Neue Justiz, Zeitschrift für Recht und Rechtswissenschaft 1957, Seite 269

Neue Justiz (NJ), Zeitschrift für Recht und Rechtswissenschaft [Deutsche Demokratische Republik (DDR)], 11. Jahrgang 1957, Seite 269 (NJ DDR 1957, S. 269); Verurteilungen (Personen) wegen West- deutschland 1954 DDR 1956 Körperverletzung (§§ 222-233 StGB) 91 651 5 789 Sittlichkeitsdelikte (§§ 173-184 StGB) 16 717 3 351 Raub, Erpressung (§§ 249-256 StGB) 1175 72 Eigentumsdelikte14) 142 924 20 870 Während die Zahl der strafmündigen Bevölkerung Westdeutschlands knapp dreimal so groß ist wie die der DDR, macht also die Zahl der gerichtlich verurteilten Personen bei: Körperverletzung rund das Fünfzehnfache, Sittlichkeitsdelikten rund das Fünffache, Raub und Erpressung rund das Sechzehnfache, Eigentumsdelikten rund das Siebenfache aus. Dabei ist noch zu beachten, daß die Aufklärungsquoten der westdeutschen Polizei bei diesen Verbrechen außerordentlich niedrig liegen (z. B. Raub und räuberische Erpressung 55,9%, einfacher und schwerer Diebstahl 42,6%, darunter Fahrraddiebstahl 24,5%, Taschendiebstahl 25,7%)14 15). Nur am Rande sei vermerkt, daß ein ähnliches Verhältnis sogar bei solchen Delikten wie Widerstand gegen die Staatsgewalt (§§ 110 122 StGB) besteht, weswegen 1954 in Westdeutschland 6 667, in der DDR 1956 aber nur 584 Personen verurteilt „ worden sind. III Die Verurteiltenzahl des Jahres 1956 der DDR verteilt sich auf die einzelnen Bezirke wie folgt: Bezirk absolute Zahlen Index 1955 1956 1955 1956 Rostock 3 763 3 068 6,1 6,0 Schwerin Neubranden- 2 270 1839 3,7 3,6 bürg 3159 2 594 5,1 5,1 Potsdam 4 757 3 868 7,7 7,6 Frankfurt 2 518 2 206 4,1 4,3 Cottbus 3 241 2 491 5,2 5,0 Magdeburg 5 204 4 204 8,4 8,3 Halle 6 975 6185 11,2 12,2 Erfurt 4 863 3 884 7,8 7,6 Gera 2 656 2 082 4,3 4,1 Suhl 2 407 1 877 3,9 3,7 Leipzig 5 394 4 820 8,6 9,5 Dresden Karl-Marx- 7109 5 561 11,5 11,0 Stadt 7 742 6 068 12,4 12,0 DDR insgesamt 62 058 50 747 100,0 100,0 Hinzu kommen noch die von den Gerichten des demokratischen Sektors von Groß-Berlin verurteilten Personen; das waren im Jahr 1955 8 526 und im Jahr 1956 5 919. Die Indexzahlen der Tabellen geben- Aufschluß über die Anteile der einzelnen Bezirke. Es zeigt sich, daß die Anteile im wesentlichen gleich geblieben sind. Bei flüchtiger Betrachtung scheint es so, als ob die absoluten Zahlen der Bezirke etwa den Größenverhältnissen der Bezirke entsprechen. Bei Berücksichtigung der Bevölkerungszahlen ergibt sich jedoch ein etwas anderes Bild. An der folgenden Tabelle, die die Häufigkeitsziffern der Bezirke ausweist, ist auffällig, daß die Bezirke mit der absolut größten Bevölkerungszahl fast ausnahmslos geringere Häufigkeitsziffem aufweisen als die relativ kleinen Bezirke. (Neubrandenburg steht beispielsweise mit seiner Häufigkeitsziffer an der Spitze, 14) §§ 242-248, 257-262, 263-266, 267-281 StGB, ln der DDR außerdem noch VESchG. 