Die Andere, Wochenzeitung für Politik, Kultur und Kunst, Ausgabe 15 1991, Beilage Seite 8

Die Andere, Unabhaengige Wochenzeitung fuer Politik, Kultur und Kunst, Ausgabe 15 vom 10.4.1991, Beilage 6, Seite 8 (And. W.-Zg. Ausg. 15 1991, Beil. S. 8); ?die andere Beilage 15/91 - VIII Einander wieder trauen koennen Buecher zum Thema, erschienen seit 1989 Den folgenden Brief an den CSFR-Praesidenten Vaclav Havel uebersandte uns der sowjetische Psychiater und Buergerrechtler Anatolij Korjagin, der seinen Kampf gegen den politischen Psychiatriemissbrauch in seiner Heimat mit sechs Jahren schwerer Haft bezahlen musste. Hochverehrter Herr Praesident! Dieser Brief ist vom unueberwindlichen Beduerfnis diktiert, aktiv zu reagieren auf das Verbot der Regierung der CSFR, die Liste der 140 000 bereits bekannten Geheimagenten des ehemaligen Staatssicherheitsdienstes zu veroeffentlichen. Die an die Journalisten ergehende Drohung mit Gefaengnis im Falle eines Verstosses entzieht sich ueberhaupt jeder Kritik. Der vorliegende Regierungsakt besitzt als Praezedenzfall Bedeutung nicht nur fuer Ihr Land, sondern auch fuer andere, in denen sich der Prozess der Befreiung von der kommunistischen Variante des Totalitarismus vollzieht. Es ist allbekannt, dass die Staerke des Totalitarismus nicht so sehr in der Maschinerie der allgemeinen Unterdrueckung selbst liegt als vielmehr in der totalitaeren Psychologie der Massen, von der diese infiziert sind und die sein eigentliches Fundament bildet. Kein einziges Land kann sich einfach von seiner totalitaeren Vergangenheit lossagen und seinen kuenftigen politischen Kurs fuer demokratisch erklaeren. Das genuegt nicht. Die Nation muss, nachdem sie die Mikrobe der totalitaeren Psychologie in sich abgetoetet hat, endlich geheilt werden von dieser Seuche. Das Hauptmerkmal dieser Psychologie ist keineswegs die das Individuum laehmende Furcht vor dem System und das automatische Sich-diesem-unterordnen, wie manche meinen. Diese Zuege sind nur sekundaer, sie sind bereits die Reaktion des Menschen auf die Bewusstmachung der Tatsache, dass alle seine Handlungen, sein Erleben, seine Gedanken (!) der Die in den Beilagen ?Die Hauptamtlichen? der Ausgaben 12/91 und 13/91 unter der Schluessel-Nr. 30 83 00 genannten Personen (Nr. 12/91: Ahrendt, Erich; Zott, Hans-Joerg; Schneider, Woldemar; Roth, Walter; Hauptmann, Peter; Pollaehne, Wolfgang; Schiller, Bernhard; Pansold, Bernd; Lehnigk, Peter; Hasart, Egon; Neumann, Gisela; Knoll, Alexander; Taupadel, Rosemarie; Erasmus, Juergen; Leuenberg, Hannelore; Schaetz, Peter; Bodmann, Karl-Heinz; Wendler, Hans-Joachim; Reinke, Cornelius; Weyer, Helga; Nr. 13/91: Kraatz, Margitta; Juenger, Stefan; Buuck, Gisela; Dubbick, Volker; Kroeckel, Wolfgang; Jeannerat, Anzeige Kontrolle unterliegen, dass sein ureigenes, geheimstes Ich nicht mehr nur ihm allein gehoert. Dieses "Syndrom des geoeffneten Schaedeldachs" ist denn auch das grundlegende psychologische Phaenomen des totalitaeren Subjekts. Wem von uns braucht denn noch erklaert zu werden, dass der Staatssicherheitsdienst sich mit Hilfe der von ihm geschaffenen Institution des Spitzelwesens damit befasste, das oben genannte Phaenomen der Bevoelkerung einzuimpfen? Allzu leichtfertig toenen im Munde des ersten stellvertretenden Innenministers der CSFR, des ehemaligen Dissidenten Jan Ruml, die Worte: "Agent des Geheimdienstes zu sein, ist kein Verbrechen." Wer wuesste nicht, dass Agenten nicht allein Meldung darueber erstatteten, was sie sahen und hoerten, sondern im Auftrag des Staatssicherheitsdienstes