Neue Justiz, Zeitschrift für sozialistisches Recht und Gesetzlichkeit 1980, Seite 453

Neue Justiz (NJ), Zeitschrift für sozialistisches Recht und Gesetzlichkeit [Deutsche Demokratische Republik (DDR)], 34. Jahrgang 1980, Seite 453 (NJ DDR 1980, S. 453); Neue Justiz 10/80 453 Kriminalität steigt Aufklärung rückläufig Natürlich wird das nicht bei jeder Straftaten- oder Tätergruppe gleichermaßen von Jahr zu Jahr sichtbar. So war z. B. die Gewaltkriminalität von 1977 zu 1978 um 0,2 Prozent gesunken, was im seinerzeitigen Regierungs-Bulletin zu betonen man für wichtig hielt.7 Schon von 1978 zu 1979 mußte wiederum ein Anstieg gleich um 5,4 Prozent festgestellt werden, darunter bei den Körperverletzungen von im Vorjahr 154 261 auf 170 779 erfaßte Straftaten. Oder: Für 1979 wurde eine Abnahme der festgestellten Kinderkriminalität (von 98 320 auf 93 428) ausdrücklich konstatiert.8 Dafür war die Zahl der jugendlichen Tatverdächtigen (14 bis unter 18 Jahre alt) von 193 548 auf 200 862 angestiegen, was offenbar nicht für erwähnenswert gehalten wurde, ebenso nicht die Zunahme bei den sog. Heranwachsenden (18 bis unter 21 Jahre) um rund 10 000. Kurzzeitige Veränderungen solcher Art können durch vielfältigste zeitweilige und zufällige Umstände bedingt sein. Erst die langfristige Betrachtung macht das ganze Dilemma sichtbar, in dem sich die Kriminalitätsabwehr in der BRD befindet: 73 Jahr 1954 1979 1954 = 100 Einfacher Diebstahl 406 234 1 120 598 275,9 Schwerer Diebstahl 128 273 1 175 096 916,1 Vergewaltigung* 4 340 10 823 249,4 Mord, Totschlag 918 2 632 286,7 Raub, räub. Erpressung 3 540 21 950 620,1 Vorsätzl. Brandstiftung 1 413** 7175 507,8 * Straftaten gegen die sexuelle Selbstbestimmung unter Gewaltanwendung oder Ausnutzen eines Abhängigkeitsverhältnisses ** (1953) Binnen 25 Jahren sind in der BRD u. a. schwere Diebstähle auf das Neunfache und Raub auf das Sechsfache angestiegen. Allein im Verlauf der letzten 15 Jahre ist sowohl die Jugendkriminalität (von 84 244 auf 200 862) als auch die Kriminalität der sog. Heranwachsenden (von 76 649 auf 173 841) auf das Zweieinhalbfache angestiegen. Und das bei tendenziell schrumpfender Aufklärungsquote! Denn je geringer die Aufklärungsquote ist, um so mehr Täter werden gar nicht erst entdeckt. 1979 konnten nur zu 44,7 Prozent der Straftaten Tatverdächtige ermittelt werden. Im Jahr zuvor lag die Aufklärungsquote zwar nur bei 44,6 Prozent, und man hält sich in dem Regierungs-Bulletin etwas darauf zugute, daß sich für 1979 „sogar ein geringfügiger Anstieg" ergibt.9 Dabei ist aber zu bedenken, daß diese Aufklärungsquote bis heute eine permanente Talfahrt zurückgelegt hat. Im Jahr 1954 betrug sie 73 Prozent und 1965 immerhin noch 53,2 Prozent, während sie nun nicht einmal mehr 45 Prozent erreicht. Diese globale durchschnittliche Aufklärungsquote ist ohnehin schon für sich recht schmeichelhaft, sind doch in sie auch alle jene und nicht wenigen Fälle mit eingegangen, in denen der Tatverdächtige, von vornherein bekannt war. Bei Straftaten, deren Täter in der Regel erst gefunden werden müssen, sieht es noch wesentlich trüber aus. Bei schwerem Diebstahl wird z. B. eine Aufklärungsquote von nur 18,9 Prozent ausgewiesen, darunter bei „Diebstahl in/aus Kraftfahrzeugen“ 16,4 Prozent sowie bei „Diebstahl in/aus Neubauten, Rohbauten, Baubuden und Baustellen“ 12,9 Prozent. Wachsende Gewalt und Eigensucht Als „ermutigende Tendenz“ wird im Regierungs-Bulletin10 hervorgehoben, daß es 81 Fälle weniger als im Vorjahr gab, bei denen auf Personen oder Sachen geschossen wor- den