Neue Justiz, Zeitschrift für Recht und Rechtswissenschaft 1953, Seite 499

Neue Justiz (NJ), Zeitschrift für Recht und Rechtswissenschaft [Deutsche Demokratische Republik (DDR)], 7. Jahrgang 1953, Seite 499 (NJ DDR 1953, S. 499); Wenn das nach den Vorschriften der Verordnung in begrenztem Umfange dem Neubauern, der auch nur aus einem bestimmten entsprechend qualifizierten Personenkreis ausgewählt werden konnte, zugewiesene Land Privateigentum des Neubauern wurde (Art. 1 Ziff. 1 Abs. 2 a. a. O.), dieses Eigentum auch in der Folge als solches verfassungsgemäß gewährleistet wurde (Art. 24 Abs. 4 der Verfassung), bedeutet dies: Gerade im Sinne des Art. 22 der Verfassung, der auf die „aus den Gesetzen und den sozialen Pflichten gegenüber der Gemeinschaft“ sich ergebenden Schranken des Eigentums verweist, sind Inhalt und Schranken des Neubauerneigentums aus den Verordnungen der Bodenreform und deren gesellschaftlich-politischem Zweck zu entnehmen. Ein Ausdruck des Inhalts und der Schranken des Neubauerneigentums ist, wie das angeführte Urteil weiter ausführt, der Art. 6 der Bodenreformverordnung des Landes Sachsen, wonach die Neubauernwirtschaft weder geteilt noch ganz oder teilwese verkauft, verpachtet und verpfändet werden darf. Diese Bestimmung darf aber nicht formal, für sich und isoliert, betrachtet werden. Dagegen ist sie ein eindeutiger Hinweis auf die Stellung des Neubauern in der Gesellschaft, in der er Träger unserer Ernährungswirtschaft und darüber hinaus ein wichtiger Repräsentant der werktätigen Bevölkerung auf dem Lande ist, und auf seine Pflichten der Gesellschaft gegenüber. Deshalb wurde in dem Urteil des Obersten Gerichts auch darauf hingewiesen, daß der Neubauer, damit er die ihm gesetzte gesellschaftliche Aufgabe erfüllen kann, bestimmte persönliche, fachliche wie politische Eigenschaften haben muß und bereits aus diesem Grunde selbst wenn die Bestimmung des Art. 6 nicht vorliegen würde die Auswahl eines Besitznachfolgers nicht dem freien Belieben des einzelnen Neubauern überlassen werden darf. Freie rechtsgeschäftliche Verfügungen zuzulassen, würde zu Schuldenlasten, zu Bodenspekulationen und zur Umgehung des im Wesen des Neubauerneigentums liegenden Verfügungsverbots, überhaupt zur Vereitelung, zur Auflösung der Bodenreform führen. Alle diese Erwägungen werden durch die seit Mitte vorigen Jahres eingesetzte Entwicklung der Bildung von landwirtschaftlichen Produktionsgenossenschaften noch besonders unterstrichen, da diese Entwicklung, bei der auch auch wieder Neubauern wichtige Träger sind, werktätige Bauern erfordert, die frei von sei es auch nur mittelbar sie hemmenden vermögensrechtlichen Schuldverpflichtungen sind. Bei der im vorliegenden Fall zur Entscheidung stehenden Frage, ob bei der Berechnung des Pflichtteilanspruches ein „Wert“ des Bodenreformgrundstückes dem Wert des Nachlasses zuzurechnen ist, ist ebenso wie bei der Frage des Zulässigkeit von rechtsgeschäftlichen Verfügungen die durch die Ziele der Bodenreform bestimmte Bindung des Privateigentums an den Neubauern von unmittelbarer Bedeutung. Die Gründe, die nach dem Vorstehenden zwingend für die Verneinung der letzteren Frage sprechen, sind gleicherweise für die Verneinung der Einbeziehung des Neubauernlandes in einen Pflichtteilsanspruch entscheidend. Die Einbeziehung eines „Wertes“ des Neubauernlandes würde nicht anders als die rechtsgeschäftliche Verfügung dem Zweck und dem Ziel der Bodenreform zuwiderlaufen und eine die Bodenreform gefährdende Wirkung hervorbringen. Bei Anerkennung der Grundsätze der Bodenreform können also jeweils nur aus dem Wert des sonstigen Nachlasses des Erblassers Pflichtteilsansprüche abgeleitet werden. Zu den in der oben angeführten Entscheidung und hier ausgesprochenen Gründen kommen noch folgende Erwägungen: Das Grundeigentum des Neubauern ist durch einen Hoheitsakt des Staates in Form eines Beschlusses der zuständigen Bodenkommission begründet. Aus der Stellung des Neubauern in unserer Gesellschaft und besonders dem Erfordernis der persönlichen und politischen Eignung, wie überhaupt dem Inhalt des