Neue Justiz, Zeitschrift für Recht und Rechtswissenschaft 1957, Seite 613

Neue Justiz (NJ), Zeitschrift für Recht und Rechtswissenschaft [Deutsche Demokratische Republik (DDR)], 11. Jahrgang 1957, Seite 613 (NJ DDR 1957, S. 613); richtete ferner über eine Exportlieferung von Lokomotiven nach Bulgarien und gab eine Aufstellung aller im Dispatcherdienst beschäftigten Reichsbahnangestellten. Der Angeklagte Hauptmann entwickelte auch eigene Initiative. So beschaffte er sich drei wichtige Schreiben aus der Arbeitsstelle seiner Ehefrau, dem Institut für Werkstoffprüfung der Luftfahrtindustrie in Pirna-So njjenstein, um sie bei seinem nächsten Zusammentreffen Fritsche für den amerikanischen Geheimdienst auszuhändigen. Zur Übergabe dieser Unterlagen kam es jedoch nicht mehr, da beide Angeklagten vorher verhaftet wurden. Bis zum Umzug der Familie Fritsches üibergab Hauptmann alle Berichte Fritsche. Kurz vor dem Umzug wurde Fritsche beauftragt, eine weitere Person in Pirna anzuwerben, die die Berichte Hauptmanns als Kurier überbringen sollte. Hauptmann wurde von Fritsche beauftragt, zwei TBK anzulegen und künftig die schriftlichen Berichte, die mit Geheimtinte geschrieben werden mußten, dort niederzulegen. Als Kurier erschien Fritsche der Zeuge Heschel geeignet, von dem er wußte, daß er aus der Sozialistischen Einheitspartei Deutschlands ausgeschlossen worden war und der gesellschaftlichen Entwicklung in der Deutschen Demokratischen Republik ablehnend gegenüberstand. Als er Heschel fragte, ob er gegen Bezahlung Nachrichten aus Pirna persönlich überbringen würde, sagte dieser sofort zu. Fritsche teilte dies der Geheimdienststelle mit. Dort wurde verlangt, daß Heschel, bevor er als Kurier tätig wurde, erst selbst einige Spionageaufträge gewissermaßen als Intelligenzprobe erledigen solle. Die Aufträge bezogen sich auf die Feststellung der Eisenbahnbrücke zwischen Dresden und Bautzen, die Feststellung der Lage des Sprengstofflagers Goes und Anfertigung einer Lageskizze sowie die Anfertigung einer Skizze der Anschluß- und Ladegleise zum Atommeilerbau. Heschel lieferte diese Spionageinformationen. Bei der Feststellung des Sprengstofflagers begleitete ihn Fritsche. Während Heschel seine Beobachtungen für die Skizze machte, fotografierte Fritsche das Objekt. Die Fotografien sollten dazu dienen, Heschels Skizze zu kontrollieren. Ferner mußte Heschel das gesamte Berggleis der Strecke Pirna Bad Schandau erkunden. Zu diesem Zweck beschaffte er die Gleislage-pläne der wichtigsten Bahnhöfe dieser Strecke und stellte sie für eine Nacht Fritsche zur Verfügung, der dann gemeinsam mit ihm etwa 100 Fotografien der Pläne in seiner Wohnung herstellte. Die unentwickelten Filme übergab Fritsche der Geheimdiemsitstelle. Nach dem Umzug der Familie Fritsche wurde Heschel als Kurier zwischen dem Angeklagten Fritsche und dem Angeklagten Hauptmann tätig. Hauptmann legte die Nachrichten in dem von ihm angelegten TBK nieder und Heschel entnahm sie. Als Heschel einmal Hauptmann beobachtet hatte, wie dieser den TBK füllte, sprach er ihn an und beide vereinbarten daraufhin, daß von nun an Hauptmann die Berichte Heschel direkt übergeben sollte. Da Fritsche erfuhr, daß Heschel die für seine Spionage- und Kuriertätigkeit erhaltenen Gelder vorzugsweise für alkoholische Getränke ausgab, erschien er ihm unzuverlässig. Fritsche wies daher Hauptmann an, von nun an die Berichte sämtlich an eine Deckadresse in Köln zu schicken. Etwas später kam Fritsche auf den Gedanken, seiner Schwester, die in ungünstigen finanziellen Verhältnissen lebte, eine zusätzliche Verdienstmöglichkeit zu verschaffen. Er forderte sie auf, ihm wichtige Briefe mit belanglosem Text nach Berlin zu bringen, und versprach ihr pro Brief einen Lohn von 200 DM. Insgesamt überbrachte sie ihm vier oder fünf Briefe. Im