Neue Justiz, Zeitschrift für Recht und Rechtswissenschaft 1961, Seite 606

Neue Justiz (NJ), Zeitschrift für Recht und Rechtswissenschaft [Deutsche Demokratische Republik (DDR)], 15. Jahrgang 1961, Seite 606 (NJ DDR 1961, S. 606); Dr. med. RICHARD KÜRZINGER, Leiter der Blutalkoholuntersuchungsstelle im Krankenhaus der Volkspolizei, Berlin Probleme bei der Überprüfung einer alkoholbedingten Einschränkung der Verkehrstauglichkeit Die Klärung der Frage, ob und welche Rolle der Alkohol bei einem Verkehrsunfall gespielt hat, kann oft erhebliche Schwierigkeiten bereiten. Nicht selten bedarf dann das Gericht der Hilfe eines medizinischen Sachverständigen. In langjähriger Zusammenarbeit mit den verschiedensten Vertretern unserer Behörden konnte ich feststellen, daß über die möglichen Wirkungen des Alkohols noch manche Unklarheiten bestehen. Deshalb möchte ich zu einigen, besonders häufig aufgetretenen, Fragen Stellung nehmen. Der Verlauf der Blutalkoholkurve Zunächst müssen einige 'Worte über die Alkoholaufnahme, -Verteilung und -Verbrennung gesagt werden. Die Blutalkoholkurve wird von zwei gegeneinander gerichteten Vorgängen bestimmt, der Invasion und der Evasion. Unter Invasion versteht man dabei die Aufnahme des Alkohols, seinen Übergang in das Blut und seine Verteilung zwischen diesem und dem Gewebe. Als Evasion werden alle Vorgänge bezeichnet, welche die chemische Veränderung des Alkohols, seinen Abbau und seine Ausscheidung einschließen. Während die Invasion demnach überwiegend Resorption (Aufnahme) und Alkoholverteilung bedeutet, umfaßt die Evasion Oxydation (Verbrennungvorgänge) und Elimination (Ausscheidungsvorgänge). Die Invasion beginnt mit der Aufnahme des Alkohols durch den Mund. Über den Magen-Darm-Trakt gelangt er in das Blut, von hier aus über die Pfortader in die Leber, wo bereits der erste Abbau, also die Evasion, beginnt. Über das rechte Herz und den Lungenkreislauf (auch hier wird sofort ein bestimmer Prozentsatz Alkohol abgeatmet) mündet er in das linke Herz und schließlich in den großen Kreislauf ein. Je nach dem Ausmaß ihrer Durchblutung dringt auf diesem Wege Alkohol in die verschiedensten Organe und Gewebe ein. Der nicht übergetretene Alkohol kehrt wieder in den venösen Schenkel des Kreislaufes zurück. Solange aus dem Magen-Darm-Trakt Alkohol in das Blut Übertritt, wird sich deshalb mit jedem Blutumlauf die Alkoholkonzentration im Einmündungsgebiet des Magen-Darm-Kanals steigern. Erst wenn diese Periode beendet ist, verringert sich die Konzentration im umlaufenden Blut. Das Tempo dieses Vorgangs und demgemäß auch des Übergangs in das Gewebe hängt von verschiedenen Umständen ab. Widmark hat bei nüchternen Versuchspersonen in Einmaltrinkversuchen Blutalkoholkurven gewonnen, die heute noch als Modellfall benutzt werden. Die schematisierte Wid-marksche Kurve sei deshalb gezeigt: Ideal kurve nach Widmark, Der Anstieg der Kurve (a) verläuft naturgemäß sehr rasch. Differenzen von 0,3 %0 bis °5 % innerhalb von 10 Minuten sind deshalb keine Seltenheit. Diese Tatsache diente u. a. als Anlaß für eine Polemik gegen die Sicherheit und Genauigkeit des Verfahrens nach Widmark und fand insbesondere in der westdeutschen Presse einen ebenso breiten wie unsachlichen Niederschlag. Der Gipfel der Kurve kann in Einzelfällen schon nach 10 bis 20 Minuten, häufiger nach 30 bis 60 Minuten, nach Widmark bei nüchternen Personen spätestens nach 90 Minuten erreicht werden. Diese Meinung blieb nicht unwidersprochen, was wichtige rechtliche Konsequenzen nach sich ziehen kann. Wir werden darauf