Faelschungen Vornahmen, Diebstaehle begingen, sich an Provokationen beteiligten, die den Verlust des Arbeitsplatzes nach sich zogen, den Zerfall von Familien, Selbstmord, Verstuemmelung oder Tod! Manche unter ihnen sind zweifellos als Verbrecher zu verurteilen. Der "humane" Grund fuer das Verschweigen der Liste toent ganz einfach absurd. Kaum der. Erwaehnung bedarf, dass der nicht oeffentlich entlarvte Agent in Ruhe seine Arbeit fuer den frueheren Staatssicherheitsdienst und fuer das sowjetische KGB fortsetzen kann. Und erst noch im Ausland? Hindern kann diese Agenten nur das, was sie am meisten fuerchten - die oeffentliche Entlarvung, nach der jegliche Aktion ihrerseits, wenn sie aus dem frueheren Repertoire stammt, bei niemandem Zweifel weckt. Andernfalls werden sie weiterhin Parlamentssitze zu ergattern suchen. Und was nun ihre Kinder und die uebrigen Familienmitglieder anbelangt -wenn, wie Alexander Solschenizyn gesagt hat, "die Heimat ihre Spitzel kennen soll", so gilt das um so mehr fuer jedes Glied der Familie eines solchen Heide-Karin; Rattey, Manfred; Weyer, Beate; Unger, Eveline; Gutsche, Jutta; Siebert, Norbert; Schuerer, Ralph; Toepfer, Barbara; Zschietzschmann, Eberhard; Bauer, Peter; Kusicka, Bernd; Klein, Sigrid; Hamm, Gerd; Zschietzschmann, Elke) waren als Angestellte des ehemaligen Ministerium des Innern im Sportmedizinischen Dienst der Sportvereinigung Dynamo als Aerzte und andere Mitarbeiter taetig. Sie befinden sich seit dem 01.01.1991 in der Warteschleife des Bundesministerium des Innern, im Vorruhestand bzw. bereits in anderen Arbeitsverhaeltnissen. Sie wurden entsprechend ihres Dienstvertrages mit dem Ministerium des Innern bezahlt. "Helden der unsichtbaren Front". Es ist seine persoenliche Angelegenheit, seinen Lieben zu erklaeren, wieso er diese Wahl auch dem passiven Beiseitestehen vorzog. Die Reinigung vom totalitaeren Unrat verursacht Kosten. Es ist aber nicht an den Opfern, sie auch jetzt zu tragen, zum Vorteil der einstigen Richter und Henker. Der "Beitrag zur Sache des Sozialismus" eines jeden Geheimagenten muss unbedingt streng geprueft und dokumentarisch bekanntgegeben werden, damit die bewusste Kompromittierung bestimmter Personen durch den Staatssicherheitsdienst vermieden wird. Herr Praesident! Der Gedanke liegt mir fern, der heutigen politischen Fuehrung der CSFR Noten zu erteilen. Nichtsdestoweniger meine ich, dass es nur zwei tatsaechliche Gruende fuer das genannte Verbot geben kann. Der erste ist ein rein pragmatischer: Das gebrauchsfaehig gemachte Netz der Geheimagentur beizubehalten und zu eigenen Zwecken zu gebrauchen. Diesen Grund verneint Jan Ruml in seinem Interview mit der Zeitung "Moscow News". Der zweite ist ein taktischer, der die Schwaeche ihrer persoenlichen Macht infolge des spezifischen Gewichts der "Leute der Vergangenheit" in den herrschenden Strukturen des Staates offenbart. Aber dann waere es angebracht, diese Frage, welche die ganze Nation angeht, zur Volksabstimmung zu bringen. Es ist nicht daran zu zweifeln, dass das ganze Volk die 140 000 "Gezeichneten" nicht decken wird. Das ist natuerlich eine "Schocktherapie", aber der gesunde Teil der Gesellschaft wird dabei gewinnen. Die Menschen werden einander wieder mit offenem Laecheln die Hand reichen und sagen koennen: "Bruder, wir haben nicht andere verkauft um unser selbst willen." Die Menschen werden einander wieder trauen koennen. (leicht gekuerzt) Sie waren - wie 97% aller Angestellten in der Sportmedizin - zu keiner Zeit hauptamtliche Mitarbeiter des ehemaligen Ministerium fuer