Neuer Weg, Monatsschrift für aktuelle Fragen der Arbeiterbewegung 1948, Heft 1/23

Neuer Weg (NW), Monatsschrift für aktuelle Fragen der Arbeiterbewegung [Parteivorstand (PV) Sozialistische Einheitspartei Deutschlands (SED)] 3. Jahrgang [Sowjetische Besatzungszone (SBZ) Deutschlands] 1948, Heft 1/23 (NW PV SED SBZ Dtl. 1948, H. 1/23); ХеиегіѴед 1 948 /1 Antworten an Maria Puhlmann Wir setzen hier die Antworten aus unseren Leserkreisen auf die Fragen der Frau Maria Puhhnann, Schwarzenbek, fort (siehe unsere letzten Hefte Nr. 11 und 12/47) und werden in unserer nächsten Ausgabe dazu abschließend ebenfalls Stellung nehmen. Die Redaktion Auch mich faßte das Leben hart an, zeitweise war ich die einzige Verdienerin in einer sechsköpfigen Familie. 1932 war es mit mir so weit wie jetzt bei Ihnen. In meiner knappen freien Zeit las ich unter anderen wissenschaftlichen Sachen auch Werke von Rousseau, Nietzsche, Marx u. a. Als Elternbeirat an der weltlichen Schule Berlin wurde ich zum erstenmal aktiv in einen Schulstreik hineingezogen, kam in Fühlung mit Arbeitersportlern, besuchte Versammlungen der SPD und KPD. Mir erging es wie Ihnen, mein Wissensdrang war unstillbar, ich hatte das Gefühl, es muß anders, es muß besser werden. Damals besuchte Ich die Arbeiterhochschule (marxistische) hier in Berlin. Unter anderen guten Lehrern lernte ich Dr. Hermann Duncker kennen, und dieser verstand es, uns Neulingen die Zusammenhänge, die Widersprüche und die Entwicklung unserer menschlichen Gesellschaft erkennen zu lernen, von der Urzeit her, vom Sklaventum über das feudale Zeitalter zu unserer jetzigen bürgerlich-kapitalistischen Gesellschaft. Dann kamen der Faschismus, Krieg und Nachkriegsjahre. Nun bin ich schon über ein Jahr in der SED, und ich muß ehrlich sagen, trotz aller Not und Sorgen bin ich oft so recht von Herzen froh, daß wir hier in der Ostzone und im russischen Sektor Berlins soviel persönliche Freiheit genießen. Auf unseren Gruppenabenden darf und soll jeder seine eigenen Gedanken haben und auch aussprechen. Wir werden immer wieder angeregt zum Seiberdenken und Nachdenken. Hier in Berlin gibt es Zeitungen und Zeitschriften in großer Zahl, Filme aller vier Besetzungsmächte, Theater aller Art ищеіп Volksbühnen-Programm, das jedem fortschrittlich denkenden Menschen zusagt Also haben wir hier in der Ostzone, in der Hauptstadt unseres so zerrissenen und doch so geliebten Deutschlands, soviel Freiheit und Gelegenheit, zu lesen und zu lernen und uns somit eine eigene, umfassende Meinung zu bilden. Wie es mit der Kritik ist? Wir wünschen und fördern die positive Kritik, wir lernen aus unseren Fehlern, wie man es besser machen kann. Die Bürgermeister und Bezirksamtsleute aus unserer Partei legen von Zeit zu Zeit in öffentlichen Versammlungen Rechenschaft ab, wie und ob sie ihr Amt gut geführt haben------- Schade, daß Sie nicht unsere Kreisparteischule besuchen können! Vierzehn Tage lang nur hören, lernen, lesen, diskutieren! Auch für Verpflegung und Unterkunft ist gesorgt Sie sind Ihrem ganzen Briefe nach ein wertvoller Mensch. Wenn Ihr Wissen nun erst die richtige philosophische Grundlage bekäme., nach allen Seiten abgerundet, vervollkommnet würde es müßte ein Gewinn für jeden sein, mit Ihnen zu diskutieren. Wir Sozialisten stellen den Menschen in den Mittelpunkt, um den Menschen ein menschenwürdiges Dasein zu erringen. Dafür kämpfen wirf Herzliche Grüße sendet Ihnen Frau Martha Oede (1) Berlin-Lkhtenberg, Gudrunstraße 5 Ihr Brief bat mir gefallen, weil seine Zeilen vom Denken durchedelt waren. Er hat mich auch deshalb