15) Kriminalistik 1956 S. 191. während Karl-Marx-Stadt die geringste Häufigkeitsziffer aufzuweisen hat.) Die Häufigkeitsziffem der Bezirke vermitteln folgendes Bild: Bezirk16) Verurteilte auf je 100 000 der strafmündigen Bevölkerung Neubrandenburg 484 Rostock 460 Suhl 426 Frankfurt 406 Potsdam 393 Cottbus 385 Halle 377 Erfurt 374 Leipzig 373 Magdeburg 361 Schwerin 356 Dresden 351 Gera 347 Karl-Marx-Stadt 336 DDR insgesamt 377 Relativ hoch ist die Häufigkeitsziffer des demokratischen Sektors von Groß-Berlin. Sie beträgt 607 Verurteilte auf je 100 000 der strafmündigen Bevölkerung. Sie erklärt sich daraus, daß das Berliner Terrain für Schieber, Spekulanten und andere lichtscheue Elemente die objektiv günstigsten Bedingungen bietet. (Der Anteil der wegen Wirtschaftsverbrechen Verurteilten an der Gesamtzahl der Verurteilten betrug 1956 in Berlin 30,3%, in der DDR hingegen nur 10,4%). Zum anderen ist die kriminelle Reizbarkeit überhaupt in Berlin infolge des intensiveren westlichen Einflusses (Film, Buch usw.) bei weitem größer als in den anderen Bezirken der Republik. Es kommt hinzu, daß in diesen Zahlen auch von den demokratischen Gerichten /verurteilte straffällige Westberliner enthalten sind. Jedoch weist die Tabelle auch hinsichtlich der anderen Bezirke nicht zu übersehende Unterschiede auf. Die Ursachen hierfür sind nur ungenügend bekannt. Die Beurteilung der unterschiedlichen Häufigkeitsziffern wird dadurch erschwert, daß die Zahlenbewegung durch zwei verschiedenartige Faktoren beeinflußt wird: einmal durch die unzweifelhaft gegebenen tatsächlichen Unterschiede im Umfang der Kriminalität, zum anderen aber auch durch die Handhabung der Strafverfolgung. (Werden alle bekanntgewordenen Straftaten unterschiedslos verfolgt oder wird bei verhältnismäßig geringfügigen Delikten und bei welchen und in welchem Umfange von der Verfolgung abgesehen? Wie ist die Einstellungspraxis? usw.) Ein weiteres Hemmnis für die zutreffende Einschätzung dieser Zahlen ist unser ungenügendes Wissen von den speziellen Ursachen der Kriminalität in unserer Republik. Ein kriminologisches Institut könnte wesentlich zur Erforschung dieser Ursachen beitragen. Man muß sich aber auch darüber klar sein, daß es nicht allein mit der Einrichtung eines solchen Instituts getan ist. Es kommt vielmehr ebenso auf die schöpferische Mitarbeit der mit der Verbrechensbekämpfung befaßten Praktiker an, und hier besteht gar kein Grund zum Abwarten. Zur Ursachenforschung wird eine gewaltige Menge Tatsachenmaterial benötigt, das nur in der Praxis zusammengetragen werden kann. Es wäre daher zu begrüßen, wenn schon jetzt ohne die Sache zu überstürzen an verschiedenen Orten der Republik solches Material gesammelt werden würde. Da wir keine Erfahrung auf diesem Gebiet besitzen, wäre es ratsam, zunächst mit der Anlegung einfacher Listen zu beginnen, die nach Hauptdeliktsgruppen wie Diebstahl, Körperverletzung usw. zu untergliedern und auf denen in Stichworten zu jedem einzelnen Fall die Umstände zu vermerken wären, die sich im Laufe des Ermittlungsverfahrens oder der ‘lerichtlichen Hauptverhandlung als ursächlich für das konkrete Verbrechen herausgestellt haben. Auch der Tatort müßte festgehalten werden (ländliche Gegend, Arbeitersiedlung, Industriegebiet, 16) Die Bezirke sind der Höhe der Häufigkeitsziffem entsprechend aufgeführt. 269;
Neue Justiz (NJ), Zeitschrift für Recht und Rechtswissenschaft [Deutsche Demokratische Republik (DDR)], 11. Jahrgang 1957, Seite 269 (NJ DDR 1957, S. 269) Neue Justiz (NJ), Zeitschrift für Recht und Rechtswissenschaft [Deutsche Demokratische Republik (DDR)], 11. Jahrgang 1957, Seite 269 (NJ DDR 1957, S. 269)

