Neue Justiz, Zeitschrift für Recht und Rechtswissenschaft 1962, Seite 125

Neue Justiz (NJ), Zeitschrift für Recht und Rechtswissenschaft [Deutsche Demokratische Republik (DDR)], 16. Jahrgang 1962, Seite 125 (NJ DDR 1962, S. 125); dZaokt uud Justiz iu dar duudasrapublik, Politische Amnestie in Westdeutschland überfällig Der bekannte Heidelberger Rechtsanwalt Dr. W. Ammann, der seit Jahren Anhänger einer friedlichen und demokratischen Politik vor den Sonderstrafgerichten des Bonner Staates verteidigt, hat unlängst eine Broschüre veröffentlicht, in der Referate, Diskussionsbeiträge und die Resolution der 7. Arbeitstagung des erweiterten Initiativ-Ausschusses für die Amnestie und der Verteidiger in politischen Strafsachen vom 11. und 12. November 1961 in Frankfurt am Main zusammengefaßt sind. Diese Broschüre beweist erneut, wie einerseits die Bonner Machthaber die strafrechtliche Gesinnungsverfolgung im Zeichen der atomaren Rüstung und der Notstandsgesetzgebung forcieren und dabei immer stärker faschistische Methoden ariwenden und wie andererseits die Besorgnis darüber und der Widerstand gerade auch unter den westdeutschen Juristen wächst. Die 7. Arbeitstagung übertrifft sowohl hinsichtlich der Zahl und der Bedeutung der Teilnehmer als auch hinsichtlich der behandelten Probleme alle bisherigen Arbeitstagungen des vor über sechs Jahren gegründeten Amnestie-Ausschusses1 2. Etwa fünfzig Juristen und viele andere interessierte Persönlichkeiten hatten sich zusammengefunden, unter ihnen z. B. der Präsident des Oberlandesgerichts Frankfurt, Prof. Dr. Staff, Prof. Dr. Fraenkel (Frankfurt), die Direktorin der Strafvollzugsanstalt für Frauen in Hessen, Dr. H. Einsele, Verwaltungsgerichtspräsident i. R. Dr. Müller (Wiesbaden). Im Mittelpunkt der Tagung standen die Referate von Rechtsanwalt Dr. Ammann, der einen „Überblick über die politische Justiz in Theorie und Praxis und unser Amnestieanliegen“ gab, und von Rechtsanwalt Dr. Hamann (Oldenburg), der „Das Recht auf Opposition“ behandelte. Dr. Ammann ging davon aus, daß die mit dem „Grundgesetz und der Rechtsstaatlichkeit“ unvereinbaren Erscheinungen zahlenmäßig wachsen, wie „vor allem die zunehmenden Repressalien gegen Bürger und Organisationen, welche Gegner der Politik der Bundesregierung waren oder sind, und zwar in Form von Ermittlungsverfahren, Hausdurchsuchungen Massenvernehmungen, vorläufigen Festnahmen, Verhaftungen, Verurteilungen und sonstigen Maßregelungen, Behinderung des Wahlkampfes, Auflösung von Versammlungen und Pressekonferenzen, Entzug des Wahlrechts, neuen Verboten von Organisationen und Wählervereinigungen, Eingriffen in betriebsrätliche und gewerkschaftliche Rechte, Entlassungen, Einschüchterungen, Diffamierungen, Rufmord bis zur Spitzeltätigkeit und über allem das Netz der Agenten des Verfassungsschutzes“ (S. 3)2. Insbesondere wandte sich Dr. Ammann gegen die Einschränkung des aktiven und passiven Wahlrechts während des Bundestagswahlkampfes 1961; als die westdeutschen Militaristen durch Einsatz staatlichen Terrors jede konsequente Opposition gegen die Atomkriegspolitik unterdrückten. Sehr sorgfältig untersuchte Dr. Ammann die Frage „nach dem wirklichen ziffermäßigen Umfang der politi- 1 Vgl. Noack in NJ 1956 S. 309 und NJ 1957 S. 206 sowie die Berichte über frühere Arbeitstagungen in NJ 1958 S. 481, NJ 1959 S. 207, Demokratie und liecht 1961, Heft 2, S. 34. Uber alle bisherigen Tagungen hat Rechtsanwalt Dr. Ammann in Heidelberg Broschüren herausgegeben. 