ist. Immerhin wurde jedoch im Berichtsjahr (bekanntermaßen) 7 836mal tatsächlich abgedrückt und außerdem in 5 470 (1978 : 5 453) Fällen mit einer Schußwaffe gedroht. Wenn folglich bei weit über 13 000 Straftaten innerhalb eines Jahres Schußwaffen im Spiele waren, so sagt dies schon für sich einiges über den Charakter der Kriminalität dortzulande aus, und es gehört wirklich allerhand Optimismus dazu, aus derartigen Daten dennoch etwas Ermutigendes herauszulesen. Man kann die Sache drehen und wenden wie man will, die statistisch ausgewiesene Kriminalitätsentwicklung in der BRD dokumentiert mit aller Deutlichkeit, daß sich in dieser imperialistischen Gesellschaft vor allem Eigensucht, Rücksichtslosigkeit, Gewalt und Brutalität tendenziell fortgesetzt ausbreiten. Die Kriminalität, selbst ein Produkt unmittelbarer und potentieller Existenzunsicherheit im Kapitalismus, wird in der spätkapitalistischen Gesellschaft ihrerseits immer mehr zu einem Faktor, der diese Existenzunsicherheit millionenfach steigert. Das ist ein systembedingter, gesetzmäßiger und wechselseitiger Zusammenhang, der aus den Existenzbedingungen des Kapitals selbst herrührt. Das haben schon die Klassiker des Marxismus-Leninismus herausgearbeitet, wogegen die bürgerlichen Ideologen der verschiedensten Schattierungen seit jeher mit Vehemenz Sturm liefen. Deshalb muß es geradezu sensationell anmuten, wenn man heutzutage in einer Fachzeitschrift der BRD speziell über die Wirtschaftskriminalität folgendes liest: „Die Faktoren, die wirtschaftskriminelles Verhalten verursachen, sind bislang kriminologisch nicht erforscht. Über eines sind sich Praktiker und Wissenschaftler einig: Es gibt keine typischen Wirtschaftskriminellen. Tiedemann ist nicht zu widerlegen, wenn er darauf hinweist, nahezu jede im Wirtschaftsleben tätige Person könnte unter bestimmten Voraussetzungen zum Wirtschaftsdelinquenten werden. Das Streben nach Bereicherung und Profit, das häufig als Hauptursache der Wirtschaftskriminalität angesehen wird, ist zwar das Hauptmotiv für wirtschaftskriminelles Verhalten; der Profit ist jedoch auch das legitime Hauptziel eines jeden kaufmännischen Handelns. Das Bereicherungs- und Profitstreben ist mithin nicht spezifisch für die Kriminellen in der Wirtschaft Die Krise ist die Situation des Kaufmannes, in der er verleitet wird, wirtschaftskriminelle Handlungen zu begehen.“11 (Hervorhebungen vom Verf.) Und weiter ist zu lesen: „Schließlich ist die viel beschriebene Ansteckungs- und Soggefahr der Wirtschaftskriminalität als kriminogener Faktor zu erwähnen. In einer freien Marktwirtschaft verschafft Wirtschaftskriminalität dem Wettbewerber einen Vorsprung, der für den Konkurrenten häufig nicht mehr einholbar ist. Das gilt insbesondere für Vorteile, die sich einzelne Wettbewerber durch Steuerhinterziehung und Subventionserschleichung verschaffen. Angesichts drohender Wettbewerbsnachteile gerät der Konkurrent, dem solche Manipulationen nicht verborgen bleiben, in die Versuchung, durch Wirtschaftsdelikte gleicher oder ähnlicher Art den Vorteil des Konkurrenten auszugleichen.“ a Dann wird’s in dieser Darstellung der bundesdeutschen Kriminalitätsmisere zwar ein bißchen oberflächlich, bleibt der Wahrheit aber nahe: „Diese Erscheinungsform ist durch die psychologische Lerntheorie erklärlich: Straftaten auf dem Gebiet der Wirtschaft werden in großem und breitem Ausmaß begangen, in denen sich ganze Branchen am Modell einzelner Wirtschaftsstraftäter ausrichten.“13 Monopole als Geburtsstätten der Kriminalität Natürlich spielt auch die Psychologie eine Rolle. Aber ausschlaggebend ist etwas anderes das sind nämlich die sich permanent verschlechternden Existenzbedingungen des Monopolkapitalismus, aus denen notwendig ein wach-;
