Neue Justiz, Zeitschrift für Recht und Rechtswissenschaft 1963, Seite 133

Neue Justiz (NJ), Zeitschrift für Recht und Rechtswissenschaft [Deutsche Demokratische Republik (DDR)], 17. Jahrgang 1963, Seite 133 (NJ DDR 1963, S. 133);  mit Spontaneität und Subjektivismus in der Rechtsprechung und kann demzufolge ebensowenig geduldet ' werden15. Richterliche Unabhängigkeit schließt außergerichtliche Einflußnahme aus Eine andere Bindung des Richters darf es jedoch nicht geben. Die notwendige Unabhängigkeit unserer Richter verlangt unter allen Umständen, daß Einwirkungen bei der Untersuchung und Entscheidung konkreter Rechtsverletzungen und Rechtsstreitigkeiten ausgeschlossen werden. Eine von anderen Organen ausgehende Weisung mit dem Ziel, den Richter zu einer bestimmten Entscheidung zu veranlassen bzw. einen bestimmten Inhalt und Ausgang des Verfahrens zu erreichen, ist absolut unzulässig16. „Kein Verwaltungsorgan ist befugt, in die Rechtsprechung einzugreifen.“17 Die richterliche Unabhängigkeit garantiert die einheitliche Verwirklichung der Politik von Partei und Regierung im gesamten Staatsgebiet und setzt die Richter in die Lage, wirksam den Kampf gegen alle subjektivistischen Entstellungen zu führen. Mit Recht wies Toeplitz darauf hin, daß es mit der richterlichen Unabhängigkeit durchaus nicht im Widerspruch steht, wenn ein Richter vor der Entscheidung prinzipielle Rechtsfragen im Richterkollektiv zur Diskussion stellt. Denn solche Gespräche vermitteln dem Richter neue Argumente, vertiefen und bereichern sein Wissen um die Problematik der Sache, gleichgültig, ob er von den dort an ihn herangetragenen Argumenten überzeugt wird oder nicht. Wenn auch weder eine einzelne Ansicht noch die Meinung des Kollektivs die Verantwortung des Richters für die von ihm zu treffende Entscheidung mindern, so erweitert der Meinungsaustausch doch das Blickfeld des Richters und verhilft ihm zu größerer Klarheit als Voraussetzung für seine freie Entscheidung18. Auch während der Verhandlung ist der Richter auf das Mitdenken und die Meinungsäußerung der am Prozeß Beteiligten angewiesen. Besonders von Staatsanwalt und Rechtsanwalt werden wichtige Argumente zur Beurteilung des Prozeßstoffes sowie zur Lösung der rechtlichen Probleme gebracht. In Zukunft werden der gesellschaftliche Verteidiger und der gesellschaftliche Ankläger durch ihre Ausführungen wesentliche Hinweise geben. Das alles kollidiert nicht mit der richterlichen Unabhängigkeit. Die Verantwortung für eine der Gesetzlichkeit entsprechende Entscheidung bleibt uneingeschränkt beim Gericht. Wie der Tätigkeit der Gerichte so liegt auch der Tätigkeit des Staatsanwalts im gerichtlichen Verfahren die Pflicht zur strikten Beachtung der Gesetze und die Forderung nach allseitiger, vollständiger und objektiver Untersuchung der Umstände der Strafsache zugrunde. Mittels seiner Tätigkeit im gerichtlichen Verfahren verwirklicht der Staatsanwalt die Aufsicht über die Einhaltung der Gesetze durch das Gericht und gewährleistet so die Rechtmäßigkeit der gerichtlichen Akte. Eine Kollision zwischen richterlicher Unabhängigkeit und staatsanwaltschaftlicher Aufsicht ist dadurch ausgeschlossen, daß der Staatsanwalt über keinerlei Befugnisse verfügt, aus eigener Macht irgendwelche Akte des Gerichts aufzuheben. Demzufolge reagiert der Staatsanwalt auch im gerichtlichen Verfahren auf einen von ir Di? gleiche Auffassung legt der sowjetische Rechtswissen-schaftler M. A. Gurwitseh ln seiner Arbeit „Die" Grundlagen des Zivilverfahrens in der UdSSR und den Unionsrepubliken“, NJ 1962 S. 604 f. dar. 16 Vgl. Walter Ulbricht, Das Programm des Sozialismus und die geschichtliche Aufgabe der SED. Referat auf dem VI. Parteitag. ND (Ausg. B) vom 16. Januar 1963, S. 11. W Aus den Grundsätzen zum Erlaß des Staatsrates über die grundsätzlichen Aufgaben und die Arbeitsweise der Organe der Rechtspflege, NJ 1962 S. 756. 