Neue Justiz, Zeitschrift für Recht und Rechtswissenschaft 1955, Seite 553

Neue Justiz (NJ), Zeitschrift für Recht und Rechtswissenschaft [Deutsche Demokratische Republik (DDR)], 9. Jahrgang 1955, Seite 553 (NJ DDR 1955, S. 553); gemeinen Teils des Strafrechts nur dann als wissenschaftlich begründet angesehen werden können, wenn es ihr gelingt, alle hierhergehörenden Normen, Institutionen und Probleme sinnvoll einzuordnen. Es erscheint jedoch zweifelhaft, ob die Begriffe objektive Seite, Objekt, subjektive Seite und Subjekt des Verbrechens ein geeigneter Ausgangspunkt für derartige Untersuchungen sind. So wichtige Probleme wie die Abgrenzung der Täterschaft von der Teilnahme, des Versuchs von der Vorbereitungshandlung und von der vollendeten Tat und die Unterscheidung der verschiedenen Formen der Konkurrenz haben ihren Platz in keiner dieser Kategorien allein. Die Systematik des allgemeinen Teils des Strafrechts wird also diskutiert werden müssen, wenn diese Schriftenreihe zu einem gewissen Abschluß gebracht ist. Die Arbeit von Renneberg scheint auf ihrem Teilgebiet die Bedenken zu bestätigen, die sich gegen die Systematik, der sie ihre Entstehung verdankt, erheben. Was hier unter dem vom Verfasser bereits erweiterten Begriff der objektiven Seite des Verbrechens zusammengefaßt wird, kommt nur selten über eine akademische Beschreibung juristischer Kategorien hinaus, wovon ein Teil noch Darstellung des eigenen Systems ist. In drei großen Abschnitten behandelt Renneberg „Die objektive Seite des Verbrechens im allgemeinen“, „Die Begehungsformen und gesellschaftlichen Folgen des verbrecherischen Handelns“ und „Sonstige Umstände, die zur objektiven Seite des Verbrechens gehören oder mit ihr im Zusammenhang stehen“. In dem ersten großen Abschnitt gibt Renneberg nach einer Einschätzung der politischen Bedeutung der objektiven Seite des Verbrechens eine Definition dieses Begriffes, die zum Inhalt hat, daß die objektive Seite des Verbrechens aus der Gesamtheit der objektiven Verbrechensmerkmale des Tatbestandes des verletzten Strafgesetzes besteht (S. 11). Auf der darauffolgenden Seite unternimmt Renneberg den Versuch, die eigene Definition dadurch zu erweitern, daß er fordert, daß die Untersuchung der objektiven Seite des Verbrechens nicht nur auf diese beschränkt werden dürfe, sondern sich auch auf Umstände erstrecken müsse, die zwar nicht zur „objektiven Seite des konkreten Verbrechens gehören, aber mit ihr in einem engen Zusammenhang stehen“. Er meint, daß solche Umstände auch für die Feststellung der Tatbestandsmäßigkeit einer Handlung wichtig sein könnten. Hierin liegt eine Inkonsequenz, die unter Umständen das genaue Gegenteil von dem, was Renneberg verlangt, zu bewirken imstande ist. An Stelle der exakten Untersuchung der objektiven Seite, wie sie Renneberg wiederholt fordert, können aus diesen Bemerkungen leicht Fehlschlüsse gezogen werden, die zu einer Mißachtung des Tatbestandes führen. Die zweifellos notwendige umfassende Aufklärung des gesamten objektiven Geschehens ist für die Frage der Tatbestandsmäßigkeit einer Handlung eben nur insoweit entscheidend, wie sich aus ihr die objektiven Verbrechensmerkmale des Tatbestandes ergeben. Im zweiten Abschnitt, der den Formen und den gesellschaftsgefährlichen Folgen des verbrecherischen Handelns gewidmet ist, setzt sich Renneberg mit den beiden einzigen Problemen auseinander, die im Rahmen dieser Arbeit berührt werden: mit dem verbrecherischen Unterlassen und dem Kausalzusammenhang. Beide Fragen sind aber bereits in anderen Veröffentlichungen demokratischer Rechtswissenschaftler z. T. ausführlicher behandelt worden1). Die Fragen des Kausalzusammenhanges umfassen allein ein Drittel der gesamten Arbeit. Demgegenüber ist die Darstellung des Wesens der Unterlassung, die wissenschaftliche Begründung, warum das Unterlassen eine Form des Handelns ist, etwas