Neuer Weg, Monatsschrift für aktuelle Fragen der Arbeiterbewegung 1948, Heft 2/27

Neuer Weg (NW), Monatsschrift für aktuelle Fragen der Arbeiterbewegung [Parteivorstand (PV) Sozialistische Einheitspartei Deutschlands (SED)] 3. Jahrgang [Sowjetische Besatzungszone (SBZ) Deutschlands] 1948, Heft 2/27 (NW PV SED SBZ Dtl. 1948, H. 2/27); SetterІЩ 1948/2 Redeschulung Daß wir unseren Nachwuchs rednerisch heranbilden müssen, darüber kann es keine Diskussion geben, vielleicht aber darüber, wie das geschehen kann und soll. Auf einer größeren Parteikonferenz, die nach besonderen Referaten zu wichtigen Tages- und Parteifragen Stellung nahm, traten in der Aussprache auch einige Schüler der Kreisparteischule auf und lasen ihre „Diskussionsrede" ab. Diesen Parteischülern ist zu sagen: So lernt man nicht, Vorträge zu halten oder sich an einer Aussprache zu beteiligen. Ein ausgearbeiteter Aufsatz ist noch lange kein Vortrag, aber erst recht nicht eine Debatterede zur Klärung der aufgeworfenen Fragen. Auf dem Wege des Vorlesens wird eine Rednerschulung nicht erreicht. Die Parteischule soll zu geistiger Disziplin erziehen. Dazu gehört, daß man sich ernstlich prüft, ob man zu einer vorgetragenen Sache wirklich etwas zu sagen hat, denn sonst soll man schweigen. Aber wer dann spricht, darf keinen ausgearbeiteten Schrieb vorlesen. Er muß sich vielmehr auf irgendeinen der angeschnittenen Punkte beziehen und diesen Gedankengang weiterführen oder ihm widersprechen. Darum muß jeder vorher prüfen: Ist notwendig, was du sagen willst? Ist’s eine Ergänzung oder Fortführung der Gedanken oder eine Kritik, so soll er bejahen. Eine Wiederholung aber langweilt. Durch überflüssige Wiederholungen werden Versammlungen unnötig verlängert, die Teilnehmer verärgert. Eine Beauftragung von Parteischülern, ausgearbeitete „Diskussionsreden" vorzulesen, verkennt also die ganze Sachlage. In kleinem Kreise soll der Schüler lernen, zu dem Referat eines Kameraden Stellung zu nehmen, es zu ergänzen und kritisch zu betrachten. Man muß ihn aber zugleich veranlassen, seine Gedanken in freier Rede, höchstens an Hand einiger schriftlicher Bemerkungen vorzutragen. Ausgearbeitete Diskussionsreden sind verboten. (Siehe unser Nachwort. Red.) Es ist das Wichtigste, frei sprechen zu lernen. Der freie Redner, der die Versammlung im Auge hat und nicht an das Manuskript gebunden ist, hat ja stets eine ungleich größere Wirkung als der „Vorleser": Gewiß können es Gründe der Diplomatie oder der Zensur usw. in einzelnen Fällen notwendig machen, sich genau an den Wortlaut eines Manuskriptes zu halten, aber das sind nur Ausnahmefäiie. Sonst soll man sprechen „frei von der Leber weg" und „wie einem der Schnabel gewachsen ist". Natürlich ist dabei Voraussetzung, daß man den Stoff beherrscht. Dann kommt es darauf an, sich für den freien Vortrag einzurichten, indem man lediglich seinen Gedankengang klar festhält Ein Merkzettel mag gestattet sein. So muß es den Schülern vorgemacht werden, damit sie es nachmachen lernen. Wir sollten uns hierbei allerdings auch darüber klar sein, daß nicht aus jedem ein Redner wird. Muß denn das auch sein? Neinl Jemand, der kein Redner wird, ist darum noch kein weniger guter Genosse. Der wirkliche Redner aber muß fesseln bis zur letzten Minute, muß überzeugen, begeistern, mitreißen. Und wenn er geendet hat, soll sich der Besucher sagen können: Dem hätte ich gern noch länger zugehörtI Walther Kluge Nachwort der Redaktion: „Ausgearbeitete Diskussionsreden sind verboten", meint Genosse Kluge. Uns scheint, als ob er hier an der Wirklichkeit etwas zu flink vorübergeht. Ganz gewiß kann man sich auch auf eine Diskussion