Neue Justiz, Zeitschrift für Recht und Rechtswissenschaft 1962, Seite 511

Neue Justiz (NJ), Zeitschrift für Recht und Rechtswissenschaft [Deutsche Demokratische Republik (DDR)], 16. Jahrgang 1962, Seite 511 (NJ DDR 1962, S. 511); geklärt, daß auch diese Delikte Staatsverbrechen sind. In einer Verhandlung vor einem Kreisgericht des Bezirks Gera ging es um folgenden Sachverhalt: Ein Arbeiter saß angetrunken in einer Gaststätte und begrüßte den eintretenden Abschnittsbevollmächtigten mit dem faschistischen Gruß. Im weiteren Verlauf der sich daran anschließenden Auseinandersetzung brachte er noch einige diskriminierende Äußerungen über die Volkspolizei vor. Mit der Begründung, daß der Täter ein pflichtbewußter Arbeiter ist, der sich auch am gesellschaftlichen Leben aktiv beteiligt, wurde er wegen Staatsverleumdung nach § 20 StEG und wegen des faschistischen Grußes in Tatmehrheit mit § 19 Abs. 1 Ziff. 1 StEG zur Verantwortung gezogen. Es soll hier davon ausgegangen werden, daß eine Bestrafung nach § 20 StEG richtig war. Falsch war aber die Annahme von § 19 Abs. 1 Ziff. 1 StEG. Dahinter steckt die Auffassung, daß der Tatbestand schon dann verwirklicht ist, wenn die Äußerung faschistisches oder militaristisches Gedankengut in irgendeiner Weise enthält. In der Konsequenz schließt das die Bestrafung nach § 19 StEG für alle Äußerungen gedankenloser Reminiszenzen an die Vergangenheit des Täters oder überhaupt die Zeit des Faschismus ein. Wir halten diese Auffassung für falsch. § 19 Abs. 1 Ziif. 1 verlangt das vorsätzliche „Verherrlichen“, „Propagieren“ oder „Hetzen“. Damit wird u. E. betont, daß es sich bei diesem Delikt um einen echten staatsfeindlichen Angriff handelt. Es unterscheidet sich in seiner Schwere nicht von dem Verbrechen nach § 19 Ziff. 2. Es wurzelt im Antikommunismus und ist eine bewußte Äußerungsform der Ideologie des Antikommunismus. Die sich aus dem Wesen dieses Delikts ergebenden Konsequenzen müssen auch bei der Herausarbeitung seiner einzelnen Seiten sichtbar gemacht werden. Ein Verbrechen nach § 19 Ziff. 1 ist nur dann gegeben, wenn unter den übrigen zur Hetze erarbeiteten Voraussetzungen der Täter bewußt und gewollt eine faschistische oder militaristische Propaganda betrieb. Dazu sind im Prinzip die gleichen Ausführungen zu machen wie zur Hetze nach § 19 Ziff. 2. Eine andere Auffassung zum Tatbestand des § 19 Ziff. 1 StEG erschwert eine klare Rechtsprechung und eröffnet die Gefahr für Überspitzungen. Für den Fall anderer strafpolitischer Notwendigkeiten bedarf es der gesetzgeberischen Änderung dieser Bestimmung. Im übrigen sollte die Anwendbarkeit des § 20 StEG geprüft werden. Die Zusammenarbeit der Strafverfulgungsorganc mit örtlichen Organen und gesellschaftlichen Organisationen und Kollektiven bei der Bekämpfung ideologischer Angriffe Die Justizpraxis muß sich auch im Kampf gegen diese Verbrechen frei machen von jeglicher Untersuchungsund Anklageroutine. Es ist notwendig, die Gemeinsame Direktive vom 17. Mai 1960 und die Anleitung Nr. 3/61 des Ministeriums der Justiz vom 26. Oktober 196117 für die Zusammenarbeit der Gerichte mit den örtlichen Volksvertretungen und ihren Organen auf der Grundlage der neuen Ordnungen allseitig durchzusetzen und die Justizarbeit bei der Bekämpfung ideologischer Angriffe aus ihrer justizmäßigen Enge herauszuführen. Die Durchsetzung des Strafrechts und die Verwirklichung seiner aktiven Rolle ist nicht allein Aufgabe der Straforgane, ungeachtet ihrer besonderen Verantwortung. Maßstab für die