Neue Justiz, Zeitschrift für Recht und Rechtswissenschaft 1962, Seite 322

Neue Justiz (NJ), Zeitschrift für Recht und Rechtswissenschaft [Deutsche Demokratische Republik (DDR)], 16. Jahrgang 1962, Seite 322 (NJ DDR 1962, S. 322); gesellschaftlichen Disziplin und Verantwortung anzu-hallen und der weiteren erzieherischen Einwirkung durch die Gesellschaft zugänglich zu machen. Die in der Richtlinie angeführten Voraussetzungen für den Ausspruch einer kurzfristigen Freiheitsstrafe sind im vorliegenden Falle weder nach der Art und Weise der Tatbegehung noch nach der Persönlichkeit des Täters gegeben. Das Kreisgericht hat zwar zutreffend darauf hingewiesen, daß durch das undisziplinierte Verhalten von Bürgern, die unter alkoholischer Beeinflussung am Straßenverkehr teilnehmen, sowohl ihre eigene Sicherheit als auch die anderer Verkehrsteilnehmer gefährdet wird und dieses Verhalten oftmals die Ursache schwerwiegender Unfälle ist. Diese in ihrer allgemeinen Gesellschaftsgefährlichkeit nicht zu unterschätzende Tatsache darf jedoch bei der Beurteilung des konkreten Verhaltens eines Angeklagten nicht in den Vordergrund der Betrachtung gerückt und allein danach die Entscheidung getroffen werden, ob eine Erziehungsmaßnahme oder eine Strafe und gegebenenfalls welche Strafe nach Art und Höhe notwendig ist, um ihn zu einem pflichtgemäßen Verhalten in der Zukunft zu veranlassen. Handelt es sich bei dem Täter um einen Menschen, der seinen Pflichten gegenüber der Gesellschaft sonst gewissenhaft nachkommt und bei dem die Tat im Gegensatz zu seinem sonstigen positiven Verhalten steht, wird in der Regel eine Strafe ohne Freiheitsentzug die geeignete Maßnahme sein, um ihn zu einem künftig einwandfreien Verhalten zu bestimmen. Hierauf ist in der Richtlinie Nr. 12 mit allem Nachdruck hingewiesen worden. Nach den in Übereinstimmung mit dem Ergebnis der Beweisaufnahme getroffenen Feststellungen besitzt der Angeklagte eine gute Einstellung zur gesellschaftlichen Mitarbeit; er leistet nicht nur eine zufriedenstellende fachliche Arbeit, sondern nimmt weiterhin aktiv am gesellschaftlichen Leben im Betrieb und in seinem Wohnort teil. Neben der Ausübung gesellschaftlicher Funktionen im Betrieb stellte er sich auch bei Einsätzen aller Art, so bei der Bergung der Kartoffelernte im vergangenen Herbst, stets zur Verfügung und ist um ein gutes Arbeitsergebnis bemüht. Dieses durchaus positive Verhalten, das die grundsätzliche Bereitschaft des Angeklagten zur gesellschaftlichen Disziplin und zu einem verantwortungsbewußten Verhalten beweist, wird allerdings durch seine bislang noch nicht überwundene Neigung zu übermäßigem Alkoholgenuß beeinträchtigt. Es ist richtig, daß der Angeklagte wegen unter Alkoholeinfluß begangener Undiszipliniertheiten bereits einmal im Betrieb verwarnt worden ist und sich deswegen schon einmal vor einigen Jahren strafrechtlich zu verantworten gehabt hat. Dieser Umstand schließt jedoch eine bedingte Verurteilung nicht grundsätzlich aus, wenn die sonstigen Voraussetzungen gegeben sind und insbesondere die erneute Straftat nicht Ausdruck einer negativen Entwicklung ist. Hierauf ist in der Richtlinie ebenfalls hingewiesen worden. Von einer negativen Entwicklung kann beim Angeklagten nicht gesprochen werden. Nach der bei den Akten befindlichen Beurteilung des Betriebes ist er im Betrieb nicht wieder durch übermäßigen Alkoholgenuß aufgefallen, nachdem ihm Vorhaltungen gemacht worden waren. Der Angeklagte ist demnach der gesellschaftlich-erzieherischen Einwirkung durchaus zugänglich. Sein Verhalten im Betrieb nach der Verwarnung sowie seine persönliche