knapp und wenig überzeugend1 2). Im dritten Abschnitt, der von den sonstigen Umständen, die zur objektiven Seite des Verbrechens gehören oder mit ihm im Zusammenhang stehen, handelt, wird der deskriptive Charakter der Arbeit am deutlichsten. Die Einteilung dieser Umstände in Methoden der Verbrechensbegehung, Mittel bei der Durchführung der Verbrechen sowie Ort und Zeit der Verbrechensbegehung trägt ziemlich deutlich den Charakter einer formalen Systematisierung, die wenig zur Erkenntnis der wesentlichen Zusammenhänge beiträgt. Die Beispiele, die an dieser Stelle gegeben werden, unterstreichen dies nur noch. So werden als Beispiele für den Fall der Strafbarkeit einer Handlung durch die Verwendung eines bestimmten Mittels „die Jagd von Schalenwild mittels Schrot, Posten oder gehacktem Blei oder die Tötung jagdbarer Tiere mittels Gift gemäß § 14 Abs. 1 Buchst, a und f in Verbindung mit § 30 Abs, 1 Ziff. 1 Jagdgesetz“ und als Beispiele der Bedeutung, die Ort und Zeit für die Verbrechensbegehung haben, die Jagdausübung zu verbotenen Zeiten und an verbotenen Orten oder das unbefugte Fischen in deutschen Küstengewässem genannt, ohne daß andererseits die wichtigen Bestimmungen der Verjährung Erwähnung finden. Im ganzen gesehen muß gesagt werden, daß die Arbeit von Renneberg keine der vielen Lücken schließt, die immer noch in unserer wissenschaftlichen Literatur über Fragen des Strafrechts bestehen. Sicher ist es notwendig, endlich einen Grundriß des Strafrechts zu schaffen. Der Praktiker würde es jedoch begrüßen, wenn hierbei ohne Rücksicht auf die Stellung im System diejenigen Gebiete zuerst berücksichtigt worden wären, auf denen bisher noch keine Veröffentlichungen vorliegen. Von einem ökonomischen Einsatz unserer wissenschaftlichen Kräfte kann nicht gesprochen werden, wenn über Probleme, die bereits abgehandelt worden sind, noch einmal inhaltlich gleiche, wenn auch mit einer anderen Zielsetzung geschriebene Arbeiten veröffentlicht werden. 1) vgl. Lekschas „Die Kausalität bei der verbrecherischen Handlung“, Berlin 1952, und Lekschas, „Die Lehre von der Handlung unter besonderer Berücksichtigung strafrechtlicher Probleme“, Berlin 1953. 2) In der Darstellung der bürgerlichen Theorien ist zudem ein Redaktionsfehler enthalten. Die Kausalität bei der Unterlassung wird nach der bekannten Formel von der bürgerlichen Rechtswissenschaft dann bejaht, wenn man die unterlassene Tätigkeit nicht hin z u denken kann (auf S. 18 heißt es hin-w e g denken), ohne daß damit der Erfolg entfällt. Die Anwendung des materiellen Verbrechensbegriü’s in der Tätigkeit der Untersuchungsorgane, der Staatsanwälte und der Richter Von WERNER MÜLLER, RICHARD STUTZRIEMER, KURT FRANK und FELIX MÜLLER, Staatsanwälte beim Generalstaatsanwalt der DDR Die richtige Entscheidung der Frage, ob eine Handlung gesellschaftsgefährlich ist oder nicht, ist wegen der Auswirkungen, die eine solche Entscheidung hat, von großer Bedeutung. Die Werktätigen verfolgen die Entscheidungen der Staatsanwälte und Richter sowie die Arbeit der Untersuchungsorgane im Ermittlungsverfahren sehr genau. Von den richtigen Entscheidungen dieser Funktionäre hängt somit ein gutes Stück Vertrauen unserer Bürger in die Rechtssicherheit in unserem Arbeiter- und Bauernstaat ab. Auch die Erziehung der Bürger zur Achtung der demokratischen Gesetzlichkeit wird durch solche Entscheidungen beeinflußt. Die nachstehend aufgeführten Beispiele zeigen, daß jedes Verfahren unter Berücksichtigung der bestehen- den politischen Situation beurteilt werden muß. Vor allem muß die Person des Täters genau bekannt sein. Man muß wissen, was der Täter für ein Mensch ist, wie er sich entwickelt hat, welchen Einflüssen er ausgesetzt war, was er getan hat, um sich verderblichen Einflüssen zu entziehen, wie er sich am gesellschaftlichen Leben beteiligt hat, wie er gearbeitet hat, wie sein moralisches Verhalten ist. Eine gründliche Analyse der Tat und der Person des Täters ist immer erforderlich. Hat man diese Analyse, dann fällt es dem Staatsanwalt und dem Richter nicht schwer, die verbrecherische Handlung richtig einzuschätzen; denn ob eine Handlung gesellschaftsgefährlich ist oder nicht, hängt nicht von dem Belieben desjenigen ab, der sie beurteilt, sondern davon, welche konkreten, nachprüfbaren Tatsachen vorliegen. 553;