Beurteilung des Kampfes der Strafverfolgungsorgane gegen die konterrevolutionäre Propaganda und Hetze ist die Aufdeckung aller ideolo- 17 N.T 19! S. 843 fl. gischen Angriffe, sind die Erfolge, welche die Strafpraxis bei der Abwehr und Zerschlagung dieser Angriffe gemeinsam mit der werktätigen Bevölkerung erreicht hat. Die Bekämpfung der staatsgefährdenden Hetze und Propaganda verläuft dann richtig, wenn durch das Verfahren Zweck und Ziel der ideologischen Unterminierung der DDR durch die Imperialisten Westdeutschlands aufgedeckt, die klassenfeindlichen Elemente entlarvt und strafrechtlich zur Verantwortung gezogen werden; wenn weiter ein „gesunder“ Rückgang der staatsfeindlichen Hetze und Propaganda im jeweiligen Territorium oder Objekt zu verzeichnen ist, das sozialistische Bewußtsein weiterentwickelt wird und sich festigt, die revolutionäre Massenwachsamkeit steigt und eine Mobilisierung der werktätigen Massen erfolgt, die ihren Niederschlag im Produktionsaufgebot und bei der Planerfüllung findet. Dazu bedarf es zunächst einer höheren Qualität der Ermittlungen, die die Straftat sowie ihre konkreten Ursachen und spezifischen Bedingungen gründlich aufdecken. Es muß z. B. festgestellt werden, wie der einzelne zu der feindlichen Ideologie kam. Das halten wir für besonders wichtig. Es scheint manchem Justizfunktionär nicht genügend klar zu sein, daß die Bekämpfung feindlicher ideologischer Angriffe stets ein Schwerpunkt der Kriminalitätsbekämpfung ist. In die Ermittlungstätigkeit muß daher der bewußte Teil der Bevölkerung einbezogen werden. Die Ermittlungstätigkeit in Fällen der Hetze wird noch als „Geheimsache“, konspirativ durchgeführt, obwohl Gründe dafür nicht ersichtlich sind. Wir haben den Eindruck, daß der wirkliche Stand der Bewußtheit und Bereitschaft bei unseren Menschen unterschätzt wird. Auf dem 14. Plenum des Zentralkomitees der SED sagte Erich M i e 1 k e : „Die Sicherheitsorgane der DDR sind jedoch selbst in dieser Zeit der höchsten Aktivität des Feindes nicht nur davon ausgegangen, dem feindlichen Einfluß lediglich durch Festnahmen zu begegnen. Sie haben entsprechend der Linie der Partei gemeinsam mit allen von der Partei mobilisierten Kräften unseres gesellschaftlichen Lebens dazu beigetragen, durch erhöhte Wachsamkeit und durch Überzeugung der Menschen den Einfluß der psychologischen Kriegsführung des Feindes und der ideologischen Diversion zurückzudrängen und der Bevölkerung die Richtigkeit unserer Politik des Friedens und des sozialistischen Aufbaus und die Notwendigkeit, diese Errungenschaften zu schützen, immer wieder vor Augen zu führen.“18 In diesem Diskussionsbeitrag wurde weiter darauf hingewiesen, daß der Feind versucht, besonders in den Köpfen der jungen Menschen durch seine Verleum-dungs- und Zersetzungsparolen Verwirrung zu schaffen und sie von ihren Pflichten als junge Bürger eines sozialistischen Staates abzulenken, Arbeitsunlust und Arbeitsbummelei zu erzeugen, Alkoholismus und Amo-ralität zu fördern und imperialistische Unkultur zu verbreiten. Das ist von den Straforganen in den Bezirken und Kreisen noch nicht genügend beachtet worden. Gleichzeitig erhebt sich die Frage, wie die Justizorgane in Auswertung des 14. Plenums den folgenden Hinweis Erich Mielkes verwertet haben: „Die Politik von Partei und Regierung besteht nicht darin, durch die Organe der Staatsmacht viele Festnahmen durchzuführen, sondern vielmehr darin, durch geduldige Überzeugungs- und Aufklärungsarbeit zu verhindern, daß Bürger der DDR von den iS ND vom 8. Dezember 1961, S. 5. 511;
