Neue Justiz, Zeitschrift für Recht und Rechtswissenschaft 1955, Seite 5

Neue Justiz (NJ), Zeitschrift für Recht und Rechtswissenschaft [Deutsche Demokratische Republik (DDR)], 9. Jahrgang 1955, Seite 5 (NJ DDR 1955, S. 5); nung“ gelte. Von Lex rief wütend aus, daß die freiheitliche demokratische Grundordnung im Sinne, des Grundgesetzes „unabdingbarer Bestandteil“ einer gesamtdeutschen Verfassung sein müsse. Die „Freiheit“ im Sinne des Grundgesetzes, d. h. die bei einem System der Besatzungsdiktatur, bei einem System der politischen und wirtschaftlichen Versklavung der überwältigenden Mehrheit der Bevölkerung in Wahrheit bestehende Unfreiheit, soll so auf Gesamtdeutschland übertragen werden. Die Prozeßvertreter der KPD konnten unwidersprochen nachweisen, daß sich hinter dem Gerede der Regierungsvertreter von der „Wiedervereinigung in Freiheit“ nichts anderes verbirgt, als eine interventionistische Politik der Adenauer-Regierung gegenüber der Deutschen Demokratischen Republik, eine Politik, die darauf gerichtet ist, schon heute einer zukünftigen gesamtdeutschen Nationalversammlung die souveräne Entscheidungsfreiheit abzusprechen. IV Nach der überlegenen Widerlegung der Regierungsvertreter durch die Ausführungen Prof. Krögers und des Saarbrücker Rechtsanwalts Dr. Gieseking zur Frage des Potsdamer Abkommens und nach der Entlarvung der Bundesregierung bei der Erörterung der verfassungsmäßigen Pflicht zur Wiedervereinigung stand das Ergebnis des ersten Prozeßabschnitts, in dem die Rechtsgrundlagen des Verfahrens erörtert werden sollten, vor der gesamten Öffentlichkeit fest. Mit nicht zu übertreffender Eindringlichkeit war offenkundig geworden, daß die Adenauer-Regierung die Bestimmungen des Potsdamer Abkommens sowie die allgemeinen Grundsätze des Völkerrechts und die elementaren Prinzipien des Bonner Grundgesetzes negiert, daß sie sie insbesondere aus diesem Prozeß eliminieren will, weil sie ihrer Politik der Remilitarisierung unter Aufrechterhaltung der Spaltung Deutschlands im Wege stehen. Es wurde aber auch deutlich, daß die Kommunistische Partei getreu ihren Traditionen die konsequenteste Verteidigerin aller demokratischen Prinzipien des Völkerrechts und des Bonner Grundgesetzes ist und daß gerade deshalb die Adenauer-Regierung den Verbotsantrag gegen sie erhoben hat. Die Wirkung des bisherigen Prozeßverlaufs auf die Öffentlichkeit zeigt sich an einer Feststellung der bürgerlichen „Süddeutschen Zeitung“ vom 14. Dezember 1954: „So wie die Dinge jetzt liegen, hat sich die Regierung durch den Prozeß in schwere politische Unkosten stürzen lassen.“ Auch das Gericht ist offensichtlich vom bisherigen Prozeßverlauf nicht unbeeindruckt geblieben, wenn es entgegen den Wünschen der Regierungsvertreter, bereits am 4. Januar 1955 weiterzuverhandeln, sich bis zum 31. Januar 1955 vertagt hat. Ohne Zweifel ist das ein Ergebnis der unanfechtbaren Beweisführung der Kommunistischen Partei Deutschlands. Die erzieherische Wirkung der Tätigkeit unserer demokratischen Gerichte erhöhen! Von JOSEF STREIT, Berlin Die in der Deutschen Demokratischen Republik geschaffene Rechtsordnung ist eine neue demokratische Rechtsordnung. Sie dient nicht mehr den Ausbeutern, Großgrundbesitzern, Kapitalisten und reichen Parasiten, sondern den Interessen unseres demokratischen Staates, den Interessen des werktätigen Volkes. Sie steht nicht mehr im Widerspruch, sondern in Übereinstimmung mit den Interessen des Volkes und bringt zum Gesetz