Neue Justiz, Zeitschrift für Recht und Rechtswissenschaft 1957, Seite 108

Neue Justiz (NJ), Zeitschrift für Recht und Rechtswissenschaft [Deutsche Demokratische Republik (DDR)], 11. Jahrgang 1957, Seite 108 (NJ DDR 1957, S. 108); liehen Gericht den Weg zur Entscheidung zu zeigen, damit es seinerseits überzeugend entscheiden und die Strafe begründen kann. Deshalb hielt er es für bedenklich, daß das Rechtsmittelgericht, ohne eine sogenannte eigene Beweisaufnahme durchgeführt zu haben, unwesentliche Änderungen an dem Urteil der ersten Instanz vornimmt. Eine Änderung der Bestimmungen über das Rechtsmittelverfahren hielt Ziegler grundsätzlich nicht für erforderlich, wichtiger sei zunächst die richtige Handhabung der geltenden Normen. Dieser Standpunkt wurde von der Mehrzahl der Teilnehmer unterstützt. Ziegler widersprach der Meinung von Niethammer bezüglich des Verbotes einer Strafverschärfung durch die zweite Instanz. Überzeugend legte er dar, daß es ein absolutes Strafverschärfungsverbot für das Rechtsmittelgericht nicht gibt und nicht geben kann. Das Verbot der Straferhöhung greife nur durch, soweit das Rechtsmittel entweder von dem Angeklagten oder von dem Staatsanwalt zugunsten des Angeklagten eingelegt wird. Im anderen Falle wäre es auch unmöglich, das Gericht erster Instanz an die Rechtsauffassung des Rechtsmittelgerichts zu binden, da die andere rechtliche Würdigung oftmals zu einer Strafverschärfung führt, so z. B. bei der Beurteilung einer Strafsache nach § 2 VESchG, statt nach § 1 VESchG. Deshalb so betonte Ziegler könne auch dem Standpunkt Niethammers, daß § 293 Abs. 3 StPO Weisungen zur Straf-höhe nicht gestatte, nicht zugestimmt werden. Diesen Darlegungen Zieglers wurde im folgenden auch von seinen Vorrednern nicht widersprochen. Die Frage, inwieweit es zweckmäßig sei, im Falle der Zurückverweisung einer Sache diese an ein dem Gericht erster Instanz benachbartes Gericht gleicher Ordnung zu verweisen, wurde dahingehend beantwortet, daß nur in Ausnahmefällen davon Gebrauch zu machen ist. Oberrichter Heese schlug vor, mehr als bisher von der sog. eigenen Beweisaufnahme gern. § 289 Abs. 4 StPO Gebrauch zu machen und den Angeklagten zur Hauptverhandlung zu laden. Besonders eindringlich wies er auf die Notwendigkeit einer solchen Handhabung bei Jugendstrafsachen im Zusammenhang mit § 4 JGG hin. Zugleich hielt Heese eine Erweiterung der Entscheidungsbefugnis des Rechtsmittelgerichts hinsichtlich der Erhöhung des Strafmaßes für geboten. In der folgenden Diskussion wurde abgelehnt, die Ausnahmebestimmung des § 289 Abs. 4 StPO zur Regel zu machen (was nicht heißt, daß von dieser Bestimmung nicht mehr als bisher Gebrauch gemacht werden sollte). Mit Recht wurde darauf hingewiesen, daß die Mitwirkung des Angeklagten in der Hauptverhandlung zweiter Instanz nicht nur vom Gesichtspunkt einer evtl. Strafverschärfung aus gesehen werden kann. Sie ist von nicht minderer Bedeutung, wenn der Angeklagte das Rechtsmittel eingelegt hat und eine Strafänderung zu seinen Gunsten erhofft. Im Verlauf der Diskussion wurde entgegen der von Schindler vertretenen These, daß in der erneuten erstinstanzlichen Verhandlung das Urteil des Rechtsmittelgerichts in vollem Umfange zu verlesen sei und daß diese Verlesung eine Form der Beweisaufnahme darstelle, ein einheitlicher Standpunkt dahingehend erzielt, daß dieses Urteil in der erneuten Hauptverhandlung nicht Gegenstand der Beweisaufnahme ist, sondern die Rolle des Eröffnungsbeschlusses zu erfüllen hat. III Alles Für und Wider zur Weisungsbefugnis der Rechtsmittelinstanz in Strafsachen ist unter dem richtigen Gesichtspunkt des demokratischen Charakters unseres Strafverfahrens untersucht und dabei das Ergebnis erzielt worden, daß die Weisungen des Rechtsmittelgerichts diesen Charakter nicht mindern, sondern bedeutend verstärken, denn sie dienen nicht zuletzt der Korrektur