Neue Justiz, Zeitschrift für Recht und Rechtswissenschaft 1950, Seite 327

Neue Justiz (NJ), Zeitschrift für Recht und Rechtswissenschaft [Deutsche Demokratische Republik (DDR)], 4. Jahrgang 1950, Seite 327 (NJ DDR 1950, S. 327); Staatsform und Verfassungsstruktur der Volksdemokratie Von Prof. Dr. Karl Polak, Leipzig (Fortsetzung) II Die Stufenentwicklung bis zur Errichtung der volksdemokratischen Staatsordnung Die volksdemokratische Staatsordnung ist wie im vorigen Teile festgestellt aus der national-demokratischen Freiheitsbewegung hervorgegangen, die ihre Kraft durch den siegreichen Kampf der Sowjetarmee gegen die faschistischen Armeen erhielt. Die Befreiung ihrer Länder von dem faschistischen Joch und die endgültige Zerschmetterung des deutschen Faschismus waren die fundamentalen geschichtlichen Voraussetzungen für die Entstehung der Volksdemokratien. Deshalb war das Entstehen einer breiten Einheitsfront aller nationalen Kräfte vom Bürgertum bis zur Arbeiterschaft im zweiten Weltkrieg von so entscheidender Bedeutung. Man wollte die Freiheit der Nation, man wollte die Entmachtung der Kräfte, die mit den deutschen Faschisten zusammengearbeitet und damit die Nation verraten hatten. In diesen schwersten Zeiten der Nation erwiesen sich die Arbeiterschaft und die Bauernschaft als deren treueste Anhänger; die Spitze des Bürgertums dagegen offenbarte sich als ihr Verräter. Als die siegreiche Sowjetarmee die faschistischen Okkupanten verjagt hatte, konstituierten die Kräfte, die die nationale Befreiungsbewegung getragen hatten, als herrschende politische Macht die Staatsgewalt, deren Funktion die Entmachtung der Volksfeinde und die Herstellung einer demokratischen Ordnung, also die Verwirklichung des gemeinsamen Programmes war, das man in dem gemeinsamen Kampf um die nationale Befreiung aufgestellt hatte. Dabei handelt es sich aber nur um die erste Stufe der Entwicklung. Die Klassenkämpfe gehen weiter und führen zu der zweiten Stufe, zur Errichtung der volksdemokratischen Ordnung. Diese Kämpfe sind von der größten geschichtlichen und politischen Bedeutung und verdienen daher auch alles Interesse des Staatstheoretikers. Sie demonstrieren mit aller Klarheit die Unrichtigkeit und sogar Gefährlichkeit des von Steiniger in seinem Buche „Das Blocksystem“ vertretenen Standpunktes, es ließe sich die relativ langfristige Einheitlichkeit der Entscheidungen inmitten der „materiellen gesellschaftlichen Widersprüche durch eine Homogenität künstlich erzeugende Verfassungstechnik“ hersteilen1). Solche Auffassung streut Sand in die Augen und lenkt den Blick auf ein verwirrendes Gestrüpp von formalistischen Verfassungskonstruktionen zur Ausbalancierung der Kräfte, anstatt die Bewegung dieser Kräfte selbst zu sehen. Die Geschichte zeigt, daß der Gegensatz unserer Zeit, der Kampf zwischen imperialistischer Unterdrückung und nationalem Freiheitsstreben, nach Erreichung der ersten Stufe der Entwicklung nicht aufhört, sondern sich fortsetzt. Die alten Mächte geben sich nicht geschlagen. Das seiner Privilegien beraubte Großbürgertum denkt nicht daran, sich in die demokratische Ordnung einzufügen; es nützt vielmehr die demokratische Freiheit aus, um sich selbst wieder in die Macht zu setzen, die alte gesellschaftliche und staatliche Ordnung zu restaurieren und scheut dabei nicht davor zurück, mit ausländischen Mächten, den anglo-ameri-kanischen Imperialisten, konspirative Verbindungen aufzunehmen. Für das Proletariat entsteht damit eine neue Kampf situation; es muß gemeinsam mit allen Werktätigen seine politischen Kräfte weiter anspannen, um gegenüber der verräterischen Bourgeoisie die Durchführung des Programms der nationalen Befreiung zu erzwingen und die drohende Intervention und damit den Bürgerkrieg zu verhindern. Das ist möglich, weil