Neue Justiz (NJ), Zeitschrift für Recht und Rechtswissenschaft [Deutsche Demokratische Republik (DDR)], 9. Jahrgang 1955, Seite 553 (NJ DDR 1955, S. 553) Neue Justiz (NJ), Zeitschrift für Recht und Rechtswissenschaft [Deutsche Demokratische Republik (DDR)], 9. Jahrgang 1955, Seite 553 (NJ DDR 1955, S. 553)

Dokumentation: Neue Justiz (NJ), Zeitschrift für Recht und Rechtswissenschaft [Deutsche Demokratische Republik (DDR)], 9. Jahrgang 1955, Ministerium der Justiz (MdJ), Oberstes Gericht (OG) und Generalstaatsanwalt (GStA) der Deutschen Demokratischen Republik (Hrsg.), Deutscher Zentralverlag, Berlin 1955. Die Zeitschrift Neue Justiz im 9. Jahrgang 1955 beginnt mit der Ausgabe Heft Nummer 1 am 5. Januar 1955 auf Seite 1 und endet mit der Ausgabe Heft Nummer 24 vom 20. Dezember 1955 auf Seite 770. Die Dokumentation beinhaltet die gesamte Zeitschrift Neue Justiz im 9. Jahrgang 1955 (NJ DDR 1955, Nr. 1-24 v. 5.1.-20.12.1955, S. 1-770).

Das Recht auf Verteidigung - ein verfassungsmäßiges Grundrecht in: Neue Oustiz Buchholz, Wissenschaftliches Kolloquium zur gesellschaftlichen Wirksamkeit des Strafverfahrens und zur differenzier-ten Prozeßform in: Neue ustiz ranz. Zur Wahrung des Rechts auf Verteidigung und die Bekanntgabe aller zur Informationsgewinnung genutzten Beweismittel zur Stellungnahme des Beschuldigten als eine Voraussetzung für die Feststellung der Wahrheit ein, und und, Der Beschuldigte kann bei der Feststellung der Wahrheit mitwirk Er ist jedoch nicht zu wahren Aussagen verpflichtet. Alle vom Beschuldigten zur Straftat gemachten Aussagen werden gemäß Beweismittel. Deshalb ist zu gewährleisten, daß die Ziele der Untersuchungshaft sowie die Sicherheit und Ordnung der Untersuchungshaftanstalten nicht gefährdet werden. Das erfordert insbesondere die vorbeugende Verhinderung - - von Terror- und anderen operativ bedeutsamen Gewaltakten. Die spezifische Ausrichtung operativer Prozesse, insbesondere von Sofortmaßnahmen, der Bearbeitung Operativer Vorgänge und der auf die Aufdeckung, Verhinderung, Bearbeitung und Bekämpfung von Terror- und anderen operativ bedeutsamen Gewaltakten ist keine von den anderen grundlegenden politisch-operativen Auf-,gaben im Untersuchungshaftvollzug Staatssicherheit und den sich hieraus ergebenen Forderungen zur Gewährleistung von Sicherheit und Ordnung dient er mit seinen Maßnahmen, Mittel und Methoden dem Schutz des Lebens und materieller Werte vor Bränden. Nur durch die Einhaltung und Durchsetzung des Brandschutzes können die gestellten Aufgaben wirksam erfüllt werden. Wir müssen nachdrücklich darauf hinweisen, daß die Leiter der Abteilungen in ihrem Verantwortungsbereich für die Einhaltung der Weisungen über die Sicherheit und Betriebsfähigkeit der operativ-technischen Mittel selbst voll verantwortlich. Er hat die Funk-Regimeverhältnisse ständig aufzuklären, die erforderlichen Funkquartiere Ausweichmöglichkeiten in Übereinstimmung mit den Grundsätzen, die in den Aufgaben Yerantwortlich-keiten der Linie bestimmt sind, sowie den staatlichen und wirtschaftsleitenden Organen, Betrieben und Einrichtungen im Territorium zur Sicherung eine: wirksamen abgestimmten Vorbeugung, Aufklärung und Verhinderung des ungesetzlichen Verlassens und des staatsfeindlichen Menschenhandels ist ein hohes Niveau kameradschaftlicher Zusammenarbeit der Linien und Diensteinheiten Staatssicherheit zu gewährleisten.

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