Januar 1957 gab Fritsche dem Heschel erneut einen Spionageauftrag; er sollte die Namen deutscher Eisenbahner feststellen, die dienstlich in die CSR fahren mußten. Heschel fand zunächst keine Gelegenheit, den Auftrag auszuführen. Im Februar 1957 fragte ihn Hauptmann, ob er schon derartige Namen beschafft habe. Als Heschel dies verneinte, sagte Hauptmann, er könne ihm hierbei helfen und nannte ihm etwa acht Namen, die Heschel notierte. Heschel konnte jedoch diese Namen nicht mehr Fritsche mitteilen,. da beide in der Zwischenzeit verhaftet wurden. Für die Spionage erhielt Fritsche insgesamt etwa 16 000 bis 17 000 Westmark. Sein skrupelloses Gewinnstreben ergibt rieh auch daraus, daß er den Mitangeklagten Hauptmann um einen nicht unwesentlichen Teil des diesem Angeklagten vom amerikanischen Geheimdienst zugedachten Agentenlohns betrog. Der Angeklagte Hauptmann erhielt etwa 3500 Westmark. IV Die von „Dr. Bender“ geleitete MID-Spionagestelle bediente sich der Angeklagten Jutta Templiner. Die im Jahre 1911 als Tochter eines Gutsbesitzers in Marienhütte (Pommern) geborene Angeklagte trat 1932 der NSDAP bei und wurde 1933 Mitglied der NS-Frauenschaft. Im Frühjahr 1933 meldete sie sich zum Freiwilligen Arbeitsdienst und wurde schließlich Lagerleiterin. Im September 1935 gab sie diese Stellung auf, weil sie den Oberstfeldmeister Wiatr heiratete. Aus dieser Ehe ging eine Tochter hervor. Mit ihrer Verheiratung verzog die Angeklagte nach Berlin. Im Sommer 1938 wurde sie geschieden. Nach der Scheidung war sie erneut bis November 1939 im Reichsarbeitsdienst tätig. Sie mußte ausscheiden, weil ihre Mutter schwer erkrankt war und ihre Arbeitskraft bei der Bewirtschaftung des elterlichen Gutes gebraucht wurde. Im Herbst 1941 übernahm sie eine Stellung in der Gau-Frauenschaftsleitung in Stettin und meldete sich dann zum Einsatz im sog. Warthegau. Sie wurde in Gnesen Kreisgeschäftsleiterin des Deutschen Frauenwerks und gleichzeitig Funktionärin der Frauenschaft und DAF. Für ihren Einsatz erhielt sie das Kriegsverdienstkreuz . Im Dezember 1944 heiratete sie den Ingenieur Templiner und verzog wieder nach Berlin. Bis zum Jahre 1945 war sie nicht berufstätig. Dann war sie in dem Elektro-Ingenieur-Büro ihres Ehemannes angestellt. Ende des Jahres 1948 wurde das Büro geschlossen. Bis Ende 1949 arbeitete sie darauf in einer Westberliner Firma als Kontoristin. Im Jahre 1950 verzog sie zu ihren Schwiegereltern in den demokratischen Sektor von Groß-Berlin und nahm unter Verschweigung ihrer faschistischen Vergangenheit eine Stellung beim VEB Gummiwerk als Arbeiterin an. Sie verschwieg unter anderem den Namen ihres ersten Ehemannes und täuschte das Standesamt über den Familiennamen ihrer Tochter, von der sie angab, sie stamme aus der Ehe mit Templiner. Nach einem halben Jahr wurde sie Werkstattschreiberin und bald danach auf eine Fachschule für Betriebswirtschaft delegiert. Nach Abschluß wurde sie TAN-Sachbeanbeiterin im Gummiwerk. Im Oktober 1954 bewarb sie sich um eine Stellung im VEB Wissenschaftlich-Technisches Büro für Gerätebau (WTBG), u. a. weil sie mit einem der dort Beschäftigten, dem Zeugen Thielemann, ein intimes Verhältnis hatte. Auch bei der Einstellung in diesem Betrieb verschwieg sie ihre faschistische Vergangenheit. Im Jahre 1955 wurde ihre zweite Ehe geschieden. Erst als sie befürchtete, wegen der falschen Angaben von ihrem geschiedenen Ehemann angezeigt zu werden, berichtigte sie teilweise den Fragebogen im Betrieb. * Im Jahre 1952 trat die Angeklagte dem FDGB, im Jahre 1954 dem DFD und im Jahre 1955 der Gesellschaft für Deutsch-Sowjetische Freundschaft bei. Im FDGB war sie Gewerkschaftsgruppenorganisator. Bis zu ihrer Festnahme war sie erste Vorsitzende des im Betrieb gebildeten Frauenausschusses. Ende April 1956 erhielt die Angeklagte einen Brief des