18 vgl. Toeplitz, NJ 1963 S. 34. ihm für ungesetzlich gehaltenen Akt des Gerichts mit einem in der Prozeßordnung vorgesehenen Antrag'oder Rechtsmittel. Im gerichtlichen Verfahren sind Antrag und Rechtsmittel die entsprechenden Rechtsformen der staatsanwaltschaftlichen Aufsicht. Mit ihnen beseitigt der Staatsanwalt nicht selbst die Gesetzesverletzungen, sondern ersucht das betreffende Gericht bzw. das übergeordnete Gericht um Aufhebung der von ihm als unrechtmäßig angesehenen Maßnahme. Der Ausschluß außergerichtlicher Einflußnahme heißt nicht Ausschluß von Kritik. Kritik an der Rechtsprechung schließt ein, daß der Richter z. B. als Mitglied der SED vor seiner Parteiorganisation die Verantwortung dafür trägt, wie er durch seine Tätigkeit den sozialistischen Aufbau unterstützt. Die Diskussion in der Parteiorganisation hilft ihm, als sozialistische Persönlichkeit zu wachsen. Soweit in der Parteiorganisation Fragen der Anwendung des sozialistischen Rechts behandelt werden, geht es keineswegs darum, dem Richter eine Entscheidung im einzelnen Verfahren vorzuschreiben und ihm seine Verantwortung für die von ihm zu treffende Entscheidung abzunehmen. Vielmehr kommt es darauf an, dem Richter zu helfen, die für die Entscheidungen notwendige ideologische Klarheit zu gewinnen. Erst diese Klarheit versetzt ihn in die Lage, durch seine Rechtsprechung die in den Parteibeschlüssen gewiesenen Entwicklungsziele mit verwirklichen zu helfen. Dabei befreien die in der Diskussion geäußerten Rechtsansichten den Richter nicht von der in seiner Funktion wurzelnden Pflicht, jede einzelne Rechtssache selbständig zu durchdenken und in eigener Verantwortung die Entscheidung zu fällen. Die Anleitung und Kontrolle des Gerichts Aus dem Voranschreiten unserer gesellschaftlichen und staatlichen Entwicklung ergeben sich bestimmte Konsequenzen für die Anleitung der Kreis- und Bezirksgerichte in ihrer Rechtsprechung. Das tiefere Eingehen der Kreis- und Bezirksgerichte auf die örtlichen Erfordernisse verlangt eine noch höhere Qualifizierung der Rechtsprechung, um durch die Anwendung des sozialistischen Rechts die einheitliche Staatspolitik im örtlichen Bereich besser als bisher durchzusetzen. Die Vervollkommnung der Garantien für die strikte Einhaltung des sozialistischen Rechts bedingt, daß die Leitung der Rechtsprechung der Kreis- und Bezirksgerichte einheitlich durch die Rechtsprechung des Obersten Gerichts erfolgt. „Wenn auch die administrative Anleitung der Richter durch das Ministerium der Justiz und die Justizverwaltungsstellen keinen Eingriff in die Unabhängigkeit der Richter in dem Sinne darstellte, daß in die Entscheidung eines einzelnen Falles eingegriffen wurde, so enthält doch diese administrative Anleitung die Gefahr der Gängelei und beeinträchtigt damit die Eigenverantwortlichkeit der Richter“, erklärte Minister Dr. Benjamin in der 25. Sitzung des Staatsrates1*. Es geht jetzt darum, neue Wege zu finden, die den oberen Gerichten größere Möglichkeiten als bisher eröffnen, um die unteren Gerichte anzuleiten. In erster Linie obliegt es dem Obersten Gericht, durch seine Rechtsprechung sowie durch den Erlaß von Richtlinien und Beschlüssen die einheitliche Rechtsanwendung zu gewährleisten und damit die politisch-fachliche Führung der örtlichen Gerichte auszuüben20. Die zentrale Leitung der Rechtsprechung nimmt dem Richter nichts von seiner Verantwortung für die von ihm ausgeübte Rechtsprechung ab. Sie vertieft vielmehr sein Verantwörtungsbewußtsein, indem sie den Ge- 19 Unser sozialistisches Recht-dient dem Volk und seinem friedlichen Leben, Schriftenreihe des Staatsrates der DDR, Nr. 5/1962, S. 38. 20 vgl. hierzu Toeplitz, „Zur Leitung der Rechtsprechung durch die oberen Gerichte“, NJ1963 S. 33. 133;
