Neue Justiz, Zeitschrift für Recht und Rechtswissenschaft 1956, Seite 125

Neue Justiz (NJ), Zeitschrift für Recht und Rechtswissenschaft [Deutsche Demokratische Republik (DDR)], 10. Jahrgang 1956, Seite 125 (NJ DDR 1956, S. 125); Rechtsprechung Entscheidungen anderer Gerichte Zi vi1rM*hl Abschn. VII der Musterstatuten der LPG; VO über die Pfändung von Arbeitseinkommen vom 9. Juni 1955 (GBl. I S. 429). Die Vorschüsse, die während des Jahres für die geleisteten Arbeitseinheiten an die LPG-Mitglieder gezahlt werden, sind in entsprechender Anwendung der VO über die Pfändung von Arbeitseinkommen pfändbar. KrG Nauen, Urt. vom 14. Oktober 1955 4 CV 356/55. Lt. Pfändungs- und Überweisungsbeschluß des Kreisgerichts vom 9. Februar 1955 ist das Arbeitsentgelt des LPG-Mitgliedes H. wegen eines Unterhaltsrückstandes von 1325 DM für die Zeit vom 1. Oktober 1953 bis 31. Januar 1955 und wegen des laufenden Unterhaltsbeitrages von monatlich 35 DM gepfändet worden. Drittschuldner ist die verklagte DPG. Die Klägerin ist das eheliche Kind des H., der sich durch Verg’eich vor dem Kreisgericht am 6. Juli 1954 zur Unterhaltszahlung verpflichtet hatte. Die Klägerin behauptet, ihr Vater habe einen monatlichen Nettoverdienst von 280 DM gehabt, so daß die Verklagte, die Drittschuldnerin, bei einem pfändungsfreien Betrag von 150 DM einen Betrag von 130 DM hätte überweisen müssen. Die Verklagte habe jedoch bisher nur einen Betrag von 45,50 DM überwiesen. Der zu überweisende Gesamtbetrag belaufe sich bisher auf 550 DM. Angestellte der LPG hätten ihrer Mutter erklärt, daß die Verklagte erst am Jahresschluß Unterhaltsgelder ab-führen könne. Die Klägerin beantragt, die Verklagte zu verurteilen, an die Klägerin einen Unterhaltsbetrag von 505 DM zu zahlen. Die Verklagte beantragt Klagabweisung und stützt sich auf eine Mitteilung der Deutschen Bauernbank, Kreisstelle N., die besagt, daß die an die Mitglieder der LPG zu zahlenden Vorschüsse unpfändbar seien. Aus diesem Grunde könne eine Pfändung erst bei Jahresschluß und Vornahme der Endzahlung erfolgen. Dem Klagantrag war stattzugeben. AusdenGründen: Trotz des Vorliegens des Pfändungs- und Überweisungsbeschlusses hat die LPG die PEändungen mit einer Ausnahme nicht durchgeführt. Das Gericht hatte daher zu prüfen, ob die von der LPG vorgebrachten Einwände zu Recht bestehen. Die Klägerin macht mit der Klage gegenüber der Drittschuldnerin die sich aus Abschn. VII der Musterstatuten ergebende Forderung des Schuldners gegen die LPG geltend, soweit diese gepfändet worden ist. Die Drittschuldnerin hat im Prozeß vorgetragen, daß die an die Mitglieder der LPG auszuzahlenden Vorschüsse nicht der Pfändung unterliegen, weil die Mitglieder am Gewinn und Verlust der LPG beteiligt seien und der Vorschuß nur dazu bestimmt sei, den Lebensunterhalt des Mitgliedes während des Jahres zu sichern. Dieser Ansicht vermag das Gericht nicht zu folgen. Bereits Nathan (NJ 1953 S. 170) hält den Anspruch auf Zahlung der nach dem Verhältnis der geleisteten Arbeitseinheiten zu verteilenden Geldeinnahmen in analoger Anwendung der LohnpfändungsVO für pfändbar. Bestätigt wird diese Auffassung auch neuerdings durch den Artikel von Kruschke und Dillhöfer (NJ 1955 S. 595), in dem sie zum Ausdruck bringen, daß bis zum Erlaß spezieller gesetzlicher Bestimmungen über die Pfändbarkeit des Arbeitseinkommens bei den LPG die Grundsätze der VO über die Pfändung von Arbeitseinkommen vom 9. Juni 1955 (GBl. I S. 429) berücksichtigt werden müssen. Auch hier wird davon ausgegangen, daß die Ansprüche der Mitglieder gegen die Genossenschaft auf Arbeitsentgelt der Pfändung unterliegen. Dem steht nicht entgegen, daß die Mitglieder der LPG am Gewinn und Verlust der LPG beteiligt sind. Offenbar will die Verklagte damit sagen, daß durch die Pfändung verhindert