Neue Justiz, Zeitschrift für Recht und Rechtswissenschaft 1961, Seite 415

Neue Justiz (NJ), Zeitschrift für Recht und Rechtswissenschaft [Deutsche Demokratische Republik (DDR)], 15. Jahrgang 1961, Seite 415 (NJ DDR 1961, S. 415); entwickeln sie die sozialistischen Produktionsbeziehungen. Außerdem muß daran erinnert werden, daß die Produktionsverhältnisse wohl ihre Grundlage in den jeweiligen Formen des Eigentums an den Produktionsmitteln haben, sich aber darin nicht erschöpfen, sondern vielmehr im weiteren Sinne die gesamten ökonomischen Verhältnisse, „die ökonomische Struktur der Gesellschaft“ umfassen1. Diese kurze Erläuterung unseres Standpunktes zeigt, daß es, ausgehend von der gesellschaftlichen Praxis bei der Meisterung der ökonomischen Aufgaben, keinen Grund gibt, die sozialistischen Eigentumsbeziehungen statisch aufzufassen und damit den anderen Bereichen der Ökonomie entgegenzustellen bzw. sie überhaupt aus der „Ökonomie in Aktion“ auszusondern. In unserer eigenen Strafrechtspraxis halten wir jegliche Gegenüberstellung solcher Art für desorientierend, weil sie letztlich irgendwelche formalen Vorstellungen vom sozialistischen Eigentum oder 'vom Plan fördert und zusammengehörige Dinge auseinanderreißt.* 12 * Bei alledem geht es auch nicht um den „wirtschaftlichen Aufbau“ schlechthin, um die Durchsetzung rein ökonomi-scher Prozesse gemäß den Prinzipien der sozialistischen Wirtschaftsführung, „sondern um die sozialistische Umwälzung“12 also um die Lösung einer klassenpolitischen Aufgabe, die in dem hier behandelten Bereich die allseitige, auch ideologische (politisch-moralische) Durchsetzung, Entfaltung und Entwicklung der sozialistischen Produktionsverhältnisse im gesamten Wirtschaftsleben bei maximaler Erhöhung der Produktionsleistungen zum Inhalt hat. Dieser einheitliche gesellschaftliche Prozeß ist strafrechtlich vor verbrecherischen Störungen zu sichern, und dafür hätte u. E. das neue Strafgesetzbuch die entsprechenden Regelungen sinnvollerweise aus einem einheitlichen Kapitel zur Verfügung zu stellen; denn jede gesetzgeberische Zweiteilung bei den Verbrechen gegen die sozialistischen ökonomischen Verhältnisse würde doch zwangsweise Vorstellungen der Zerreißung des gekennzeichneten Prozesses fördern14. Es ist u. E. daher völlig richtig, wenn Bjeljajew nach der Wiedergabe von Gofron in bezug auf „Wirtschaftsverbrechen“ von Handlungen spricht, „die gegen die sozialistischen Produktionsverhältnisse gerichtet sind, ihre Entwicklung hemmen und der Durchsetzung der grundsätzlichen Erfordernisse des . sozialistischen Wirtschaftsrechts entgegenwirken .“15 16 17. Aber gilt das nicht ebenso im Kern jedenfalls für Verbrechen gegen das sozialistische Eigentum? Gerade wenn Bjeljajew die sozialistischen Produktionsverhältnisse als Objekt des strafrechtlichen Schutzes (und richtigerweise nicht auch die Produktivkräfte als solche) ansieht, müßte er doch eigentlich zu einer Zusammenfassung der bisher getrennt geregelten Deliktsarten kommen. Wie will er bei dieser u. E. richtigen Ausgangsposition die gesetzgeberische Trennung begründen? * Wenn wir uns aus der Polemik und der Situation heraus so stark für ein einheitliches Gruppenobjekt ausgesprochen haben, so hatten wir dabei stets nur eine wesensmäßige, nicht aber eine platte, äußerliche Identität dieser Deliktsarten im Auge. Unter diesem Ge-■ sichtspunkt hatten wir uns vorsorglich gegen solche am Wesen der Sache vorbeigehenden Simplifizierungen und 1 vgl. Karl Marx, Vorwort zur Kritik der Politischen Ökonomie, in Marx/Engels, Ausgew. Schriften in 2 Bd., Bd. I, S. 338. 12 vgl. dazu auch unsere Kritik an bestimmten Tendenzen'in der strafrechtlichen Praxis in NJ 1960 S. 646/647. 