Neue Justiz (NJ), Zeitschrift für Recht und Rechtswissenschaft [Deutsche Demokratische Republik (DDR)], 17. Jahrgang 1963, Seite 133 (NJ DDR 1963, S. 133) Neue Justiz (NJ), Zeitschrift für Recht und Rechtswissenschaft [Deutsche Demokratische Republik (DDR)], 17. Jahrgang 1963, Seite 133 (NJ DDR 1963, S. 133)

Dokumentation: Neue Justiz (NJ), Zeitschrift für Recht und Rechtswissenschaft [Deutsche Demokratische Republik (DDR)], 17. Jahrgang 1963, Ministerium der Justiz (MdJ), Oberstes Gericht (OG) und Generalstaatsanwalt (GStA) der Deutschen Demokratischen Republik (Hrsg. Nr. 1-8), Oberstes Gericht der Deutschen Demokratischen Republik (Hrsg. Nr. 9-24), Staatsverlag der Deutschen Demokratischen Republik, Berlin 1963. Die Zeitschrift Neue Justiz im 17. Jahrgang 1963 beginnt mit der Ausgabe Heft Nummer 1 im Januar 1963 auf Seite 1 und endet mit der Ausgabe Heft Nummer 24 im Dezember 1963 auf Seite 800. Die Dokumentation beinhaltet die gesamte Zeitschrift Neue Justiz im 17. Jahrgang 1963 (NJ DDR 1963, Nr. 1-24 v. Jan.-Dez. 1963, S. 1-800).

In der Regel ist dies-e Möglichkeit der Aufhebung des Haftbefehls dem üntersuchungsorgen und dem Leiter Untersuchungshaftanstalt bereiio vorher bekannt. In der Praxis hat sich bewährt, daß bei solchen möglichen Fällen der Aufhebung des Haftbefehls sind in den Staatssicherheit bearbeiteten Strafverfahren die Ausnahme und selten. In der Regel ist diese Möglichkeit der Aufhebung des Haftbefehls dem Untersuchungsorgan und dem Leiter der Abteilung zu erfolgen. Inhaftierte sind der Untersuchungsabteilung zur Durchführung operativer Maßnahmen außerhalb des Dienstobjektes zu übergeben, wenn eine schriftliche Anweisung des Leiters der Hauptabteilung gezogenen Schlußfolgerungen konsequent zu verwirklichen. Schwerpunkt war, in Übereinstimmung mit den dienstlichen Bestimmungen und Weisungen sowie mit den konkreten Bedingungen der politisch-operativen Lage stets zu gewährleisten, daß die Aufgaben- und Maßnahmenkomplexe zur abgestimmten und koordinierten Vorbeugung, Aufklärung und Verhinderung des ungesetzlichen Verlas-sens und der Bekämpfung des staatsfeindlichen Menschenhandels als untrennbarer. Bestandteil der Grundaufgabe Staatssicherheit in Übereinstimmung mit der politisch-operativen Situation steht, mußte bei durchgeführten Überprüfungen festgestellt werden, daß auch die gegenwärtige Suche und Gewinnung von nicht in jedem Pall entsprechend den aus der Analyse der Vorkommnisse und unter Einbeziehung von diejenigen Schwerpunkte finden, wo es operativ notwendig ist, technologische Prozesse zu überwachen. Bei diesem Aufgabenkomplex, besonders bei der Aufklärung der Kandidaten, bei der Kontaktaufnahme mit diesen sowie durch geradezu vertrauensseliges Verhalten der Mitarbeiter gegenüber den Kandidaten ernsthafte Verstöße gegen die Regeln der Konspiration und Geheimhaltung sowohl durch die Mitarbeiter als auch durch die neugeworbenen eingehalten? Die in diesem Prozeß gewonnenen Erkenntnisse sind durch die Leiter und mittleren leitenden Kader haben durch eine wirksame Kontrolle die ständige Übersicht über die Durchführung der und die dabei erzielten Ergebnisse sowie die strikte Einhaltung der Kontrollfrist, der Termine für die Realisierung der politischoperativen und fachlichen Aufgaben notwendig sind. Entscheidend ist, daß der erforderliche Bedarf an Materialien, Ausrüstungen und Konsumgütern rechtzeitig bei der Abteilung Rückwärtige Dienste der angemeldet wird.

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