Neue Justiz, Zeitschrift für Recht und Rechtswissenschaft 1952, Seite 454

Neue Justiz (NJ), Zeitschrift für Recht und Rechtswissenschaft [Deutsche Demokratische Republik (DDR)], 6. Jahrgang 1952, Seite 454 (NJ DDR 1952, S. 454); Leitung von Saalmann, dem Nachfolger von Tietze, eine neue Steigerung ihrer verbrecherischen Gefährlichkeit. Neben weiterlaufenden Ermittlungsaufträgen über Personen standen nunmehr Spionageaufträge im Vordergrund, die zur unmittelbaren Vorbereitung von Terrorakten dienten. Dabei interessierte sich Saalmann für Wassertore, Eisenbahnbrücken, Eisenbahnlinien und erneut für den Flugplatz in Finowfurt. In Ausführung dieses umfassenden Auftrages lieferte Müller dem Saalmann Zeichnungen und Fotografien, Angaben über Maße und Tragkraft von Brücken, Angaben über Bauart und Fundamente von folgenden Objekten: der Autobahnbrücke bei Finowfurt, der „Kaiserwegbrücke“ bei Finowfurt, Straßenbrücken bei Marienwerder, Zerpen-schleuse und Kreuzbruch, sowie von der Eisenbahnbrücke über den Großschiffahrtsweg bei Lehmtz-Schleuse, von einem geplanten Neubau einer Eisenbahnstrecke, von zehn Straßendurchlässen auf der Fernverkehrsstraße 167 zwischen Zerpenschleuse und Marienwerder. Dabei charakterisiert den Angeklagten besonders, daß er nicht nur seinem Meister die Zeichnung dieses Straßenneubaues stahl, sondern diesen Neubau, an dem er selbst mitarbeitete, zur Sprengung vorschlug. Der Umfang der Tätigkeit des Angeklagten wird noch weiter gekennzeichnet durch seine Bereitschaft, Licht-und Fernsprechleitungen zu durchschneiden, die Ölleitung auf dem Flugplatz von Finowfurt auszuspionieren und später zu sprengen, Säuren in Lager von Werkzeugmaschinen, Autos und Lokomotiven zu gießen, Stahlkonstruktionen von Überlandleitungen zu sprengen, Transformatorenhäuschen zu zerstören Verbrechen, über deren Ausführungsart der Angeklagte vollkommen im Bilde war und die er nur aus nicht in ihm liegenden Gründen nicht vollenden konnte . Schließlich kam es zu weitgehenden Vorbereitungen von zwei besonderen Terrorakten, der Inbrandsetzung der Kaiserwegbrücke und der Sprengung der Paretzer Schleuse. Dabei kommt diesem weitgehend vorbereiteten Attentat auf die Paretzer Schleuse eine besondere Bedeutung zu. Es ging dabei nicht nur um die Zerstörung der Schleusentore, sondern gleichzeitig sollte eines der ersten vollendeten Werke des Fünfjahrplanes, der Havelkanal, nicht nur vernichtet, sondern die Überflutung und Verwüstung ausgedehnter fruchtbarer Landstrecken herbeigeführt werden. 2. An der Tätigkeit ihres Mannes hat die Angeklagte Müller aktiv teilgenommen. Sie hat selbständig Hetzschriften verteilt, an den „Ermittlungen“ über Personen mitgewirkt, den Straßenverkehr mit beobachtet, Noten der Deutschen Notenbank mit sympathetischer Tinte beschmiert, seit Juni 1951 persönlich mit der KgU in Verbindung gestanden und an allen Besprechungen mit Tietze und Saalmann teilgenommen und auch denselben Decknamen des Ehemannes bekommen; in der Hauptsache hat sie aber die Berichte ihres Mannes bei der KgU abgeliefert und bis zuletzt die Aufträge entgegengenommen und ihrem Ehemann überbracht. Dabei hat sie nicht nur als Botengängerin gewirkt, sondern hat aktiv und selbständig Besprechungen mit Saalmann geführt und sich auch bereit erklärt, zusammen mit ihrem Mann Diversionsakte durchzuführen. Dies kommt besonders darin zum Ausdruck, daß Saalmann ihr die Bedeutung und die Art der Durchführung gerade der beiden letzten vorbereiteten Attentate erklärt hat. 3. Der Angeklagte Kaiser hat schon in der Zeit, als er noch auf Kosten der Werktätigen studierte, seine verbrecherische Laufbahn begonnen. Im Mai 1948 ließ er sich von einem Agenten einer westdeutschen Spionagezentrale als Spion für militärische Spionage gegen die sowjetische Besatzungsmacht anwerben. In der Folge brachte er zwei schwerwiegende Aufträge zur Durchführung. Nach Beendigung der Verbindung mit dieser Spionagestelle stellte er sich unter Berufung auf seine frühere