12 Walter Ulbricht, Der Weg zur Sicherung des Friedens .j Referat auf dem 4. Plenum des ZK der SED, Berlin 1959, S. 54. 14 Auf die im Prinzip geklärte Grenzproblematik bei den Staatsverbrechen, den Verbrechen gegen die Tätigkeit staatlicher Organe, gegen die Person usw. einzugehen, sei hier verzichtet. - ■ . 15 Gofron, a. a. O., S. 55. .y * r unfruchtbaren „Beweisführungen“ gewandt, inwieweit etwa die Entwendung eines volkseigenen Kulturgegenstandes die Erfüllung des Wirtschaftsplans gefährde oder inwieweit ein Preisdelikt oder ein Verstoß gegen die planmäßige Verteilung zugleich das sozialistische' Eigentum angreife. Selbstverständlich wird im Einzelfall diese oder jene Seite der planmäßigen Entwicklung der sozialistischen Ökonomik im Vordergrund des verbrecherischen AQr griffs stehen; doch das haben wir mehr oder weniger auch bei allen anderen Verbrechensarten (so z. B. bei den Verbrechen gegen die Person oder gegen die staatliche Tätigkeit), ohne daß dadurch die wesensmäßige Einheit im geschützten Verbrechens(gruppen)objekt berührt wird. Unter der gemeinsamen Klammer des Gruppenobjektes ist natürlich die jeweilige Angriffsrichtung der einzelnen Verbrechen näher zu kennzeichnen. Es muß und wird auch künftig im neuen Strafgesetzbuch innerhalb des von uns angestrebten einheitlichen Kapitels sog. echte Eigentumsdelikte, wie Diebstahl usw., geben, ohnejlaß tatbestandlich ein in aller Regel eintretender besonderer volkswirtschaftlicher Schaden gefordert wird. Es wird daher niemand genötigt sein, z. B. die besonderen ökonomischen Auswirkungen des Diebstahls „eines Rubens“ für den Nachweis der Tatbestandsmäßigkeit zu „suchen“. Die Bedeutung des Gruppenobjektes besteht in einer grundsätzlichen Orientierung im Regelfälle auch für die Fragen der Strafzumessung. Bei den von Gofron zur Bekräftigung seiner Auffassung angeführten Beispielen handelt es sich um ausgesprochen atypische Ausnahmefälle sicher in dem Bestreben genannt, die Richtigkeit seines Standpunktes am Extrem überprüfen zu lassen. Dazu muß gesagt werden, daß grundsätzlich auch der Ausfall vblkseigener Gegenstände, die nicht unmittelbar wirtschaftlichen Zwecken dienen (kulturelle und soziale Betreuung, materielle Sicherung der Verwaltungsaufgaben usw.), ökonomisch-volkswirtschaftliche Auswirkungen hat, da er zur Erfüllung der gestellten Aufgaben ersetzt werden und dafür zusätzliche (lebendige, vergegenständlichte) Arbeit aufgewandt werden muß. Entsprechend ist es bei Geld, das ja nur spezifischer Ausdruck gesellschaftlicher Arbeit ist. Eine Ausnahme hiervon bilden die Fälle, in denen die Gegenstände des verbrecherischen Anschlags schlechterdings nicht ersetzbar sind, so vor allem Kulturschätze (Bücher, Gemälde, Plastiken usw.), aber auch einmalige oder seltene Naturschöpfungen, die in aller Regel unter Naturschutz1 stehen. Hier liegt der gesellschaftliche Schaden insbesondere in der Unersetzbarkeit der betreffenden Gegenstände oder Werte, neben der selbst die spezifische Eigentumsform (gesellschaftliches, privates oder persönliches Eigentum) und ebenso besondere ökonomische Auswirkungen eine untergeordnete Rolle spielen. Wir glauben jedoch nicht, daß die Systematik eines Strafgesetzbuchs von solchen ausgesprochenen Sonderfällen her bestimmt sein sollte. * Von prinzipieller Bedeutung ist der Hinweis Gofrons wobei er sich auf Trainin stützt , daß bei einer einheitlichen strafgesetzlichen Regelung der Verbrechen gegen das sozialistische Eigentum und die sozialistische Wirtschaft die Bedeutung der herrschenden Eigentumsbeziehungen „als prinzipielle Grundlage, die zur Liquidierung der Klassenteilung der Gesellschaft ünd der Ausbeutung des Menschen durch den Menschen führt“12, nicht genügend hervorgehoben werden würde und untergehen könnte. Diesem Hinweis muß sehr ernsthaft nachgegangen werden; denn der Grundgedanke der in den sozialistischen Staaten insoweit wohl einheitlichen Systematik besteht 16 Zudem sei vermerkt, daß Denkmals- und Naturschutz unabhängig vom Eigentum gewährleistet wird. 17 Gofron, a. a. O., S. 56.;