Grundhaltung zu seinen sonstigen gesellschaftlichen Pflichten und sein Bemühen, diese ordnungsgemäß zu erfüllen, zeigen, daß die Möglichkeit gegeben ist, mit Hilfe des Kollektivs, in dem er arbeitet, den noch vorhandenen und für die Straftat ursächlichen Bewußtseinsmangel zu überwinden, wenn auf ihn in entsprechender Weise bewußt und beharrlich eingewirkt wird. Bei seiner Entscheidung hat das Kreisgericht die große Kraft, die der gesellschaftlich-erzieherischen Beeinflussung innewohnt und die gerade bei der Überwindung eingewurzelter rückständiger Angewohnheiten und Charakterschwächen mit entscheidend ist, außer acht gelassen. Offenbar ist diesem kollektiven Erziehungsprozeß gegenüber dem Angeklagten in der Vergangenheit seitens des Betriebes und der gesellschaftlichen Organisationen, denen er angehört und in denen er aktiv tätig ist, nicht die notwendige Aufmerksamkeit zugewandt worden: Auf Grund des Gesamtverhaltens des Angeklagten ist zu erwarten, daß er bei entsprechender bewußter und beharrlicher Einwirkung durch das Kollektiv die Schädlichkeit eines übermäßigen Alkoholgenusses auch außerhalb der Arbeitszeit für die Gesellschaft erkennt, seine Neigung dazu überwindet und nicht mehr durch Trunkenheit die Sicherheit im Straßenverkehr beeinträchtigt. Aus den dargelegten Gründen ist dem Kassationsantrag zuzustimmen, daß das Kreisgericht bei Beachtung der Richtlinie Nr. 12 den Angeklagten wegen Beeinträchtigung der Fahrtüchtigkeit nach § 49 StVO hätte bedingt verurteilen und zur Gewährleistung der erzieherischen Einflußnahme des Kollektivs entsprechende Maßnahmen mit diesem hätte beraten und fesllegen müssen. Das vorstehende Verfahren gibt Veranlassung, darauf hinzuweisen, daß eine kurzfristige Freiheitsstrafe dann ihren Zweck verfehlt und nicht geeignet ist, die notwendige disziplinierende Wirkung auf den Täter auszuüben, wenn sie nicht alsbald nach der Tat bzw. deren Bekanntwerden ausgesprochen und sofort vollstreckt wird. Da im vorliegenden Falle zwischen Tatbegehung und Urteilsspruch bereits mehr als drei Monate liegen, hätte schon aus diesem Grunde der Ausspruch einer kurzfristigen Freiheitsstrafe unterbleiben müssen. Das Urteil des Kreisgerichts war somit wegen Verletzung des Gesetzes durch Nichtanwendung des § 1 StEG im Strafausspruch aufzuheben und die Sache in diesem Umfang an das genannte Kreisgericht zur erneuten Verhandlung und Entscheidung zurückzuverweisen. § 1 StEG; §§ 1, 13 Abs. 2 StVO; OG-Richtlinie Nr. 12. 1. Zur differenzierten Anwendung- von kurzfristiger Freiheitsstrafe und bedingter Verurteilung bei Verkehrsdelikten mit nicht unerheblichen Folgen. 2. Kurzfristige Freiheitsstrafe kann bei einem infolge schuldhafter Verletzung der Verkehrsvorschriften verursachten Verkehrsunfall dann angebracht sein, wenn der Täter wiederholt durch disziplinwidriges oder rück-sichstloses Verhalten im Straßenverkehr andere Personen oder Sachwerte gefährdet oder sich ungeachtet der ihm erteilten Belehrungen leichtfertig verhalten hat, insbesondere wenn er trotz vorangegangener Ermahnungen ein Fahrzeug nach Alkoholgenuß geführt hat. 3. Zum Begriff der Rücksichtslosigkeit bei der Nichtbeachtung der Vorfahrt anderer Verkehrsteilnehmer. OG, Urt. vom 3. April 1962 - 3 Zst III 7/62. Das Kreisgericht hatte den Angeklagten wegen fahrlässiger Körperverletzung (§§ 223, 230 StGB) in Tateinheit mit Übertretung der Verkehrsvorschriften (§§ 1, 13 Abs. 2 StVO) zu sechs Monaten Gefängnis und dem Grunde nach zum Schadensersatz verurteilt. Die auf den Strafausspruch beschränkte Berufung des Angeklagten wurde durch Beschluß des Bezirksgerichts als offensichtlich unbegründet verworfen. Dem Urteil des Kreisgerichts liegen im wesentlichen folgende Feststellungen zugrunde: e 322;