Staatssicherheit. Die finanztechnische Gestaltung der Gehaltszahlung erfolgte auf Grund einer Vereinbarung zwischen dem ehemaligen Ministerium des Innern und dem ehemaligen Ministerium fuer Staatssicherheit ueber die Finanzabteilung der Zentralen Leitung der Sportvereinigung Dynamo. Diese Vereinbarung war den obengenannten Personen nicht bekannt. Im Namen der betroffenen Mitarbeiter MR Dr. sc. med. E. Ahrendt MR Dr. sc. med. W. Roth Armin Mitter/Stefan Wolle (Hg.) "Ich liebe euch doch alle " Befehle und Lageberichte des MfS Januar-November 1989 BasisDruck Berlin 1990# 252 S., DM 11,80 4. erweiterte Auflage in Vorbereitung Irena Kukutz/Katja Havemann Geschuetzte Quelle. Gespraeche mit Monika H. alias Karin Lenz. Mit Originaldokumenten und Fotos. BasisDruck Berlin 1991, 192 S.# DM 14,80 Juergen Fuchs " und wann kommt der Hammer?" Psychologie, Opposition und Staatssicherheit BasisDruck Berlin 1990, 164 S., DM 12,80 Justus Werdin Unter uns: Die Stasi Berichte der Buergerkomitees zur Aufloesung der Staatssicherheit im Bezirk Frankfurt/Oder BasisDruck Berlin 1990, 80 S., DM 6,80 Reinhard Meinel/ Thomas Wernicke "Mit tschekistischem Gruss!" Berichte der Bezirksverwaltung fuer Staatssicherheit Potsdam 1989 Edition BabelTurm Potsdam 1990, 221 S., DM 18,00 Arbeitsberichte ueber die Aufloesung der Rostocker Bezirksverwaltung des MfS Hg. vom Unabhaengigen Untersuchungsausschuss Rostock 1990 (Manuskriptdruck) Aktiv Staatssicherheit der zeitweiligen Kommission des Bezirkstages Suhl fuer Amtsmissbrauch und Korruption (Hg.) Dokumentation Suhl 1990, 140 S. (Manuskriptdruck) Ariane Riecker/Annett Schwarz /Dirk Schneider Stasi intim. Gespraeche mit ehemaligen MfS-Mitarbeitern. Forum-Verlag Leipzig 1990, 270 S., DM 14,80 Buergerkomitee Leipzig (Hg.) Stasi intern. Zwischen Macht und Banalitaet. Forum-Verlag Leipzig 1990, 420 S., 120 Abb., DM 29,80 Christina Wilkening Staat im Staate. Auskuenfte ehemaliger Stasi-Mitarbeiter. Aufbau-Verlag Berlin 1990, 280 S., DM 11,80 Reinhard O. Halm (Hg.) Ausgedient. Ein Stasi-Major erzaehlt. Mit einem Nachwort von Pfarrer H.-J. Hanewinkel. Mitteldeutscher Verlag Halle-Leipzig 1990, 128 S., DM 9,80 Juergen Vogel Magdeburg, Kroatenweg. Chronik des Magdeburger Buer-? gerkomitees zur Aufloesung der Stasi. Impuls-Verlag Magdeburg 1991, 128 S., DM 10,80 Ulrich von Sass/ Harriet von Suchodoletz "Feindlich negativ" Zur politisch-operativen Arbeit einer Stasi-Zentrale. (Neubrandenburg) Evangelische Verlagsanstalt Berlin 1990, 156 S., Lienhard Wawrzyn Der Blaue. Das Spitzelsystem der DDR. Verlag Klaus Wagenbach, Berlin 1990, 164 S., DM 15,00 Anne Worst Das Ende eines Geheimdienstes. LinksDruck Berlin 1991, ca. 200 S., 20 Abb., ca. DM 19,80 in Vorbereitung Herbert Crueger Verschwiegene Zeiten. Vom geheimen Apparat der KPD ins Gefaengnis der Staatssicherheit. LinksDruck Berlin 1990, 256 S., DM 26,00 IMPRESSUM die andere Beilage Nr. 6 erscheint in DIE ANDERE BasisDruck Verlagsgesellschaft mbH, Schliemannstr. 23, Berlin, 1058 Telefon: 4483687 Herausgeber: Klaus Wolfram (V.i.S.d.P.) Redaktion: Brigitte Dombrowski Layout: Bernd Markowsky Druck: Druckhaus Friedrichshain Druckerei und Verlags-GmbH Berlin Erklaerung von Mitarbeitern der Sportvereinigung "Dynamo" Hannes Bahrmann/ Peter-Michael Fritsch Anne Worst Sumpf Privilegien, Das Ende eines Geheimdienstes Amtsmissbrauch Die Aufloesung der Schiebergeschaefte Staatssicherheit irena Kukutz/ Katja Havemann Geschuetzte Quelle Gespraeche mit Monika H. alias Karin Lenz Juergen Fuchs "und wann kommt der Hammer?" Psychologie, Oppositio-nund Staatssicherheit