das Protokoll über die Aussprache mit den Staatsfunktionären zum Gegenstand der Verhandlung gemacht und danach der Klage durch Urteil zu einem Teil stattgegeben. Auf die dagegen eingelegte Berufung stellt das Bezirksgericht zu Recht fest, das Kreisgericht habe seine Aufklärungspflicht nicht erfüllt und von seinem Fragerecht näch § 139 ZPO nicht Gebrauch gemacht. Es hätte sich nicht mit der Aussprache mit den Funktionären außerhalb des Verfahrens begnügen dürfen, sondern diese in das Verfahren einbeziehen müssen, um mit ihnen und den Parteien den Sachverhalt umfassend aufzuklären. Das Kreisgericht durfte es sich nicht ersparen, eine eigene Beweisaufnahme durchzuführen, Zeugen und Sachverständige zu vernehmen, Auskünfte von staatlichen Dienststellen beizuziehen und zu diesem Zweck die Parteien anzuregen, sachdienliche Anträge zu stellen. Es wäre auch geboten gewesen, durch Inaugenscheinnahme der Wohnung sich einen eigenen Eindruck von ihrem Zustand zu machen. Weil das Kreisgericht dies alles unterlassen hat, konnte es geschehen, daß in unzulässiger Weise die Überprüfung der Berechtigung einiger Ansprüche unterblieb und die Klägerin insoweit mit der Klage abgewiesen wurde. Zu Mängeln in der Arbeitsweise der Gerichte Klar stellt zutreffend fest, daß mit der formalen Einbeziehung der Werktätigen in die Lösung von Rechtsstreitigkeiten der Rechtspflegeerlaß noch nicht erfüllt wird und damit, daß die Gerichte von den Möglichkeiten des Rechtspflegeerlasses wähl- und ziellos Gebrauch machen, noch keine Erhöhung der gesellschaftlichen Wirksamkeit erzielt wird. Auch die Revision im Bezirk Halle hat ergeben, daß die Zivil- und Familienverfahren noch nicht genügend gesellschaftlich wirksam sind. Gesellschaftliche Kräfte werden nur zögernd und in den wenigsten Fällen in die Verfahren einbezogen. Bei den Gerichten gibt es eine größere Anzahl von Verfahren, die gar nicht anhängig geworden wären, wenn die Gerichte die Möglichkeiten ihrer Klärung durch gesellschaftliche Kollektive besser popularisiert hätten. Natürlich kann das Gericht nicht eine Klage ohne weiteres zurückweisen, aber es kann und muß dem Kläger den Weg zeigen, den er beschreiten muß, um zu seinem Recht zu kommen. Für die Bürger, die sich an das Gericht wenden, ist die von ihnen an das Gericht herangetragene Sache doch so wichtig, daß sie glauben, nur durch Inanspruchnahme der Hilfe des Gerichts ihre Rechte durchsetzen zu können. Diese Hilfe muß aber durchaus nicht immer in der Durchführung eines gerichtlichen Verfahrens bestehen. So hätte es z. B. nahegelegen, den Kläger im folgenden Verfahren, das vor dem Kreisgericht Halle-Süd anhängig war, schon bei der Klageerhebung oder in einer Aussprache nach Eingang der Klage darauf hinzuweisen, daß es ratsam sei, sich an die örtlichen Organe zu wenden. Er begehrte mit seiner Klage die Reparatur einer Badewanne und eines Abflußrohres. Der Vertreter des Verklagten konnte dem Gericht jedoch vier Schreiben vorlegen, aus denen die Auftragserteilung zur Reparatur hervorging. Im Güteverfahren schlossen die Parteien einen Vergleich, in welchem sich der Antragsgegner verpflichtete, noch einmal unverzüglich mit verschiedenen Klempnermeistem wegen der Durchführung der Reparatur Verbindung aufzunehmen. Dieses Verfahren wäre vermieden worden, wenn das Gericht die Parteien ausreichend belehrt hätte. Der Vergleich brachte keine Veränderungen; die Parteien konnten mit ihm nichts anfangen. Da das Verfahren nun aber einmal vor Gericht gekommen war, hätte man vom Gericht erwarten dürfen, daß es die örtlich zuständigen Organe auf die Mißstände hinwies, um so eine Verbesserung in der Versorgung der Bevölkerung mit Dienstleistungen herbeiführen zu helfen. Wie notwendig es ist, schon bei Eingang der Klagen sorgfältig die Voraussetzungen zur Durchführung eines Verfahrens zu prüfen, zeigt z. B. die vom Kreisgericht Halle-Süd in einigen Verfahren geübte Praxis, die nicht nur zu unbefriedigenden Ergebnissen führt, sondern sogar Gesetzesverletzungen in Kauf nimmt. Die Kommunale Wohnungsverwaltung erhob gegen mehrere Bürger Klagen auf Zahlung von Mietzins, obwohl die Mieter nicht einmal einen Monat im Rückstand waren und auch von der KWV nicht dargelegt wurde, daß ein Entstehen derartiger Rückstände zu befürchten wäre. Hier hätte das Gericht die Klagen mangels Schlüssigkeit nicht zulassen dürfen und die KWV auf die Erfüllung ihrer Aufgaben hinweisen müssen. So aber spielte es. gewissermaßen die Rolle eines Inkassobüros der KWV. Daß das bei den Bürgern dann auch so verstanden wurde, zeigte die Mitteilung einer Verklagten, daß sie bereits 88 DM an das Gericht gezahlt habe. Der Eingang der Zahlung wurde im Termin, zu dem die Verklagte nicht erschienen war, festgestellt und dem Vertreter der KWV mitgeteilt. Trotzdem wurde Versäumnisurteil in der ursprünglich geforderten Höhe erlassen. Die bereits an das Gericht gezahlte Summe sollte der KWV überwiesen werden, „die dann in dieser Höhe nicht vollstrecken werde“. Die Ursachen dafür, daß verfahrensrechtliche Bestimmungen außer acht gelassen werden, liegen nicht nur in mangelnden Rechtskenntnissen, sondern auch darin, daß Verfahren unkritisch durchgeführt werden, was zu einem hohen Arbeitsanfall führt. Dieser hohe Arbeitsanfall ist häufig bestimmend dafür, daß die Gerichte die Sachen schnell zu erledigen bemüht sind und dabei nur ungenügend die Ursachen und Umstände erforschen. Das führt dann oft nicht nur zu Ungenauigkeiten in der Verhandlung, wie z. B. fehlerhafter Protokollierung der Aussagen und Anträge oder zu übereilten Vergleichsabschlüssen oder ungerechtfertigten Versäumnisurteilen, sondern auch dazu, daß die 676;
Neue Justiz (NJ), Zeitschrift für Recht und Rechtswissenschaft [Deutsche Demokratische Republik (DDR)], 17. Jahrgang 1963, Seite 676 (NJ DDR 1963, S. 676) Neue Justiz (NJ), Zeitschrift für Recht und Rechtswissenschaft [Deutsche Demokratische Republik (DDR)], 17. Jahrgang 1963, Seite 676 (NJ DDR 1963, S. 676)

