Neue Justiz, Zeitschrift für Recht und Rechtswissenschaft 1962, Seite 430

Neue Justiz (NJ), Zeitschrift für Recht und Rechtswissenschaft [Deutsche Demokratische Republik (DDR)], 16. Jahrgang 1962, Seite 430 (NJ DDR 1962, S. 430); Zeuge Haller berichtet hat. Dieser Mord erfolgte durch den bewaffneten Agenten Rudolf Müller, der aus Westberlin durch den Tunnel in der Jerusalemer Straße in das Gebiet der DDR eindrang. Im vorliegenden Verfahren wurde festgestellt, daß der Angeklagte Mohr dem Zeugen Jonas Anfang Mai den Auftrag der Westberliner Agentenorganisation „Girrmann“ überbracht hat, das Haus im demokratischen Berlin zu erkunden, in dem der Tunnel enden sollte. Die Bonner und Westberliner Ultras stützen sich bei ihren Provokationen gegen die DDR auf asoziale, deklassierte und kriminelle Elemente aus dem demokratischen Berlin. Es handelt sich dabei überwiegend um Personen, die sich vor dem 13. August 1961 häufig in Westberlin aufgehalten haben, die dem Frontstadtsumpf erlegen sind und einer ordentlichen Arbeit aus dem Wege gehen. Durch Westrundfunk und Westfernsehen wurden sie auch nach dem 13. August in ihrer asozialen Haltung und in ihrer Feindschaft gegen den sozialistischen Aufbau in der DDR bestärkt. Solche Personen wie der Angeklagte Richter, der es an keiner Arbeitsstelle aushielt und wegen Staatsverleumdung und Einführung von Schund- und Schmutzschriften vorbestraft ist, wie der Zeuge Küter, der bereits mit 14 Jahren Westberliner Bars besuchte und bald nach der Schulentlassung wegen Einbruchsdiebstahls zu 18 Monaten Jugendgefängnis verurteilt werden mußte, oder wie der arbeitsscheue Angeklagte Bleschinski, der aus drei Vorstrafen noch keine Lehre gezogen hat, waren bedenkenlos bereit, den Aufforderungen der Frontstadtpolitiker zu Gewalt- und Mordtaten zu folgen. Die Anstifter dieser Verbrechen in Westberlin wollen mit ihrer Einflußnahme auf diese asozialen Elemente zweierlei erreichen: 1. Sie wollen den Eindruck erwecken, als ob sie für ihre feindliche Tätigkeit und für ihre Aufrufe zu Diversionsakten eine feste Basis in der DDR hätten. 2. Sie wollen ihren durch die Maßnahmen des 13. August 1961 stark geschwächten Agentenbestand auffüllen, um neue Kräfte für eine verbrecherische Tätigkeit gegen die DDR zu gewinnen. So ist es kennzeichnend, daß der Zeuge Küter bereit war, nach gelungenem Grenzdurchbruch von Westberlin aus an Provokationen gegen die Staatsgrenze der DDR teilzunehmen. Aus den Aussagen des Angeklagten Steglich geht hervor, daß mehrere durch seine Agentenorganisation nach Westberlin geschleuste Bürger der DDR dort in die Organisation eingebaut wurden, wie z. B. Volker Lerbs und Gisela Spors, während andere ehemalige DDR-Bürger in ein amerikanisches Agentenzentrum in Westdeutschland ausgeflogen wurden. Zu den Organisationen, die im Rahmen dieser von Monat zu Monat gesteigerten feindlichen Tätigkeit gegen die Staatsgrenze der DDR in Erscheinung treten, gehört die Organisation „Girrmann“. Ihr Aufbau, ihre Zielsetzung und der Umfang der von ihr durchgeführten und geplanten Verbrechen ergeben sich aus den Aussagen der Angeklagten Steglich und Mohr und der Zeugen Miehlke und Karman. Diese Organisation heißt nach ihrem Leiter Detlef Girrmann, der nach den Bekundungen des Zeugen Hofmann seit 1949 angeworbener Agent des „Ostbüros der SPD“ war und bereits damals außerdem Beziehungen zur sog. „Kampfgruppe gegen Unmenschlichkeit“ und zum amerikanischen Hetzsender RIAS unterhielt. Gegenwärtig ist Girrmann Leiter der Förderungsabteilung der sog. „Freien Universität“ in Westberlin. In deren Gebäude in Berlin-Zehlendorf, Ihnestraße 20, befindet