vorbereiten, ehe man das Referat gehört hat. Es gibt kaum einen Vortrag, der nicht noch neue Gedanken oder Vorschläge zuließe. Ja, es gibt sogar solche Referate, bei denen der Zuhörer schon vorher mit Sicherheit annehmen darf, daß wichtige Punkte des Themas nicht mitbehandelt werden. Warum sollte man sich solche Diskussionsbeiträge nicht vorher ausarbeiten? Dann allerdings wird das beachtenswert, was Genosse K. sagt, daß es nämlich darauf ankommt, keine Wiederholungen des Referenten in die Diskussion zu werfen, sondern nur das Neue, Ergänzende zu sagen. Die Bevölkerung vertraut der Wohnbezirksgruppe Endlich standen wir vor der Wohnung des Genossen Krüger, der die Wohnbezirksgruppe IV leitet. Wir trafen den Genossen leider nicht an. Die Hausbewohner teilten uns mit, daß die Wohnbezirksgruppe einen Wohnungsumzug durchführe. Wir sollten am Abend wiederkommen, denn heute habe die Wohnbezirksgruppe ihre Versammlung so sagte man uns. Einen großen Besuch versprachen wir uns nicht nach so harter Arbeit, fanden uns aber doch pünktlich beim Genossen K. ein und fanden zu unserer großen Überraschung eine gut besuchte Versammlung vor. 95 Prozent der Mitglieder waren gekommen; außerdem waren noch 9 Nichtmitglieder anwesend. Nach dem politischen Referat, das der Genosse stellvertretende Bürgermeister hielt, setzte sofort eine lebhafte Diskussion ein. Als die Mitglieder den Heimweg angetreten hatten, setzten wir uns noch mit dem Genossen K. zusammen, um nähere Einzelheiten über seine Gruppe zu erfahren. Er freute sich über unsere überraschten Gesichter und begann, uns die Zusammenhänge zu erklären. Die Gruppe ist wirklich eine Mustergruppe. Neben ihrer politischen Arbeit versteht sie es sehr gut, sich das Vertrauen der Bevölkerung zu erwerben. So schaltet sie sich überall qn, wo Hilfe notwendig ist. Sie hilft den Heimkehrern, den Schulentlassenen, den Alten und Kranken. An dem betreffenden Tag hatten die Genossen zum Beispiel einem alten unbemittelten Ehepaar beim Umzug geholfen. Die Gruppe macht die Arbeit aber nicht allein, sondern sie aktiviert zu den jeweiligen Hilfsaktionen auch die anderen Bewohner des Bezirkes. Genosse K. sagte uns, daß man zuerst der Gruppe ziemlich abweisend gegenüberstand. Heute, wo sich die Genossen das Vertrauen der Bevölkerung erworben haben, kommen die Menschen von selbst, um sich Hilfe und Rat zu holen. Auf dem Nachhauseweg kamen wir noch mit einer älteren Frau ins Gespräch, die als sie erfuhr, wir kommen von Herrn K. sehr aufgeschlossen wurde. Sie war Witwe und hatte es nicht leicht. Aber immer wieder versicherte sie uns, wie rührend sich die Gruppe ihrer annimmt. So hat man ihr zum Beispiel bei der Wiederinstandsetzung ihrer beschädigten Wohnung mit Rat und Hilfe zur Seite gestanden. Genosse Heinz half ihr beim Holzbeschaffen. Sie konnte uns gar nicht genug berichten. Zum Abschluß erzählte sie uns noch, daß sie früher immer Hemmungen hatte, wenn sie zur Stadtverwaltung mußte. Das sei nurr ganz anders geworden, seit sie den Kartenstellenleiter und den Zweiten Bürgermeister bei den Wohnbezirksgruppenversammlungen, an denen sie ab und zu teilnimmt, als gute Genossen kennengelernt habe. Genossinnen und Genossen, muß uns dieses kleine Erlebnis nicht zum Nachdenken veranlassen? Sollte nicht jede Wohnbezirksgruppe so arbeiten und sich das Vertrauen der Bevölkerung auch durch ihre soziale Hilfe und durch die Organisierung der gegenseitigen Hilfe in der Bevölkerung erwerben? Dieses Beispiel zeigt auch, wie wichtig es ist, daß die Funktionäre unserer Partei in den Verwaltungsstellen aktiv am Leben ihrer Grundeinheit teilnehmen. So lernen sie die Nöte und Sorgen der Bevölkerung unmittelbar kennen und bleiben mit den Massen verbunden. Da sie in ihrer Grundeinheit die kleinen Sorgen des Alltags kennenlernen, können sie gleich entsprechend in ihrem Amt handeln. Minführ;
