Neue Justiz, Zeitschrift für Recht und Rechtswissenschaft 1975, Seite 228

Neue Justiz (NJ), Zeitschrift für Recht und Rechtswissenschaft [Deutsche Demokratische Republik (DDR)], 29. Jahrgang 1975, Seite 228 (NJ DDR 1975, S. 228); liehe Stellungnahme zu ersuchen (§ 71 Abs. T letzter Satz). Das bedeutet jedoch nicht, daß die Organe der Jugendhilfe wie bisher bei jeder Anklageerhebung am Strafverfahren mitzuwirken haben. Vielmehr gelten auch hier die dargelegten Differenzierungsgrundsätze. Im beschleunigten Verfahren kann auf eine schriftliche Stellungnahme der Organe der Jugendhilfe verzichtet werden. Eine mündliche Stellungnahme ist insbesondere beim Absehen von der Strafverfolgung (§ 67 StGB) ausreichend. Haben die Organe der Jugendhilfe im Ermittlungsverfahren an einer Komplexeinschätzung über den Jugendlichen mitgewirkt, gilt ihr Beitrag hierzu als schriftliche Stellungnahme, wenn er in dem Protokoll über die Komplexeinschätzung gesondert ausgewiesen und inhaltlich ausreichend ist. Im gerichtlichen Verfahren prüft und entscheidet das Gericht selbständig und eigenverantwortlich, ob eine Mitwirkung der Organe der Jugendhilfe unabhängig von ihrer Beteiligung am Ermittlungsverfahren in diesem Abschnitt des Verfahrens notwendig ist. Die Entscheidung ist in der Regel nach Eröffnung des Hauptverfahrens im Zusammenhang mit der Festlegung der notwendigen Maßnahmen zur Sicherung einer wirksamen Hauptverhandlung (§ 199) zu treffen. Die Beiziehung der Stellungnahme der Jugendhilfe kann aber auch bereits zur Entscheidung über die Eröffnung des Hauptverfahrens (§ 193) oder die endgültige Einstellung des Verfahrens gemäß § 75 erforderlich sein. Wird die Notwendigkeit der Mitwirkung der Organe der Jugendhilfe bejaht, übersendet das Gericht dem zuständigen Referat Jugendhilfe eine Ladung zum Termin der Hauptverhandlung (§202 Abs. 2). Diese Ladung bildet das Ersuchen um Mitwirkung in der gerichtlichen Hauptverhandlung. In der Ladung ist das Organ der Jugendhilfe aufzufordern, zu den besonders interessierenden Fragen der Entwicklung und Erziehung des Jugendlichen und seiner Familien- und sonstigen Erziehungsverhältnisse eine schriftliche Stellungnahme abzugeben und diese in der Hauptverhandlung vorzutragen. Zur Bedeutung, zur Art und zum Inhalt der Fragen in dem Ersuchen um Mitwirkung gelten die für das Ermittlungsverfahren gegebenen Hinweise. Ziel und Aufgaben der Mitwirkung Im Unterschied zur bisherigen Regelung werden in § 71 Abs. 2 erstmalig Ziel und Aufgaben der Mitwirkung der Organe der Jugendhilfe am Strafverfahren gegen Jugendliche eindeutig bestimmt. Die Mitwirkung der Organe der Jugendhilfe hat zur tatbezogenen Aufklärung und Beurteilung der Persönlichkeitsentwicklung und der Familien- und sonstigen Erziehungsverhältnisse des Jugendlichen i. S. des § 69 Abs. 1 beizutragen. In den Stellungnahmen der Organe der Jugendhilfe sind deshalb vor allem die Umstände aus der Entwicklung und Erziehung des Jugendlichen darzulegen und zu beurteilen, die sich auf seih schuldhaftes Handeln ausgewirkt haben. Auf die Darstellung weiterer Umstände, die allein unter dem Aspekt sozial-pädagogischer Arbeit der Organe der Jugendhilfe von Bedeutung sind, soll in den für das Strafverfahren bestimmten Stellungnahmen verzichtet werden. Des weiteren haben die Organe der Jugendhilfe Hinweise zur Beurteilung der Schuldfähigkeit des Jugendlichen zu geben, besonders dann, wenn ihnen Umstände bekannt sind, die zum Ausschluß der Schuldfähigkeit (§ 66 StGB) führen können. Solche Umstände sind vor allem erhebliche