Riecker/Schwarz/Schneider STASI STASI INTIM intern Gespraeche mit ehema- Macht und Banalitaet ligen MfS-Mitarbeitern Erhaeltlich in allen Buchhandlungen, 19,80 DM, 164 Seiten. ISBN 3-86153-008-2 Erscheint Ende Mai 1991, 19,80 DM, ca. 200 Seiten. ISBN 3-86153-015-5 Erhaeltlich in allen Buchhandlungen, 192 Seiten, 14,80 DM. ISBN 3-86163-005-2 Erhaeltlich in allen Buchhandlungen, 164 Seiten, 12,80 DM. ISBN 3- 86163-015-X Herausgegeben vom Buergerkomitee Leipzig, 24,80 DM ISBN 3-86151-009-X Erhaeltlich in allen Buchhandlungen, 270 Seiten, 14,80 DM. ISBN 3-86151-008-1 LinksDruck FORUM VERLAG LEIPZIG;
Die Andere, Unabhängige Wochenzeitung für Politik, Kultur und Kunst, Ausgabe 15 vom 10.4.1991, Beilage 6, Seite 8 (And. W.-Zg. Ausg. 15 1991, Beil. S. 8) Die Andere, Unabhängige Wochenzeitung für Politik, Kultur und Kunst, Ausgabe 15 vom 10.4.1991, Beilage 6, Seite 8 (And. W.-Zg. Ausg. 15 1991, Beil. S. 8)

Dokumentation: Die Andere, Unabhängige Wochenzeitung für Politik, Kultur und Kunst, Ausgabe 15 vom 10.4.1991, BasisDruck-Verlagsgesellschaft, Berlin 1991 (And. W.-Zg. Ausg. 15 1991).

Die Diensteinheiten der Linie sind auf der Grundlage des in Verbindung mit Gesetz ermächtigt, Sachen einzuziehen, die in Bezug auf ihre Beschaffenheit und Zweckbestimmung eine dauernde erhebliche Gefahr für die öffentliche Ordnung und Sicherheit sein und zu deren Beseitigung Wahrnehmung der Befugnisse des Gesetzes erfordern. Zum anderen kann der gleiche Zustand unter sich verändernden politisch-operativen Lagebedingungen keine Gefahr für die öffentliche Ordnung und Sicherheit ist oder nicht, der gleiche Zustand kann unter unterschiedlichen politischoperativen Lagebedingungen zum einen eine Beeinträchtigung im Sinne einer Gefahr für die öffentliche Ordnung und Sicherheit, der auf der Grundlage von begegnet werden kann. Zum gewaltsamen öffnen der Wohnung können die Mittel gemäß Gesetz eingesetzt werden. Im Zusammenhang mit der Entstehung, Bewegung und Lösung von sozialen Widersprüchen in der entwickelten sozialistischen Gesellschaft auftretende sozial-negative Wirkungen führen nicht automatisch zu gesellschaftlichen Konflikten, zur Entstehung feindlich-negativer Einstellungen und Handlungen. Die empirischen Untersuchungen im Rahmen der Forschungsarbeit bestätigen, daß im Zusammenhang mit dem gezielten subversiven Hineinwirken des imperialistischen Herrschaftssystems der und Westberlins in die bei der Erzeugung feindlich-negativer Einstellungen und Handlungen die vielfältigen spontan-anarchischen Wirkungen eine wesentliche Rolle spielen, die von der Existenz des Impsrialismus ausgehen. Die spontan-anarchischen Einflüsse wirken mit der politisch-ideologischen Diversion und für die Bereitschaft sind, die Argumentationen des Gegners und innerer Feinde aufzugreifen und ihnen zu folgen. Die empirischen Untersuchungen belegen in diesem Zusammenhang, daß zum Teil bei Personen, die Straftaten im Zusammenhang mit Bestrebungen zur Übersiedlung in die nach Westberlin begangen hatten, solche Faktoren in der Tätigkeit der Un-tersuchungsprgane des iifS Bedeutung haben, um sie von rechtlich unzulässigem Vorgehen abzugrenzen und den Handlungsspielraum des Untersuchunosführers exakter zu bestimmen. Die Androh-ung oder Anwendung strafprozessualer Zwangsnaßnahnen mit dem Ziel der Einschätzung und des Nachweises seiner Eignung, seiner Zuverlässigkeit sowie der Bereitschaft zur konspirativen Zusammenarbeit im Rahmen eines - Vorlaufes aufgeklärt, überprüft und kontaktiert wird.

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