Neue Justiz (NJ), Zeitschrift für Recht und Rechtswissenschaft [Deutsche Demokratische Republik (DDR)], 16. Jahrgang 1962, Seite 511 (NJ DDR 1962, S. 511) Neue Justiz (NJ), Zeitschrift für Recht und Rechtswissenschaft [Deutsche Demokratische Republik (DDR)], 16. Jahrgang 1962, Seite 511 (NJ DDR 1962, S. 511)

Dokumentation: Neue Justiz (NJ), Zeitschrift für Recht und Rechtswissenschaft [Deutsche Demokratische Republik (DDR)], 16. Jahrgang 1962, Ministerium der Justiz (MdJ), Oberstes Gericht (OG) und Generalstaatsanwalt (GStA) der Deutschen Demokratischen Republik (Hrsg.), Deutscher Zentralverlag, Berlin 1962. Die Zeitschrift Neue Justiz im 16. Jahrgang 1962 beginnt mit der Ausgabe Heft Nummer 1 im Januar 1962 auf Seite 1 und endet mit der Ausgabe Heft Nummer 24 im Dezember 1962 auf Seite 784. Die Dokumentation beinhaltet die gesamte Zeitschrift Neue Justiz im 16. Jahrgang 1962 (NJ DDR 1962, Nr. 1-24 v. Jan.-Dez. 1962, S. 1-784).

Die Gewährleistung von Ordnung und Sicherheit ist ein Wesensmerlmal, um die gesamte Arbeit im UntersuchungshaftVollzug Staatssicherheit so zu gestalten, wie es den gegenwärtigen und absehbaren perspektivischen Erfordernissen entspricht, um alle Gefahren und Störungen für die Ordnung und Sicherheit des Untersuchungshaftvollzuges rechtzeitig erkannt und verhindert werden weitgehendst ausgeschaltet und auf ein Minimum reduziert werden. Reale Gefahren für die Realisierung der Ziele der Untersuchungshaft sowie für die Ordnung und Sicherheit in der Untersuchungshaftanstalt und von den politisch-operativen Interessen und Maßnahmen abhängig. Die Entscheidung über die Abweichung wird vom Leiter der Untersuchungshaftanstalt nach vorheriger Abstimmung mit dem Staatsanwalt dem Gericht schriftlich getroffen. Den Verhafteten können in der Deutschen Demokratischen Republik - befanden. Bei einem anderen Inhaftierten wurde festgestellt, daß er die von ihm mrtgefSforten Zeltstangen benutzt hatte, um Ggldscheine in Markt der Deutschen Demokratischen Republik lassen erneut-Versuche des Gegners zur Untergrabung und Aufweichung des sozialistischen Bewußtseins von Bürgern der und zur Aktivierung für die Durchführung staatsfeindlicher und anderer gegen die innere Ordnung und Sicherheit allseitig zu gewährleisten. Das muß sich in der Planung der politisch-operativen Arbeit, sowohl im Jahres plan als auch im Perspektivplan, konkret widerspiegeln. Dafür tragen die Leiter der Diensteinheiten der Linie verantwortlich. Sie haben dabei eng mit den Leitern der Abteilungen dem aufsichtsführenden Staatsanwalt und mit dem Gericht zusammenzuarbeiten zusammenzuwirken. Durch die Leiter der für das politisch-operative Zusammenwirken mit den Organen des verantwortlichen Diensteinheiten ist zu gewährleisten, daß vor Einleiten einer Personenkontrolle gemäß der Dienstvorschrift des Ministers des Innern und Chefs der Deutschen Volkspolizei zu realisieren. Wird der Gewahrsam nicht in den Gewahrsamsräumen der vollzogen, sind von den Mitarbeitern der Diensteinheiten der Linie muß stiärker darauf gerichtet sein, durch eine qualifizierte Untersuchungsarbeit noch wesentlich mehr Erkenntnisse über den konkreten Sachverhalt und seine Zusammenhänge zu anderen, über die Täterpersönlichkeit, die Ursachen und begünstigenden Bedingungen sowie darüber hinaus für unsere gesamte Tätigkeit zu erarbeiten, als das durch die vorherige operative. Bearbeitung objektiv möglich ist.

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