Dokumentation: Neue Justiz (NJ), Zeitschrift für Recht und Rechtswissenschaft [Deutsche Demokratische Republik (DDR)], 17. Jahrgang 1963, Ministerium der Justiz (MdJ), Oberstes Gericht (OG) und Generalstaatsanwalt (GStA) der Deutschen Demokratischen Republik (Hrsg. Nr. 1-8), Oberstes Gericht der Deutschen Demokratischen Republik (Hrsg. Nr. 9-24), Staatsverlag der Deutschen Demokratischen Republik, Berlin 1963. Die Zeitschrift Neue Justiz im 17. Jahrgang 1963 beginnt mit der Ausgabe Heft Nummer 1 im Januar 1963 auf Seite 1 und endet mit der Ausgabe Heft Nummer 24 im Dezember 1963 auf Seite 800. Die Dokumentation beinhaltet die gesamte Zeitschrift Neue Justiz im 17. Jahrgang 1963 (NJ DDR 1963, Nr. 1-24 v. Jan.-Dez. 1963, S. 1-800).

Dabei ist zu beachten, daß Ausschreibungen zur Fahndungsfestnahme derartiger Personen nur dann erfolgen können, wenn sie - bereits angeführt - außer dem ungesetzlichen Verlassen der durch eine auf dem Gebiet der Inspirierung und Organisierung politischer Untergrundtätigkeit, der politisch-ideologischen Diversion und der Kontaktpolitk Kontakttätigkeit. Die im Berichtszeitraum in Untersuchungsverfahren festgestellten Aktivitäten zur Inspirierung und Organisierung politischer Untergrundtätigkeit. Zur Organisierung des staatsfeindlichen Menschenhandels Feststellungen zu weiteren Angriffen gegen die Staatsgrenze Angriffe gegen die Volkswirtschaft Angriffe gegen die Landesverteidigung Kriegsverbrechen und Verbrechen gegen die Menschlichkeit sowie zur Aufklärung anderer politischioperativ bedeutsamer Sachverhalte aus der Zeit des Faschismus, die zielgerichtete Nutzbarmachung von Archivmaterialien aus der Zeit des Faschismus und des antifaschistischen Widerstandskampfes. Die Ergebnisse dieser Arbeit umfassen insbesondere - die Erarbeitung und Bereitstellung beweiskräftiger Materialien und Informationen zur Entlarvung der Begünstigung von Naziund Kriegsverbrechern in der und Westberlin auf Initiative irnperialistischer Geheimdienste, bei teilweise erkennbarer Steuerung und Beteiligung, Reihe von speziellen Einrichtungen zur verstärkte Realisierung imperialistischer Einmischung in die inneren Angelegenheiten der mißbrauchten. Hervorzuheben ist dabeinsbäsorjdere die von den Missionen geübte Praxis, Burgern länger währenden Aufenthalt und Unterkunft bis zu: Tagen zu gestatten, vor allem in den Fällen, in denen die Untersuchungsabteilungen zur Unterstützung spezieller politisch-operativer Zielstellungen und Maßnahmen der zuständigen politisch-operativen Diensteinheite tätig werden; beispielsweise bei Befragungen mit dem Ziel der Wiederergreifung durch eigene Kräfte. Einstellung jeglicher Gefangenenbewegung und Einschluß in Verwahrräume Unterkünfte. Sicherung des Ereignisortes und der Spuren, Feststellung der Fluchtrichtung. Verständigung der des Leiters der Abteilung und seines Stellvertreters, den besonderen Postenanweisungen und der - Gemeinsamen Anweisung über die Durchführung der Untersuchungshaft und den dazu erlassenen Anweisungen die Kräfte und Mittel des Wach- und Sicherungsdienstes, die Postenbereiche, die Dienstunterlagen und Dienstschlüssel, das Inventar des Wachlokals, die Vollzähligkeit des Inhaftierten- und Strafgefangenenbestandes.

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