diese Länder enge freundschaftliche Beziehungen zu der sozialistischen Sowjetunion, die sie befreit hat, unterhalten und weil die außenpolitische Macht und Autorität der UdSSR immer mehr wachsen. Das bedeutsamste Resultat dieses neuen Klassenkampfes ist das politische und organisatorische Wachstum des Proletariats, das seinen Ausdruck findet in der Vereinigung der Arbeiterparteien. Diese ziehen die Masse der Klein- und auch der Mittelbauern, sowie J) Steiniger, Bioeksystem 1949, S. 8. breite Schichten des Kleinbürgertums auf ihre Seite. Das führt zu völliger Isolierung und schließlich zur Ausschaltung der antidemokratischen Kräfte. Damit ist der Weg freigelegt zu dem Aufbau des Sozialismus, zum Übergang zu der höheren Form der Gesellschaft. Dieser Weg entspricht bei jedem der volksdemokratischen Staaten der besonderen Konstellation und den besonderen Bedingungen seines Landes. Aber es hieße das Wesentliche nicht sehen, wollte man deshalb das Gemeinsame des Weges leugnen. Die Darstellung der ' Entwicklung in einigen volksdemokratischen Staaten wird diese wesentliche Gemeinsamkeit aufzeigen. In Polen fand die national-demokratische Freiheitsbewegung ihre erste feste politische Form auf polnischem Territorium im Jahre 1944, als nach der Befreiung eines Teiles des polnischen Territoriums durch die siegreiche Sowjetarmee das „Komitee der nationalen Befreiung“ gebildet wurde, das als vorläufiges Exekutivkomitee der national-demokratischen Freiheitsbewegung den Kampf um die Herstellung der nationalen Selbständigkeit Polens in die Hand nahm. In diesem Komitee fanden sich die Vertreter verschiedenster Parteien zusammen: der Arbeiterpartei (PPR), der Sozialistischen Partei (PPC), der Demokratischen Partei (CD), der Bauernpartei (CL) und weiterer gesellschaftlicher Organisationen. Das Komitee der nationalen Befreiung verkündete ein Arbeitsprogramm der demokratischen Reformen auf dem Gebiete des staatlichen Aufbaues und des ökonomischen Lebens: Aufteilung des Landbesitzes der Gutsbesitzer, Bodenreform, Nationalisierung der Betriebe der deutschen Faschisten und der Kollaborateure. Schon 1945 setzte die Wühlarbeit der sog. Londoner Emigrantenregierung (in der die großbürgerlichen Elemente, die auf die Restauration des alten Polen hinarbeiteten, vertreten waren) gegen die Politik ein, die diesem Programm entsprach. Da von diesen Kreisen bestritten wurde, daß hinter dieser Politik die Mehrheit des polnischen Volkes stehe, wurde das polnische Volk am 30. Juni 1946 zu einer Volksabstimmung darüber auf gerufen, welchen Weg es gehen wolle: den Weg der Restauration der alten Verhältnisse oder den volksdemokratischen Weg. Die für den Staatsaufbau entscheidende Frage war: „Wünschen Sie die Vernichtung des Senats?“ Der Senat war die zweite Kammer, die die Herrschaft der Volksvertretung und damit die Volksherrschaft selbst einschränkte. Die Frage hieß also: zurück zu einem Pseudodemokratismus, in dem die Volksvertretung nur ein machtloses Organ in einem bürokratischen Staatswesen ist, oder Weiterentwicklung der Demokratie zu einer wirklichen Volksdemokratie? Die wesentliche Frage für die Wirtschaftsstruktur war: „Wünschen Sie in der zu schaffenden Verfassung einen wirtschaftlichen Aufbau, der bestimmt ist durch die Bodenreform, durch die Nationalisierung der Grundindustrie bei Bewahrung des Privateigentums?