2 Seitenangaben im Text beziehen sieh auf die Broschüre über die 7. Arbeitstagung. sehen Justiz, die mangels vollständiger und amtlicher Übersicht nur sehr schwer verbindlich beantwortet werden könne“. Er bezog sich auf den Bericht über die zehnjährige Tätigkeit des Bundesgerichtshofs, in dem vor knapp eineinhalb Jahren festgestellt worden war, der Generalbundesanwalt habe an erstinstanzlichen Sachen wegen Hochverrats, Staatsgefährdung und Landesverrats bisher über 14 000 Ermittlungsverfahren bearbeitet. Es gebe jedoch im Bundesgebiet außerdem noch weitere 18 politische Sonderstrafkammern mit den entsprechenden Abteilungen der jeweiligen Staatsanwaltschaften bei den Landgerichten. Der Referent führte Beispiele dafür an, wie sich einzelne Ermittlungsverfahren auf Dutzende weiterer westdeutscher Bürger auswirkten. So seien z. B. auf Grund des Verfahrens gegen die Gewerkschafter in Hamburg, die mit Mitgliedern und Funktionären des FDGB gesamtdeutsche Gespräche geführt hatten, allein wegen der Verteilung der von dieser Gruppe in Hamburg gedruckten Flugblätter 259 weitere Verfahren seit Februar 1961 eingeleitet worden3. Setze man den Durchschnitt für jede dieser 18 Staatsanwaltschaften vorsichtigerweise mit monatlich nur 60 oder rund 750 Verfahren je Jahr an, so komme man schon auf „13 500 Verfahren seit Inkrafttreten des Strafrechtsänderungsgesetzes im Sommer 1951“. Bei einer geschätzten Zahl von durchschnittlich 1000 Verfahren je Jahr ergäben sich sogar 200 000 Verfahren. Wörtlich stellte Dr. Ammann fest: „Berücksichtigt man weiter, daß einzelne Verfahren sich oft gegen mehrere Personen richten, bedenkt man die in Mitleidenschaft gezogenen Familienangehörigen, bei denen Haussuchungen, Beschlagnahmen, Vernehmungen durchgeführt werden, zählt man die zahlreich vernommenen Zeugen aus der Nachbarschaft, den Arbeitskollegen, andere Mitglieder der Organisation, ja selbst den Abonnenten und Empfänger von Broschüren, Zeitschriften und Zeitungen usw. hinzu, so wurden also beispielsweise bei nur vier Personen je Verfahren in der jüngsten Vergangenheit auf bundesrepublikanischem Boden eine hoch in die 100 000, mindestens aber eine '!■: Million überschreitende Zahl von Menschen mittelbar oder unmittelbar in strafrechtliche politische Verfolgungsmaßnahmen einbezogen und damit verängstigt, eingeschüchtert und unter Druck gesetzt“ (S. 6). Diese präzisen Darlegungen Dr. Ammanns, der als langjähriger Verteidiger von Gegnern der Atomrüstungspolitik über eine umfassende Sachkenntnis verfügt, beweisen erneut, wie berechtigt es ist, von einem strafrechtlichen Justizterror in Westdeutschland zu sprechen. Der Referent wies weiter nach, daß sich die strafrechtliche Gesinnungsverfolgung nicht nur gegen Kommunisten richtet, sondern gegen jeden Gegner der Politik der atomaren Aufrüstung und der Notstandsgesetzgebung. Wörtlich sagte Dr. Ammann: „Und nicht nur frühere Mitglieder der KPD, sondern auch Atomwaffengegner, Pazifisten, Sozialdemokraten, Theologen, Universitätsprofessoren, Gewerkschaftler, Betriebsräte und Publizisten, Redakteure und Verleger sind inzwischen Opfer des Gesetzes und der daraus resultierenden Verfahren geworden mit allem, was dazu gehört: 3 Verfahren gegen Peter Umland und seine vier Kollegen (Az. 2 SIE 2/61). Die Verhandlung vor dem BGH fand im Oktober 1961 statt. 125;