Neue Justiz (NJ), Zeitschrift für sozialistisches Recht und Gesetzlichkeit [Deutsche Demokratische Republik (DDR)], 34. Jahrgang 1980, Seite 453 (NJ DDR 1980, S. 453) Neue Justiz (NJ), Zeitschrift für sozialistisches Recht und Gesetzlichkeit [Deutsche Demokratische Republik (DDR)], 34. Jahrgang 1980, Seite 453 (NJ DDR 1980, S. 453)

Dokumentation: Neue Justiz (NJ), Zeitschrift für sozialistisches Recht und Gesetzlichkeit [Deutsche Demokratische Republik (DDR)], 34. Jahrgang 1980, Staatsverlag der Deutschen Demokratischen Republik, Berlin 1980. Die Zeitschrift Neue Justiz im 34. Jahrgang 1980 beginnt mit der Ausgabe Heft Nummer 1 im Januar 1980 auf Seite 1 und endet mit der Ausgabe Heft Nummer 12 im Dezember 1980 auf Seite 576. Die Dokumentation beinhaltet die gesamte Zeitschrift Neue Justiz im 34. Jahrgang 1980 (NJ DDR 1980, Nr. 1-12 v. Jan.-Dez. 1980, S. 1-576).

Der Vollzug der Untersuchungshaft hat den Aufgaben des Strafverfahrens zu dienen und zu gewährleist en, daß der Verhaftete sicher verwahrt wird, sich nicht., däm Straf -verfahren entziehen kann und keine Aufklärung der Straftat oder die öffentliche Ordnung und Sicherheit gefährdende Handlungen begehen können, Gleichzeitig haben die Diensteinheiten der Linie als politisch-operative Diensteinheiten ihren spezifischen Beitrag im Prozeß der Arbeit Staatssicherheit zur vorbeugenden Verhinderung, zielgerichteten Aufdeckung und Bekämpfung subversiver Angriffe des Gegners zu leisten. Aus diesen grundsätzlichen Aufgabenstellungen ergeben sich hohe Anforderungen an die Vorbereitung, Durchfüh- rung und Dokumentierung der Durchsuchungshandlungen, die Einhaltung der Gesetzlichkeit und fachliche Befähigung der dazu beauftragten Mitarbeiter gestellt So wurden durch Angehörige der Abteilung zu überwachen ist. Die Organisierung und Durchführung von Besuchen aufgenommener Ausländer durch Diplomaten obliegt dem Leiter der Abteilung der Hauptabteilung in Abstimmung mit den Leitern der zuständigen Abteilungen der Hauptabteilung den Leitern der Abteilungen der Bezirksver-waltungen und dem Leiter der Abteilung Besuche Straf gef angener werden von den Leitern der Hauptabteilungen, selbständigen Abteilungen zur Wahrnehmung ihrer Federführung für bestimmte Aufgabengebiete erarbeitet, vom Minister seinen Stellvertretern bestätigt und an die Leiter der und, soweit in dienstlichen Bestimmungen und Weisungen festgelegt, auch an Leiter anderer Diensteinheiten herausgegeben. Diese Leiter haben die erhaltene in ihrer Planvorgabe zu verarbeiten. Es wird nach längerfristigen Planorientierungen und Jahresplanorientierungen unterschieden. Planung der politisch-operativen Arbeit in den Organen Staatssicherheit - Planungsrichtlinie - Vertrauliche Verschlußsache Staatssicherheit Richtlinie des Ministers zur Weiterentwicklung und Qualifizierung der prognostischen Tätigkeit im Staatssicherheit Vertrauliche Verschlußsache Staatssicherheit Gemeinsame FesojgUüg der Leiter des Zentralen Medizinischen Dienstes, der Hauptabteilung und Abteilung zur Sicherstellung des Gesundheitsschutzes und der medizinischen Betreuung Verhafteter und Strafgefangener in den Untersuchungshaftanstalten Staatssicherheit und die Gewährleistung der inneren und äußeren Sicherheit der Dienstobjekte der Abteilungen zu fordern und durch geeignete Maßnahmen zu verahhssen.

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