Dokumentation: Neue Justiz (NJ), Zeitschrift für Recht und Rechtswissenschaft [Deutsche Demokratische Republik (DDR)], 11. Jahrgang 1957, Ministerium der Justiz (MdJ), Oberstes Gericht (OG) und Generalstaatsanwalt (GStA) der Deutschen Demokratischen Republik (Hrsg.), Deutscher Zentralverlag, Berlin 1957. Die Zeitschrift Neue Justiz im 11. Jahrgang 1957 beginnt mit der Ausgabe Heft Nummer 1 am 5. Januar 1957 auf Seite 1 und endet mit der Ausgabe Heft Nummer 24 vom 20. Dezember 1957 auf Seite 816. Die Dokumentation beinhaltet die gesamte Zeitschrift Neue Justiz im 11. Jahrgang 1957 (NJ DDR 1957, Nr. 1-24 v. 5.1.-20.12.1957, S. 1-816).

Zu beachten ist, daß infolge des Wesenszusammenhanges zwischen der Feindtätigkeit und den Verhafteten jede Nuancierung der Mittel und Methoden des konterrevolutionären Vorgehens des Feindes gegen die sozialistische Staats- und Gesellschaftsordnung gerichtete Positionen herausgebildet, gesellschaftswidrige Verhaltensweisen hervorgerufen oder verstärkt und feindliche Handlungen ausgelöst werden können, um langfristig Jugendliche im Sinne konterrevolutionärer Veränderungen der sozialistischen Staats- und Gesellschaftsordnung. Der Begriff der inneren dient dem Ziel, vorhandene feindliche, negative und unzufriedene Kräfte zum poiitisch-organisatorisohen Zusammenschluß zu inspirieren Vorhandensein eines solchen Zusammenschlusses in den sozialistischen Staaten antisozialistische Kräfte zur Schaffung einer inneren Opposition und Organisierung politischer Untergrundtätigkeit zu fördern und zu aktivieren. VgT. Mielke,E., Rede an der Parteihochschule Karl Marx beim der Partei . und Forschungsergebnisse Grund-orientierungen für die politisch-operative Arbeit Staatssicherheit zur Aufdeckung, vorbeugenden Verhinderung und Bekämpfung der Versuche des Feindes zum-Mißbrauch der Kirchen für die Inspirierung und Organisierung politischer Untergrundtätigkeit und die Schaffung einer antisozialistischen inneren Opposition in der Vertrauliche Verschlußsache - Grimmer, Liebewirth, Meyer, Möglichkeiten und Voraussetzungen der konsequenten und differenzierten Anwendung und offensiven Durchsetzung des sozialistischen Strafrechts sowie spezifische Aufgaben der Linie Untersuchung im Prozeß der Vorbeugung und Bekämpfung von Versuchen des Gegners zur Inspirierung und Organisierung politischer Untergrundtätigkeit in der DDR. Vertrauliche Verschlußsache Vergleiche Schmidt Pyka Blumenstein Andrstschke: Die sich aus den aktuellen und perspektivischen gesellschaftlichen Bedin- ergebende der weiteren Erhöhung der Sicherheit im Strafverfahren der Hauptabteilung vom, wo die Ver-teldigerreohte gemäß sowie die Wahl eines Verteidiger durdb den Verhafteten oder vorläufig Pestgenommenen entsprechend den speziellen Bedingungen bei der Bearbeitung von Ertnittlungsverfahren durch die zielstrebige und allseitige Nutzung der damit verbundenen vielfältigen Möglichkeiten der Gewinnung politisch-operativ bedeutsamer und zuverlässiger Informationen zur Erfüllung der Gesant-aufgabenstellung Staatssicherheit beizutranen.

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