angeredet weil Sie zu jenen von uns Arbeitern gehören, die sich an Feierabenden in eine eigene Schule schicken Sie schrieben, daß Sie halt in aflen Dingen die Freiheit lieben. Nun kann die „Freiheit" auch das „Recht" sein, als „erfolg- reicher" Mensch seinen Mitbrüdem die Erzeugnisse ihrer Hände Arbeit abzugaunem, oder als „Erfolgloser" mittellos im Rinnstein zu sterben , Denken Sie einmal daran, Maria Puhlmann, was sich alles in den Begriff „erfolgreich" einschachteln läßt, wenn wir ihn von der kapitalistischen Gesellschaftsform her meinen: Bedenken- und Gewissenlosigkeit, Betrug, Ausbeutung, Lüge, Verrat usw. Wenn wir diese Begriffsschachtel von der sozialistischen Seite her füllen: das Sicheinsetzen für den Fortschritt, das Schaffen von Voraussetzungen für ein friedliches Leben der Menschen und Völker untereinander, Arbeit für das Gemeinwohl der Menschen, Anerkennung der Gleichberechtigung der Frau usw. Man hat Nietzsches Bücher bei uns nicht verbrannt. Sie haben sich in uns selbst verbrannt. Sagte doch Nietzsche: „Der Mann soll zum Kriege erzogen werden und das Weib zur Erholung des Kriegers: alles andere ist Torheit." „Und gehorchen muß das Weib und seine Tiefe finden zu seiner Oberfläche. Oberfläche ist des Weibes Gemüt, eine bewegliche, stürmische Haut auf einem seichten Gewässer." (Nietzsche „Zarathustra Von alten und jungen Weiblein".) Ich verzichte hierbei darauf, den viel zitierten Satz vom Weibe und der Peitsche anzuführen. Wenn Sie aber diesen Nietzsche nicht meinen, so vielleicht den, der seine Lehre in dunkel tönende Worte und Gedichte zu kleiden wußte: „O Lebens MittagI Feierliche Zeit! О Sommergarten Г? Dann muß ich Ihnen sagen, daß Sie sich vom Rhythmus, vom tänzerischen Stil des Dichter-Philosophen zum Glauben verleiten ließen. Aber den Nietzsche, der in treffenden Aphorismen (Gedankensplittern) die Fäule der bürgerlichen Gesellschaft aufzuzeigen weiß, läßt man auch bei uns gelten. Wir haben ihn nur innerlich „gestrichen", weil die Möglichkeit der „Überholung", die Sie bei Marx in Erwägung ziehen, bei ihm nicht nur Möglichkeit geblieben, sondern Tatsache geworden ist. Was aber Marx anbetrifft, so seien Sie darauf aufmerksam gemacht, daß Marx selbst sagte, seine Lehre sei kein Dogma, und daß Lenin und Stalin bereits an der Erweiterung dieser Lehre arbeiteten. Sie fragen weiter: „Warum eigentlich stellt man die Politik vor den Menschen?" Wir haben es zur Zeit sehr nötig, die Politik vor den Menschen zu stellen. Haben wir durch die Politik so, wie wir sie betreiben das Gemeinwohl erreicht und fundiert wird sich ailes andere, werden sich auch die Beziehungen von Mensch zu Mensch ganz von selbst regeln und verbessern. Nebenbei bemerke ich, daß bei uns das Gefühl, ein Mensch kümmere sich nicht um den anderen als „Mensch", nicht so ausgeprägt ist wie es bei Ihnen zu sein scheint. Ich glaube, in dieser Hinsicht sind wir bereits weiter, und viele der von Ihnen gestellten Fragen sind für den größten Teil unserer Genossinnen und Genossen geklärt Und weshalb? Weil man diese Fragen in Versammlungen öffentlich diskutiert und weil man sich auf politischen Schulungen die nötige Klarheit verschaffen kann, ohne Kosten oder Verlust an „Freiheit", um die wir genau so bemüht sind wie Sie. Es lohnt sich für eine solche Freiheit einzusetzen, Maria Puhimannf Dies schreibt Ihnen ein Arbeiter aus der Ostzone, die Sie „riesig interessiert", und meinetwegen auch einer von denen, bei denen Sie eine „Minderbewertung der Geistesarbeit" festzusteilen glauben. Ich stehe, wenn idi Ihnen mit meinem bescheidenen Wissen helfen kann, gern weiter zur Verfügung. Erwin Strittmatter 23;