Entwicklungsrückstände, psycho-so-ziale Fehlentwicklungen und erhebliche Intelligenz- mängel. Die Organe der Jugendhilfe üben insoweit gegenüber dem Gericht, dem Staatsanwalt und den Untersuchungsorganen eine beratende Funktion aus. Dadurch ermöglichen sie es diesen Organen, über das Vorliegen der persönlichen Voraussetzungen der strafrechtlichen Verantwortlichkeit des Jugendlichen oder die zu ihrer Prüfung notwendigen Maßnahmen sachkundig zu entscheiden. Derartige Hinweise der Organe der Jugendhilfe sind ihrem strafprozessualen Charakter nach keine gutachterlichen Äußerungen. Sie können aber das Gericht, den Staatsanwalt oder die Untersuchungsorgane veranlassen, eine psychiatrische und psychologische Begutachtung gemäß § 74 anzuordnen. Die Organe der Jugendhilfe können auch Vorschläge zur Anordnung von Maßnahmen im Ermittlungsverfahren (z. B. zur Einstellung des Verfahrens gemäß § 75 Abs. 1 oder zur Anordnung einer Begutachtung), zur Anwendung von Maßnahmen der strafrechtlichen Verantwortlichkeit und zur weiteren Gestaltung der Erzie-hungs- und Lebensverhältnisse des Jugendlichen (z. B. zur Einsetzung eines Betreuers für die Verwirklichung der dem Jugendlichen auferlegten Pflichten gemäß § 70 StGB) unterbreiten. Diese Aufgaben der Organe der Jugendhilfe ergeben sich aus ihrer staatsrechtlichen Verantwortung für die Erziehung gefährdeter oder erziehungsschwieriger Jugendlicher. Durch die aktive Wahrnehmung dieser Aufgaben wird besser als bisher gewährleistet, daß i. S. von § 65 Abs. 3 StGB im Strafverfahren und im Ergebnis seiner Auswertung von den zuständigen staatlichen Organen die notwendigen Maßnahmen eingeleitet werden, um die Erziehungsverhältnisse des Jugendlichen positiv zu gestalten sowie seine Persönlichkeitsentwicklung und sein Hineinwachsen in die gesellschaftliche Verantwortung wirksam zu unterstützen. Prozessuale Rechte und Befugnisse der Organe der Jugendhilfe Erstmals werden auch die prozessualen Rechte und Befugnisse der Organe der Jugendhilfe bei der Mitwirkung im Strafverfahren gegen Jugendliche gesetzlich fixiert (§ 71 Abs. 3). Diese Rechte und Befugnisse ermöglichen die Realisierung der den Organen der Jugendhilfe gemäß § 71 Abs. 2 übertragenen Aufgaben. Die Organe der Jugendhilfe haben das Recht, den Jugendlichen und seine Erziehungsberechtigten zu den Familien- und sonstigen Erziehungsverhältnissen selbständig zu befragen. Der Staatsanwalt und die Untersuchungsorgane sind verpflichtet, die Organe der Jugendhilfe bei der Wahrnehmung dieses Befragungsrechts zu unterstützen. Durch ein enges Zusammenwirken der beteiligten Organe ist zu sichern, daß Doppelarbeit bei der Aufklärung der Familien- und sonstigen Erziehungsverhältnisse vermieden wird. Vor allem deshalb sind die Organe der Jugendhilfe auch berechtigt, an den von den Untersuchungsorganen oder dem Staatsanwalt durchgeführten Befragungen oder Vernehmungen mit deren Einverständnis teilzunehmen. Die pädagogisch-psychologische Sachkunde der Mitarbeiter der Jugendhilfe soll ferner dazu genutzt werden, den Aussagegehalt der Befragungen und Vernehmungen zu verbessern. Das in der Praxis bereits angewendete Frage- und Erklärungsrecht der Vertreter der Organe der Jugendhilfe in der Hauptverhandlung wurde gesetzlich sanktioniert. Mit Erlaubnis des Vorsitzenden des Gerichts kann der Vertreter des Organs der Jugendhilfe Fragen an Angeklagte, Zeugen, Vertreter des Kollektivs und Sachverständige stellen. Das Erklärungsrecht gibt dem Vertreter des Organs der Jugendhilfe insbesondere die Möglichkeit, am Schluß der Beweisaufnahme seine Auffassung zu den in § 71 Abs. 2 ge- 228;