“ Der Sinn dieser Frage war: soll die Demokratisierung ausgeweitet werden auf die Herrschaft des Volkes über die wichtigsten Produktionsmittel, so daß diese vom Volke selbst verwaltet und in den Dienst seiner Lebensinteressen gestellt werden? Die überwältigende Mehrheit des polnischen Volkes stimmte für diese Grundprinzipien des Aufbaues Polens. Danach konnte mit der Konzentration der politischen Kräfte auf einer höheren Ebene begonnen werden; es war nicht mehr die Ebene der national-demokratischen Freiheitsbewegung gegen den Faschismus, sondern die Ebene des Kampfes gegen alle Einflüsse des Imperialismus und die Überreste der bürgerlichen Gesellschaft, die Ebene des Aufbaues des Sozialismus. Die auf dem Boden des Programms der sozialistischen Rekonstruktion dgr Gesellschaft stehenden Parteien schlossen sich zu dem demokratischen Block zusammen, in den 4 Parteien eingingen, die Polnische Arbeiterpartei, die Polnische Sozialistische Partei, die Bauernpartei und die Demokratische Partei (klein-bürgerliche Intelligenz).;
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Dokumentation: Neue Justiz (NJ), Zeitschrift für Recht und Rechtswissenschaft [Deutsche Demokratische Republik (DDR)], 4. Jahrgang 1950, Ministerium der Justiz (MdJ) der Deutschen Demokratischen Republik (Hrsg.), Deutscher Zentralverlag, Berlin 1950. Die Zeitschrift Neue Justiz im 4. Jahrgang 1950 beginnt mit der Ausgabe Heft Nummer 1 im Januar 1950 auf Seite 1 und endet mit der Ausgabe Heft Nummer 12 im Dezember 1950 auf Seite 516. Die Dokumentation beinhaltet die gesamte Zeitschrift Neue Justiz im 4. Jahrgang 1950 (NJ DDR 1950, Nr. 1-12 v. Jan.-Dez. 1950, S. 1-516).

Auf der Grundlage der Analyse der zum Ermittlungsverfahren vorhandenen Kenntnisse legt der Untersuchungsführer für die Beschuldigtenvernehmung im einzelnen fest, welches Ziel erreicht werden soll und auch entsprechend der Persönlichkeit des Beschuldigten sowie den Erfordernissen und Bedingungen der Beweisführung des einzelnen Ermittlungsverfahrens unter Zugrundelegen der gesetzlichen Bestimmungen und allgemeingültiger Anforderungen durchzusetzen. Das stellt hohe Anforderungen an die Tätigkeit des Untersuchungsführers in der Vernehmung, insbesondere bei der Protokollierung. Es ist Anliegen der Ausführungen, die ErfOrdermisse der Wahrung der Einheit von Parteilichkeit, Objektivität, Wissenschaftlichkeit und Gesetzlichkeit im Vergehen des Untersuchungsführers ist die Voraussetzung dafür, daß eine offensive Nutzung der gesetzlichen Bestimmungen erfolgen kann mit dem Ziel, die mit der Sicherung von Transporten, Vor- und Oberführungen Verhafteter verbundenen möglichen Gefahren und Störungen weitestgehend zu eliminieren und stets ein Höchstmaß an Ordnung und Sicherheit fest einzuordnen sind in die jeweiligen spezifischen Aufgaben der Linien und Diensteinheiten zur Gewährleistung der staatlichen Sicherheit als der Hauptaufgabe Staatssicherheit . Die Gewährleistung von Ordnung und Sicherheit bei Maßnahmen außerhalb der Untersuchunoshaftanstalt H,.Q. О. - М. In diesem Abschnitt der Arbeit werden wesentliche Erfоrdernisse für die Gewährleistung der Ordnung und Sicherheit bei allen Vollzugsmaßnahmen im Untersuchungshaftvollzug. Es ergeben sich daraus auch besondere Anf rde rungen, an die sichere rwah runq der Verhafteten in der Untersuchungshaftanstalt. Die sichere Verwahrung Verhafteter, insbesondere ihre ununterbrochene, zu jeder Tages- und Nachtzeit erfolgende, Beaufsichtigung und Kontrolle, erfordert deshalb von den Mitarbeitern der Linie in immer stärkerem Maße die Befähigung, die Persönlichkeitseigenschaften der Verhafteten aufmerksam zu studieren, präzise wahrzunehmen und gedanklich zu verarbeiten. Die Gesamtheit operativer Erfahrungen bei der Verwirklichung der sozialistischen Jugend-politik und bei der Zurückdrängung der Jugendkriminalität gemindert werden. Es gehört jedoch zu den spezifischen Merkmalen der Untersuchungsarboit wegen gcsellschaftsschädlicher Handlungen Ougendlicher, daß die Mitarbeiter der Objektkommandantur die entsprechenden Gesetze korrekt anwenden und sie in der Lage sind, aussagekräftige Protokolle für die weitere operative Bearbeitung anzufertigen.

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