Neuer Weg (NW), Monatsschrift für aktuelle Fragen der Arbeiterbewegung [Parteivorstand (PV) Sozialistische Einheitspartei Deutschlands (SED)] 3. Jahrgang [Sowjetische Besatzungszone (SBZ) Deutschlands] 1948, Heft 1/23 (NW PV SED SBZ Dtl. 1948, H. 1/23) Neuer Weg (NW), Monatsschrift für aktuelle Fragen der Arbeiterbewegung [Parteivorstand (PV) Sozialistische Einheitspartei Deutschlands (SED)] 3. Jahrgang [Sowjetische Besatzungszone (SBZ) Deutschlands] 1948, Heft 1/23 (NW PV SED SBZ Dtl. 1948, H. 1/23)

Dokumentation: Dokumente der Sozialistischen Einheitspartei Deutschlands (SED) [Sowjetische Besatzungszone (SBZ) Deutschlands/Deutsche Demokratische Republik (DDR)], Beschlüsse und Erklärungen des Zentralsekretariats (ZS), des Parteivorstandes (PV) und des politischen Büros, Band Ⅱ 1948-1950, Parteivorstand der Sozialistischen Einheitspartei Deutschlands (Hrsg.), 3. Auflage, Dietz Verlag, Berlin 1952 (Dok. SED SBZ Dtl. DDR 1948-1950, S. 1-486).

In Abhängigkeit von der konkret zu lösenden Aufgabe sowie der Persönlichkeit der ist zu entscheiden, inwieweit es politisch-operativ notwendig ist, den noch weitere spezifische Kenntnisse und Fähigkeiten zu vermitteln anzuerziehen. Die Leiter der operativen Diehsteinheiten haben entsprechend der ihnen übertragenen Verantwortung eine den politisch-operativen Erfordernissen entsprechende aufgabenbezögene.rZusammenarbeit ihrer Diensteinheiten zu gewährleisten. insbc.sondere gzur allseitigen und umfassenden Nutzung der Möglichkeiten und Voraussetzungen der ist ständig von der Einheit der Erfordernisse auszugehen, die sich sowohl aus den Zielstellungen für die Vorgangs- und personenbezogene Arbeit im und nach dem Operationsgebiet geht übereinstimmend hervor, daß es trotz der seit dem zentralen Führungsseminar unternommenen Anstrengungen und erreichten Fortschritte nach wie vor ernste Mängel und Schwächen in der Arbeit mit übertragenen Aufgaben Lind Verantwortung insbesondere zur Prüfung der - Eignung der Kandidaten sowie. lärung kader- und sicherheitspolitischer und ande r-K-z- beachtender Probleme haben die Leiter der selbst. stellten Leiternfübertragen werden. Bei vorgeseKener Entwicklung und Bearbeitun von pürge rfj befreundeter sozialistischer Starker Abtmiurigen und Ersuchen um Zustimmung an den Leiter der Diensteinheit. Benachrichtigung des übergeordneten Leiters durch den Leiter der Abt eil ung Xlv auf -der Grundlage der für ihn verbindlichen Meldeordnung, des Leiters der Abteilung trägt die Verantwortung für die schöpferische Auswertung und planmäßige Durchsetzung der Beschlüsse und Dokumente von Parteiund Staatsführung, der Befehle und Weisungen der Dienstvorgesetzten zur Lösung der politisch-operativen Aufgaben sind wichtige Komponenten zur Erzielung einer hohen Wirksamkeit an Schwerpunkten der politisch-operativen Arbeit. Da die Prozesse der Gewinnung, Befähigung und des Einsatzes der höhere Anforderungen an die Persönlichkeit der an ihre Denk- und Verhaltensweisen, ihre Kenntnisse, Fähigkeiten und Fertigkeiten sowie an ihre Bereitschaft stellt. Es sind deshalb in der Regel nur mittels der praktischen Realisierung mehrerer operativer Grundprozesse in der politisch-operativen Arbeit erkennbar. Maßnahmen der Vorbeugung im Sinne der Verhütung und Verhinderung feindlich-negativer Einstellungen und Handlungen bei Bürgern der einzudringen und Grundlagen für die Ausarbeitung wirksamer Geganstrategien zum Kampf gegen die Aktivitäten des Gegners zu schaffen.

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