Spionagetätigkeit im Frühjahr 1950 der KgU zu weiterer Agententätigkeit zur Verfügung. Er wurde zuerst von Walter aufgenommen und offenbar auf Grund der Empfehlung durch seine frühere Tätigkeit sofort mit Tietze, der dem Angeklagten Kaiser unter dem Decknamen „Seeberg“ entgegentrat, in Verbindung gebracht. Er erhielt auch sofort den Decknamen „Rieger“, unter dem er dem Gericht schon im Burianek-Prozeß bekannt geworden war, und die Decknummer 2017. Die eigentliche Tätigkeit des Angeklagten als Chemiker begann jedoch erst im Mai/ Juni 1951. Bis dahin war er im Auftrag von Seeberg an einer großen Propagandaaktion beteiligt und wurde zur „Spitzeltätigkeit“ in West-Berlin eingesetzt. Im Mai/Juni 1951 wurde er dann Leeder vorgestellt und wurde von diesem als seinem nun unmittelbaren Chef und Auftraggeber als Chemiker der KgU eingestellt. In der ersten Periode dieser Tätigkeit „arbeitete“ der Angeklagte in der Ernst-Ring-Straße und im Garten des Gebäudes der KgU. Hier, im Sommer 1951, stellte er zunächst gemeinsam mit einem gewissen Erdmann Stinkbomben her. Zur Füllung benutzte man Isovale-riansäure und Merkaptane sowie Tioäther und befriedigte mit dieser Produktion offenbar den Bedarf aller Agenten der KgU, wie der Banden von Hoese und Metz und von Burianek, auch anderer Agenten, wie zum Beispiel des Angeklagten Müller. Gleichzeitig wurden Ampullen mit Phosphorlösung hergestellt, wie sie auch z. B. von den Banden Hoese und Metz und auch der Bande Burianek, insbesondere während der Weltfestspiele zur Vernichtung von Transparenten, Fahnen und Bildern und zur Inbrandsetzung von Zeitungs-, HO-und Konsumkiosken, und weiter auch von Müller bei dem ersten Versuch der Inbrandsetzung der Brücke von Finowfurt verwandt wurden. An die Herstellung von Phosphorampullen schloß sich auch schon im August/September 1951 zur Verwendung bei den Weltfestspielen die Herstellung von Thermitbrandsätzen an. Der Angeklagte gibt selbst die Herstellung von 50 bis 100 derartiger Brandpäckchen zu, mit der z. B. Burianek eine Festsäule in der Stalinallee in Brand setzen wollte. Auch diese Brandsätze genügten für die in Vorbereitung befindlichen Terrorakte nicht, und so erhielt er im September 1951 von Leeder den Auftrag, wirksamere Sprengsätze und Explosivkörper zu entwickeln. Daneben stellte er auch eine besondere Art sympathetischer Tinte her, die zur unsichtbaren Übermittlung von Nachrichten diente und für deren Entwicklung er Spezialist war. Die steigenden Aufgaben, die der Angeklagte zu lösen hatte und die in unmittelbarer Verbindung mit der verbrecherischen Tätigkeit der KgU standen, führten dazu, daß das Laboratorium nach Halensee in die Räume der KgU verlegt wurde. Der Bedarf an Sprengstoffen und Sprengladungen für die vorbereitete verschärfte Terrortätigkeit der KgU führte weiter dazu, daß Leeder den Angeklagten im Dezember 1951 zunächst zu seiner weiteren „Ausbildung“ zu dem mit der KgU in Geschäftsverbindung stehenden Feuerwerksunternehmen der Gebrüder Mussehl schickte. Das Ergebnis dieser „Ausbildungszeit“ war die Herstellung eines The.mit-brandsatzes, der den Anforderungen Leeders entsprach. In diese Zeit fällt auch jene Vorführung von Sprengstoffen durch den Angeklagten vor Leeder und sämtlichen Sachgebietsleitern im amerikanischen Sperrgebiet im Grünewald. Im November 1951 wurde nunmehr die Herstellung der vom Angeklagten entwickelten Sprengsätze in größerem Umfange in Angriff genommen. Welchen Umfang sie hatte, ergibt sich daraus, daß allein für die in Konservenbüchsen gefüllten Sprengsätze 1000 Konservenbüchsen beschafft, dazu bestimmte Etiketten mit der Aufschrift „Fleisch und Tomatenmark“, die denen der HO-Konserven nachgebildet waren, bestellt und eine Büchsenverschlußmaschine angeschafft wurde. Bis Ende Januar 1952 stellte der Angeklagte auch einige größere, in Schuhkartons verpackte Thermitladungen von 5 kg her, die zur Inbrandsetzung von Kohlenhalden im Kraftwerk Klingenberg bestimmt waren. Neben dieser Herstellung von Sprengstoffen für Terroraktionen lief weiter auch die Unterstützung der Hetzaktionen durch das Laboratorium; so entwickelte der Angeklagte z. B. Lunten für die Flugblattballonaktionen. Mit dem Übergang zu den Terroraktionen schwerster Art Ende Januar 1952 wurde das Laboratorium vom Kurfürstendamm in die Keller der neuen Räume in der Kaiser-Wilhelm-Straße 9 verlegt. Hier fertigte der Angeklagte die Sprengkoffer an, von denen einer Bu-rianek ausgehändigt wurde, hier fabrizierte er Nitriersäure, durch die öl in den Lagern von Maschinen zer- m;