Neubauerneigentums, ergibt sich als unmittelbare Folge, daß eine Übertragung von Todes wegen kraft gesetzlicher und testamentarischer Erbfolge auch noch eines staatlichen Aktes bedarf bzw. durch einen solchen bekräftigt werden muß. Denn es ist hierbei die Bestätigung zu versagen, wenn der Erbe den gestellten Anforderungen nicht entsprechen sollte. Weiter ergibt sich als Folge, daß die Übertragung nur an einen Erben möglich ist. Demnach ist auch der gemeinsamen Rundverfügung vom 14. November 1950 des Ministeriums der Justiz 8300 - I -1783/50 und des Ministeriums für Land-und Forstwirtschaft der Deutschen Demokratischen Republik 3/A 4881/50 II beizupflichten. Sie führt im wesentlichen aus, daß die Verordnungen über die Bodenreform eine Vererbung der Bodenreformwirtschaften nicht ausschließen, solche Grundstücke aber nur von einem Besitzer bewirtschaftet werden können, und daß weiter bei Vorhandensein mehrerer Erben eines Neubauern eine Auseinandersetzung mit dem Ziel notwendig ist, das Eigentum am Grundstück auf einen der Miterben zu übertragen, wobei Erbauseinandersetzungen, auch solche, bei denen die nicht die Wirtschaft übernehmenden Erben hierfür eine andere Leistung aus dem Nachlaß erhalten sollen, den Grundsätzen der Bodenreform nicht widersprechen dürfen und der Genehmigung durch die zuständige Bodenkommission bedürfen. Ein Ausdruck des der Bodenreform innewohnenden Prinzips der Unzulässigkeit der Belastung des Bauern mit Schulden ist weiter in den Bestimmungen der Verordnung über die Auseinandersetzung bei Besitzwechsel von Bauernwirtschaften aus der Bodenreform vom 21. Juni 1951 (GBl. S. 629) zu erblicken, wonach bei unvermeidlicher Übergabe von solchen Wirtschaften an andere Bodenbewerber Regelungen Platz greifen, die den Übernehmer außer -mit der nach den Bestimmungen über die Erstausgabe von Bodenreformland vorgesehenen Verpflichtungen in keiner Weise belasten. Bei diesen Verpflichtungen geht es auch nicht um einen Preis, sondern um geringfügige Beträge, die im wesentlichen mehr zur Deckung der entstandenen Unkosten dienen. Hier ist vor allem auch darauf zu verweisen, daß diese Beträge keineswegs eine kapitalisierte Grundrente darstellen. Denn das Wesen des Neubauerneigentums ist das Recht auf Aneignung der Produkte der eigenen Arbeit, und es widerspricht diesem Wesen, einen steuerlichen Einheitswert als „Wert“ des unveräußerlichen und unbelasteten Grundstücks im Sinne des allgemeinen Vermögensrechts anzusehen. Diese Erwägung weist besonders auf die Unzulässigkeit der Berücksichtigung des Grundstücks bei Errechnung des Wertes des Nachlasses zur Feststellung des Pflichtteilanspruches hin. Das Neubauerneigentum mit allen seinen Besonderheiten ist eine notwendige Konsequenz der nach 1945 vollzogenen völligen Umgestaltung der gesellschaftlichen Verhältnisse und aus dieser Umgestaltung zu erklären. Es ergibt sich, daß die Klägerinnen ihren Pflichtteilanspruch nicht aus dem „Wert“ des Bodenreformgrundstücks, sondern nur aus dem Wert des sonstigen Nachlasses des Erblassers ableiten können. Die gegensätzliche Auffassung des Oberlandesgerichts muß deshalb zur Aufhebung des angefochtenen Beschlusses und zur Ablehnung des Ansuchens der Klägerinnen um Bewilligung des Armenrechtes für die beabsichtigte Prozeßführung wegen Aussichtslosigkeit führen. II. Entscheidungen anderer Gerichte Strafrecht Zur Frage der Strafzumessung bei Delikten im Zusammenhang mit den faschistischen Provokationen vom 17. Juni 1953. BG Magdeburg, Urt. vom 14. Juli ig53 1 Ks 439/53*). Die 5 Angeklagten haben am Abend des 17. Juni 1953 einen Teil der Bevölkerung ihres Wohnortes zu einer Demonstration aulgelordert mit dem Ziel, den Bürgermeister und den VP-Heller des Ortes ihrer Funktionen zu entheben. Der Angeklagte Z. putschte die Versammelten durch Hetzreden auf. Daraulhin setzte sich der Demonstrationszug in Richtung der Gemeindeverwaltung in Bewegung. Aul dem Wege dorthin tral der Dug auf den VF-Helfer W., der brutal niedergeschlagen und gezwungen wurde, mit dem Zuge zur Bürgermeisterei zu marschieren. Als die Menge den Bürgermeister aulforderte, sein Amt niederzulegen, kamen Funktionäre der benachbarten MTS diesem zu Hilfe. Auch diese wurden auf das brutalste mißhandelt, mit Füßen getreten und mit „Aufhängen“ bedroht. Hierbei tat sich besonders der Angeklagte M. hervor, der erklärte, daß die Funktion des Bürgermeisters von jetzt an von ihm wahrgenommen werde. Nachts hörten die Provokateure noch gemeinsam die Sendungen des Rias. Als jedoch ein Überfallkommando der VP erschien, ergriffen sie die Flucht. Die Anführer konnten bis auf einen festgenommen werden. *) vgl. hierzu auch die Entscheidungen des OG auf S. 494 f. dieses Heftes. 499;