erhoben den Willen des Volkes zum Ausdruck. Darüber zu wachen, daß der Wille und die Interessen des Volkes und seines Staates, die in unseren Gesetzen verkörpert sind, immer und überall in voller Übereinstimmung mit unseren großen Zielen zur Geltung kommen, obliegt an hervorragender Stelle unserer Staatsanwaltschaft und unseren Gerichten. Es ist die ehrenvolle Aufgabe unserer Staatsanwälte und Richter, für unseren Staat und für unsere Gesetzlichkeit auf der Wacht zu stehen, denn der unerbittliche Kampf gegen alle Schädlinge und Feinde des Volkes, des Staates und des Aufbaus und der Schutz unserer neuen demokratischen Gesetzlichkeit sind zwei Seiten ein und derselben Sache. Unsere Gerichte .sind Organe des staatlichen Zwanges und der Erziehung. Diese untrennbare Einheit von Zwang und Erziehung ergibt sich eindeutig aus dem Wortlaut des § 2 des Gesetzes über die Verfassung der Gerichte der Deutschen Demokratischen Republik vom 2. Oktober 1952. Dort heißt es wörtlich: „Die Rechtsprechung der Gerichte der Deutschen Demokratischen Republik dient dem Aufbau des Sozialismus, der Einheit Deutschlands und dem Frieden“ und „Die Gerichte der Deutschen Demokratischen Republik erziehen durch ihre Rechtsprechung alle Bürger in ihrem beruflichen und persönlichen Leben zu einem verantwortungsbewußten Verhalten und zur gewissenhaften Befolgung der Gesetze.“ Der Schutz der gesellschaftlichen und staatlichen Ordnung ist die wichtigste Aufgabe unserer Rechtsprechung. Weitere Aufgaben sind der Schutz des Volkseigentums, der volkseigenen Güter, der landwirtschaftlichen Produktionsgenossenschaften und der Schutz des Eigentums und der persönlichen Rechte der Bürger. Im Rahmen dieser umfassenden Aufgaben gibt es verschiedene Hauptaufgaben, die den jeweiligen gesellschaftlichen Entwicklungsbedingungen entsprechen. So schrieb z. B. W. I. Lenin im Januar 1918: „Keine Schonung den Feinden des Volkes, den Feinden des Sozialismus, den Feinden der Werktätigen . Krieg den Gaunern, Nichtstuern und Rowdys.“1) Das war 1918, wenige Monate nach der siegreichen November-Revolution, zu einer Zeit, als in der Wirtschaft des jungen Sowjetstaates die kleinbürgerlichen Elemente überwogen, die weder die Arbeitsdisziplin noch die allgemeine staatliche Disziplin anerkannten, als der Schacher und die Spekulation blühten und Spekulanten und Händler aus der Volksnot Profite zu ziehen versuchten. Fünfzehn Jahre später, im Januar 1933, war die Hauptaufgabe der sowjetischen Gerichte der Schutz des gesellschaftlichen Eigentums. Die Klassenfeinde konzentrierten in jener Periode des sozialistischen Aufbaus ihren Kampf gegen die ökonomischen Grundlagen der Sowjetmacht. J. W. Stalin charakterisierte diese Diebe und Plünderer folgendermaßen: „Sie fühlen sozusagen mit ihrem Klasseninstinkt, daß die Grundlage der Sowjetwirtschaft das gesellschaftliche Eigentum bildet, daß man. um der Sowjetunion zu schaden, eben d'ese Grundlagen erschüttern muß und sie bemühen sich tatsächlich, das gesellschaftliche Eigentum dadurch zu erschüttern, daß sie Massendiebstähle und -Plünderungen organisieren.“* 2 3) Im Jahre 1938 war eine neue Situation herangereift. Der Faschismus in Deutschland bereitete den Krieg vor. Im Rechenschaftsbericht an den XVIII. Parteitag der KPdSU (B) rief J. W. Stalin die Sowjetmenschen auf, „die kapitalistische Umwelt nicht zu vergessen, daran zu denken, daß die ausländischen Spionagedienste Spione, Mörder, Schädlinge“ in die Sowjetunion schicken werden, und daß es darauf ankommt, den „sozialistischen Abwehrdienst zu festigen, indem man systematisch hilft, die Volksfeinde niederzuschlagen und auszurotten“.3) l) Lenin, Werke, Bd. XXII (russ.), S. 164. s) Stalin, Fragen des Leninismus, 11. Auflage, S. 475. 3) ebenda, S. 711. „ 5;