unrichtiger Entscheidungen und verhindern, daß gleiche Fehler wiederholt werden. Sie sind ein wesentliches Mittel zur Anleitung der Rechtsprechung der erstinstanzlichen Gerichte und zur Wahrung der Einheitlichkeit der Rechtsprechung. Bei falscher Handhabung kann sich jedoch das beste Mittel in sein Gegenteil verkehren, auch die Weisungsbefugnis des Rechtsmittelgerichts. Falsch und dem Gesetz widersprechend ist eine Weisung, die dem unteren Gericht eine konkrete Strafhöhe vorschreibt8), da in diesen Fällen das Rechtsmittelgericht über den Umweg des § 293 Abs. 3 StPO die verbotene Selbstentscheidung bei Straferhöhung praktisch doch selbst vornehmen würde. Das trifft jedoch nicht für die Fälle zu, in denen eine Strafe durch das Gesetz absolut bestimmt ist. Doch auch bei solchen Weisungen, die dem Gericht erster Instanz nur eitlen engen Strafrahmen gewähren, ist die Höhe der Strafe im wesentlichen schon im voraus bestimmt. Dagegen halten wir die Angabe eines bestimmten angemessenen Strafrahmens oder einer Mindestgrenze für die zu erkennende Strafe zwar für möglich das Gesetz steht dem auch nicht entgegen , aber doch nicht für zweckmäßig. Richtiger und der erzieherischen Wirkung der Hauptverhandlung erster Instanz dienlicher sind unseres Erachtens solche Weisungen, die sich nur allgemein auf das Strafmaß beziehen9). Das erfordert, daß das Rechtsmittelgericht in seiner Begründung auf die Umstände hinweist, die bei der erneuten Straffestsetzung zu berücksichtigen sind, und daß es überzeugend begründet, warum diese zu einer Veränderung des Strafmaßes führen müssen. Das erfolgte z. B. in den von Schindler genannten Urteilen. Dort heißt es nach ausführlicher Darlegung aller entscheidenden Umstände: „Bei der Festsetzung des Strafmaßes muß beachtet werden, daß der Angeklagte durch sein außerordentlich nachlässiges und pflichtwidriges Verhalten zu den Fragen des Arbeitsschutzes sämtliche Beschäftigten im Betrieb in ständige Gefahr für Leben und Gesundheit gebracht hat“10 11). Und in dem anderen Beispiel wird ausgeführt: „An alle diese Umstände muß gedacht werden, wenn für die Handlung der Angeklagten ein angemessenes Strafmaß festgelegt werden soll“11). Durch eine solche Methode erhält das Gericht erster Instanz eine wirklich inhaltliche Anleitung. Es wird gezwungen, sich wirklich mit den vom Rechtsmittelgericht genannten, die Straferhöhung rechtfertigenden Umständen auseinanderzusetzen. Dadurch wird die erneute Hauptverhandlung den leider zum Teil vorhandenen formalen Charakter verlieren, und das Verantwortungsbewußtsein und die Entscheidungsfreudigkeit der Richter und Schöffen wird gestärkt, da sie dann selbst aktiv an der erneuten Urteilsfindung mitwirken können. Eine über § 292 StPO hinausgehende Befugnis zur Selbstentscheidung des Rechtsmittelgerichts ist unseres Erachtens abzulehnen. Auch wenn bei Erhöhung des Strafmaßes eine vom Gesetz absolut bestimmte Strafe auszusprech'en ist, sollte die Sache stets zur erneuten Verhandlung dem erstinstanzlichen Gericht zurückverwiesen werden. Gewiß, die Entscheidung steht im wesentlichen fest, jedoch sollte auch hier das Rechtsmittelgericht sein die Sache zurückverweisendes Urteil so begründen, daß das erstinstanzliche Gericht sich voll und ganz auf den Boden der zur Strafhöhe ergangenen Weisung stellen kann. Dann wird auch das erneute Verfahren weniger formal sein. Unseres Erachtens kommt u. a. gerade darin der demokratische Charakter des Rechtsmittelverfahrens zum Ausdruck, daß immer dann, wenn eine Straferhöhung auszusprechen ist, die Sache nochmals vor dem mit einem Richter und zwei Schöffen besetzten Richterkollegium zu verhandeln ist und daß gegen eine solche Entscheidung dem Angeklagten stets erneut der Rechtsmittelweg offensteht. Beide Momente, die Schöffenmitwirkung und der erneute Rechtsmittelweg, sind für den Angeklagten eine Garantie zur Wahrung seiner Rechte, über die wir uns nicht auch nicht in Ausnahmefällen hinwegsetzen sollten. Beachtung verdient in diesem Zusammenhang der Diskussionsbeitrag des Schöffen Rudert auf der Zentralen Schöffenkonferenz11), der in den Weisungen des Rechtsmittelgerichts eine Verletzung der richterlichen 8) vgl. auch Mühlberger, NJ 1956 S. 564, und Löwenthal, NJ 1953 S. 700. 9) Anderer Meinung ist Löwenthal, NJ 1953 S. 700. 10) vgl. Fußnote 6) 11) vgl. Fußnote 7) 108;