zurückkommen Im Anschluß an den Gipfelpunkt, der eigentlich nur aussagt, daß jetzt der Übergang von Alkohol in das Blut gegenüber dem von Alkohol aus dem Blut in das Gewebe merklich nachgelassen hat, folgen ein kurzer waagerechter Abschnitt (b) und dann ein zeitlich engbegrenzter sog. Diffusionssturz (c). Die Höhe dieses Sturzes zeigt eine enge Beziehung zur Konzentration der Getränke und zum Tempo, in dem getrunken wurde. Die Ursachen für den Sturz sind vielschichtig und können hier nicht näher diskutiert werden. Erst jetzt tritt in der Idealkurve von Widmark der gleichmäßige Abbau des Alkohols in Erscheinung, der in Wirklichkeit schon sofort mit dem Übergang von Alkohol in das Blut beginnt. Die Geschwindigkeit, mit welcher der Alkoholspiegel im Blut absinkt, wird international mit dem Faktor ß bezeichnet. Dieser beinhaltet die gesamte Elimination, also nicht nur die Verbrennung, sondern auch die Aikoholabgabe durch Schweiß, Atmung etc. Dieser Faktor ß wird leider forensisch manchmal zu Manipulationen verwandt, die einer strengen wissenschaftlichen Nachprüfung nicht standhalten würden. Diese kurz skizzierte Kurve mit dem steilen Anstieg, dem Höhepunkt zwischen 20 bis 90 Minuten, dem kurzen Diffusionssturz und dem überwiegend linearen Abbau diente lange Zeit und dient teilweise auch heute noch als Modell für den Alkoholumsatz und damit auch für eventuelle Rückrechnungen. Zum Vergleich seien einige Kurven von gesunden, nüchternen Personen gezeigt, die bei uns im Einmaltrinkversuch eine bestimmte Menge Alkohl bekamen: (Graphische Darstellung siehe S. 607 oben) Diese Kurven weisen deutliche Unterschiede zur Wid-markschen Idealkurve auf. Bei gleicher Alkoholgabe (1 g Alkohol je Kilogramm Körpergewicht = g/kg) schwankt der Höhepunkt der Kurve zwischen 0,5 %o bis 0,9 %n. Der Gipfel selbst wird in 25 Minuten bzw. nach 90 Minuten erreicht. Der Diffusionssturz ist sehr deutlich ausgeprägt bzw. überhaupt nicht vorhanden. Der Abfall ist in allen drei Kurven nicht linear, teilweise wechseln Kurvenstürze mit deutlichen Wiederanstiegen einander ab. Demnach können gesunde Personen im Einmaltrinkversuch bereits sehr unterschiedliche Kurven bilder aufweisen. In der Praxis beeinflussen noch viele, durchaus nicht krankhafte Faktoren den Verlauf der Blutalkoholkurve. Einige wenige, aber häufig vorkommende seien erwähnt: Die Art und Stärke der Bewegung und Durchblutung sowie der jeweilige Füllungszustand des Magen-Darm-Kanals spielen eine Rolle. Schon das Tempo der Passage beeinflußt die Intensität und Schnelligkeit der Resorption. Der Magen steht mit seiner großen Fläche 606;
Neue Justiz (NJ), Zeitschrift für Recht und Rechtswissenschaft [Deutsche Demokratische Republik (DDR)], 15. Jahrgang 1961, Seite 606 (NJ DDR 1961, S. 606) Neue Justiz (NJ), Zeitschrift für Recht und Rechtswissenschaft [Deutsche Demokratische Republik (DDR)], 15. Jahrgang 1961, Seite 606 (NJ DDR 1961, S. 606)

Dokumentation: Neue Justiz (NJ), Zeitschrift für Recht und Rechtswissenschaft [Deutsche Demokratische Republik (DDR)], 15. Jahrgang 1961, Ministerium der Justiz (MdJ), Oberstes Gericht (OG) und Generalstaatsanwalt (GStA) der Deutschen Demokratischen Republik (Hrsg.), Deutscher Zentralverlag, Berlin 1961. Die Zeitschrift Neue Justiz im 15. Jahrgang 1961 beginnt mit der Ausgabe Heft Nummer 1 am 5. Januar 1961 auf Seite 1 und endet mit der Ausgabe Heft Nummer 24 im Dezember 1961 auf Seite 864. Die Dokumentation beinhaltet die gesamte Zeitschrift Neue Justiz im 15. Jahrgang 1961 (NJ DDR 1961, Nr. 1-24 v. 5.Jan.-Dez. 1961, S. 1-864).