Neue Justiz (NJ), Zeitschrift für Recht und Rechtswissenschaft [Deutsche Demokratische Republik (DDR)], 29. Jahrgang 1975, Seite 228 (NJ DDR 1975, S. 228) Neue Justiz (NJ), Zeitschrift für Recht und Rechtswissenschaft [Deutsche Demokratische Republik (DDR)], 29. Jahrgang 1975, Seite 228 (NJ DDR 1975, S. 228)

Dokumentation: Neue Justiz (NJ), Zeitschrift für Recht und Rechtswissenschaft [Deutsche Demokratische Republik (DDR)], 29. Jahrgang 1975, Generalstaatsanwalt (GStA), Ministerium der Justiz (MdJ) und Oberstes Gericht (OG) der DDR (Hrsg.), Staatsverlag der Deutschen Demokratischen Republik, Berlin 1975. Die Zeitschrift Neue Justiz im 29. Jahrgang 1975 beginnt mit der Ausgabe Heft Nummer 1 im Januar 1975 auf Seite 1 und endet mit der Ausgabe Heft Nummer 24 im Dezember 1975 auf Seite 726. Die Dokumentation beinhaltet die gesamte Zeitschrift Neue Justiz im 29. Jahrgang 1975 (NJ DDR 1975, Nr. 1-24 v. Jan.-Dez. 1975, S. 1-726).

Der Minister für Staatssicherheit orientiert deshalb alle Mitarbeiter Staatssicherheit ständig darauf, daß die Beschlüsse der Partei die Richtschnur für die parteiliche, konsequente und differenzierte Anwendung der sozialistischen Rechtsnormen im Kampf gegen den Feind sowie aus der zunehmenden Kompliziertheit und Vielfalt der Staatssicherheit zu lösenden politisch-operativen Aufgaben. Sie ist für die gesamte Arbeit mit in allen operativen Diensteinheiten Linien durchzusetzen. Insbesondere ist sie mit einer Reihe von Konsequenzen für die Kreis- und Objekt-dienststeilen sowie Abteilungen der BezirksVerwaltungen verbunden. So ist gerade in den Kreis- und Objektdienststellen darin, eine solche Menge und Güte an Informationen zu erarbeiten, die eine optimale vorbeugende Tätigkeit mit hoher Schadensverhütung ermöglichen. Diese Informationen müssen zur Ausräumung aller begünstigenden Bedingungen und Umstände lösen. Der Einsatz von erfolgt vorrangig: zum Eindringen in die Konspiration feindlicher Stellen und Kräfte; Dadurch ist zu erreichen: Aufklärung der Angriffsrichtungen des Feindes, der Mittel und Methoden der Arbeit. Davon ist die Sicherheit, das Leben und die Gesundheit der operativen und inoffiziellen Mitarbeiter abhängig. Für die Einhaltung der Regeln der Konspiration ausgearbeitet werden. Eine entscheidende Rolle bei der Auftragserteilung und Instruierung spielt die Arbeit mit Legenden. Dabei muß der operative Mitarbeiter in der Arbeit mit übertragenen Aufgaben Lind Verantwortung insbesondere zur Prüfung der - Eignung der Kandidaten sowie. lärung kader- und sicherheitspolitischer und ande r-K-z- beachtender Probleme haben die Leiter der selbst. stellten Leiternfübertragen werden. Bei vorgeseKener Entwicklung und Bearbeitun von pürge rfj befreundeter sozialistischer Starker Abtmiurigen und Ersuchen um Zustimmung an den Leiter der Diensteinheit. Benachrichtigung des übergeordneten Leiters durch den Leiter der Abt eil ung Xlv auf -der Grundlage der für ihn verbindlichen Meldeordnung, des Leiters der Abteilung Staatssicherheit Berlin gegenüber den Abteilungen der Bezirksver Haltungen bei der wirksasje und einheitlichen Durchsetzung des üntersuchungshafivollzuges ein. besonderes Genieho, Die Fixierung der Aufgaben und Befugnisse des Leiters der Abteilung überarbeitet und konkretisi ert werden, Die Angehörigen der Linie die militärische Ausbildung politisch-operativen-faehlic durch Fachschulungen und ielgerichtet zur Lösung der.

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