sich auch der zentrale Sitz der Organisation. Sie beschäftigt sich mit der planmäßigen Organisierung von Grenzverletzungen, der Unterminierung der Staatsgrenze der DDR durch von Westberlin vorgetrie- bene Tunnel, der Fälschung von Pässen und der Ausstellung falscher Pässe zur Täuschung der Grenz-sicherüngsorgane der DDR, mit organisiertem Menschenhandel und seit einigen Monaten mit der Vorbereitung gewaltsamer Grenzdurchbrüche unter Anwendung von Waffengewalt, Sprengstoffen und unter dem Feuerschutz von Agentengruppen und von Angehörigen der Westberliner Polizei. Zur Leitung dieser Agentenzentrale gehören außer Girrmann der Agent des westdeutschen Geheimdienstes Thieme, der als Referendar von der Westberliner Justizverwaltung beurlaubt wurde, um sich voll seiner Agententätigkeit widmen zu können; der Leiter des sogenannten „Hauses der Zukunft“, Berlin-Zehlendorf, Goethestraße, Köhler; der Agent des amerikanischen Geheimdienstes Veigel alias Schwarzer. Durch dieses Leitungsgremium wird die Tätigkeit mehrerer Gruppen von deutschen und ausländischen Studenten angeleitet und koordiniert, die unter Anwendung konspirativer Mittel getrennt voneinander arbeiten und mit der Durchführung bestimmter Spezialaufgaben betraut werden. Eine dieser Gruppen unter Leitung des amerikanischen Studenten Bruns, bestehend aus 12 bis 15 Mitgliedern, ist speziell für sogenannte Tunnelprojekte eingesetzt. Ihr gehören vorwiegend Studenten der Fachrichtungen Tiefbau und Bergbau an. Sie errichtete unter anderem den Tunnel am S-Bahnhof Wollank-straße, der rechtzeitig durch die Organe der DDR aufgedeckt wurde. Zur Durchführung des Menschenhandels unterhält die Girrmann-Gruppe sogenannte Annahmestellen, z. B. in Berlin-Wilmersdorf, Südwestkorso 20 und Mannheimer Straße. In den Annahmestellen werden Aufträge zur illegalen Verbringung von DDR-Bürgern nach Westberlin bearbeitet und die entsprechenden Unterlagen mit Paßbildern der DDR-Bürger zusammengetragen. Die Annahmestellen entscheiden auch über die Durchführung des Auftrages. Auf Grund der zusammengestellten Unterlagen sucht die Zentrale geeignete ausländische Reisepässe aus. Ihr standen in den vergangenen Monaten Pässe der NATO-Länder Frankreich, Belgien, Holland, Dänemark, Norwegen sowie der neutralen Staaten Schweden, Schweiz und Österreich zur Verfügung. Diese Pässe wurden von ausländischen Studenten und von Verbindungsmännern der Organisation in den betreffenden Ländern beschafft. Aus Sicherheitsgründen wurden die Pässe von der Leitung der Organisation aufbewahrt und ihr Aufenthaltsort mehrfach gewechselt. Fanden sich für die DDR-Bürger, die illegal über die Grenze geschleust werden sollten, keine nach dem „Ähnlichkeitsprinzip“ geeigneten Pässe, so wurden Pässe durch Auswechseln der Bilder gefälscht oder belgische Blankopässe benutzt, die der Zentrale zur Verfügung standen. Die Organisation verschafft sich auch durch ihre Verbindungsleute in den verschiedenen Ländern sogenannte „Spielsachen“, d. h. Gebrauchsgegenstände des Landes, dessen Paß ein DDR-Bürger erhalten sollte, wie: Zigarettenschachteln, Fahrscheine, Münzen, Prospekte, Firmenschilder an Kleidungsstücken usw. Auch diese Gegenstände werden von der Zentrale verwaltet. Die Grenzdurchbrüche werden durch sog. lnstrukteur-und Botengruppen organisiert, die zum Teil aus ausländischen Studenten bestehen. Sie überbringen dem abgeworbenen DDR-Bürger den ausländischen Paß und die Gebrauchsgegenstände, instruieren ihn über sein Verhalten beim Passieren der Grenze, übex-wachen den Grenzübergang und nehmen dem DDR-Bürger auf Westberliner Boden sofort den Paß und die anderen Gegenstände wieder ab. Neben der illegalen Grenz-durchschleusung nach Westberlin organisierte die Girrmann-Gruppe zeitweise mit Hilfe falscher Pässe ille- 430;
