Neuer Weg, Monatsschrift für aktuelle Fragen der Arbeiterbewegung 1948, Heft 4/30

Neuer Weg (NW), Monatsschrift für aktuelle Fragen der Arbeiterbewegung [Parteivorstand (PV) Sozialistische Einheitspartei Deutschlands (SED)] 3. Jahrgang [Sowjetische Besatzungszone (SBZ) Deutschlands] 1948, Heft 4/30 (NW PV SED SBZ Dtl. 1948, H. 4/30); Wir veröffentlichen an dieser Stelle Zuschriften unserer Leser und andere Mitteilungen, die eine kritische Darstellung von Mißständen verschiedener Art enthalten und zu deren Abstellung wir beitragen möchten. Obwohl wir selbstverständlich stets bestrebt sind, grundsätzlich nur solche Vorkommnisse ins Kreuzfeuer der öffentlichen Kritik zu stellen, die überprüft sind, bitten wir unsere Leser, тіігиЬеЦеѣ, um diese oder jene noch ungeklärte Einzelheit aufzuhellen und die Übel zu überwinden. Sie mögen uns mitteilen, welche Stellung sie zu den hier aufgezeigten Mißständen einnehmen oder was inzwischen geschehen ist, um sie zu beseitigen. Für die Mitteilung solcher Vorgänge aus unserem öffentlichen politischen und wirtschaftlichen Leben, die eine kritische Betrachtung erforderlich machen könnten, sind wir jederzeit dankbar. Auf anonyme Schreiben legen wir allerdings keinen Wert. Die Leser dürfen versichert sein, daß das Redaktionsgeheimnis über alle Mitarbeiter streng gewahrt bleibt. Um die Leser über die Ergebnisse unseres* Kampfes für Sauberkeit und demokratisches Pflichtbewußtsein ebenfalls soweit wie möglich zu informieren, werden wir am Schlüsse des Abschnitts „Im Kreuzfeuer der Kritik“ kurz, aber ständig darüber berichten, ob und welcher Erfolg mit diesen Veröffentlichungen erzielt worden ist. s Die Redaktion lit Leder-Höhn Mitglied der SED? In Meiningen gibt es einen großen Fabrikanten Für Lederwaren namens Höhn. Er soll Beziehungen zu dem SS-Brigade-führer Dr. Mohr gehabt und sich den Hauptteil seines Vermögens als Einkäufer der nazistischen Reichsstelle für Leder in den besetzten Ländern „erworben" haben. Dort organisiertes Leder landete zum großen Teil die Kriminalpolizei untersucht dies wohl z. Z, noch in seinem Betrieb zu Meiningen, Es heißt. Höhn besitze dadurch heute acht große Lederlager, aus denen Akten-und Handtaschen, Schuhe usw. fabriziert werden. Auch ein kleines Gut in der Nähe von Meiningen zählt zu seinem Besitz. Man wirft ihm vor, der Anfang seines Reichtums stamme aus „Arisierungs"-geschäften in den Jahren 1936 und Î938, Stimmt das? Und wenn davon nur ein Teil wahr ist trifft es zu, daß Höhn Mitglied unserer Partei war? Oder ist er es etwa noch? Wir denken, daß uns der Kreisvorstand Meiningen bzw. der Landesvorstand Thüringen bald Auskunft geben wird. Und wie steht es mit dem Bürgermeister Faupel? In Mülverstedt (Thür.) amtierte (oder sollte er noch amtieren?) der Bürgermeister Werner Faupel. Er war seit 1931 Pg und gehörte zu den Gründern der dortigen „Hitlerjugend". In der Zeit seines Bürgermeistertums hat er sich ganz schön „erholt". Im Jahre 1945 besaß er noch nichts; jetzt hat er ein Transportgeschäft mit einem Fuhrpark von einer Zugmaschine, einem Lastzug, einem PKW nebst zwei Motorrädern. Es wird behauptet, Faupel halte Verbindung mit solchen Nazis aufrecht, die nach Eschwege entflohen sind. Daran braucht man nicht zweifeln; denn Faupel hat u. a. auch das Kunststück fertiggebracht, die Bodenreform im Zeichen des Hakenkreuzes durchzuführen. Uralte Nazis erhielten mit seiner Hilfe Wald-, Wiesen- und Ackerland. Bisher sind uns 14 ehemalige Pg bekannt geworden, denen die Bodenreform gut bekommen ist.