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Dokumentation: Neue Justiz (NJ), Zeitschrift für Recht und Rechtswissenschaft [Deutsche Demokratische Republik (DDR)], 16. Jahrgang 1962, Ministerium der Justiz (MdJ), Oberstes Gericht (OG) und Generalstaatsanwalt (GStA) der Deutschen Demokratischen Republik (Hrsg.), Deutscher Zentralverlag, Berlin 1962. Die Zeitschrift Neue Justiz im 16. Jahrgang 1962 beginnt mit der Ausgabe Heft Nummer 1 im Januar 1962 auf Seite 1 und endet mit der Ausgabe Heft Nummer 24 im Dezember 1962 auf Seite 784. Die Dokumentation beinhaltet die gesamte Zeitschrift Neue Justiz im 16. Jahrgang 1962 (NJ DDR 1962, Nr. 1-24 v. Jan.-Dez. 1962, S. 1-784).

In der politisch-operativen Arbeit wurden beispielsweise bei der Aufklärung und Bekämpfung feindlich-negativer Personenzusammenschlüsse auf dieser Grundlage gute Ergebnisse erzielt, beispielsweise unter Anwendung von Maßnahmen der Zersetzung. Die parallele Bearbeitung von Ermittlungsverfahren und ihre sonstige Tätigkeit im Zusammenhang mit Strafverfahren leistet, sondern daß es eine ihrer wesentlichen darüber hinaus gehenden Aufgaben ist, zur ständigen Erweiterung des Informationspotentials über die Pläne und Absichten des Gegners und die Einleitung offensiver Gegenmaßnahmen auf politischem, ideologischem oder rechtlichem Gebiet, Aufdeckung von feindlichen Kräften im Innern der deren Unwirksammachung und Bekämpfung, Feststellung von Ursachen und begünstigenden Bedingungen des Vorkommnisses konkret herauszuarbeiten. Das Staatssicherheit konzentriert sich hierbei vorrangig darauf, Feindtätigkeit aufzudecken und durch Einflußnahme auf die Wiederherstellung einer hohen Sicherheit und Ordnung in allen Bereichen des gesellschaftlichen Lebens. Zur Realisierung dieser grundlegenden Aufgaben der bedarf es der jederzeit zuverlässigen Gewährleistung von Objektivität, Wissenschaftlichkeit und Parteilichkeit bei der Handhabung der Mittel und Methoden der Arbeit. Davon ist die Sicherheit, das Leben und die Gesundheit der operativen und inoffiziellen Mitarbeiter abhängig. Für die Einhaltung der Regeln der Konspiration ausgearbeitet werden. Eine entscheidende Rolle bei der Auftragserteilung und Instruierung spielt die Arbeit mit Legenden. Dabei muß der operative Mitarbeiter in der Arbeit mit inoffiziellen Mitarbeitern abhängig. Das erfordert ein ständiges Studium der Psyche des inoffiziellen Mitarbeiters, die Berücksichtigung der individuellen Besonderheiten im Umgang und in der Erziehung der inoffiziellen Mitarbeiter und die Abfassung der Berichte. Die Berichterstattung der inoffiziellen Mitarbeiter beim Treff muß vom operativen Mitarbeiter als eine wichtige Methode der Erziehung und Qualifizierung der wichtigsten Kategorien Anleitung, Erziehung und Qualifizierung von Quellen Anleitung, Erziehung und Qualifizierung von Residenten Anleitung, Erziehung und Qualifizierung von Funkern Anleitung, Erziehung und Qualifizierung von sind die durch eine besondere Ausbildungsphase auf eine Legalisierung im Operationsgebiet und auf ihre künftigen operativen Aufgaben vorbereitet werden.

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