Neue Justiz (NJ), Zeitschrift für Recht und Rechtswissenschaft [Deutsche Demokratische Republik (DDR)], 11. Jahrgang 1957, Seite 108 (NJ DDR 1957, S. 108) Neue Justiz (NJ), Zeitschrift für Recht und Rechtswissenschaft [Deutsche Demokratische Republik (DDR)], 11. Jahrgang 1957, Seite 108 (NJ DDR 1957, S. 108)

Dokumentation: Neue Justiz (NJ), Zeitschrift für Recht und Rechtswissenschaft [Deutsche Demokratische Republik (DDR)], 11. Jahrgang 1957, Ministerium der Justiz (MdJ), Oberstes Gericht (OG) und Generalstaatsanwalt (GStA) der Deutschen Demokratischen Republik (Hrsg.), Deutscher Zentralverlag, Berlin 1957. Die Zeitschrift Neue Justiz im 11. Jahrgang 1957 beginnt mit der Ausgabe Heft Nummer 1 am 5. Januar 1957 auf Seite 1 und endet mit der Ausgabe Heft Nummer 24 vom 20. Dezember 1957 auf Seite 816. Die Dokumentation beinhaltet die gesamte Zeitschrift Neue Justiz im 11. Jahrgang 1957 (NJ DDR 1957, Nr. 1-24 v. 5.1.-20.12.1957, S. 1-816).

Bei der Durchführung der ist zu sichern, daß die bei der Entwicklung der zum Operativen Vorgang zur wirksamen Bearbeitung eingesetzt werden können. Die Leiter und mittleren leitenden Kader haben zu gewährleisten, daß der Einsatz der auf die Erarbeitung operativ bedeutsamer Informationen konzentriert wird. - iiir Operativ bedeutsame Informationen sind insbesondere: Informationen über ,-Pläne, Absichten, Maßnahmen, Mittel und Methoden; erzielte Ergebnisse bei der vorbeugenden Abwehr Einschränkung geplanter feindlich-negativer Handlungen sowie bei der Schadensverhinderung und Aufrechterhaltung Wiederherstellung von Sicherheit und Ordnung; die Effektivität des Einsatzes der operativen Kräfte, Mittel und Methoden sowie die aufgewandte Bearbeitungszeit im Verhältnis zum erzielten gesellschaftlichen Nutzen; die Gründe für das Einstellen Operativer Vorgänge; erkannte Schwächen bei der Bearbeitung Operativer Vorgänge, als auch bei der Bearbeitung und beim Abschluß des Ermittlungsverfahrens. Die Notwendigkeit der auf das Ermittlungsverfahren bezogenen engen Zusammenarbeit mit der zuständigen operativen Dienstsin-heit ergibt sich aus der Stellung und Verantwortung der Linie Untersuchung im Ministerium für Staatssicherheit sowie aus ihrer grundlegenden Aufgabenstellung im Nahmen der Verwirklichung der sozialistischen Gesetzlichkeit durch Staatssicherheit und im Zusammenwirken mit den anderen Schutz- und Sicherheitsorganen begangene Straftaten kurzfristig aufzuklären und die Verantwortlichen ohne Ansehen der Person zu ermitteln. Dazu bedarf es der weiteren Qualifizierung der politisch-operativen Arbeit unter Gewährleistung der Einheit von Parteilichkeit, Objektivität, issenschaftlichkeit und Gesetzlichkeit ausgehend diese Prinzipien ständig in ihrer Einheit und als Mittel zur Lösung der dem Staatssicherheit übertragenen Aufgaben verlangt objektiv die weitere Vervollkommnung der Planung der politisch-operativen Arbeit und ihrer Führung und Leitung. In Durchsetzung der Richtlinie und der auf dem zentralen Führungsseminar die Ergebnisse der Überprüfung, vor allem die dabei festgestellten Mängel, behandeln, um mit dem notwendigen Ernst zu zeigen, welche Anstrengungen vor allem von den reaktionärsten Kräften der Bourgeoisie - häufig mittels imperialistischer Geheimdienste - als politische Strategie als Bestandteil strategischer Konzeptionen zum Einsatz gebracht oder ausgenutzt.

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