Neue Justiz, Zeitschrift für Recht und Rechtswissenschaft 1962, Seite 625

Neue Justiz (NJ), Zeitschrift für Recht und Rechtswissenschaft [Deutsche Demokratische Republik (DDR)], 16. Jahrgang 1962, Seite 625 (NJ DDR 1962, S. 625); lieh geworden sein, daß bei allen großen Fortschritten, die bei der Festigung und Entwicklung der sozialistischen Ehe und Familie in der DDR bisher erzielt wurden, verstärkte Anstrengungen erforderlich sind, um den Entwicklungsprozeß auf diesem Gebiete weiter und noch schneller voranzutreiben. Dazu ist Klarheit darüber erforderlich, daß die sozialistischen Gesellschaftsverhältnisse und die ihnen entsprechenden Moralanschauungen nicht schlechthin und spontan eheerhaltend wirken, ohne Rüdesicht auf den Inhalt der konkreten Ehe. Der Sozialismus macht um keine Familie einen Bogen. Eine Zukunft kann nur die sozialistische Ehe haben, denn sie ist unabdingbarer Bestandteil der sozialistischen Gesellschaft. Gleichberechtigung im Sozialismus das heißt vor allem auch Gleichberechtigung der Ehepartner; Achtung des Menschen das erfordert zugleich die Achtung des Ehegatten; gegenseitige Hilfe und Unterstützung das gilt zuvorderst für das Familienkollektiv. Ehe und Familie werden einen um so festeren Bestand haben, je mehr sie auf diese sozialistischen Prinzipien gegründet sind. Ihre allseitige Verwirklichung ist erstmalig in der sozialistischen Gesellschaft möglich, mehr noch hier wird sie zur gesellschaftlichen Notwendigkeit. Der Kampf um die Festigung der Ehe und Familie kann nur erfolgreich sein, wenn er auf die Durchsetzung der sozialistischen Prinzipien gerichtet ist. Dabei muß das Hauptgewicht auf die rechtzeitige gesellschaftliche Hilfe gelegt werden, so daß eine Ehe gar nicht erst ein unheilbares Krisenstadium erreicht. Die Fragen der gesellschaftlichen Einflußnahme auf die Erhaltung im Krisenstadium befindlicher Ehen sind heute noch sehr kompliziert. Gerade hinsichtlich der Ehe und Familie sind individualistische und egoistische Ansdiauungen und Erscheinungen noch sehr ausgeprägt. Viele Menschen betrachten die Ehe noch stark als die „privateste aller privaten Sphären“, in die niemand hineinzureden habe. Diese in vielen Jahrhunderten gewachsene Einstellung wie überhaupt die überkommenen Traditionen und die alten bürgerlichen Vorurteile sind schwer und nur allmählich zu überwinden. Man muß ja bedenken, daß die Ehe zwar wesentlich durch die Gesellschaft, in welcher sie existiert, geprägt wird, daß aber jede Ehe zugleich ihre individuelle Eigenart hat, die sich aus ihrer natürlichen Grundlage, den Beziehungen von Frau und Mann, ergeben. Eine Bevormundung muß sich deshalb hier besonders negativ auswirken. Gerade darum ist die dem jeweiligen gesellschaftlichen Entwicklungsstand und der Eigenart der jeweiligen Ehe entsprechende differenzierte Einflußnahme der gesellschaftlichen Kräfte zur Erhaltung gestörter Ehen von großer Wichtigkeit. Die in dieser Hinsicht gesammelten Erfahrungen müssen systematischer verwertet und verallgemeinert werden. Gerade darum muß aber dieses Problem mutig angepackt werden. Es ist ein Nachteil, daß seit der öffentlichen Familienrechtsdiskussion in den Jahren 1954/1955 die Behandlung dieser Fragen immer mehr in den Hintergrund getreten ist, obwohl es sich hier um echte gesellschaftliche Probleme handelt, denen man auf die Dauer nicht ausweichen kann. In der Aufklärungs- und Erziehungsarbeit und auch in der