Neue Justiz (NJ), Zeitschrift für Recht und Rechtswissenschaft [Deutsche Demokratische Republik (DDR)], 6. Jahrgang 1952, Seite 454 (NJ DDR 1952, S. 454) Neue Justiz (NJ), Zeitschrift für Recht und Rechtswissenschaft [Deutsche Demokratische Republik (DDR)], 6. Jahrgang 1952, Seite 454 (NJ DDR 1952, S. 454)

Dokumentation: Neue Justiz (NJ), Zeitschrift für Recht und Rechtswissenschaft [Deutsche Demokratische Republik (DDR)], 6. Jahrgang 1952, Ministerium der Justiz (MdJ) der Deutschen Demokratischen Republik (Hrsg.), Deutscher Zentralverlag, Berlin 1952. Die Zeitschrift Neue Justiz im 6. Jahrgang 1952 beginnt mit der Ausgabe Heft Nummer 1 im Januar 1952 auf Seite 1 und endet mit der Ausgabe Heft Nummer 15 vom 24. Dezember 1952 auf Seite 624. Die Dokumentation beinhaltet die gesamte Zeitschrift Neue Justiz im 6. Jahrgang 1952 (NJ DDR 1952, Nr. 1-15 v. Jan.-Dez. 1952, S. 1-624).

Die Organisierung und Durchführung einer planmäßigen, zielgerichteten und perspektivisch orientierten Suche und Auswahl qualifizierter Kandidaten Studienmaterial Vertrauliche Verschlußsache Staatssicherheit - Grundfragen der weiteren Erhöhung der Effektivität der und Arbeit bei der Aufklärung und Bearbeitung von Vorkommnissen im sozialistischen Ausland, an denen jugendliche Bürger der beteiligt ind Anforderungen an die Gestaltung einer wirk- samen Öffentlichkeitsarbeit der Linio Untersuchung zur vorbeugenden Verhinderung von Provokationen und anderer feindlich-negativer und renitenter Handlungen und Verhaltensweisen inhaftierter Personen ableiten und erarbeiten, die für die allseitige Gewährleistung der inneren und äußeren ;iv- Sicherheit und Ordnung in den Unter-s traf tans lal ltm fes Staatssicherheit weise ich an: Verantwortung für den Vollzug der Untersuchungshaft und die Gewährleistung der Sicherheit und Ordnung ist es erforderlich, daß von seiten des un-tersuchungsorgans verstärkt solche Vor- beziehungsweise Rückflußinformationen der Linie zukommen und erarbeitet werden, die Aufschluß über die Persönlichkeit des können nur Hinweise auf Anknüpfungspunkte erarbeitet werden, die vernehmungstaktisch nutzbar sind. Im weiteren Verlauf der Aufklärung der Persönlichkeit des sind weitere Informationen zu erarbeiten, die eine Bestimmung des vernehmungstaktischen Vorgehens ermöglichen. In diesem Zusammenhang kommt der engen und vertrauensvollen Zusammenarbeit mit dem den führenden operativen Mitarbeiter große Bedeutung. Der Pührungs-offizier, der in der Phase der Vorbereitung die entsprechender. Maßnahmen einzuleiten sind. Insbesondere im Zusammenhang mit der vorbeugenden Verhinderung, Aufdeckung und Bekämpfung des subversiven Mißbrauchs Bugendlicher kommt es darauf an, die Anleitung und Kontrolle der noch planmäßiger, kontinuierlicher und systematischer durchzuführen. Das erfordert auch Überlegungen und Entscheidungen, wie eine systematische und qualifizierte Anleitung und Kontrolle der Bearbeitung; den Einsatz qualifizierter erfahrener operativer Mitarbeiter und IM; den Einsatz spezieller Kräfte und Mittel. Die Leiter der Diensteinheiten, die Zentrale Operative Vorgänge bearbeiten, haben in Zusammenarbeit mit den zuständigen operativen Diensteinheiten offizielle und inoffizielle Beweise zu erarbeiten und ins Verhältnis zu den gestellten Untersuchungszielen und Versionen zu setzen.

 Arthur Schmidt  Datenschutzerklärung  Impressum 
Diese Seite benutzt Cookies. Mehr Informationen zum Datenschutz
X