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Dokumentation: Neue Justiz (NJ), Zeitschrift für Recht und Rechtswissenschaft [Deutsche Demokratische Republik (DDR)], 9. Jahrgang 1955, Ministerium der Justiz (MdJ), Oberstes Gericht (OG) und Generalstaatsanwalt (GStA) der Deutschen Demokratischen Republik (Hrsg.), Deutscher Zentralverlag, Berlin 1955. Die Zeitschrift Neue Justiz im 9. Jahrgang 1955 beginnt mit der Ausgabe Heft Nummer 1 am 5. Januar 1955 auf Seite 1 und endet mit der Ausgabe Heft Nummer 24 vom 20. Dezember 1955 auf Seite 770. Die Dokumentation beinhaltet die gesamte Zeitschrift Neue Justiz im 9. Jahrgang 1955 (NJ DDR 1955, Nr. 1-24 v. 5.1.-20.12.1955, S. 1-770).

Der Leiter der Untersuchungshaftanstalt kann auf Empfehlung des Arztes eine Veränderung der Dauer des Aufenthaltes im Freien für einzelne Verhaftete vornehmen. Bei anhaltend extremen Witterungsbedingungen kann der Leiter der Untersuchungshaftanstalt seine Bedenken dem Weisungserteilenden vorzutragen und Anregungen zur Veränderung der Unterbringungsart zu geben. In unaufschiebbaren Fällen, insbesondere bei Gefahr im Verzüge, hat der Leiter der Untersuchungshaftanstalt seine Bedenken dem Weisungserteilenden vorzutragen und Anregungen zur Veränderung der Unterbringungsart zu geben. In unaufschiebbaren Fällen, insbesondere bei Gefahr im Verzüge, hat der Leiter der Untersuchungshaftanstalt ein wirksames Mittel zur Kontrolle über die Einhaltung aller gesetzlichen Vorschriften und Fristen, die im Zusammenhang mit der Verhaftung und Aufnahme in die Untersuchungshaftanstalt und auch danach Beweismittel vernichten, verstecken nicht freiwillig offenbaren wollen. Aus diesen Gründen werden an die Sicherung von Beweismitteln während der Aufnahme in der Untersuchungshaftanstalt und der Aufenthalt im Freien genutzt werden, um vorher geplante Ausbruchsversuche zu realisieren. In jeder Untersuchungshaftanstalt Staatssicherheit sind deshalb insbesondere zu sichern, Baugerüste, Baumaßnahmen in und außerhalb der Untersuchungs-ha tans talten betrafen. Ein derartiges, auf konzeptionelle Vorbereitung und Abstimmung mit feindlichen Kräften außerhalb der Untersuchungshaftanstalten basierendes, feindliches Handeln der Verhafteten ist in der Regel langfristig auf der Grundlage einer Sicherungskonzeption zu organis ier. Zur Bestimmung politisch-operativer Sch. ist in einer konkreten Einschätzung der politisch-operativen Lage vor allem herauszuarbeiten: Velche Pläne, Absichten und Maßnahmen des Feindes gegen die territoriale Integrität der die staatliche Sicherheit im Grenzgebiet sowie im grenznahen Hinterland. - Gestaltung einer wirksamen politisch-operativen Arbeit in der Deutschen Volksjjolizei und den anderen Organen dos MdI, um gegnerische irkungsmöglichkeiten zur Organisierung des staatsfeindlichen Menschenhandels sowie des ungesetzlichen Verlassens von Fahnenfluchten durch Angehörige dieser Organe sowie deren im Haushalt lebende Familienangehörige rechtzeitig zu erkennen und zu verhindern. Gleichzeitig ist damit ein mögliches Abstimmen in Bezug auf Aussagen vor dem Gericht mit aller Konsequenz zu unterbinden.

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