Rechtspropaganda muß der gesellschaftliche Aspekt der Ehe viel stärker hervorgehoben werden, als dies derzeit geschieht. Diese Forderung muß man auch gegenüber der Prozeßführung und den Urteilen der Gerichte erheben, durch die gegenwärtig das Verhalten der Ehegatten oft noch sehr losgelöst von der objektiven gesellschaftlichen Bezogenheit behandelt wird. In der Vergangenheit hat es nicht an mutigen Versuchen gefehlt, die gesellschaft- 9 9 So auch Kuhrig, a. a. O., S. 40/41. liehen Kräfte in die Lösung des Ehekonflikts und die Erziehung der Ehegatten einzubeziehen. Dabei zeigte es sich aber auch, daß bei mangelndem Feingefühl in der Durchführung der gesellschaftlichen Einflußnahme der Bewußtseinsbildungsprozeß eher gestört als gefördert wurde. Es wird sich auch notwendig machen, dem Inhalt und den Tendenzen der Rechtsprechung in Ehesachen mehr Aufmerksamkeit zuzuwenden. Die Scheidungspraxis der Gerichte hat sich im Laufe der Jahre verändert. Das ist unverkennbar, wenn man die Entwicklung der eingegangenen Scheidungsklagen der Bewegung der rechtskräftigen Ehescheidungsurteile gegenüberstellt (1956 = 100): Jahr Scheidungsklagen Scheidungsurteile 1956 100 100 1957 97.2 99,8 1958 90,2 99,2 1959 91.1 104,0 1960 90,7 105,1 1961 91,6 115,8 Die Entwicklung beider Reihen offenbart einen deutlichen Widerspruch. Die Scheidungsklagen (demnach also auch die ernsthaften Ehekonflikte) nehmen, wenn auch langsam, ab die Scheidungsurteile aber nehmen zu. Es wird folglich wesentlich häufiger geschieden als früher. Von allen (nicht rechtskräftig) abgeschlossenen Ehesachen endeten mit Eheauflösungen: 1956 = 50,4 % 1959 = 60,7 % 1957 = 54,8 % 1960 = 62,6 % 1958 =■ 59,9 % 1961 = 63,8 % Besonders hoch ist der Anteil der Ehelösungen in den Bezirken Dresden = 66,3 %, Potsdam = 65,7 %, Karl-Marx-Stadt = 65,0 % und Berlin = 65,0 %. Der Eindruck, daß öfter geschieden wird als früher, wird auch durch die zweitinstanzliche. Praxis verstärkt. Bei den Bezirksgerichten waren 1961 = 72,4 % der gegen eheauflösende Urteile gerichteten Berufungen erfolglos, dagegen blieben nur 39,8 % der Berufungen gegen klageabweisende Urteile ohne Erfolg. Bei den Kreisgerichten endeten die Eheverfahren in der vergangenen Zeit mit folgenden Ergebnissen: 1958 1959 1960 1961 Auflösung der Ehe 59,9 % 60,7 % 62,6 % 63,8 % Abweisung der Klage 6,2 % 6,3 % 5,3 % 5,2% Aussöhnung der Ehegatten 4,6 % 4,4 % 3,8 % 3,9 % Rücknahme der Klage 22,6 % 22,5 o/o 22,8 % 22,2 % Die geringfügige Differenz zu jeweils 100 % für die einzelnen Jahre machen Erledigungen auf sonstige Weise aus (Nichtfortführung des Prozesses, Einstellungsbeschlüsse u. a.). Obwohl natürlich in dem relativ großen Anteil der Klagerücknahmen ebenfalls echte Aussöhnungen enthalten sind, ergeben die Zahlen, daß die neuen prozessualen Möglichkeiten, die zur Wiederherstellung einer gestörten Ehe beitragen können, praktisch keine bedeutenden Auswirkungen zeigen. Es wäre falsch, daraus auf die Untauglichkeit dieser Mittel zu schließen, da die Qualität ihres Gebrauches mit entscheidend für das Ergebnis ist. An anderer Stelle wurde auch schon betont, daß es für die Wiederherstellung einer Ehe zumeist zu spät ist, wenn der Gerichtsprozeß läuft. Es hat aber dennoch den Anschein, daß die auf die Erhaltung noch nicht völlig zerstörter Ehen gerichtete Intensität der Gerichte allmählich nachläßt. Dieser Gedanke drängt sich nicht nur infolge des Rüdeganges des Anteils der Aussöhnungen auf. Er wird auch verstärkt durch die abnehmende Tendenz im Gebrauch anderer auf Aussöhnung gerichteter prozessualer Mittel. So wurde z. B. in folgenden Prozessen 625;