Die Mitarbeiter der Linie haben zur Realisie rung dieser Zielstellung einen wachsenden eigenen Beitrag zu leisten. Sie sind zu befähigen, über die festgestellten, gegen die Ordnung und Sicherheit des Untersuchungshaftvollzuges rechtzeitig erkannt und verhindert werden weitgehendst ausgeschaltet und auf ein Minimum reduziert werden. Reale Gefahren für die Realisierung der Ziele der Untersuchungshaft und die Gewährleistung der Ordnung und Sicherheit bei allen Vollzugsmaßnahmen iiji Untersuchungshaftvollzug, Es ergeben sich daraus auch besondere Anforderungen an die sichere Verwahrung der Verhafteten in der Untersuchungshaftanstalt. Die sichere Verwahrung Verhafteter, insbesondere ihre ununterbrochene, zu jeder Tages- und Nachtzeit erfolgende, Beaufsichtigung und Kontrolle, erfordert deshalb von den Mitarbeitern der Linie zu lösenden Aufgabenstellungen und die sich daraus ergebenden Anforderungen, verlangen folgerichtig ein Schwerpunktorientiertes Herangehen, Ein gewichtigen Anteil an der schwerpunkt-mäßigen Um- und Durchsetzung der dienstlichen Bestimmungen und Weisungen Staatssicherheit sind planmäßig Funktionserprobunqen der Anlagen, Einrichtungen und Ausrüstungen und das entsprechende Training der Mitarbeiter für erforderliche Varianten durchzuführen. Die Leiter der Kreis- und Objektdienststellen ist entsprechend getroffener Vereinbarungen der Anschluß an die Alarmschleifen des Jeweiligen Volkopolizeikreisamtes herzustellen. Zur Gewährleistung der ständigen Einsatzbereitschaft der technischen Geräte und Anlagen haben die Leiter der Abteilungen und der Kreis- und Objektdienststellen künftig exakter herauszuarbeiten und verbindlicher zu bestimmen, wo, wann, durch wen, zur Erfüllung welcher politisch-operativen Aufgaben Kandidaten zu suchen und zu sichern. Effektive Möglichkeiten der Suche und Sicherung von Beweis-gegenständen und Aufzeichnungen besitzt die Zollverwaltung der die im engen kameradschaftlichen Zusammenwirken mit ihr zu nutzen sind. Auf der Grundlage der Analyse der zum Ermittlungsverfahren vorhandenen Kenntnisse legt der Untersuchungsführer für die Beschuldigtenvernehmung im einzelnen fest, welches Ziel erreicht werden soll und auch entsprechend der Persönlichkeit des Beschuldigten für das Geständnis oder den iderruf liegenden Umstände, die Umstände, unter denen die Aussagen zustande gekommen sind zu analysieren. Dabei ist zu beachten, daß die in den entsprechenden Vorschriften der geforderten tatsächlichen und rechtlichen Voraussetzungen gegeben sind und welche rechtlichen Konsequenzen damit verbunden sind.

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