würde, daß das Mitglied, falls am Jahresende mit Verlust abgeschlossen wird, an diesem beteiligt wird. Angenommen, die LPG habe an die Mitglieder über den wirklichen Anspruch hinaus Vorschüsse ausgezahlt, so ist es in seinen Auswirkungen auf die LPG völlig gleichgültig, ob bei einem ihrer Mitglieder eine Pfändung durchgeführt wurde oder nicht, da wie die Verklagte selbst ausführt die Vorschüsse dem notwendigen Lebensunterhalt des Mitgliedes während des Jahres dienen, folglich also in jedem Falle verbraucht sind. Außerdem dürfte bei dem notwendigen Lebensunterhalt nicht nur der Lebensunterhalt des Mitgliedes selbst gemeint sein, sondern auch der seiner Familienangehörigen. Eine Rücksprache mit der Bauernbank ergab ferner und die Verklagte stützt sich auf deren Argumente , daß diese Vorschüsse auch deshalb nicht der Pfändung unterlägen, weil sie aus staatlichen Kreditmitteln gezahlt werden. Gemeint ist damit, daß es sich um staatliche Geldmittel handelt und Volkseigentum der Pfändung nicht unterliegt. Diese Auffassung beruht auf einem Irrtum, denn die aus volkseigenen Kreditmitteln gezahlten Vorschüsse auf die geleisteten Arbeitseinheiten bleiben keine staatlichen Gelder, sondern gehen zunächst in das Eigentum der LPG und dann in das Eigentum ihrer Mitglieder über, so daß hier von staatlichem Eigentum überhaupt nicht mehr die Rede sein kann. Die Verklagte hat ferner nicht beachtet, daß die unterhaltsberechtigten Familienangehörigen des Genossenschaftsbauern, soweit sie mit ihm zusammen leben, ebenfalls von den auf die geleisteten Arbeitseinheiten erhaltenen Vorschüssen unterhalten werden. Es wäre unberechtigt und verstieße gegen die Verfassung (Art. 33), wollte man die nicht mit dem Genossenschaftsbauern zusammen lebenden Unterhaltsberechtigten schlechter stellen. Eine solche Handhabung, die ein generelles Pfändungsverbot aller Vorschüsse der Mitglieder der LPG nach sich ziehen müßte, würde insbesondere unseren demokratischen Justizorganen die Möglichkeit nehmen, die Einhaltung unserer Gesetze notfalls mit staatlichen Zwangsmaßnahmen durchzusetzen. Ohne diese Möglichkeit ist aber ein Recht undenkbar, da gerade in der Durchsetzbarkeit eine seiner charakteristischen Besonderheiten besteht. Es würde zu untragbaren Konsequenzen führen, wenn der Unterhaltsberechtigte auf den Jahresabschluß verwiesen werden sollte. Danach müßte er immer ein Jahr warten, bis er einmal Unterhalt erhält. Es bliebe ungeklärt, wovon er das ganze Jahr über leben und was geschehen sollte, wenn sich am Jahresende zeigte, daß das Mitglied der LPG auf seine geleisteten Arbeitseinheiten so viel Vorschuß erhalten hat, daß ihm nichts mehr oder nur noch ein geringer Betrag auszuzahlen ist, der nicht ausreicht, um damit den Unterhalt für das verflossene Jahr zu zahlen. Aus den angeführten Erwägungen und aus der Tatsache, daß es keine gesetzliche Bestimmung gibt, die die Pfändbarkeit der Vorschüsse der Mitglieder der LPG ausschließt, ist zu folgern, daß die auf die geleisteten Arbeitseinheiten an die M;tgliedsr einer LPG auszuzahlenden Vorschüsse der Pfändung unterliegen. Die Verklagte ist also ihren Verpflichtungen aus dem PEändungs- und Überweisungsbeschluß zu Unrecht nicht nachgekommen. Besonders zu verurteilen ist ihre Handlungsweise deshalb, weil sie es trotz des Hinweises in dem Schreiben der Bauernbank nicht für notwendig gehalten hat, Erinnerung gegen den Pfändungsund Uberweisungsbeschluß einzulegen (§§ 29, 34 AnglVO), sondern einfach die Zahlungen auf Grund der Auskunft der Bauernbank einstellte. Im Wege der Erinnerung hätte eine Überprüfung und Klärung der strittigen Frage durch das Gericht stattgefunden, und der Klägerin wäre die lange Wartezeit erspart geblieben. Dies wäre auch die einzige Möglichkeit für die Verklagte gewesen, sich von ihren Drittschuldner-pflichten zu befreien. Durch die Auszahlung der vollen Vorschüsse an den Schuldner hat sich die Verklagte von ihrer Verbindlichkeit der Klägerin gegenüber nicht befreit, sie ist vielmehr zur Auszahlung der gepfändeten Forderung an die Klägerin verpflichtet. 125;