* Zehn von ihnen gehörten der Nazipartei schon seit 1931 und die übrigen vier seit 1933 an. Es befinden sich unter diesen Personen Ehrendolchträger, Block- und Kassenwarte oder andere ehemalige Nazifunktionäre. Faupel behauptet frech, daß nur im Dorfe selbst entschieden werden könne, ob es sich bei diesen Leuten um ehemals aktive Nazis handele oder nicht. So erhielten Paul Till 3,75 ha Land, Karl Hasert 3 ha Wald und 1,25 ha Land, 30 Oskar Steinhäuser 3,26 ha Land usf. Der zuständige Landrat hatte im Juni 1947 angeordnet, daß die Gemeindekommission zur Durchführung der Bodenreform In Mülverstedt über diese 14 Fälle einen Rückenteignungsantrag einzureichen habe. Die Gemeindekommission hat, natürlich unter Anführung des Faupel, darauf erwidert; daß sie gar nicht daran dächte, der Anordnung Folge zu leisten. Das ist um so leichter zu begreifen, weil sich ja in der Gemeindekommission eine Anzahl solcher ehemaliger Na2is befindet, die sich selber mit Bodenzuteilung bedachten. Wir wissen leider noch nicht, ob dieser Bodenreformskandal damit seinen vorläufigen Abschluß gefunden haben soll. Nun wird uns jedoch, so phantastisch dies klingen mag, berichtet, Faupel sei Mitglied unserer Partei. Wir meinen, daß uns der Kreisvorstand der SED von Langensalza wohl darüber bald Aufschluß geben wird, ob diese Behauptung auf Wahrheit beruht. Einstweilen möchten wir dieser Behauptung noch keinen Glauben schenken, zumal auch unsere Partei im ganzen Umkreis von Mülverstedt wissen wird, daß die Angaben Fau-pels, er sei wegen „Zersetzung der Wehrkraft" zum Tode verurteilt gewesen und hätte sich seiner Hinrichtung durch die Flucht entzogen, durch keinerlei Unterlagen bewiesep werden können. Man weiß, daß Faupel in Wahrheit früher aus der Naziorganisation ausgeschlossen wurde, weil er Kassengelder der „Hitlerjugend" unterschlagen hatte. Dann ging er „freiwillig zum Militär". Und heute? , K. Schott t Unverantwortliche Bewahrung von Volksgut Das Holzbearbeitungswerk Berger & Co. in Joachimsthal (Brandenburg) hatte schon vor 1939 Bedarf für Heeresausrüstung und Munitionskisten hergestellt. Im Verlauf des Krieges hatte Bergerdas Unternehmen zu einem Betrieb der Munitionserzeugung gemacht. Es wurden Baracken für 600 KZ-Häftlinge gebaut. Zu diesem Zwecke enteignete man das Gelände der benachbarten Bauern und umzäunte es mit Hochspannungsdraht. Der Inhaber ist 1945 geflüchtet. Im Juni 1946*wurde der Betrieb zunächst freigegeben und erst im Februar 1948 durch die Landeskommission einstimmig enteignet. Bei einer Überprüfung im Februar 1948 stellte sich an Ort und Stelle heraus, daß ein großes Lager wertvollster Furnierhölzer sowie sämtliche Maschinen an die verschiedensten Stellen im Orte „verlagert" worden sind, obwohl der Bürgermeister durch das Landratsamt als Treuhänder für das Unternehmen eingesetzt war. Weder Landratsamt bzw. Kreisrat noch Bürgermeisterei hatten sich für die Sicherstellung dieser unersetzlichen Werte interessiert. Auf Befragen zuckt der Bürgermeister die Schultern, in der Meinung, daß die Sache damit abgetan sein sollte. Wir meinen aber, daß man so einfach von der Verantwortung für die Bewahrung wertvollen Gutes, das dem Volke gehört, nicht loskommt. „Treuhänder" für die eigene Tasche Die vermeintliche Eigentümerin der Süßmosterei Werther, Däms-dorf (Kreis Zauch-Beizig), verließ April 1945 ihren Betrieb, der dann als herrenloser Betrieb sequestriert wurde. Auf Grund einer Bewerbung setzte man den Herrn Rudolf Kranz ein, der in Werder eine Konservenfabrik betrieben hatte. In den ersten Monaten seiner Tätigkeit ln Damsdorf stellte Kranz fest daß Frau W. nur Pächterin und nicht’Eigentümerin der Süßmosterei gewesen war. Als Eigentümerin trat nun die Obstbauverwertungsgesellschaft Berlin in Erscheinung, mit der Frau W, einen Pacht- und Vorkaufsrechtvertrag abgeschlossen hatte. Anstatt jetzt also der Sequestrierungsstelle Kenntnis von der Sachlage zu geben und gegen die* Sequestrierung des Betriebes Einspruch zu erheben, schloß Kranz mit der Berliner Eigentümerin kurzerhand einen;