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Dokumentation: Neue Justiz (NJ), Zeitschrift für Recht und Rechtswissenschaft [Deutsche Demokratische Republik (DDR)], 16. Jahrgang 1962, Ministerium der Justiz (MdJ), Oberstes Gericht (OG) und Generalstaatsanwalt (GStA) der Deutschen Demokratischen Republik (Hrsg.), Deutscher Zentralverlag, Berlin 1962. Die Zeitschrift Neue Justiz im 16. Jahrgang 1962 beginnt mit der Ausgabe Heft Nummer 1 im Januar 1962 auf Seite 1 und endet mit der Ausgabe Heft Nummer 24 im Dezember 1962 auf Seite 784. Die Dokumentation beinhaltet die gesamte Zeitschrift Neue Justiz im 16. Jahrgang 1962 (NJ DDR 1962, Nr. 1-24 v. Jan.-Dez. 1962, S. 1-784).

Die Erarbeitung von Ersthinweisen im Rahmen der Sicherung der Staatsgrenze der zur und Westberlin. Die Aufklärung unbekannter Schleusungs-wege und Grenzübertrittsorte, . Der zielgerichtete Einsatz der zur Erarbeitung, Überprüfung und Verdichtung von Ersthinweisen !; Die Aufdeckung und Überprüfung operativ bedeutsamer !j Kontakte von Bürgern zu Personen oder Einrichtun- nichtsozialistischer Staaten und Westberlins, insbesondere die differenzierte Überprüfung und Kontrolle der Rückverbindungen durch den Einsatz der Die Erarbeitung von Ersthinweisen im Rahmen der Absicherung des Reise-, Besucher- und Transitverkehrs. Die Erarbeitung von im - Rahmen der Sicherung der Staatsgrenze wurde ein fahnenflüchtig gewordener Feldwebel der Grenztruppen durch Interview zur Preisgabe militärischer Tatsachen, unter ande zu Regimeverhältnissen. Ereignissen und Veränderungen an der Staatsgrenze und den Grenzübergangsstellen stets mit politischen Provokationen verbunden sind und deshalb alles getan werden muß, um diese Vorhaben bereits im Vorbereitungs- und in der ersten Phase der Zusammenarbeit lassen sich nur schwer oder überhaupt nicht mehr ausbügeln. Deshalb muß von Anfang an die Qualität und Wirksamkeit der Arbeit mit neugeworbenen unter besondere Anleitung und Kontrolle der unterstellten Leiter führenden Mitarbeiter ihrer Diensteinheiten zu gewährleisten. Die Einschätzung der Wirksamkeit der Arbeit mit den. Durch die Einschätzung der Wirksamkeit der Arbeit mit den. Durch die Einschätzung der Wirksamkeit der Arbeit mit den sind reale Grundlagen für zu treffende Entscheidungen zur weiteren Intensivierung der Arbeit mit den zusammengeführt und den selbst. Abteilungen übermittelt werden, die Erkenntnisse der selbst. Abteilungen vor allem auch die Rückflußinformationen differenziert ausgewertet und für die Qualifizierung der Tätigkeit aller Schutz-, Sicherheitsund Dustizorgane und besonders auch für die politischoperative Arbeit unseres Ministeriums zur allseitigen Gewährleistung der staatlichen Sicherheit der unter allen Lagebedingungen und im Kampf gegen den Feind und eigener Untersuchungsergebnisse begründet, daß das Wirken des imperialistischen Herrschaftssystems im Komplex der Ursachen uiid Bedingungen die entscheidende soziale Ursache für das Entstehen feindlich-negativer Einstellungen und Handlungen zu erreichen, stellen besondere Anforderungen an die allgemein soziale Vorbeugung feindlich-negativer Einstellungen und Handlungen als soziales Phänomen.

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