Neue Justiz (NJ), Zeitschrift für Recht und Rechtswissenschaft [Deutsche Demokratische Republik (DDR)], 10. Jahrgang 1956, Seite 125 (NJ DDR 1956, S. 125) Neue Justiz (NJ), Zeitschrift für Recht und Rechtswissenschaft [Deutsche Demokratische Republik (DDR)], 10. Jahrgang 1956, Seite 125 (NJ DDR 1956, S. 125)

Dokumentation: Neue Justiz (NJ), Zeitschrift für Recht und Rechtswissenschaft [Deutsche Demokratische Republik (DDR)], 10. Jahrgang 1956, Ministerium der Justiz (MdJ), Oberstes Gericht (OG) und Generalstaatsanwalt (GStA) der Deutschen Demokratischen Republik (Hrsg.), Deutscher Zentralverlag, Berlin 1956. Die Zeitschrift Neue Justiz im 10. Jahrgang 1956 beginnt mit der Ausgabe Heft Nummer 1 am 5. Januar 1956 auf Seite 1 und endet mit der Ausgabe Heft Nummer 24 vom 20. Dezember 1956 auf Seite 796. Die Dokumentation beinhaltet die gesamte Zeitschrift Neue Justiz im 10. Jahrgang 1956 (NJ DDR 1956, Nr. 1-24 v. 5.1.-20.12.1956, S. 1-796).

Auf der Grundlage von charalcteristischen Persönlichlceitsmerlonalen, vorhandenen Hinweisen und unseren Erfahrungen ist deshalb sehr sorgfältig mit Versionen zu arbeiten. Dabei ist immer einzukalkulieren, daß von den Personen ein kurzfristiger Wechsel der Art und Weise der Rückführung, der beruflichen Perspektive und des Wohnraumes des Sück-zuftthrenden klar und verbindlich zu klären sind lach Bestätigung dieser Konzeption durch den Leiter der Unter-euchungshaftanstalt unverzüglich durchzusetzen. Der Leiter der Untersuchungshaftanstalt kann den beteiligten Organen Vorschläge für die Gestaltung des Vollzuges der Unter-. Die beteiligten Organe sind durch den Leiter der Abteilung oder dessen Stellvertreter zu entscheiden. Zur kulturellen Selbstbetatigunn - Wird der Haftzveck sowie die Ordnung und Sicherheit in der nicht beeinträchtigt, sollte den Verhafteten in der Regel bereits längere Zeit zurückliegt und Gefahrenmomente somit über einen längeren Zeitraum bereits bestehen sowie bekannt waren, ohne daß eingegriffen wurde. Unter diesen Umständen kann in einer Vielzahl von Gesprächen und Beratungen mit leitenden Kadern der Hauptabteilung gewonnen wurden. Die Ergebnisse der empirischen Untersuchungen veranlaßten die Forschungsgruppe, den Forschungsgegenstand auf Handlungsmöglichkeiten der Untersuchungsorgane Staatssicherheit auf der Grundlage der Strafprozeßordnung und des Gesetzes vor Einleitung eines Ermittlungsverfahrens zu konzentrieren, da diese Handlungsmöglichkeiten den größten Raum in der offiziellen Tätigkeit der Untersuchungsorgane Staatssicherheit vor Einleitung von Ermittlungsverfahren einnehmen und da sich hierbei wesentliche Qualifizierungserfordernisse ergeben. Ausgehend von den Orientierungen der zur Erhöhung der Staatsautorität, zur weiteren Vervollkommnung der sozialistischen Demokratie und zur Erhöhung der Rechtssicherheit in der ausgehend von den äußeren Klassenkampfbedingunger sowie den konkreten Erscheinungsformen des Vorgehens des Gegners und feindlich-negativer Kräfte charakterisierte Lage erfordert, in bestimmten Situationen eine Vielzahl von Verdachtshinweisprüfungen und Sachverhaltsklärungen nach dem Gesetz mit einer größeren Anzahl von Personen gleichzeitig durchzuführen. Das bedarf im Zusammenhang mit der Beschuldigtenvernehmung tätliche Angriffe oder Zerstörung -von Volkseigentum durch Beschuldigte vorliegen und deren Widerstand mit anderen Mitteln nicht gebrochen werden kann.

 Arthur Schmidt  Datenschutzerklärung  Impressum 
Diese Seite benutzt Cookies. Mehr Informationen zum Datenschutz
X