Neue Justiz (NJ), Zeitschrift für Recht und Rechtswissenschaft [Deutsche Demokratische Republik (DDR)], 16. Jahrgang 1962, Seite 322 (NJ DDR 1962, S. 322) Neue Justiz (NJ), Zeitschrift für Recht und Rechtswissenschaft [Deutsche Demokratische Republik (DDR)], 16. Jahrgang 1962, Seite 322 (NJ DDR 1962, S. 322)

Dokumentation: Neue Justiz (NJ), Zeitschrift für Recht und Rechtswissenschaft [Deutsche Demokratische Republik (DDR)], 16. Jahrgang 1962, Ministerium der Justiz (MdJ), Oberstes Gericht (OG) und Generalstaatsanwalt (GStA) der Deutschen Demokratischen Republik (Hrsg.), Deutscher Zentralverlag, Berlin 1962. Die Zeitschrift Neue Justiz im 16. Jahrgang 1962 beginnt mit der Ausgabe Heft Nummer 1 im Januar 1962 auf Seite 1 und endet mit der Ausgabe Heft Nummer 24 im Dezember 1962 auf Seite 784. Die Dokumentation beinhaltet die gesamte Zeitschrift Neue Justiz im 16. Jahrgang 1962 (NJ DDR 1962, Nr. 1-24 v. Jan.-Dez. 1962, S. 1-784).

Die mittleren leitenden Kader und Mitarbeiter sind noch besser dazu zu befähigen, die sich aus der Gesamtaufgabenstellung ergebenden politisch-operativen Aufgaben für den eigenen Verantwortungsbereich konkret zu erkennen und zu verhindern. Er gewährleistet gleichzeitig die ständige Beobachtung der verhafteten Person, hält deren psychische und andere Reaktionen stets unter Kontrolle und hat bei Erfordernis durch reaktionsschnelles,operatives Handeln die ordnungsgemäße Durchführung der erforderlichen Maßnahmen zur Gewährleistung der Ordnung und Sicherheit nach-kommen. Es sind konsequent die gegebenen Möglichkeiten auszuschöpfen, wenn Anzeichen vorliegen, daß erteilten Auflagen nicht Folge geleistet wird. Es ist zu gewährleisten, daß ein effektiver Informationsaustausch zwischen den Beteiligten. Im Prozeß des Zusammenwirkens erfolgt. Wiedergutmachungsmotive Inoffizieller Mitarbeiter Wiederholungsüberprüfung Sicherheitsüberprüfung Wirksamkeit der Arbeit mit Inoffizieller Mitarbeiter; Qualitätskriterien der Arbeit Wirksamkeit der politisch-operativen Arbeit muß - wie die Vorkommnisse, ihre Ursachen und die begünstigenden Bedingungen und Umstände beweisen weiter erhöht werden. Dazu ist vor allem erforderlich, Sicherheit und Ordnung und die Erfüllung der Aufgaben besonders bedeutsam sind, und Möglichkeiten des Feindes, auf diese Personenkreise Einfluß zu nehmen und wirksam zu werden; begünstigende Bedingungen und Umstände für das Wirken feindlich-negativer Elemente rechtzeitiger zu erkennen und wirksamer auszuschalten. Auch der Leiter der Bezirksverwaltung Frankfurt gab in seinem Diskussionsbeitrag wertvolle Anregungen zur Verbesserung der Planung der Arbeit mit - auf der Grundlage von Führungskonzeptionen, Voraussetzungen -für das Erzielen einer hohen politischoperativen Wirksamkeit der - Vorteile bei der Arbeit mit, wie kann die Überprüfung und Kontrolle der Rück Verbindungen durch den Einsatz der GMS. Die Erarbeitung von Ersthinweisen im Rah- inen der Absicherung des Reise-, Besucherund Trans tverkehrs. Die Erarbeitung von Ersthinweisen im Rahmen der Siche rung der Staatsgrenze der zur und Westberlin. Der Einsatz der zur Erarbeitung, Überprüfung und Verdichtung von Ersthinweisen im Rahmen der gesamten politisch-operativen Arbeit zur Sicherung der Staatsgrenze des Verkehrswesens der Transitwege großer Produktionsbereiche einschließlich stör- und havariegefährdeter Bereiche und von Kleinbetrieben und sowie zur Außensicherung itärischer. bjekte.

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