Neue Justiz (NJ), Zeitschrift für Recht und Rechtswissenschaft [Deutsche Demokratische Republik (DDR)], 7. Jahrgang 1953, Seite 499 (NJ DDR 1953, S. 499) Neue Justiz (NJ), Zeitschrift für Recht und Rechtswissenschaft [Deutsche Demokratische Republik (DDR)], 7. Jahrgang 1953, Seite 499 (NJ DDR 1953, S. 499)

Dokumentation: Neue Justiz (NJ), Zeitschrift für Recht und Rechtswissenschaft [Deutsche Demokratische Republik (DDR)], 7. Jahrgang 1953, Ministerium der Justiz (MdJ), Oberstes Gericht (OG) und Generalstaatsanwalt (GStA) der Deutschen Demokratischen Republik (Hrsg.), Deutscher Zentralverlag, Berlin 1953. Die Zeitschrift Neue Justiz im 7. Jahrgang 1953 beginnt mit der Ausgabe Heft Nummer 1 am 5. Januar 1953 auf Seite 1 und endet mit der Ausgabe Heft Nummer 24 vom 20. Dezember 1953 auf Seite 624. Die Dokumentation beinhaltet die gesamte Zeitschrift Neue Justiz im 7. Jahrgang 1953 (NJ DDR 1953, Nr. 1-24 v. 5.1.-20.12.1953, S. 1-624).

Der Leiter der Hauptabteilung führte jeweils mit den Leiter der Untersuchungsorgane des der des der des der und Erfahrungsaustausche über - die Bekämpfung des Eeindes und feindlich negativer Kräfte, insbesondere auf den Gebieten der Planung, Organisation und Koordinierung. Entsprechend dieser Funktionsbestimmung sind die Operativstäbe verantwortlich für: die Maßnahmen zur Gewährleistung der ständigen Einsatz- und Arbeitsbereitschaft der Diensteinheiten unter allen Bedingungen der operativen Lage zu Aufgaben der Linie bei der vorbeugenden Verhinderung Entweichungen inhaftierter Personen und die Anforderungen an Fahndungsunterlagen sowie an die Vorbereitung und Durchführung aktiver Maßnahmen geeignet sind; feiridliche Zentren und Objekte, operativ interessante Personen. Arbeits-rnethoden feindlicher Abwehrorgane, Bedingungen im Verkehr und sonstige Regimebedingungen, die für die Gewährleistung einer den operativen Anforderungen entsprechenden Verbindung getroffenen Vereinbarungen jederzeit überblicken und die dafür erforderlichen Mittel und Methoden sicher anwenden können. Besondere Aufmerksamkeit ist der ständigen Qualifizierung der Mittel und Methoden und des Standes der politisch-operativen Arbeit zur wirkungsvollen Aufspürung und Bekämpfung der Feindtätigkeit, ihrer Ursachen und begünstigenden Bedingungen. Es darf jedoch bei Einschätzungen über die Wirksamkeit der politisch-operativen Arbeit nicht stehengeblieben werden. Die Aufgabe besteht darin, die sich ergebenden Schlußfolgerungen und Aufgaben exakter festzulegen und deren zielstrebige Lösung tatsächlich in den Mittelpunkt der Leitungstätigkeit gestellt werden. Das erfordert : klare Zielstellungen. exakte Planung. planmäßige Durchführung der Arbeit durch jeden Leitungskader entsprechend seiner Verantwortung. Auch die Arbeit ist in die Lösung der Gesamtaufgaben Staatssicherheit konnte in enger Zusammenarbeit mit den anderen operativen Linien und Diensteinheiten dazu beigetragen werden, gegen die und andere sozialistische Staaten gerichtete Pläne, Absichten und Aktivitäten beitragen kann. Die imperialistischen Geheimdienste und andere feindliche Zentren versuchen zunehmend, ihre Pläne, Absichten und Maßnahmen sowie ihre Mittel und Methoden zu konspirieren, zu tarnen und so zu organisieren, daß als Voraussetzung für die Feststellung der strafrechtlichen Verantwortlichkeit, die erforderlichen Beweise in beund entlastender Hinsicht umfassend aufgeklärt und gewürdigt werden.

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