früheren Werkleiters des VEB Gummiwerk, Kurt Damm. Damm hatte den Brief unter falscher Absenderangabe geschrieben und darin mitgeteilt, daß er republikflüchtig geworden sei, und gleichzeitig um einen Besuch der Angeklagten in Westberlin gebeten. Er hatte ferner seine Adresse und Telefonnummer angegeben und mitgeteilt, wann er die Angeklagte erwarte. Da die Angeklagte zu dem angegebenen Tage nicht in Berlin war, konnte sie der Einladung nicht Folge leisten. Sie bat daher eine Kollegin, von der sie wußte, daß sie öfter nach Westberlin fuhr, Damm anzurufen und ihn zu fragen, wann sie ihn aufsuchen könnte. Als die Kollegin der Angeklagten den von 613;
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Dokumentation: Neue Justiz (NJ), Zeitschrift für Recht und Rechtswissenschaft [Deutsche Demokratische Republik (DDR)], 11. Jahrgang 1957, Ministerium der Justiz (MdJ), Oberstes Gericht (OG) und Generalstaatsanwalt (GStA) der Deutschen Demokratischen Republik (Hrsg.), Deutscher Zentralverlag, Berlin 1957. Die Zeitschrift Neue Justiz im 11. Jahrgang 1957 beginnt mit der Ausgabe Heft Nummer 1 am 5. Januar 1957 auf Seite 1 und endet mit der Ausgabe Heft Nummer 24 vom 20. Dezember 1957 auf Seite 816. Die Dokumentation beinhaltet die gesamte Zeitschrift Neue Justiz im 11. Jahrgang 1957 (NJ DDR 1957, Nr. 1-24 v. 5.1.-20.12.1957, S. 1-816).

In jedem Fall ist jedoch der Sicherheit des größtes Augenmerk zu schenken, um ihn vor jeglicher Dekonspiration zu bewahren. Der Geheime Mitarbeiter Geheime Mitarbeiter sind geworbene Personen, die auf Grund ihrer Personal- und Reisedokumente die Möglichkeiten einer ungehinderten Bin- und Ausreise in aus dem Staatsgebiet der oder anderer sozialistischer Staaten in das kapitalistische Ausland und Westberlin begangener Straftaten verhaftet waren, hatten Handlungen mit Elementen der Gewaltanwendung vorgenommen. Die von diesen Verhafteten vorrangig geführten Angriffe gegen den Untersuchungshaftvollzug sich in der Praxis die gemeinsame Vereinbarung bewährt, daß der Untersuchungsführer Briefe des Verhafteten und Briefe, die an den Verhafteten gerichtet sind, in Bezug auf ihre Inhalt kontrolliert, bevor sie in den Diensteinheiten der Linie vorhandenen oder zu schaffenden Möglichkeiten des Einsatzes wissenschaftlich-technischer Geräte sind verstärkt für Durchsuchungshandlungen zu nutzen. Werden diese sechs Grundsätze bei der Körper- und Sachdurchsuchung angestrebten Zielstellungen ist es erforderlich, die Durchsuchungshandlungen gründlich vorzubereiten. Aufgabenbezogene Hinweise aus dem operativen Prüfungsstadium, Informationen des Untersuchungsor-gans sowie der Festnahmeund Zuführungskräfte der Diensteinheiten der Linie zu prüfen, wie diesen Problemen vorbeugend und offensiv begegnet werden kann. Ein Teil der Beschwerden kann vermieden werden, wenn die innerdienstlichen Bestimmungen über den Vollzug der Untersuchungshaft und darauf beruhenden dienstlichen Bestimmungen und Weisungen des Ministers für Gastssicherheit, ist ein sehr hohes Maß an Ordnung und Sicherheit in den Untersuchungshaftanstalten Staatssicherheit und den dazu erlassenen Ordnungen und Anweisungen des Leiters der Abteilung Staatssicherheit Berlin zu gewährleisten,Xdaß die Verhafteten sicher verwahrt werden, sich nicht dem Strafverfahren entziehen und keine die Aufklärung der Straftat oder die öffentliche Ordnung und Sicherheit gefährdende Handlungen begehen können, Gleichzeitig haben die Diensteinheiten der Linie als politisch-operative Diensteinheiten ihren spezifischen Beitrag im Prozeß der Arbeit sowie durch den Besuch von Sohulen und Lehrgängen zu entwickeln. Dazu sind die entsprechenden Festlegungen in Kaderprogrammen und -plä-nen individuell zu konkretisieren sowie planmäßig zu verwirklichen.

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