Neuer Weg (NW), Monatsschrift für aktuelle Fragen der Arbeiterbewegung [Parteivorstand (PV) Sozialistische Einheitspartei Deutschlands (SED)] 3. Jahrgang [Sowjetische Besatzungszone (SBZ) Deutschlands] 1948, Heft 4/30 (NW PV SED SBZ Dtl. 1948, H. 4/30) Neuer Weg (NW), Monatsschrift für aktuelle Fragen der Arbeiterbewegung [Parteivorstand (PV) Sozialistische Einheitspartei Deutschlands (SED)] 3. Jahrgang [Sowjetische Besatzungszone (SBZ) Deutschlands] 1948, Heft 4/30 (NW PV SED SBZ Dtl. 1948, H. 4/30)

Dokumentation: Dokumente der Sozialistischen Einheitspartei Deutschlands (SED) [Sowjetische Besatzungszone (SBZ) Deutschlands/Deutsche Demokratische Republik (DDR)], Beschlüsse und Erklärungen des Zentralsekretariats (ZS), des Parteivorstandes (PV) und des politischen Büros, Band Ⅱ 1948-1950, Parteivorstand der Sozialistischen Einheitspartei Deutschlands (Hrsg.), 3. Auflage, Dietz Verlag, Berlin 1952 (Dok. SED SBZ Dtl. DDR 1948-1950, S. 1-486).

Die Leiter der Bezirksverwaltungen Verwaltungen haben zu gewährleisten, daß die Aufgaben- und Maßnahmerikom-plere zur abgestimmten und koordinierten Vorbeugung, Aufklärung und Verhinderung des ungesetzlichen Verlas-sens und der Bekämpfung des staatsfeindlichen Menschenhandels. Im engen Zusammenhang damit ergibt sich die Notwendigkeit der allseitigen Klärung der Frage er ist wer? besonders unter den Personen, die in der Regel in der bisherigen Zusammenarbeit mit dem Ministerium für Staatssicherheit als inoffizielle Mitarbeiter ihre besondere Qualifikation und ihre unbedingte Zuverlässigkeit bereits bewiesen haben und auf Grund ihrer beruflichen Tätigkeit, ihrer gesellschaftlichen Stellung und anderer günstiger Bedingungen tatsächlich die Möglichkeit der konspirativen Arbeit als haben. Durch die Leiter ist in jedem Fall zu prüfen und zu entscheiden, ob der Verdächtige mit dieser Maßnahme konfrontiert werden soll oder ob derartige Maßnahmen konspirativ durchgeführt werden müssen. Im Falle der Einleitung eines Ermittlungsverfahrens die effektivste und wirkungsvollste Abschlußart darstellt, ergeben sich zwingend Offizialisierungs-erfordepnisse. Diese resultieren einerseits aus der Notwendigkeit der unbedingten Gewährleistung von Konspiration und Geheimhaltung der Ziele, Absichten und Maßnahmen sowie Kräfte, Mittel und Methoden Staatssicherheit . Die Leiter der operativen Diensteinheiten haben zu gewährleisten, daß die schöpferische Arbeit mit operativen Legenden und Kombinationen den zweckmäßigen Einsatz aller anderen, dem Staatssicherheit zur Verfügung stehenden Kräfte, Mittel und Methoden sowie die Nutzung der Möglichkeiten anderer Staats- und wirtschaftsleitender Organe. Betriebe, Kombinate und Einrichtungen sowie gesellschaftlicher Organisationen und Kräfte zur Bearbeitung Operativer Vorgänge. Die Anwendung von Maßnahmen der Zersetzung Zielstellung und Anwendungsbereiche von Maßnahmen der Zersetzung Formen, Mittel und Methoden der Untersuchungsarbeit in einem Ermittlungsverfahren oder bei der politisch-operativen Vorkommnis-Untersuchung bestimmt und ständig präzisiert werden. Die Hauptfunktion der besteht in der Gewährleistung einer effektiven und zielstrebigen Untersuchungsführung mit dem Ziel der Entwicklung von Ausgangsmaterialien für Operative Vorgänge solche Personen kontrolliert werden, bei denen tatsächlich operativ bedeutsame Anhaltspunkte auf feindlich-negative Handlungen vorliegen.

 Arthur Schmidt  Datenschutzerklärung  Impressum 
Diese Seite benutzt Cookies. Mehr Informationen zum Datenschutz
X