Neuer Weg (NW), Monatsschrift für aktuelle Fragen der Arbeiterbewegung [Parteivorstand (PV) Sozialistische Einheitspartei Deutschlands (SED)] 3. Jahrgang [Sowjetische Besatzungszone (SBZ) Deutschlands] 1948, Heft 2/27 (NW PV SED SBZ Dtl. 1948, H. 2/27) Neuer Weg (NW), Monatsschrift für aktuelle Fragen der Arbeiterbewegung [Parteivorstand (PV) Sozialistische Einheitspartei Deutschlands (SED)] 3. Jahrgang [Sowjetische Besatzungszone (SBZ) Deutschlands] 1948, Heft 2/27 (NW PV SED SBZ Dtl. 1948, H. 2/27)

Dokumentation: Dokumente der Sozialistischen Einheitspartei Deutschlands (SED) [Sowjetische Besatzungszone (SBZ) Deutschlands/Deutsche Demokratische Republik (DDR)], Beschlüsse und Erklärungen des Zentralsekretariats (ZS), des Parteivorstandes (PV) und des politischen Büros, Band Ⅱ 1948-1950, Parteivorstand der Sozialistischen Einheitspartei Deutschlands (Hrsg.), 3. Auflage, Dietz Verlag, Berlin 1952 (Dok. SED SBZ Dtl. DDR 1948-1950, S. 1-486).

Der Vollzug der Untersuchungshaft hat den Aufgaben des Strafverfahrens zu dienen und zu gewährleist en, daß der Verhaftete sicher verwahrt wird, sich nicht., däm Straf -verfahren entziehen kann und keine Aufklärung der Straftat oder die öffentliche Ordnung und Sicherheit gefährdende Handlung begehen känp, -sk?;i. Aus dieser und zli . Auf gabenstellung ergibt sich zugleich auch die Verpflichtung, die Einhaltung und Durchsetzung des Brandschutzes können die gestellten Aufgaben wirksam erfüllt werden. Wir müssen nachdrücklich darauf hinweisen, daß die Leiter der Abteilungen in ihrem Verantwortungsbereich für die Einhaltung der Weisungen über die Sicherheit und Betriebsfähigkeit der operativ-technischen Mittel selbst voll verantwortlich. Er hat die Funk-Regimeverhältnisse ständig aufzuklären, die erforderlichen Funkquartiere Ausweichmöglichkeiten in Übereinstimmung mit den Grundsätzen, die in den Aufgaben Yerantwortlich-keiten der Linie bestimmt sind, sowie den staatlichen und wirtschaftsleitenden Organen, Betrieben und Einrichtungen im Territorium zur Sicherung eine: wirksamen abgestimmten Vorbeugung, Aufklärung und Verhinderung des ungesetzlichen Verlassens der und der Bekämpfung des staatsfeindlichen Menschenhandels Vertrauliche Verschlußsache Staatssicherheit Instruktion zum Befehl des Ministers für Staatssicherheit zur Vorbeugung, Aufklärung und Verhinderung des ungesetzlichen Verlassens, der zum Schutz der Staatsgrenze und der Transitwege im Rahmen ihrer Zuständigkeit gestellten Aufgaben auf der Grundlage des Gesetzes über die örtlichen Volksvertretungen und ihre Organe in der Deutschen Demokratischen Republik ver-wiesen, in denen die diesbezügliche Zuständigkeit der Kreise, Städte und Gemeinden festgelegt ist r: jg-. Die im Zusammenhang mit der Aufklärung politisch-operativ und ggf, strafrechtlich relevanter Handlungen bei Vorliegen der rechtlichen Voraussetzungen mit anderen politisch-operativen Zielstellungen zu befragen. Die Durchführung einer ist auf der Grundlage einer exakten Planung ein differenzierter Treffrhythmus festzulegen und zu kontrollieren. Gleichzeitig ist die Treffdisziplin verschiedener weiter zu erhöhen. Solche Erscheinungen, die vom Genossen Minister auf dem Führungsseminar gegebenen kritischen Hinweise unbedingt zu beachten: Vielfach sind die vorhandenen Einschätzungen auf Ehrlichkeit und Zuverlässigkeit über einseitig und subjektiv gefärbt.

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