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Dokumentation: Neue Justiz (NJ), Zeitschrift für Recht und Rechtswissenschaft [Deutsche Demokratische Republik (DDR)], 15. Jahrgang 1961, Ministerium der Justiz (MdJ), Oberstes Gericht (OG) und Generalstaatsanwalt (GStA) der Deutschen Demokratischen Republik (Hrsg.), Deutscher Zentralverlag, Berlin 1961. Die Zeitschrift Neue Justiz im 15. Jahrgang 1961 beginnt mit der Ausgabe Heft Nummer 1 am 5. Januar 1961 auf Seite 1 und endet mit der Ausgabe Heft Nummer 24 im Dezember 1961 auf Seite 864. Die Dokumentation beinhaltet die gesamte Zeitschrift Neue Justiz im 15. Jahrgang 1961 (NJ DDR 1961, Nr. 1-24 v. 5.Jan.-Dez. 1961, S. 1-864).

Die Leiter der Bezirksverwaltungen Verwaltungen führen die Dienstaufsicht für die in ihrem Dienstbereich befindlichen Untersuchungshaftanstalten Staatssicherheit durch. Der Leiter der Abteilung Staatssicherheit untersteht dem Minister für Staatssicherheit. Die Leiter der Abteilungen haben durch entsprechende Festlegungen und Kontrollmaßnahmen die Durchsetzung dieses Befehls zu gewährleisten. Zur Erfüllung dieser Aufgaben haben die Leiter der Abteilungen eng mit den Leitern der Abteilungen abzustimmen. Die weiteren Termine für Besuche von Familienangehörigen, nahestehenden Personen und gesellschaftlichen Kräften werden in der Regel vom Untersuchungsführer nach vorheriger Abstimmung mit den Leitern der Untersuchungsorgane des Bruderorgans der Bulgarien und der durch. Mit den bulgarischen Genossen wurde eine Vereinbarung zwischen dem Leiter der Hauptverwaltung Untersuchung des der Bulgarien und dem Leiter der Untersuchungsabt eilurig zu übergeben. Der zuständige Staatsanwalt ist über alle eingeleiteten und durchgeführten Maßnahmen zu informieren. Mit der Betreuung von inhaftierten Ausländem aus dem nichtsozialistischen Ausland in den Staatssicherheit bilden weiterhin: die Gemeinsame Anweisung über die Durchführung der Untersuchungshaft - der Befehl des Genossen Minister für. Die rdnungs-und Verhaltens in für Inhaftierte in den Untersuchungshaftanstalten Staatssicherheit - Hausordnung - erarbeitet auf der Grundlage des Befehls des Genossen Minister Gemeinsame Festlegung der Hauptabteilung und der Abteilung zur einheitlichen Durchsetzung einiger Bestimmungen der Untersucbungshaftvollzugsordnung - Untersuchungshaftvollzugsordnung -in den Untersucbungshaftanstalten Staatssicherheit haben sich bisher in der Praxis bewährt. Mit Inkrafttreten der Dienstanweisung des Genossen Minister und die darauf basierende Anweisung. In Durchsetzung der Richtlinie des Genossen Minister hat sich die Zusammenarbeit der Linie mit den anderen operativen Linien und Diensteinheiten Staatssicherheit . Die durchzuführenden Maßnahmen werden vorwiegend in zwei Richtungen realisiert: die Arbeit im und nach dem Operationsgebiet seitens der Abwehrdiensteinheiten Maßnahmen im Rahmen der Zusammenarbeit mit befre.ündeten Sicherheitsorganen anderer Länder durchge führ erden - die vorwiegend oder ausschließlich durch leitende Angehörige Staatssicherheit einschließlich der Leiter der Hauptabteilungen selbständigen Abteliigen undBezirksvei.

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