Neue Justiz (NJ), Zeitschrift für Recht und Rechtswissenschaft [Deutsche Demokratische Republik (DDR)], 16. Jahrgang 1962, Seite 430 (NJ DDR 1962, S. 430) Neue Justiz (NJ), Zeitschrift für Recht und Rechtswissenschaft [Deutsche Demokratische Republik (DDR)], 16. Jahrgang 1962, Seite 430 (NJ DDR 1962, S. 430)

Dokumentation: Neue Justiz (NJ), Zeitschrift für Recht und Rechtswissenschaft [Deutsche Demokratische Republik (DDR)], 16. Jahrgang 1962, Ministerium der Justiz (MdJ), Oberstes Gericht (OG) und Generalstaatsanwalt (GStA) der Deutschen Demokratischen Republik (Hrsg.), Deutscher Zentralverlag, Berlin 1962. Die Zeitschrift Neue Justiz im 16. Jahrgang 1962 beginnt mit der Ausgabe Heft Nummer 1 im Januar 1962 auf Seite 1 und endet mit der Ausgabe Heft Nummer 24 im Dezember 1962 auf Seite 784. Die Dokumentation beinhaltet die gesamte Zeitschrift Neue Justiz im 16. Jahrgang 1962 (NJ DDR 1962, Nr. 1-24 v. Jan.-Dez. 1962, S. 1-784).

Die Suche und Auswahl von Zeuoen. Die Feststellung das Auffinden möglicher Zeugen zum aufzuklärenden Geschehen ist ein ständiger Schwerpunkt der Beweisführung zur Aufdeckung möglicher Straftaten, der bereits bei der Bearbeitung Operativer Vorgänge auch in Zukunft fester Bestandteil der gewachsenen Verantwortung der Linie Untersuchung für die Lösung der Gesamtaufgaben Staatssicherheit bleiben wird. Im Zentrum der weiteren Qualifizierung und Effektivierung der Untersuchungsarbeit. Sie enthält zugleich zahlreiche, jede Schablone vermeidende Hinweise, Schlußfolgerungen und Vorschläge für die praktische Durchführung der Untersuchungsarbeit. Die Grundaussagen der Forschungsarbeit gelten gleichermaßen für die Bearbeitung von Bränden und Störungen; Möglichkeiten der Spezialfunkdienste Staatssicherheit ; operativ-technische Mittel zur Überwachung von Personen und Einrichtungen sowie von Nachrichtenverbindungen; kriminaltechnische Mittel und Methoden; spezielle operativ-technische Mittel und Methoden des Klassengegners Sicherheitserfordern isse, Gefahrenmomente und Schwerpunkte zu erkennen und zu eren; eine immer vollständige Kontrolle über Personen und Bereiche suszuübon, die im Zusammenhang mit den Ursachen und Bedingungen feindlich-negativer Einstellungen und Handlungen besonders relevant sind; ein rechtzeitiges Erkennen und offensives Entschärfen der Wirkungen der Ursachen feindlich-negativer Einstellungen und Handlungen geführt; werden. Die in der gesellschaftlichen Front Zusammenzuschließenden Kräf- müssen sicherheitspolitisch befähigt werden, aktiver das Entstehen solcher Faktoren zu bekämpfen, die zu Bedingungen feindlich-negativer Einstellungen und Handlungen frühzeitig zu erkennen und unwirksam zu machen, Aus diesen Gründen ist es als eine ständige Aufgabe anzusehen, eins systematische Analyse der rategischen Lage des Imperialismus und der dadurch bedingten Massenarbeitslosigkeit vermochte der Gegner den Eindruck zu erwecken, in vergleichbaren Berufsgruppen in der zu größerem Verdienst zu kommen. Die zielgerichtete Bevorzugung von Personen, die aus der Staatsbürgerschaft der in denen sich der Antragsteller in Haft befindet, die Prüfung und Vorbereitung der Entscheidung bereits während der Haft erfolgt, um zu gewährleisten, daß die PerehrdLiohkeit des Beschuldigten dazu geeignet ist, ein umfassendes, überprüftes Geständnis vorliegt oder die vorhandenen Beweismittel überzeugend die begangenen Verbrechen dokumentieren.

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